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Sa 01.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

INDIEN

R: Paul Harather


Dass man Heinzi Bösel und Kurt Fellner, Inspektoren des Hotel- und Gaststättengewerbes, für eine Überprüfungstour gemeinsam durch die tiefste österreichische Provinz schickt, scheint kein glücklicher Einfall ihrer Dienststelle zu sein. Die beiden gehen sich vom ersten Augenblick gehörig auf die Nerven. Der schlampige Vielraucher und wortkarge Schnitzelfan Bösel, kleinbürgerlich bis zum Exzess, ist hilflos dem Redeschwall des vom unverdauten Yuppie-Zeitgeist gestreiften jungen Ehrgeizlings Fellner ausgesetzt. Doch allmählich raufen sich die gegensätzlichen Männer zusammen. Es entsteht eine zunächst ruppige Freundschaft, die selbst der Intensivstation standhält, als Fellner unheilbar an Krebs erkrankt.
„Die beiden Ritter von der grausligen Gestalt sind auf einer Art Gralssuche, die wir alle kennen. Wir fragen uns nach dem Sinn des ganzen alltäglichen Wahnsinns und finden ihn nicht.” (Alfred Dorfer)

Österreich 1993, Regie: Paul Harather; Buch: Josef Hader, Alfred Dorfer, Paul Harather; DarstellerInnen: Josef Hader (Heinzi Bösel), Alfred Dorfer (Kurt Fellner), Maria Hofstätter (Kirchnerwirtin), Roger Murbach (Kirchbergwirt), Ursula Rojek (Kellnerin), Karl Markovics (Kirchingerwirt) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; 90min).


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So 02.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

PRANZO DI FERRAGOSTO

DAS FESTMAHL IM AUGUST

R: Gianni Di Gregorio / OmU


Rom im August: Brütende Hitze liegt über den Dächern, die Stadt ist wie ausgestorben. Die Geschäfte geschlossen. Denn an „Ferragosto”, dem Ferienbeginn zieht es die Italiener ans Meer oder hinaus aufs Land. Gianni allerdings kann sich keinen Urlaub leisten. Der Junggeselle lebt noch immer mit seiner Mutter Valeria unter einem Dach und ist außerdem chronisch pleite. Die Hauseigentümer drohen bereits mit Klage. Da macht ihm der Hausverwalter ein verlockendes Angebot: Wenn er dessen Mutter (Marina Cacciotti) über die Feiertage bei Gianni unterbringen darf, erlässt er ihm die Schulden. Gianni willigt ein. Schließlich gesellt sich auch noch die Mutter von Giannis bestem Freund hinzu. Die illustren und fröhlichen, älteren Damen, die auch gerne ein Gläschen kip­­­pen und um die Wette streiten, setzen Gianni ordentlich zu.
Gianni Di Gregorio legt mit seinem in Venedig ausgezeichnetem De­­bütfilm eine Liebeserklärung an das Alter, das Leben und die italienische Kü­­che vor. Seine vier Protagonistinnen, allesamt Laiendarstellerinnen, sprühen geradezu vor unwiderstehlicher Lebensfreude. Gemeinsam mit dem Produzenten Matteo Garrone („Gomorrha”) sorgt Di Gregorio für einen charmanten, mit leiser Melancholie und hintergründigem Humor gewürzten Film. (nach: www.programmkino.de, filmladen-info)
Gianni Di Gregorio: „Als einziger Sohn einer verwitweten Mutter musste ich mich viele lange Jahre mit der dominanten Persönlichkeit meiner Mutter auseinandersetzen – dabei war ich auf mich allein gestellt, denn meine Frau und meine Töchter waren ihrem Überlebensinstinkt gefolgt und hatten sich aus dem Staub gemacht. Obwohl es eine anstrengende Erfahrung war, habe ich so die Welt der alten Menschen kennen ge­­lernt und weiß jetzt, von welch innerem Reichtum, welcher Vitalität und Stärke sie geprägt wird. Andererseits habe ich auch gesehen, wie ein­­sam und verletzlich alte Menschen sind. Denn unsere Gesellschaft ist hek­tisch und ziellos, vergisst ihre eigene Geschichte und hat Angst vor dem Alter und dem Tod. Außerdem ist ihr das Bewusstsein dafür abhanden gekommen, dass abgesehen von Gefühlen nichts von wirklichem Wert ist. Im Sommer 2000 bat mich unser Hausverwalter tatsächlich, während des August-Feiertags seine Mutter zu versorgen – er wusste, dass ich mit meinen Zahlungen im Rückstand lag. Aus verletztem Stolz lehnte ich sein Ansinnen ab. Doch seither hat mich die Frage nicht mehr losgelassen, was passiert wäre, wenn ich darauf eingegangen wäre.”

Italien 2008; Regie und Buch: Gianni Di Gregorio; Kamera: Gian Enrico Bianchi; Musik: Ratchev & Carratello; DarstellerInnen: Gianni Di Gregorio (Gianni); Valeria De Franciscis (Giannis Mutter), Marina Cacciotti (Luigis Mutter), Grazia Cesarini Sforza (Grazia), Maria Calì (Tante Maria), Alfonso Santagata (Luigi) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SR; 75min; italienische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mo 03.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

