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I'M NOT THERE

R: Todd Haynes

Nicht immer ist das Gutgemachte, Wohldurchdachte, Rechtdosierte die beste Lösung für einen Stoff. Manchmal ist das Unausgewogene, Ungelenke, Überkandidelte der spannendere Weg, den ein Film ein­­schlagen kann. I’M NOT THERE von Todd Haynes ist das beste Beispiel dafür, dass es sich lohnt, andere als die ausgetretenen Pfade zu benützen. Der Film soll ein Biopic über Bob Dylan sein und will es auch wieder nicht sein, in jedem Fall will er nicht sein wie andere Fil­­me, die sich am Leben von Legenden entlang hangeln. Haynes hatte die haarsträubende und gleichzeitig geniale Idee, den Mann, an dessen Wandlungen sich die Biographen immer wieder die Zähne ausbeißen, nicht nur von verschiedenen Männern spielen zu lassen, sondern auch noch von einem kleinen schwarzen Jungen und einer Frau. Und das Tollste ist: es funktioniert. (nach: Michael Althen, FAZ)
Und so ist I’M NOT THERE ein dichtes Gewebe, in dem sich Pop, Politik und Zeitgeschichte nicht voneinander lösen lassen. In dem vibrierenden Dylan-Kompendium verwandelt sich nicht ein Darsteller in den Musiker, vielmehr agieren gleich sechs Figuren unterschiedliche Identitätsentwürfe aus. Denn der Kunstfigur Bob Dylan kommt man nur dann näher, wenn man sich jeder Authentizitätsbehauptung enthält. Und so wird I’M NOT THERE zum filmisch herausfordernden Parcours durch ein Künstlerleben, weil Haynes jedes Dylan-Ich in ein anderes ästhetisches Ambiente einbettet und diese dann unaufhörlich ineinander übergehen lässt: mal als Video-Clip, mal als Fake-Doku, dann wieder als Western-Paraphrase (Richard Gere als amerikanischer Archetyp, in Anlehnung an Dylans Arbeit an PAT GARRETT & BILLY THE KID), als Beat-Delirium in Schwarz-Weiß (bei dem Cate Blanchett durch Dylans drogenintensivste Zeit taucht) oder als quasirealistisches Familienstück.
Todd Haynes hat sich schon immer als Rekonstrukteur vergangener Stile bewährt, die er mit neuen Inhalten füllt. In I'M NOT THERE riskiert er mehr denn je, weil er auf erzählerische und biografische Kon­ti­nuität verzichtet und das Kino in Richtung einer musikalischen Collage führt.
(nach: Dominik Kamalzadeh, Der Standard)

USA 2007; Regie: Todd Haynes; Buch: Todd Haynes, Oren Moverman; Ka­­­mera: Ed Lachman; DarstellerInnen: Cate Blanchett (Jude Quinn), Richard Gere (Billy the Kid), Heath Ledger (Robbie Clark), Marcus Carl Franklin (Woody Guthrie), Ben Whishaw (Arthur Rimbaud), David Cross (Allen Ginsberg) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 135min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


  
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