Hong Sang-soo Retrospektive
Seit seinem Debütfilm THE DAY A PIG FELL INTO THE WELL (1996) hat der koreanische Regisseur Hong Sang-soo (*1960) ein einzigartiges filmisches Œuvre geschaffen, das zu den eigensinnigsten Entwürfen des Gegenwartskinos gezählt werden muss. Formal höchst raffiniert, aber trotzdem mit komödiantischer Leichtigkeit und einem außergewöhnlichen Sinn für sprachliche Ambivalenzen, kreisen seine Filme in immer neuen Variationen um Männer und Frauen, Essen und (Alkohol-)Trinken, (Film-)Fantasie und Realität. Hong Sang-soo ist einer der wenigen Autorenfilmer, bei dem minimalistischer Modernismus und höchst unterhaltsames Erzählkino Hand in Hand gehen.
Hongs erotisch codierten Sprachspielen wird oft eine Nähe zu Eric Rohmer attestiert, aber die doppelbödigen Brüche und Überraschungen gemahnen eher an die surrealen Fiktionen von Luis Buñuel: Wie bei Buñuel gibt es bei Hong oftmals keine deutlichen Markierungen zwischen Traum, Erinnerung, Film und Wirklichkeit. Hong ist ein Meister der Mise en abyme: Besonders in seinen späteren Filmen gibt es vertrackte Film-im-Film-Konstruktionen, in denen nicht mehr zu unterscheiden ist, ob das Kino das Leben nachahmt oder das Leben das Kino. Im obsessiven Einsatz solcher Doppelungen, Spiegelungen und Wiederholungen wird Hong Sang-soos Kino zu einem spielerischen Meta-Kino: Film im Film und Film über Film. (Arsenal Berlin)