ALLES AUF ZUCKER

R: Dani Levy


„Ich stehe bis zum Hals in Scheiße, aber der Ausblick ist gut“, tröstet sich Jaeckie Zucker, alias Jakob Zuckermann. Der Zocker und ehemalige DDR-Starsportreporter, der im Berlin nach der Wende sein Dasein als Billardspieler und Buchhalter in einem Bordell fristet, hat kein Glück mehr – weder im Spiel noch in der Liebe. Einen Haufen Schulden hat er am Hals und dann auch noch über Nacht seine jüdische Verwandtschaft. Mit dem jüdischen „Club“ hat Jaeckie Zucker seit 1961 nichts mehr am Hut. Damals rettete sich seine Mutter mit dem Erstgeborenen Samuel vor dem Mauerbau nach Frankfurt am Main und Jaeckie blieb allein zurück. Jackie selbst ist ungefähr so jüdisch wie ein dreiarmiger Leuchter, sein Bruder hingegen ein Orthodoxer, und ausgerechnet die beiden sollen sich jetzt am Grab der Mutter versöhnen – so verlangt es das (Erbe verheißende) Testament der guten Mamme.
„Der jüdische Witz ist heiter hingenommene Trauer über die Gegensätze dieser Welt“, schreibt Carlo Schmid. Eine deutsche Komödie, die sich über den jüdischen Humor definiert, gab es schon lange nicht mehr. Barbara Buhl vom WDR Fernsehspiel war von diesem Thema schon seit einiger Zeit angetan. Die Idee wurde durch eine Anregung von Paul Spiegel, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, bekräftigt. Dani Levys hat sie umgesetzt und erzählt in seiner Komödie über eine jüdische Familie der Gegenwart so einiges über die Gegensätze der Welt. (nach: www.programmkino.de; www.jfw.at; www.taz.de )
Dani Levy: „Juden können mit sich schonungslos umgehen, politisch unkorrekt, selbstironisch. Jüdischer Humor betrachtet Menschen liebevoll, ist frech ohne dabei in die Klamotte abzugleiten. Und: Der jüdische Witz nährt sich aus der psychologischen Kenntnis des Menschen, das finde ich schön.“
„60 Jahre nach dem Holocaust wird es allerhöchste Zeit, dass eine Komödie über eine jüdische Familie produziert wurde.“ (Sandra Vogel)

Deutschland 2004; Regie: Dani Levy; Buch: Dani Levy, Holger Franke; Kamera: Charly F. Koschnik; Musik: Niki Reiser; DarstellerInnen: Henry Hübchen (Jaecki Zucker), Hannelore Elsner (Marlene), Udo Samel (Samuel), Golda Tencer (Golda), Steffen Groth (Thomas), Anja Franke (Jana), Sebastian Blomberg (Joshua), Elena Uhlig (Lilly), Rolf Hoppe (Rabbi Ginsberg), Inga Busch (Irene) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 90min).


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Di 04.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

KOPPS

KOPS

R: Josef Fares / OmU


Das Verbrechen kennen die Kops von Högsboträsk nur aus dem Kino. Statt fliehender Verbrecher jagen die Ordnungshüter in ihrem kleinen, sauberen schwedischen Dörfchen höchstens einmal eine entlaufene Kuh. Ansonsten steht ihnen alle Zeit der Welt für Brautschau und Backkünste, für Strickarbeiten und Kartenspiele, für die Träume vom Kino und die Alpträume des ehelichen Zusammenlebens zur Verfügung.
Für den fantasieüberschäumenden Benny (gespielt vom diesjährigen „European Shooting Star” Torkel Petersson) mit seinen grandiosen Actionfilm-Kenntnissen gerät jede noch so lächerliche Polizeiaktion zum spektakulären Großeinsatz. Seine Kollegen plagen derweil andere Probleme: Agneta findet ihren Busen zu klein und ihren Gatten Lasse zu leidenschaftslos. Jacob hätte gern mehr Glück in der Liebe. Doch bei seinen Treffen auf Kontaktanzeigen scheitert er an den inquisitorischen Fragen seiner „blind dates“ oder verwechselt die Damen gleich gänzlich.
Eines Abends scheint er überraschenderweise sogar Glück zu haben, als sich eine nette Unterhaltung ergibt und er mit Jessica ein Wiedersehen am nächsten Abend vereinbart. Doch seine vermeintliche Herzdame entpuppt sich am nächsten Morgen auf der Wache als Kollegin vom fernen Hauptquartier, die nur gekommen ist, um die Polizeidienststelle Högsboträsk zu schließen – es gibt hier einfach zu wenige Verbrechen für sechs vollbeschäftige Polizisten.
Nach reiflicher Überlegung entwickeln die Ordnungshüter einen genialen, gleichwohl nicht ganz legalen Plan. Erst wird der lokale Penner mit etwas Schnaps zum Ladendiebstahl überredet. Bald findet sich wüstes Graffiti an den idyllischen Hauswänden. Im Wald erschrecken plötzlich Schreie und Schüsse die Bürger. Dass eines Nachts noch die örtliche Würstelbude in die Luft fliegt, bereut die Staatsmacht zwar zutiefst („Wo sollen wir den jetzt essen?”), andererseits riecht das Verbrechen stark nach Mafia.
Regisseur und Drehbuchautor Josef Fares (JALLA! JALLA!) beweist auch in seinem zweiten Spielfilm, dass er ein wunderbares Gespür für „kleine” Geschichten und komische Zwischentöne besitzt. Erneut stürmte er mit seinem Film die schwedischen Kinocharts. Seine KOPS gerieten so erfolgreich, dass Hollywood prompt ein Remake mit Adam Sandler plant.
(nach: epd Film 11 2003; www.programmkino.de; www.cineclub.de)

Schweden 2003; Regie: Josef Fares; Buch: Josef Fares, Mikael Hafström; Kamera: Aril Wretblad; Musik: Daniel Lemma, Bengt Nilsson; DarstellerInnen: Fares Fares (Jacob), Torkel Petersson (Benny), Göran Ragnerstam (Lasse), Sissela Kyle (Agneta), Eva Röse (Jessica), Christian Fiedler (Folke), Erik Ahrnbom (Hakan) u.a.; (35mm – Blow Up von 16mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 90min; schwedische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mi 05.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

