ZEITZEIGERINNENMENSCHEN ZEIGEN ZEIT. UND ERZÄHLEN GESCHICHTE. R: Anja Larch Was macht eine Stadt wie Innsbruck zu dem, was sie ist? Es ist ihre Vergangenheit bis zur Gegenwart, ihre Entwicklung – ihre Geschichte. Erlebt wird diese von den Bewohnern der Stadt, und zwar auf viele verschiedene Arten. Das filmische Kunstprojekt „ZeitZeigerInnen” stellt diese individuellen Erinnerungen in den Mittelpunkt. 60 Menschen lassen in 60 Minuten 60 Jahre in und um die Hauptstadt Tirols Revue passieren.
Dabei geht es – anders als bei konventioneller Geschichtsschreibung, die Geschichte meist nur aus der Perspektive Einzelner oder weniger Experten betrachtet – in „ZeitZeigerInnen” um die persönliche Erfahrung vieler verschiedener Menschen. Es wurde nicht nach den großen Ereignissen gesucht, wie man sie in Geschichtsbüchern findet, sondern nach kleinen Begebenheiten, die für einzelne Personen besonders prägend waren. Und gleichzeitig nach persönlichen Sichtweisen auf einschlägige Geschehnisse, die vielleicht die ganze Welt erschüttert haben. Neben weltpolitischen Ereignissen, die auch in Tirol zu spüren waren, wie die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986, finden auch lokale Ereignisse wie der Bau der Autobahn durch Tirol Anfang der 60er-Jahre, das erste große Festival am Bergisel 1987 oder die Massenpanik beim Air & Style 1999 Platz im Film. Eine Sistranser Bauerntochter erinnert sich an den Besuch von Queen Elizabeth II. im Jahr 1969 am elterlichen Hof, die ehemalige Schülerin einer katholischen Privatschule an den Papstbesuch 1988 – den sie statt mit ihren Mitschülerinnen vor dem Kirchenoberhaupt tanzend lieber daheim vor dem Fernseher verbrachte. Auch die Gründung wichtiger sozialer und künstlerischer Einrichtungen in Innsbruck, wie des Frauenhauses oder des Kellertheaters, wird von Menschen, die direkt dabei waren, beschrieben.
All diese gesammelten Erzählungen zusammen fügen sich zu einem neuen, ganz persönlichen, vielstimmigen Bild der Innsbrucker Zeitgeschichte. Der Name „ZeitZeigerInnen” soll darauf hinweisen, dass die Zeit so schnell rennt wie die Zeiger einer Uhr. In „ZeitZeigerInnen” verbirgt sich hinter einem Zeigerschlag eine Geschichte, hinter 60 Schlägen 60 Geschichten. Jede Erzählung hat das Potenzial, auch bei den Zusehern Erinnerungen zu wecken, ihre eigene Sicht auf vergangene Ereignisse hervorzurufen. Und so wird die Geschichte wieder und wieder neu geschrieben.
Österreich 2019; Buch & Regie: Anja Larch; Kamera & Schnitt: Christoph Egger & Anja Larch; Musik: Christoph Egger; Illustrationen: Nicolas Bleck; Maske: Veronika Jud; Design: Sandra Schaur; Mitwirkende: Alfred Püls, Peter Morass, Claudia Sporer-Heis, Christof und Elisabeth Grassmayr, Elmar Drexel, Gretl Köfler, Norbert Pleifer, Dietmar Zingl, David Prieth, Chris Moser, Verena Pötzl, Herwig van Staa, Markus Koschuh u.a.; (DCP; Farbe; 70min).
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