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ICH HIESS SABINA SPIELREIN

R: Elisabeth Márton

Die Russin Sabina Spielrein (1885-1942) kam 1904 in die Psychiatrische Anstalt Burghölzli bei Zürich und war dort die erste Psychoanalyse-Patientin (und Geliebte) von Carl Gustav Jung. Später wurde Spielrein selbst eine der frühesten Analytikerinnen und leistete wichtige Pionierarbeit für die Psychoanalyse: nach Abschluss des Medizinstudium in Zürich mit der Dissertation „Über den psychologischen Inhalt eines Falles von Schizophrenie” wurde sie die erste Psychoanalytikerin in der Schweiz (u.a. Lehranalytikerin von Jean Piaget). In Wien nahm sie an der legendären Mittwochsgesellschaft teil, wurde als eine der wenigen Frauen Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung, hielt Vorträge beim Kongress der Internationalen Vereinigung für Psychoanalyse und war nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat Mitgründerin des ersten Instituts für Psychoanalyse in der Sowjetunion. Mit ihren Werken (über dreißig Publikationen) lieferte sie einen wesentlichen Beitrag für die Entwicklung der Psychoanalyse, doch ihre Pionierleistungen (u.a. im Bereich der Kinderanalyse) sind bis heute unbeachtet geblieben.
Den Spuren dieser außergewöhnlichen Frau folgend, gelingt der Regisseurin Elisabeth Márton mit ICH HIESS SABINA SPIELREIN ein eindrucksvolles Portrait. Ausgehend von Zitaten aus Spielreins Tagebüchern und ihrer Korrespondenz (mit ihrer Familie, Jung und S. Freud) verwebt Márton in diesem dokumentarisch angelegten Film inszenierte Spielfilmszenen mit alten Fotografien und historischem Dokumentarfilmmaterial. Auf der Tonebene verleiht Márton u.a. mit Musik von Wagner, Rachmaninow und Fomin nicht nur der kulturellen Vielfalt Ausdruck, sondern auch der inneren Zerrissenheit Spielreins, die sich Zeit ihres Lebens in fast unüberwindbaren Spannungsfeldern und Widersprüchen befand. „Diese Gegensätze finden sich auch in ihrer Positionierung als Frau in einer fast ausschließlich männlich dominierten akademischen Welt, als Russin in Europa, als Jüdin mit großer Faszination für das Christentum und die germanische Kultur, als Mittlerin zwischen Freud und Jung, als Opfer von Stalin und Hitler.” (Elisabeth Márton)
Márton liefert mit ICH HIESS SABINA SPIELREIN nicht nur ein beeindruckendes Portrait einer engagierten Psychoanalytikerin, sondern auch das eines tragischen Frauenschicksals.
Sochi International Film Festival 2003 – FIPRESCI Prize.

Schweden/Schweiz/Finnland/Dänemark 2002; Regie: Elisabeth Márton; Drehbuch: Elisabeth Márton, Signe Maehler, Yolande Knobel; Kamera: Robert Nordström, Sergej Jurizditzkij, Imre Becsi; Musik: Vladimir Dikanski; Mitwirkende: Eva Österberg (Sabina Spielrein), Lasse Almebäck (C. G. Jung), u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe&s/w; 90min; deutsche ORIGINALFASSUNG).