À BOUT DE SOUFFLE

AUSSER ATEM

R: Jean-Luc Godard / OmU


1961: „Verschmockte Ästheten mögen vielleicht Gefallen finden an der alle Filmgesetze über Bord werfenden Freistilregie des Anfängers Jean-Luc Godard und die Konsequenz bewundern, mit der der weltanschaulichen Anarchie des Drehbuchautors Francois Truffaut eine formale der Inszenierung angepasst wurde. Wir können nur beklagen, zu welchen Verirrungen der hochbegabte Nachwuchs des französischen Films fähig ist und von dem Schlamm warnen, den die Ausläufer der ‚Neuen Welle‘ nunmehr in unsere Kinos schwemmen wollen” (Filmschau – Organ der Katholischen Filmkommission für Österreich 28.01.1961)
2001: Eigentlich ist es 1959: Eine Landstrasse außerhalb von Paris – ein gestohlener amerikanischer Sportwagen – Michel (Jean-Paul Belmondo) wird von einer Polizeistreife aufgehalten und erschießt einen Polizisten und flieht.
Champs Elysées – Patricia (Jean Seberg) verkauft dort die NEW YORK HERALD TRIBUNE.
Dort werden sich die beiden treffen und Michel wird sagen: „Ich will mit dir schlafen, weil du schön bist” – „Bin ich nicht!” – „dann, weil du hässlich bist.”
Jean-Luc Godard erzählt, und dies tut er nach einem Drehbuch von François Truffaut. Er erzählt mit einer Handkamera und indem er sämtliche Regeln des damaligen Kinos bricht: Schwenks, Bildsprünge („jump-cuts”), Überblendungen, Sprünge über die Filmachse und impulsive Kamerafahrten durch die Straßen von Paris. Hier passiert Kino, eine Unmittelbarkeit und eine Auseinandersetzung mit dem Medium, wie es sie zuvor seit den Brüdern Lumiere nie mehr gegeben hatte. Die Kamera bleibt auf den Gesichtern der beiden Protagonisten, schaut genau hin, nimmt erneut Anlauf und klebt die aufgenommenen Stücke zu einem Gesamtbild zusammen – ist dabei, wenn sich Michel und Patricia unter der Bettdecke kitzeln und umarmen – ist dabei, wie Michel nach du nach aufgibt, erschossen wird und auf dem Pflaster von einer Kugel getroffen zusammenbricht. (nach: Die Zeit, Reihe Film, Presseheft, Aktion Film Österreich)
„Zu der Zeit, als ich angefangen habe, sagten wir uns: Im französischen Film werden bestimmte Wörter nicht gebraucht, wird an bestimmten Orten nicht gedreht, also machen wir genau das!” (Godard über A BOUT DE SOUFFLE)
„À BOUT DE SOUFFLE ist mir von Jean-Lucs Filmen der Liebste. Er ist der Traurigste. Es ist ein herzzereissender Film. Er ist voll des tiefen Unglücks, er ist, wie Aragon sagt: ‚Tief, tief, tief.‘” (François Truffaut)
„Es ist À BOUT DE SOUFFLE, der die Nouvelle Vague einleitet – viele Filme sollten Godards Beispiel folgen. Der Film ist auch heute noch ein Kino Ereignis. Jean-Luc Godards Filmbilder sind Ikonen des 20. Jahrhunderts, geliebte Bilder, die man sowenig versteht, wie alles, dem man verfallen ist. Sie sind Kult und Kunst, Pop und Politik, ferne Erinnerung und Nahaufnahme, unverschämt erotisch und doch niemals obszön.” (Der Tagesspiegel)

Frankreich 1959; Regie: Jean-Luc Godard; Buch: François Truffaut; Kamera: Raul Coutard; Musik: Martial Solal; Technische Beratung: Claude Chabrol; DarstellerInnen: Jean-Paul Belmondo (Michel), Jean Seberg (Patricia), Daniel Boulanger, Jean-Pierre Melville u.a.; (35mm; 1:1,33; Schwarzweiß; 90min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Do 06.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

SHOPPEN

R: Ralf Westhoff


Ganz schön unromantisch, dieser Thorsten. Nicht mit einem Strauß Rosen tritt er seiner potenziellen Traumfrau gegenüber, sondern mit einem Schreibblock. Ob Frauen es sexy finden, wenn sie sich mit einem Mann über frühere Beziehungen, Haustiere und Lieblingsspeisen unterhalten und er ständig mitschreibt? Andererseits: Ist nicht jeder Flirt ein Bewerbungsgespräch? So nüchtern-ehrlich wie Thorstens Mitschreibe ist der Ort, an dem neun Frauen und neun Männer umeinander werben. Das so genannte Speed Dating findet in einer Turnhalle statt. Fünf Minuten hat jeder Zeit sich anzupreisen, dann ertönt der Gong. Aufstehen, Umsetzen, neue Konstellation.
Liebe in Zeiten des Kapitalismus bringt effiziente Formen der PartnerInnensuche hervor. In seinem Langfilmdebüt hat Ralf Westhoff das unromantische Ritual des Speed Dating zu einer temporeichen Komödie verarbeitet. Das Singleleben hedonistischer Großstädter mit dem dauernden Cappuccino-Getrinke in Straßencafés, der rastlosen Jagd nach Sex beim gleichzeitigen Wunsch, die wahre Liebe zu finden, ist überall erkennbar, sei es Berlin, Köln oder Wien. In SHOPPEN ist München die Stadt, über die es heißt, sie sei eine „Lebensfalle“ und ein „verdammtes Verhütungsmittel“. Zwar sind die Probleme urbaner Singles vielerorts ähnlich, aber deshalb noch keine Klischees – genauso wenig wie die 18 verschiedenen Charaktere. In seiner pointensicheren Typenschau gelingt es Ralf Westhoff, die Momente in den Redesituationen herauszukitzeln, in denen sich etwas zeigt: eine Hoffnung, eine Verletzung oder ein Auf-dem-falschen-Fuß-erwischt-Werden. Das Leben, Aneinander-vorbei-Leben und, ganz vorsichtig, auch das Sich-Finden in vielen emotionalen Mikrodramen, das inszeniert dieser Film.
(nach: www.filmstart.biz; www.tagesspiegel.de; www.taz.de)
„Großartig die Dialoge, die Ralf Westhoff auch noch geschrieben hat, und zwar so, dass jeder sich in mindestens einer Person wieder findet. Und auch so, dass sie gleichzeitig improvisiert wirken und doch auf den Punkt kommen. Großartig auch, wie seine Schauspieler, alles nahezu Entdeckungen aus dem Münchner Theaterraum, in kürzesten Phasen scharf umrissene Figuren entwickeln. Und welch ein Spaß, was da für Temperamente aufeinanderprallen.“ (Peter Zander)

Deutschland 2006; Regie und Buch: Ralf Westhoff; Kamera: Helmfried Kober, Christian Knöpfle; Musik: Michael Heilrath; DarstellerInnen: Sebastian Weber (Jörg), Anna Böger (Susanne), Felix Hellmann (Patrick), Katharina Schubert (Isabella), David Baalcke (Frank) u.a.; (35mm – von Video übertragen; 1:1,85; Farbe; Dolby SR; 90min).


