YESR: Sally Potter „Ich verspürte das dringende Bedürfnis, der rasch zunehmenden Dämonisierung der arabischen Welt im Westen und der gleichzeitig grassierenden Welle von Hass gegen Amerika etwas entgegenzusetzen. Ich stellte mir die Frage: Was kann ein Filmemacher in solch einer von Hass und Angst geprägten Atmosphäre denn eigentlich tun? Welche Geschichten sollte man erzählen?“ (Sally Potter) Die Regisseurin – eine der wenigen ihrer Zunft, die noch eigene Drehbücher umsetzen – entschied sich für eine exemplarische Liebesgeschichte: Sie (Joan Allen), Amerikanerin irischer Abstammung, beruflich erfolgreiche Mikrobiologin, privat in einer nur mehr zum Schein aufrecht erhaltenen Ehe mit einem englischen Politiker gefangen, trifft auf Ihn (Simon Abkarian): einen Libanesen, Flüchtling, früher Chirurg, doch im Londoner Exil zum Koch degradiert, isoliert von seiner Familie und Kultur. In die anfängliche Leidenschaft mischen sich zunehmend Vorurteile über die/den kulturell andere/n, die durch die Radikalisierung rund um 9/11 noch mehr zugespitzt werden.
Um den exemplarischen Charakter dieser Konstellation zu unterstreichen und ins Überzeitliche zu heben, wählte Potter eine Form, die an die englische Dramatik des 15. und 16. Jhdts, sowie an griechische Tragödien erinnert: gesprochen wird in jambischen Blankversen, vom tragischen Liebespaar bis zu den Küchengesellen. Der „Dienerschaft“, insbesondere der Putzfrau des Ehepaares, kommt eine lenkende und kommentierende Funktion zu und vollzieht Brechungen im brechtschen Sinne. „Texte von Shakespeare und im Straßen-Rap befördern die Montage von Culture Clash, Glaubensfragen, Putzphilosophie, inneren Stimmen und einem sinnlichen Tête-à-tête im gehobenen Restaurant zu einem hochartifiziellen Wurf, wie man ihn in Potters ORLANDO schätzte." (Claudia Schwartz in: NZZ) Poetisch ist nicht nur die Sprache, sondern auch die Kameraführung: „Um Kanten herum, durch Wassergläser hindurch, mit verschiedenen Farbfiltern filmt Potter ihre vielschichtige Geschichte. Elegant. Subtil erotisch. Wunderschön.“ (http://outnow.ch) „YES, in den exquisiten Bildern Alexei Rodionovs, ist ein Gesang über das Leben, über die Liebe, über Mann und Frau, über ihren Schmerz, über Trauer und Tod.“ (NZZ Online). Und doch geht YES über das Private hinaus und verankert es im Politischen: „Eine Romanze? Ein Drama? Eine Komödie? Ein politischer Film? YES hat von all dem etwas, und das macht diesen Film so einzigartig.“ (Andreas Katzer in: Abendblatt) „Ich möchte mit dem Film einen Raum aufbauen, in dem die Zuschauer das finden können, was immer sie suchen. Ich gebe verschiedene Stimmen wieder, die aber nicht alle für mich sprechen. (Sally Potter).
"YES ist (...) zugleich ein avantgardistisches Experiment und großes filmisches Welttheater" (Sascha Westphal in: Frankfurter Rundschau).
YES lief im Panorama der Berlinale 2005.
Auszeichnungen: Brisbane International Film Festival 2005 – Interfaith Award (Special Commendation); Seattle International Film Festival 2005 – Golden Space Needle Award for the Best Actress (Joan Allen)
Großbritannien/USA 2004; Regie, Drehbuch & Musik: Sally Potter; Kamera: Alexei Rodionov; DarstellerInnen: Joan Allen (She), Simon Abkarian (He), Shirley Henderson (Putzfrau), Sam Neill (Anthony), Samantha Bond (Kate), Sheila Hancock (Tante), Stephanie Leonida (Grace), u.a. (35mm; 1:1,85; Farbe; 95min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).
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