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LE LIVRE D’IMAGE

R: Jean-Luc Godard

„Um die Geschichte einer einzigen Sekunde zu erzählen, brauche ich einen ganzen Tag,“ sagt Jean-Luc Godard aus dem Off. „Um die Geschichte einer Stunde zu erzählen, brauche ich ein ganzes Leben.” Folgt man dieser lyrischen Arithmetik, kommt es ungefähr hin, dass Godard schon 87 Jahre alt ist, als er seinen jüngsten Film LE LIVRE D’IMAGE in Cannes vorstellt. Der dauert 85 Minuten.
Die Premiere galt als einer der Höhepunkte des Festivals, bis Godard trotz anfänglicher vager Zusagen dann doch nicht persönlich an die Croisette kam. Aber wozu auch?
Godard musste nicht anreisen, um diesen Film zu erklären. Der beantwortet alle Fragen selbst. Mit Betonung auf „alle”: Wie steht es um das Medium Film angesichts neuer digitaler Techniken und der Konkurrenz durch das Internet? Wie steht es um die Branche angesichts von #MeToo? Wie um die Umwelt angesichts ihrer fortschreitenden Zerstörung? Wie um die arabische Welt angesichts gescheiterter Revolutionen? Godard führt uns mit seinem Bilderbuch eben mal vor Augen, wie es so ganz grundsätzlich um die Menschen steht angesichts der aktuellen Lage auf diesem Planeten. Darunter tut es der alte Meister nicht.
Er montiert Stummfilmszenen mit Buster Keaton und Marion Mack neben Webvideos, die Hinrichtungen durch Islamisten zeigen. Er schneidet geraffte neben gedehnten Sequenzen, digital verzerrte Bil­der neben beinahe bis zur Weißblende überbelichteten; dazu einen Ton, der mehr als einmal neben der Spur läuft. Auf Französisch, Eng­lisch, Italienisch, Deutsch, Arabisch. Wie es passt. Manchmal wird auch auf zwei Tonspuren gleichzeitig gesprochen. Es ist eine assoziative, halluzinogene Collage, die dennoch völlig kohärent ist.
Egal wohin man auf der Welt blickt, zeigt Godard, versuchen Menschen glücklich zu leben und geraten in Konflikt miteinander, wenn es um Einzelinteressen von Machtgierigen oder von Staaten geht.
Was Godard zeigt, ist oft gewaltvoll. Vor allem ist es gewaltig. Sein Bilderbuch ist eine Symphonie, die wie ein Handstreich daherkommt, aber freilich überhaupt nichts Einfaches hat, sondern der detailversessene Akribie, ein tiefes Weltwissen sozialistischer Prägung und eine le­­benslange Leidenschaft für Film zugrunde liegen. Nichts ist hier spon­tan oder gar lässig. Alles ist komponiert.
(aus: zeit.de)

Frankreich 2018; Regie, Buch & Schnitt: Jean-Luc Godard; Kamera: Fabrice Aragno; (DCP; Farbe; 84min; französisch-englisch-arabisch-italienische ORI­GI­­NALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


  
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