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BRITT-MARIE VAR HÄR

BRITT-MARIE WAR HIER

R: Tuva Novotny

Ein Frauen-Porträt, das nicht angenehm sein will und es auch nicht sein muss: Britt-Marie ist die prototypische normale Hausfrau, in ihrem normalen Eigenheim, mit ihrem normalen Ehemann, der normalerweise das selbstgekochte Essen gerne isst und normal vorm Fernseher sitzt und Fußball schaut, im Ruderleiberl mit einer Flasche Bier.
Britt-Marie lebt ein völlig vorhersehbares Leben, wagt sich nie abseits ihrer gewohnten Wege, nimmt immer das gleiche Putzmittel und schwört auf Reinigungssoda und Essig (womit sie recht hat). Niemals braucht sie aufzumucken, sie muss nichts ausprobieren, braucht sich nicht zu beweisen, übernimmt nur wenig Verantwortung. Bis durch ein einschneidendes Erlebnis das ruhige Dahinzuckeln ihres Lebens gestört wird und sie gezwungen ist, zu handeln.
Aus den Wirrungen des Lebens heraus findet sie sich unerwartet in einem für sie völlig ungewohnten, jedoch eigentlich genau so normalen Umfeld wieder. Sie muss sich Dingen stellen, die schon sehr lange aus ihrem Erleben gestrichen waren. Und sie tut dies in ihrer eigenen Geschwindigkeit. Sie lässt sich Zeit, bis sie soweit ist, sie muss sich erst der Notwendigkeit vergewissern, sie ändert sich erst, als sie muss und will. Und ist es nicht die allermenschlichste Eigenschaft, sich eigentlich nicht ändern zu wollen, selbst wenn Notwendigkeiten uns dazu zu zwingen scheinen? Dann aber steht sie mit aller Macht auf, übernimmt die Verantwortung für ihr Leben und gleich auch noch für eine Truppe Kinder, deren Fußballplatz auf dem Spiel steht (wörtlich!).
Im Laufe des Films gewinnt man Britt-Marie lieber und lieber, man möchte sie anfeuern und ihr eine Freundin sein. Das, was der Film der jungen Regisseurin und Schauspielerin Tuva Novotny wirklich leistet, ist, der Protagonistin die Zeit zu lassen, die sie braucht.
Die Emanzipation der Britt-Marie ist kein einfacher linearer Prozess sondern eine zutiefst menschliche Entwicklung. Und dabei kommt auch Ko­mik, oder besser Tragikomik in skandinavischer Manier, nicht zu kurz. Pernilla August ist herausragend als Britt-Marie, sie verleiht ihr Tiefe und Charakter. Die berühmte und vielbeschäftigte Schau­spie­lerin erweckt mit „ihrer” Britt-Marie die Frauenfigur aus dem gleich­namigen Roman von Frederick Backman (EIN MANN NAMENS OVE) wirklich zum Leben.
Das Dörfchen, in das es sie verschlägt, ist bevölkert von liebenswerten schrägen Vögeln, wie dem Dorfpolizisten, der sich auf den ersten Blick in Britt-Marie verliebt, der Tankwart, der auch Glaser, Barmann und Scherzkeks ist und ihre Mitbewohnerin, eine ehemalige Profi-Fußballerin, die der Melancholie anheimgefallen ist. (th)

Schweden 2019; Regie: Tuva Novotny; Buch: Anders Frithiof August, Øystein Karlsen & Tuva Novotny, nach dem Roman von Fredrik Backman; Kamera: Jonas Alarik; Schnitt: Morten Egholm, Håkan Karlsson, Frederik Strunk; Musik: Ginge Anvik; DarstellerInnen: Pernilla August (Britt-Marie), Vera Vitali (Anna), Peter Haber (Kent), Olle Sarri (Fredrik), Mahmut Suvakci (Memo) u.a.; (DCP; 1:2,35; Farbe; 94min; schwedisch-deutsche ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


  
Filmplakat