EXILR: Visar Morina Fast wie in einem der klassischen Paranoia-Thriller aus den 70er Jahren hält Visar Morina in EXIL die Frage offen, was Wirklichkeit und was Einbildung ist. Die Antwort auf diese Frage ist am Ende egal, denn das Gefühl, trotz allem nicht ganz Teil der deutschen Gesellschaft zu sein, ist für allzu viele Migranten, egal ob sie erst seit kurzem oder schon seit Jahren in Deutschland leben, wohl real.
Xhafer ergeht es in seiner Firma schlecht, die E-Mail zu einer Verlegung der wichtigen Versammlung in seiner Firma hat er nicht bekommen. Ein Versehen, ein leicht erklärbarer Computerfehler? Vielleicht. Ein Kollege verlangt plötzlich Einsicht in Untersuchungsergebnisse. Reine Routine? Wer weiß. Spätestens wenn plötzlich der Kinderwagen vor dem Reihenhaus in Flammen steht, scheint klar: Jemand hat es auf Xhafer abgesehen.
Immer dichter wird das Gefühl der Verfolgung, immer realer die Paranoia. Immer wieder tigert Xhafer durch die Gänge seiner Firma, die Kamera ganz dicht an ihm dran, so dicht, dass sein verschwitzter Nacken sichtbar wird. Niemand glaubt ihm, sein Büro-Kollege nicht, aber auch seine Frau Nora nicht. Eine „ach so benachteiligte Seele“ nennt sie ihn, er wirft ihr vor, nicht zu verstehen wie das ist, ein Fremder zu sein.
Immer misstrauischer wird Xhafer, gegenüber allem und jedem. Keinen Satz kann er hinnehmen, ohne ihn zu hinterfragen, ohne eine versteckte Absicht zu vermuten. Zunehmend gerät sein Leben aus den Fugen, drohen alle Gewissheiten des bürgerlichen Lebens in einer deutschen Reihenhaussiedlung in Frage gestellt zu sein. (programmkino.de) Deutschland 2020; Regie und Buch: Visar Morina; Kamera: Matteo Cocco; Musik: Benedikt Schiefer; DarstellerInnen: Mišel Matičević, Sandra Hüller, Rainer Bock, Thomas Mraz u.a.; (DCP; Farbe; 1:2,35; 120min; deutsch-albanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).
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