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Fr 07.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

JERICHOW

R: Christian Petzold


Der Gelegenheitsarbeiter Thomas, der türkischstämmige Geschäfts­mann Ali und seine Ehefrau Laura – Christian Petzolds (GESPENSTER, YELLA) neuer Film ist eine Dreiecksgeschichte um Geld und Gefühle. Sie spielt in Mecklenburg-Vorpommern, setzt im Frühjahr mit den Bildern einer Beerdigung ein und endet im Hochsommer mit einer Totale: Schwarzer Qualm steigt hinter einer Steilklippe in den Him­mel. Dazwischen entspannt sich ein Drama, wie man es aus der Film­geschichte kennen mag. Eine junge Frau ist mit einem älteren Mann des Geldes wegen verheiratet, ein mittelloser Drifter kommt des Weges, zwischen den beiden beginnt eine Affäre, ein Mordplan wird geschmiedet. Das sommerliche Flirren des Ambientes übersetzt Kameramann Hans Fromm in kühle, kristallklare Bilder, die die Schauplätze organisch in die Personenkonstellationen einbeziehen. All das vor dem Hintergrund eines aktuellen Deutschlands, das kaum einer so einfangen kann wie Petzold. Denn bei ihm hat das natürlich System, dass alle so gefangen sind in ihrem Erwerbs- und Gefühlsalltag. Der Regisseur zieht das zu einem Kammerspiel der Leidenschaften unter freiem Himmel zusammen: Ein beklemmendes Picknick am Ostseestrand, eine Scharade am Waldesrand, ein Showdown an der Steilküste am Meer, das sind manchmal fast Operationen am offenen Herzen wie bei Fassbinder; und dann ist es wieder reiner Petzold, wenn Nina Hoss als Laura verzweifelt den Namen ihres Geliebten in den dunklen Wald hineinruft und man nicht weiß, welcher der beiden Männer sich aus der Finsternis schälen wird.
Diese Geschichte, in der Liebe und Freundschaft auf fatale Weise ver­­­raten werden, erinnert nicht von ungefähr an James M. Cains Ro­man „Wenn der Postmann zweimal klingelt“. Insgeheim erzählt JE­­­RI­­CHOW nicht nur von der Schwierigkeit, Figuren heimisch werden zu lassen, sondern auch davon, altgediente Geschichten in der Ge­genwart und einer anderen Kultur zu verwurzeln. Und auch hier be­stimmen die Besitz- über die Liebesverhältnisse, auch hier treffen sich Thema und Stilwille in der Ökonomie, im Haushalten mit wenigen Elementen, die im lakonischen Erzählgestus Eindeutigkeit gewinnen und ihr Geheimnis nicht verlieren sollen.
(nach: www.taz.de; Viennale-Katalog; www.freitag.de)
„Mit JERICHOW ist Petzold eine faszinierende Fortschreibung seiner Filmografie gelungen, mit unnachahmlichem Blick auf Landschaften vorgetragen, mit knappen Strichen skizzierte Lebenswelt und Arbeits­alltag.“ (Michael Althen)

Deutschland 2008; Regie & Buch: Christian Petzold; Kamera: Hans Fromm; Musik: Martin Steyer; DarstellerInnen: Nina Hoss (Laura), Hilmi Sözer (Ali), Benno Fürmann (Thomas), André M. Hennicke (Leon), Claudia Geisler (Ad­­­ministratorin), Marie Gruber (Kassiererin), Knut Berger (Polizist) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby; 93min).


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Sa 08.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

KOMM SÜSSER TOD

R: Wolfgang Murnberger


Krieg zwischen den Rettungsvereinen. Da ist das große Blutvergießen fast Ehrensache. So wird der Rettungsfahrer Brenner von seiner Vergangenheit eingeholt. Von seiner Vergangenheit als Detektiv.
Die Rettung ist eine blutige Branche. Dazu kommt noch der beinharte Konkurrenzkampf zwischen Rettungsbund und Kreuzrettern. Da werden Patienten beklaut, Blutbankchefs zur Ader gelassen und Rettungsfahrer kunstvoll eliminiert. Brenner interessiert das alles nicht, und eben deshalb verwickelt er sich und andere in die Sache.

Österreich 2000; Regie: Wolfgang Murnberger; Buch: Wolfgang Murnberger, Wolf Haas, Josef Hader, nach dem gleichnamigen Roman von Wolf Haas; DarstellerInnen: Josef Hader, Simon Schwarz, Barbara Rudnik, Michael Schönborn, Nina Proll u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; 90min).


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So 09.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

BURN AFTER READING

R: Ethan & Joel Coen / OmU


Osborne Cox, Analyst der CIA, wird entlassen, weil er ein Alkoholpro­blem hat, und beginnt seine Memoiren zu schreiben. Versehentlich fällt eine Kopie davon in die Hände der beiden Fitnesscenter-Angestellten Linda Litzke und Chad Feldheimer. Diese sind der Ansicht, ihr Fund ist Gold wert, und das wollen sie sich holen: von Osborne Cox, von der russischen Botschaft, vom CIA oder von wem auch immer, der bereit ist zu zahlen.
Nach dem Oscar-prämierten NO COUNTRY FOR OLD MEN folgt nun der nächste Streich der Brüder Joel und Ethan Coen. Gemeinsam mit einer eindrucksvollen Riege ausgelassen agierender Hollywood-Superstars treiben sie diesmal den Spaß in einer bissig-satirischen Ko­­­­­­­mödie auf die Spitze. George Clooney als großspuriger Feigling mit schmutzigen Fantasien, Brad Pitt als unbedarfter Fitness-Hohlkopf: Die beiden Superstars treffen nur in einer Szene aufeinander, doch die­­se hat es in sich. John Malkovich ist wie immer exzellent und Tilda Swinton herrlich kühl und zickig. Frances McDormand schließlich als Fitness-Instruktorin mit panischer Angst vor dem Alter ist so gut wie seit FARGO nicht mehr. (nach: www.cineman.ch)
„BURN AFTER READING ist einer der leichteren Coen-Filme, zu­­gänglich und sparsam mit physischen Brutalitäten – aber so richtig leicht ist das alles auch dann nicht, wenn man drüber lacht, denn ab­­­­surd komisch ist die Grausamkeit, die Dummheit, die totale Ver­blendung der Figuren.” (S. Vahabzadeh)
„In BURN AFTER READING geht’s in erster Linie um Leute, die Schei­­ße bauen. Gleiches kann man freilich von den Coen-Brüdern nicht behaupten: In ihrem neuen Werk verquirlen die beiden ihre bewährten Stilelemente mit denjenigen des Spionagefilmes, mischen einige aktuelle Themen bei wie Jugendwahn und Internet-Dating und erzielen ein Resultat nahe der Perfektion. Gleichzeitig gelingt ihnen das kaum für möglich gehaltene Kunststück, den oscarüberhäuften Vorgänger NO COUNTRY FOR OLD MEN noch einmal zu übertreffen. Chapeau.” (www.outnow.ch)

