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LA BELLE ÉPOQUE

DIE SCHÖNSTE ZEIT UNSERES LEBENS

R: Nicolas Bedos

Mittsechziger Victor, einst erfolgreicher Comiczeichner, findet das Leben grad nicht so komisch. Er ist voll Zynismus und zieht mit seiner negativen Energie alle mit sich in den Abyss der schlechten Laune. In Gesellschaft gibt er den jammervollen und frustrierten Desillusionierten – was nicht ohne Witz ist, für uns. Seine Frau Marianne kann nicht mehr lachen. Er sieht sie nicht, sie fühlt sich nicht mehr begehrt und das gemeinsame Leben ist zur Qual geworden. Marianne behilft sich derweil mit einer Affaire. Diese aber, wenig prickelnd, mit dem besten Freund des Ehemannes. Als es ihr zu bunt – oder eher zu schwarz – wird, wirft sie Victor aus der gemeinsamen Wohnung, er findet Unterschlupf bei seinem Nebenbuhler (wobei er allerdings nicht zugibt, etwas zu ahnen oder wirklich nichts ahnt).
Soweit klingt das nicht sehr nach Komödie, aber die zynische und schwarzmalerische Grundstimmung hat etwas Berührendes und Witziges. Es gelingt der Spagat zwischen tränenreichem Melodrama und leichtfüßiger Komödie. Das je-ne-sais-quoi französischer Unterhaltungsfilme, die nie eindimensional, nie nur für eine Altersgruppe, nie seicht dafür immer kurzweilig und spannend und berührend sind. Die uns ab und zu schallend lachen lassen.
Richtig lustig wird es, als ein Freund des Sohnes des Ehepaares, der schon in jungen Jahren eine besondere Zuneigung zu Victor gehegt hat, ihm eine Rekonstruktion einer vergangenen Zeit seines Lebens anbietet. Er führt eine Agentur, die, mit großem Aufwand, eine bestimmte Periode der Vergangenheit wiedererstehen lassen kann. Um wilde 20er Jahre Parties zu feiern, oder ein römisches Bacchanal nacherleben zu können. Ein Zeitvertreib für Leute, die schon alles haben. Zuerst etwas skeptisch, nimmt Victor an und wünscht sich den Abend, an dem er seine Frau traf. Was er will, gelingt nicht beim ersten Mal, also „besucht” er sein 40 Jahre jüngeres Ich mehrmals. Ganz langsam und sachte beginnt eine Veränderung.
Jeder der Charakter darf eine Fülle behalten, wie sie selten ist in leichter Komödie. Fanny Ardent, mit 70 Jahren eine wunderschöne, sexy Frau und überzeugende Schauspielerin, Daniel Auteuil, hier wieder einmal in Höchstform, harmonieren als frustriertes Ehepaar. Die Typen, die in der Vergangenheitsrekonstruktion „wohnen”, ergeben gemeinsam, und nur gemeinsam, ein Ganzes. Besonders wichtig sind hier Ausstattung und Kostüm, die detailreich und abgestimmt aber nicht zu hochglänzend sind, um eine Atmosphäre zu erschaffen, von der man versteht, dass Victor immer wieder hin will.
Und wer hat es sich noch nie gewünscht? Eine „Rückkehr” in erinnerte Momente? Oder ein „Ausprobieren” einer nicht selbst erlebten Zeit? (th)
„LA BELLE ÉPOQUE, der zweite Streich des aufregenden neuen Regietalents Nicolas Bedos, ist eine so vielschichtige wie vergnügliche Komödie, in der nichts so ist, wie es scheint.” (Zürich Film Festival)

Frankreich 2019; Regie & Buch: Nicolas Bedos; Kamera: Nicolas Bolduc; Musik: Nicolas Bedos & Anne-Sophie Versnaeyen; Ausstattung: Stéphane Rozenbaum; Kostüm: Emmanuelle Youchnovski; DarstellerInnen: Fanny Ardant (Marianne Drumond), Daniel Auteuil (Victor Drumond), Guillaume Canet (Antoine), Doria Tillier (Margot), Pierre Arditi (Pierre) u.a.; (DCP; 1:2,35; Farbe; 115min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


  
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