CEMETERY OF SPLENDOURRAK TI KHON KAEN R: Apichatpong Weerasethakul Was ist das für ein merkwürdiges Krankenhaus im Dschungel, umwachsen von Palmen, umgeben von Insektenzirpen? Was sind das für junge Männer, die in ihren ordentlich aufgereihten Betten schlafen und schlafen, umsorgt von Krankenschwestern? Und wen besucht die freundliche, etwa fünfzigjährige Frau, die den Krankensaal auf Krücken betritt? Gemeinsam mit dieser ehrenamtlichen Helferin erfahren wir, dass es sich bei den Liegenden um Soldaten handelt, befallen von einer mysteriösen Schlafsucht. Sie atmen leise, im Schein von seltsamen Lampen, deren wechselnde Farben ihre schweren Träume beschwichtigen sollen.
Friedlich und doch beunruhigend ist das Bild, mit dem der Film CEMETERY OF SPLENDOUR des thailändischen Regisseurs und Installationskünstlers Apichatpong Weerasethakul beginnt. In einem sanft voranschreitenden, geradezu musikalischen Rhythmus erzählt er von einer Handvoll Begegnungen, in denen Neugier, Freundschaft, erotisches Interesse auf angenehme Weise ineinanderfließen.
Schlaf, Traum und die ihnen benachbarte Idee der Seelenwanderung sind der spirituelle Raum, in dem sich die Bilder und Kunstwerke von Apichatpong Weerasethakul bewegen. Letztlich sind alle seine Arbeiten ein Ganzes, einzelne Teile eines offenen Kunst- und Lebensprojekts, in dessen Zentrum zwei große Themen stehen: Transformation und Erinnerung. Und der Dschungel ist die eigentliche Verwandlungsmacht von Weerasethakuls Kino, der Ort, an dem seine Helden eins mit sich und ihren Begierden werden, Sinnlichkeit, Sanftheit, Berührungen, aber auch die Gewalt der Sexualität erleben. Insektensummen, Blätterrascheln, die Lichtwechsel in den Baumkronen werden zum ursprünglichen Raum, der die menschlichen Festlegungen auflöst. Es ist die Erinnerung, die all diese Verbindungen, Überschreitungen, Auflösungen wiederum in einen mythologischen, Raum überführt. Es entsteht ein Zusammenhang zwischen den schlafenden Soldaten und dem Ort des Krankenhauses: Einst war dort eine Schule und vor Hunderten von Jahren der titelgebende Königsfriedhof.
(aus: Katja Nicodemus, Die Zeit) Deutschland/Frankreich/Großbritannien/Thailand 2015; Regie & Buch: Apichatpong Weerasethakul; Kamera: Diego Garcia; DarstellerInnen: Jenjira Pongpas (Jenjira), Banlop Lomnoi (Itt), Jarinpattra Rueangram (Keng), Petcharat Chaiburi (Krankenschwester Tet), Tawatchai Buawat (Mediator), Sakda Kaewbuadee (Teng), Sujittraporn Wongsrikeaw (Göttin I), Bhattaratorn Senkraigul (Göttin II) u.a.; (DCP; 1:1,85; Farbe; 122min; ORIGINALFASSUNG – in Thai – MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).
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