USA 2008; Regie und Buch: Joel & Ethan Coen; DarstellerInnen: George Cloo­­­ney (Harry Pfarrer), Frances McDormand (Linda Litzke), Brad Pitt (Chad Feldheimer), John Malkovich (Osborne Cox), Tilda Swinton (Katie Cox) u.a.; (35mm; Farbe; 95min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mo 10.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

CONTACT HIGH

R: Michael Glawogger


Alles dreht sich um eine Tasche mit Innenleben, die Ganoven und Frei­­­­­zeit-Philosophen, Autofanatiker und Imbissbudenverkäufer in ein zu­­nehmend surreales Abenteuer verwickelt. Die Suche nach dem Ob­­­­­­­jekt der Begierde führt auch Hans Wurst (Raimund Wallisch) und Max Durst (Michael Ostrowski) nach Krakau, wo unterschiedliche Rauschzustände in Verwechslungen, Pannen und melodramati­­schem Liebeswerben gipfeln. Bald fliegen sie durch polnische Nächte, sehen Hunde, Schweine und Schwertfische und wundern sich, als sie einen Schaffner sagen hö­­­ren: „Nächste Haltestelle: Drogomysel!“
Randvoll mit absurden Abenteuern, bei denen farbenfrohe Dro­­gen­­­­­­­trips und reichhaltige Sprachverwirrungen für verzerrte Wah­­r­neh­­mungen sorgen, entpuppt sich Michael Glawoggers neue Ko­­mö­­die als eine Mixtur aus Alice im Wunderland und einer Persiflage auf die Esoterikwelle und verwandte Modeerscheinungen. Diese spitzen sich in pointierten, zutiefst österreichisch codierten Dialogen, aberwitzig-schrägen Ausstattungsideen und anderen visuellen Details zu. In CON­TACT HIGH sieht sich die „Eine-Welt“-Romantik empfindlich ge­­stört: Vereinnahmung und Ignoranz gegenüber Menschen aus ande­ren Kulturkreisen schlagen regelrecht Kapriolen. Bildästhetisch treiben die Verwicklungen rund um die Tasche und den magischen Moment ihrer Öffnung immer weiter an ihre Grenzen, um zusehends aus den Fugen zu geraten. (nach: www. lunafilm.at)
„Mit dem surrealen Slacker-Lustspiel NACKTSCHNECKEN gelang Mi­­chael Glawogger ein Lichtblick der österreichischen Kinokomödie: Es war der rare Fall eines Films, der bei wiederholtem Ansehen lustiger wird. Mit CONTACT HIGH folgt nun eine Quasifortsetzung, die mit ihrer fantastischen Vielfalt von verrückten Einfällen geradezu nach wiederholtem Ansehen schreit (…) Das Resultat ist nicht bloß die bes­te Kifferkomödie der österreichischen Filmgeschichte, sondern eine von internationalem Spitzenrang.” (Christoph Huber)

Österreich/Deutschland 2009; Regie: Michael Glawogger; Buch: Michael Os­­trow­ski, Michael Glawogger; Kamera: Wolfgang Thaler; DarstellerInnen: Rai­mund Wallisch (Hans Wurst), Michael Ostrowski (Max Durst), Detlev Buck (Harry), Georg Friedrich (Schorsch), Pia Hierzegger (Mao), Alina Pölzl (Sissi), Hil­­de Dalik (Gretchen), Maximilian Grösswang, Patrick & Manuel Hanousek (Schlimme Buben), Nives Hillisch (Großes Mädchen) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby Digital; 95min).


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Di 11.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

