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DAS MELANCHOLISCHE MÄDCHEN

R: Susanne Heinrich

Eine junge Schriftstellerin, die sich in einer Schreib- und Lebenskrise befindet, streunt auf der Suche nach einem Schlafplatz durch die Großstadt. In 15 Episoden treibt sie von einem Ort urbaner Lebensart zum nächsten, von Yoga-Studios, Kunstgalerien und Bars in fremde Betten. Sie philosophiert mit ihren (vorwiegend männlichen) Zufallsbekanntschaften über „Sex als Markt“, über „Selbstoptimierung“, über „das Ende des Kapitalismus“, über „Frau* sein und Mutterschaft“ und vor allem über „Depression als Politikum“.
Susanne Heinrich geht es in dieser bunten, poetischen und kritischen Odyssee nicht um die Psychologie einer depressiven Künstlerin sondern um gesellschaftliche Strukturen, die krank machen. DAS MELANCHOLISCHE MÄDCHEN durchwandert eine Welt des „emotionalen Kapitalismus“, in der sich Gefühle und Ökonomie gegenseitig durchdringen. Auf dem „Markt der Romantik“ bieten die Akteur_innen ihr optimiertes Selbst an. Dabei erkennt die Heldin immer deutlicher, dass ihr vermeintlich persönliches Unbehagen eigentlich ein politisches ist. In Brecht’scher Manier will Heinrich nicht das Individuelle eines Einzelschicksals zeigen, sondern das Typische. DAS MELANCHOLISCHE MÄDCHEN ist angewandte feministische Filmtheorie, die klug und humorvoll alle Ebenen durchdringt. Von der eigenwilligen Bildsprache, den kitschig-bunten Szenenbildern, den wechselnden Frisuren, die auf Filmdiven verweisen, über die Dialoge und die Kameraführung ist alles bis ins kleinste Detail durchdacht. Heinrich spielt mit dem männlichen Blick und dreht den Spieß einfach um, indem sie Männerkörper so filmt, wie normalerweise Frauenkörper gefilmt werden. „Ich glaube, das melancholische Mädchen ist die typischste und logischste Figur, auf die man kommt, wenn man etwas über unsere Zeit und unsere westliche Blase erzählen will.“ (Susanne Heinrich)
Heinrichs Debütfilm wurde als wahres Filmwunder, das aus dem budgetären Nichts entstanden war, auf zahlreiche Festivals eingeladen und konnte in Saarbrücken regelrecht abräumen: neben einer Nominierung für Marie Rathscheck erhielt Heinrich den Max Ophüls Preis in der Kategorie „Bester Spielfilm“ und den Preis der Ökumenischen Jury. „Der Preis für den Besten Spielfilm geht an ein Filmkunstwerk, das in beschwingtem und elegantem Ton, mit präzisen analytischen Worten und in pastellfarbenen minutiös durchgestalteten Bildern die Odyssee einer jungen Frau im Dazwischen des postmodernen Kultur- und Identitätsüberflusses erzählt. Mit ironischer Genauigkeit und humoriger Schlagfertigkeit trifft der Film in seiner Übersetzung feministischer Theorien pausenlos den Nagel auf den Kopf.“ (Jurybegründung)

Deutschland/Frankreich/Dänemark 2019 2019; Regie & Buch: Susanne Heinrich; Kamera: Agnesh Pakozdi; Schnitt: Susanne Heinrich, Benjamin Mirguet; Musik: Moritz Sembritzki, Mathias Bloech; Ton: Silvio Nauman, Wiebke Köplin, Niklas Kammertöns; Darstelle_innen: Marie Rathscheck, Yann Grouhel, Nicolo Passetti, Pero Radicic, Monika Wiedemer u.a.; (DCP; Farbe; 80min; deutsche ORIGINALFASSUNG).


  
Filmplakat