SIE IST DER ANDERE BLICKR: Christiana Perschon „Dieses Machotum hier war gewaltig.” Von den Künstlerinnen Renate Bertlmann, Linda Christanell, Lore Heuermann, Karin Mack und Margot Pilz könnte jede diesen Satz gesagt haben. Die Erinnerung an die Zeit der demütigenden Bevormundung eint die Frauen, die alle in den 1970er-Jahren Teil der Wiener Kunstszene waren. Filmemacherin Christiana Perschon lässt die zwischen 1936 und 1943 Geborenen in SIE IST DER ANDERE BLICK erzählen: von männlicher Ignoranz und damit verbundener Unsichtbarkeit, vom Absprechen der Kreativität, vom Umstand, alles nur von Männern lernen zu können. Wenn die Künstlerinnen von sexuellen Übergriffen, von der Ohnmacht über patriarchale Strukturen in Gesellschaft und Familie, das Definiertwerden über die Rolle als Mutter und fehlende Autonomie berichten, blitzt hie und da noch alte Wut durch. Getragen ist der Dokumentarfilm jedoch vielmehr von der Leidenschaftlichkeit und Positivität seiner Protagonistinnen. Ihre Widerständigkeit fand letztlich in der österreichischen Frauenbewegung ein fruchtbares Echo.
Vor stummen 16mm-Sequenzen, in denen die junge Künstlerin Iris Dostal Leinwände weiß grundiert, erzählen sie aus dem Off mal empört und mal lakonisch von ihren künstlerischen Anfängen, von der horriblen Normalität des Sexismus der 1960er und 1970er Jahre. Aber auch, wie sie sich befreiten und beharrlich zu ihrer Kunst fanden, die sie im zweiten, digital in Farbe gefilmten Teil präsentieren.
(Anne Katrin Feßler, sixpackfilms; Barbara Kronsfoth, Viennale 18)
„Christiana Perschon nähert sich den Künstlerinnen und deren Werken mit bis ins letzte Detail durchkomponierten Bildern. Mit ihrer Kamera lenkt sie unseren Blick auf die Essenz der Werke und macht diese erlebbar. Ihr gelingt es, sehr unterschiedliche künstlerische Ausdrucksweisen in einem eigenen künstlerischen Ausdruck zu vereinen und schafft dadurch ein Kunstwerk mit großer Strahlkraft.” (Jury-Statement für den DIAGONALE-Preis Beste Bildgestaltung Dokumentarfilm) Österreich 2018; Regie, Konzept, Kamera & Schnitt: Christiana Perschon; Ton: Paul Porenta & Stefan Voglsinger; Mitwirkende: Renate Bertlmann, Linda Christanell, Iris Dostal, Lore Heuermann, Karin Mack, Margot Pilz; (DCP; 1:1,78; Farbe & Schwarzweiß; 88min).
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