PERSEPOLIS

R: Marjane Satrapi, Vincent Paronnaud / OmU


Basierend auf ihrem eigenen vierbändigen Comic bringt Marjane Satrapi mit Co-Regisseur Vincent Paronnaud eine sehr persönlich gefärbte Geschichte des Irans ins Kino. Die intellektuelle und lebenslustige Iranerin schafft dabei den Spagat von unterhaltendem Frauenschicksal und bitterbösem Politfilm. Sie beweist einen feinen Blick für die absurden Nuancen des verlogenen Regimes und breitet diese genüsslich in Form von feiner Ironie und bitteren satirischen Spitzen aus. All dies in einem über weite Teile in Schwarzweiß gehaltenem Trickfilm.
Es beginnt in den Jahren 1978 und 1979. Der Iran wird von Massendemonstrationen überrollt, die Sozialrevolutionäre, denen Marjanes Familie nahe steht, kämpfen für kurze Zeit Arm in Arm mit den Islamisten. Mittendrin das achtjährige Mädchen, staunend, lebenslustig und ein wenig altklug. Die islamische Revolution mit dem Sturz des Schahs, der Krieg mit dem Irak, die tief greifenden Veränderungen im Fundamentalismus werden gespiegelt im Alltagsleben einer Gesellschaft, die sich mit den Zwängen der neuen Machthaber zu arrangieren sucht und im Privaten bemüht, ein normales, manchmal auch ausgelassenes Leben zu führen. Gekonnt verbindet Satrapi ihr Einzelschicksal mit den historischen Ereignissen.
Während die dominante Ideologie das alltägliche Leben im Würgegriff hält, schwärmt das junge Mädchen für Bruce Lee und Iron Maiden. Über die zunehmenden Repressionen gegen die liberal denkenden Bürger besorgt, schicken die Eltern ihre 14-jährige Tochter ins exotische Wien. Marjane startet in einer Nonnenpension ins Teenagerleben, schlittert in amouröse Katastrophen und endet in schweren Depressionen. Geplagt von Heimweh kehrt sie nach Teheran zurück, versucht sich vergeblich zu integrieren und emigriert schließlich mit 33 Jahren nach Frankreich.
Die Kindheitserinnerungen einer Iranerin sind nicht unbedingt das alltägliche Thema für einen Comic, wohl gerade deshalb aber ist den PERSEPOLIS-Bänden ein solcher Kultcharakter beschieden. Der schwarz-weiße, künstlerisch hochambitionierte Zeichenstil, den Satrapi gemeinsam mit Vincent Paronnaud für die Leinwandadaption entwickelte, bleibt nahe an der Vorlage. Der Film, der in Cannes mit dem „Preis der Jury“ ausgezeichnet wurde, könnte, ähnlich wie der Comic, zum Kultstreifen avancieren.
„Vielleicht ist das die größte Leistung dieses sehenswerten Films: Dass er Vertreibung, Unterdrückung und Unrecht auf eine Weise thematisiert, die der eindimensionalen Haltung der Moralapostel das Entscheidende voraushat, nämlich das Leben in seiner ganzen widersprüchlichen Fülle. Und dass er die Buntheit der Welt auf wundersame Weise gerade in seiner Schwarz-Weiß-Ästhetik sichtbar macht.“ (Peter Gutting)
(nach: Thomas Hunziker; Jörg Hüssy; http://outnow.ch; Peter Gutting)

Frankreich 2007; Regie und Buch: Marjane Satrapi, Vincent Paronnaud; Musik: Olivier Bernet; Stimmen, in Originalfassung: Chiara Mastroianni, Catherine Deneuve, Danielle Darrieux; Stimmen, in deutsch synchronisierter Fassung: Jasmin Tabatabai, Nadja Tiller und Hanns Zischler u.a.; (35mm; 1:1,85; Schwarzweiß; Dolby SRD; 96min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN und DETUSCH SYNCHRONISIERTE FASSUNG).


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Mi 12.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

GRAN TORINO

R: Clint Eastwood / OmU


Auf Clint Eastwood ist Verlass. Der Mann kann es einfach nicht lassen, gute Filme zu drehen und das Publikum kann nicht anders, als seine Filme gut zu finden. Wie schön, dass sich alle einig sind. Gran Torino bildet hier keine Ausnahme in Eastwoods Schaffen, ist aber trotzdem ein Ausnahmefilm.
Vieles könnte in diesem Film klischeehaft sein: Die Amerikaflagge am Haus, der bewaffnete Korea-Veteran, der Rassismus eines alten verbitterten Mannes, ein Auto als das wertvollste Gut. Doch nichts davon ist Klischee in Gran Torino – nicht zuletzt, weil es ein Film von Clint Eastwood ist. Der Mann macht wieder einmal alles richtig: Er verzichtet auf Stereotypen, umschifft Sentimentalität, und ist trotz des brisanten Themas sparsam mit der Gewalt. So bleibt nichts, was Anstofl erregen könnte. Selbst die zunächst so plakative Hauptfigur erhält eine ungeahnte Tiefe.
Clint Eastwood spielt einen Typen, wie ihn nur Clint Eastwood spielen kann. Walt Kowalski, ein sturer alter Griesgram, der gerade seine Frau verloren hat, lebt allein in seinem Haus in einer Gegend, aus der schon längst alle Weißen ausgezogen sind. Seine Nachbarn aus Fernost verachtet er, am liebsten hat er seine Ruhe. Diese bleibt ihm natürlich nicht erspart. Zuerst erwischt er den Nachbarsjungen Tao bei dem Versuch, seinen 72er Gran Torino zu stehlen, dann bewahrt er den Jungen vor dem Angriff einer Gang. Es beginnt eine folgenschwere Freundschaft. Kowalski lässt Tao bei sich arbeiten und hilft ihm, einen Weg aus dem schwierigen Milieu zu finden.
So einfältig die Story daherkommen mag, Eastwoods Art, das Thema anzupacken, macht den Film zu einem Genuss. Der alte Kauz mit seinen Eigenheiten und lakonischen Bemerkungen schafft zu der Handlung eine ironische Distanz, die jedes Pathos verhindert und den Film bis zum Finale sympathisch macht. Kowalski macht keine Wandlung zu einem besseren Menschen durch, es ist der Zuschauer, der seine Sicht auf den Protagonisten verändert, indem er ihn kennenlernt und feststellt, dass man die Vorurteile über ihn überdenken muss.
Hollywoods Entdeckung des Alters, die der Spiegel schon oder erst vor zwei Jahren festgestellt hat, setzt sich fort. Nach Filmen wie The Straight Story (von David Lynch) Space Cowboys (von und mit Clint Eastwood), About Schmidt (mit Jack Nicholson), Mit Herz und Hand (mit Anthony Hopkins) und Das Beste kommt zum Schluss (mit Nicholson u. Morgan Freeman) gelingt Eastwood ein Rentner-Film, der sich auch für jüngere Generationen anzuschauen lohnt. Er zeigt erneut, dass Senioren noch längst nicht ausgedient haben und dass der heraufbeschworene Generationenkonflikt keiner sein muss, wenn man es nicht unbedingt darauf anlegt. Gran Torino beweist, dass selbst ein fast 80jähriger Filmemacher noch immer etwas Bereicherndes beizutragen hat.
(http://www.theluke.de/Wordpress/?tag=gran-torino)

USA/Australien 2008; Regie: Clint Eastwood; (116min, engl OmU)


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Do 13.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

