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ORF-CLUB 2.0 – AUF DER KIPPE

Filmausschnitte ORF-Club 2 1980 und nachfolgende Diskussion 2019 (Live)




„Rauchen Sie, rauchen Sie, sonst tut’s ein anderer”
Im Rahmen der Ausstellung „Auf der Kippe. Eine Konfliktgeschichte des Tabaks” im Tiroler Volkskunstmuseum (kuratiert von Günther Moschig) und in Zusammenarbeit mit den Tiroler Landesmuseen.
Bereits 1980 thematisierte die ORF-Sendung Club 2 „Rauchen verboten?” – und es wurde heftig diskutiert. Nach einem ca. 30-minütigen Einblick in die damalige Sendung setzen wir die Diskussion um die Konfliktgeschichte des Tabaks im LEOKINO fort: mit Psychologin Nicole Längle, Mediziner Michael Willis, dem Bundesleiter der Österreichischen Schutzgemeinschaft für Nichtraucher Robert Rockenbauer und Architekt Rainer Köberl.
Moderation: Eva Rottensteiner


Rauchen – vom Laster zum Politikum
Eine provokante These übers Rauchen mündete einmal in einen Witz von einem Raucher, der seinem Laster entsagen wollte, es aber nicht schaffte, mit dem Rauchen aufzuhören. So suchte er schließlich einen Arzt auf und erzählte ihm von seiner schlechten Angewohnheit, die er einfach nicht ablegen konnte. Der Arzt beruhigte seinen Patienten und riet ihm: „Rauchen Sie, rauchen Sie, sonst tut’s ein anderer.”
Heute wird man von staats wegen entweder zum Raucher oder zum schützenswerten Nichtraucher gemacht. Antirauchergesetze stehen vor der Beschlussfassung und man darf sich getrost fragen, was denn in nächster Zeit noch alles reglementiert wird.
In den guten, alten 1960ern sahen wir uns liebend gerne Indianerfilme an, als die Rothäute mit ihrem Federschmuck nach Begraben des Kriegsbeils gemeinsam an der Friedenspfeife nuckelten und den Rauch des Friedens aufsteigen ließen. Aber das ist vorbei, wie es auch keine Indianer mehr gibt. Heute gibt’s bei der hohen Polit-Prominenz Küsschen für die Titelseiten (auch geeignet für die Qualitätszeitungen) und sie muss zuvor nicht mal Frieden geschlossen haben. Und die Indianerfilme hießen heute mit großer Sicherheit Indigenenfilme, wenn noch welche gedreht würden.
Im legendären ORF-Raucher-Club 2 aus dem Jahre 1980 wurde vor laufender Kamera viel gepofelt. Moderator Adolf Holl machte ein bisschen den Sarkasten (und griff auch zur Zigarette) und AT Generaldirektor Beppo Mauhart brachte eine gewagte Theorie vor, warum die Austria Tabakwerke ein Segen für die Österreicher sind. Das ist Ausgangslage für eine Diskussion im Kino rund ums Rauchen. Eingeladen ist mitunter auch der Vorreiter der Anti-Raucher-Bewegung, der in Innsbruck lebende Robert Rockenbauer, der schon bei der Club 2-Runde mitdiskutierte.
Das Gesicht der Öffentlichkeit hat sich geändert – „oder auch nicht”, wie Donald Trump gerne hinzufügt, wenn er sich nicht auf eine klare Aussage festlegen will. Wir sehen uns das im Kino an: Zuerst Ausschnitte aus dem ORF-Club 2 von 1980 und danach lassen wir eine aktuelle Diskussion übers Rauchen vor der Leinwand folgen. Im Studio des ORF schwebten Rauchschwaden durch den Club, im Kino wird nicht geraucht, auch nicht an diesem Abend. (wg, leokino)

siehe auch:
Mo 21.10. 20.30 Uhr LEOKINO 1
À BOUT DE SOUFFLE


Ein paar Gedanken zu Jean-Paul Belmondo und seiner Zigarette
Kann man sich einen jungen Belmondo überhaupt ohne Zigarette vorstellen? Meine Vorstellungskraft jedenfalls reicht nicht: Die Zigarette und Belmondos Lippen sind eins. Beim Reden rauchen, ja vielleicht noch mit der glimmenden Zigarette im Aschenbecher am Tisch neben sich essen und zwischen den Häppchen hin und wieder gar kurz an der Zigarette ziehen! Rauchen, was das Zeug hält, und nebenbei zum Star werden.
Der Vorzeigefilm der Nouvelle Vague, Jean-Luc Godards Erstling À BOUT DE SOUFFLE, ein Krimi, eine Verführung, eine Liebe. Und da ist noch was! Die Zigarette zwischen den Lippen.
Beim Reden bewegt sich der Glimmstengel lasziv auf und ab. Obwohl ja das Laszive im Sprachgebrauch eigentlich für Frauen reserviert ist, aber die Nonchalance von Belmondo dürfte als nicht weniger verführerisch angekommen sein: gelassen, leicht verkommen, liebenswürdig – statt lasziv im eigentlichen Sinne „unzüchtig, unanständig, schlüpfrig”. Ein männliches Pendant und dazu brauchts schon auch ein gewisses Accessoire: Mundbewegungen beim Sprechen sind erschwert, wenn man nicht will, dass der Stengel aus dem Mund fällt, gar in die Tuchent, was auch nicht sehr professionell wirkt. Also, das Professionelle am Rauchen erkennt man schon daran, dass der Rauchende und gleichzeitig Redende akustisch nicht immer ganz zu verstehen ist, ihm aber niemals die Zigarette zu Boden fällt. Die eng mit den Lippen verbundene und nicht mehr wegzudenkende Zigarette ist das Piercing der jungen Generation in den 1960ern und man musste sich damals nicht einmal ein Ding in die Zunge schrauben lassen: echt lässig! Was trägt noch alles zur speziellen Wirkung bei? Achtung: Handhaltung! Wie geht das: Autofahren und Rauchen? Übung, Übung macht den Meister. Und die wichtigste Frage: Kann man einen echten Raucher bereits von hundert Metern Entfernung als solchen erkennen, obwohl er ausnahmsweise mal keine „Tschick in der Pappn” hat. Am Cowboy-Schritt? Belmondo fragen! Oder ihm zuschauen: Er hat sich in À BOUT DE SOUFFLE extra dafür filmen lassen. (wg)

  
Filmplakat