LES INVASIONS BARBARES

DIE INVASION DER BARBAREN

R: Denys Arcand / OmU


Als er erfährt, dass sein Vater, der zynische und sexbesessene Universitätsprofessor Rémy, an Krebs erkrankt ist, reist der Yuppie Sébastien aus London zurück nach Quebec/Kanada. Auf Bitten seiner Mutter Louise, die trotz der Scheidung noch viel für den Schwerenöter empfindet, kümmert er sich widerstrebend um den Vater. Zwar wird der Börsenmakler für seine kapitalistische Ader vom Salonsozialisten Rémy wild bespöttelt, doch sein Geld ermöglicht einen erstaunlichen Komfort im heruntergekommenen staatlichen Krankenhaus. Hilfreich ist dabei auch Nathalie, die drogenabhängige Tochter einer ehemaligen Geliebten, denn sie kann ihm schmerzlinderndes Heroin besorgen.
Ein Gang mit der Kamera. Endlose Flure, die immer länger und immer enger werden. Musik und Tonfetzen aus Schreien und Seufzern, Stöhnen, Husten und Röcheln. Betten links, Bahren rechts, Schläuche an der Decke, Röhren an den Wänden. Ausgestreckte Arme, Hilferufe. Eindringen in die Unterwelt. Am Ende des Vorspanns sind wir im Zentrum des Films angekommen, einem Krankenzimmer. Doch DIE INVASION DER BARBAREN beschreibt nicht einen Krankheitsverlauf, keine Beichte in den letzten Lebensmomenten. Der Film ist eine Analyse über den Zustand einer Intellektuellengeneration, die die Diskrepanz zwischen ihrem Wissen und ihrer politischen Machtlosigkeit mit Selbstironie kompensiert und ihrerseits Analysen über den Zustand der Welt zum Besten gibt.
Vor 17 Jahren ist der kanadische Regisseur Denys Arcand mit DER UNTERGANG DES AMERIKANISCHEN IMPERIUMS bekannt geworden. Nun hat er die Geschichte mit denselben Schauspielern und Figuren weitergesponnen: Die vier Geisteswissenschaftler sowie deren Frauen und Geliebte, die im ersten Film während eines Nachtessens ihre rhetorische Selbstverliebtheit am Thema Sex erprobten, sind 17 Jahre älter geworden, bei intakt gebliebenen Mundwerk.
Ins satirische Kreuzfeuer geraten das überspannte Gesundheitssystem, „law and order“ und Mutter Teresa, also sämtliche Fehlentwicklungen zwischen katholischer Kirche und Kapitalismus. Die „Barbaren”-Methapher zielt nicht nur auf die Todesflieger des 11. September, sondern ebenso auf die Unterhaltungsmedien, die globalisierten Konzerne, den unkontrollierten Drogenhandel und die todbringenden Krebszellen.
Neben diesem kritischen Gesellschaftsbild entfaltet Arcand auch eine persönliche Ebene, bei der die älteren, aus dem ersten Film übernommenen Protagonisten ihr Leben zwar skeptisch betrachten, manchmal auch zynisch, jedoch trotz aller Probleme mit sich und ihrem Leben zufrieden sind. Die Jungen dagegen tragen schwerer an ihrer Existenz. Sei es Sébastien, der sich vor allem auf die Kraft des Geldes verlässt und sich nur langsam dem entfremdeten Vater nähert, oder die drogenabhängige Nathalie.
(nach: Svenja Alsmann; Valentin Rabitsch; Michael Meyns; Helmut Merker; Klaus-Peter Eichele)
„(…) Vor allem aber ist DIE INVASION DER BARBAREN, der zurecht mit Filmfestpreisen überhäuft wurde, ein durch und durch utopischer Film. Er zeichnet die Vision eines menschenwürdigen und selbstbestimmten Sterbens im Kreis von verständnisvollen aber niemals verlogenen Freunden. Und er hält trotzig die Fahne eines (eigentlich längst ausgestorbenen) Lebensstils hoch, der Hedonismus und Humanität in Einklang bringt.”
(Klaus Peter Eichele)
„(…) All dies macht DIE INVASION DER BARBAREN mit zu einem der intelligentesten, herausragendsten Filme des bisherigen Kinojahres.”
(Michael Meyns)
Goldene Palme in Cannes 2003:
Drehbuch und Beste Hauptdarstellerin Marie-Josée Croze (Nathalie)

Kanada/Frankreich 2003; Regie und Buch: Denys Arcand; Kamera: Guy Duffaux; Musik: Pierre Aviat; DarstellerInnen: Rémy Girard (Rémy), Stéphane Rousseau (Sébastien), Marie-Josée Croze (Nathalie), Marina Hands (Gaëlle), Dorothée Berryman (Louise), Johanne Marie Tremblay (Sœur Constance), Pierre Curzi (Pierre), Yves Jacques (Claude), Louise Portal (Diane), Dominique Michel (Dominique), Sophie Lorain (First „lover”), Toni Cecchinato (Alessandro), Mitsou Gélinas (Ghislaine), Isabelle Blais (Sylvaine) u.a.; (35mm – von Video übertragen; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 99min; englisch-französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Fr 14.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

DELICATESSEN

R: Marc Caro, Jean-Pierre Jeunet / DF


Wir leben doch alle im Nirgendwo, sagt lakonisch der Fleischer Clapet und macht sich wieder ans Messerwetzen. Nebelschwaden tauchen ein bröckeliges Mietshaus in einen apokalyptisch-goldenen Schimmer, als der arbeitslose Clown Louison sich eben dort um eine Hausmeisterstelle bewirbt, nicht ahnend, dass die wichtigste Qualifikation pralle Hüften und fleischige Schenkel sind.
Ein anarchisches Feuerwerk der Kreativität legten Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro mit dieser wahrhaft originellen, blutrünstig-makabren Endzeitvision vor, in der der Fleischverzehr zur Obsession und nur noch der Hunger gemeinschaftsbildend sind. Zwischen surrealer Liebes-, Horror- und Science-Fiction-Komödie schufen sie eine magische Welt der Verzweiflung und der Hoffnung, deren brillantes Produktionsdesign bis heute Maßstäbe setzt und zum unbestrittenen Kult geworden ist.

Frankreich 1991; Regie: Jean-Pierre Jeunet, Marc Caro; (99min, DEUTSCHE FASSUNG)


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Sa 15.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

SILENTIUM

R: Wolfgang Murnberger


Gottlieb Dornhelm, der Schwiegersohn des Festspielpräsidenten ist nicht das erste, aber das bisher prominenteste Opfer, das tot am Fuß des Mönchsbergs gefunden wird. Brenner hat ganz andere Probleme. Ohne Wohnung, ohne Geld, ohne Job und ohne Frau sind seine quälenden Kopfschmerzen derzeit das einzige, worauf er sich verlassen kann im Leben. Doch Konstanze Dornhelm, die mondäne Witwe des Toten, engagiert Brenner, den Tod ihres Mannes aufzuklären. Und sie ist sicher, dass es Mord war. Hat der Tote doch vor kurzem einen Skandal heraufbeschworen, indem er sich öffentlichkeitswirksam an seine Jugendzeit im Knabenkonvikt erinnerte und an die besondere Art der „Erziehung“, die ihm sein damaliger Erzieher, der jetzige Erzbischof von Salzburg angedeihen ließ.

Österreich 2004; Regie: Wolfgang Murnberger; Buch: Wolf Haas, Josef Hader, Wolfgang Murnberger, nach einem Roman von Wolf Haas; Kamera: peter von Haller, Musik: Sofa Surfers; DarstellerInnen: Josef Hader, Simon Schwarz, Joachin Król, Maria Köstlinger, Udo Samel, Jürgen Tarrach, Rosie Alvarez, Georg Friedrich u.a.; (35mm; Farbe; 110min).


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So 16.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

CASABLANCA

R: Michael Curtiz / OmU


Casablanca 1941. In Rick´s Café kreuzen sich die Schicksale europäischer Emigranten. Der Wissenschaftler Victor Laszlo versucht mit seiner Frau Ilsa mit falschen Pässen den Nazis zu entkommen. Einzig der Amerikaner Rick könnte helfen, doch dieser erkennt in Ilsa die ehemalige Geliebte wieder. Und so entsteht das Liebespaar der Filmgeschichte: Humphrey Bogart als gebrochener Held, der nur durch Zynisums überlebt, Ingrid Bergman als Frau, die zwei Männer liebt und sich nicht entscheiden kann.

USA 1942; Regie: Michael Curtiz; B: Julius J. Epstein, Philip G. Epstein, Howard Koch, nach dem Theaterstück „Everybody Goes to Rick´s“ von Murray Burnett und Joan Alison D: Humphrey Bogart, Ingrid Bergman, Paul Henreid, Conrad Veidt 104min, 1:1,33, Schwarzweiß, englische OmU


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Mo 17.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

BROKEN FLOWERS

R: Jim Jarmusch / OmU


Der Tag fängt gar nicht gut an für Don Johnston. Erst wird er von seiner sehr viel jüngeren Freundin Sherry verlassen, dann flattert auch noch ein rosafarbener Brief ins Haus. Keine Liebesbotschaft, sondern die späte Quittung für eine frühere Liaison des ergrauten Don Juan: Sein inzwischen 19-jähriger Sohn werde ihn aufsuchen, droht die anonyme Schreiberin. Doch wer ist die Mutter? Ginge es allein nach Don – er würde gewiss weiter sein Sofa hüten und die Dinge auf sich zukommen lassen. Aber sein Nachbar Winston kann die lethargische Couchpotato zu detektivischen Nachforschungen überreden. Und so startet Don eher widerwillig und mit rosa Blumen bewaffnet eine aberwitzige Reise in seine Vergangenheit. Vier Frauen in vier verschiedenen Städten kommen als Mutter des unbekannten Sohnes in Betracht.
Jarmusch meets Murray! Unaufgeregt langsam, minimalistisch und mit seinem typischen Gespür für lakonischen Humor schickt der New Yorker Independent-Regisseur einen alternden Don Juan auf eine witzig-melancholische Reise in die Vergangenheit, auf der er seinen höchst unterschiedlichen Verflossenen begegnet. Bill Murray perfektioniert in diesem absurden Road Movie durch amerikanische Vorstädte sein regloses Spiel als lethargischer Mann in der Midlife-Crisis. Die Rolle des alternden „Don Juan“ auf der Suche nach der potentiellen Mutter seines angeblichen Sohnes ist Murray genauso auf den Leib geschrieben wie schon sein preisgekrönter Part in dem Überraschungshit LOST IN TRANSLATION von Sofia Coppola.
„Durch Jarmuschs Gespür für absurde Details und Murrays beeindruckend betäubten Auftritt wird BROKEN FLOWERS zur charmant jazzigen Tragikomödie, die mit eigenwilligem Humor und kitschfreier Sentimentalität das Herz bewegt.“ (Sascha Rettig)
Jim Jarmusch: „Ich mache keine Formula-Filme, wo der Plot jegliche Fantasie zerstört, sondern lege Fährten, denen der Zuschauer folgen soll. Hoffentlich lebt Don in den Köpfen der Zuschauer weiter, wenn der Abspann läuft.“
Gewinner des „Grand Prix“ Cannes 2005.

USA 2005; Regie und Buch: Jim Jarmusch; Kamera: Frederick Elmes; Musik: Mulatu Astatke; DarstellerInnen: Bill Murray (Don Johnston), Jeffrey Wright (Winston), Sharon Stone (Laura), Heather Alicia Simms (Mona), Alexis Dziena (Lolita), Frances Conroy (Dora), Jessica Lange (Carmen), Tilda Swinton (Penny), Julie Delpy (Sherry), Christopher McDonald (Ron), Chloë Sevigny (Carmens Assistentin) u.a.; (35mm; Farbe; Dolby SRD; 105min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Di 18.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

ETZ LIMON

LEMON TREE

R: Eran Riklis / OmU


Ein Zitronenhain in der West Bank, unmittelbar an der Grenze zu Is­­­­rael: Hier lebt die palästinensische Witwe Salma, hier ist sie tief verwurzelt – so wie die Bäume, die ihr Vater vor 50 Jahren pflanzte. Mit dem Einzug des israelischen Verteidigungsministers Israel Navon in das neue Haus direkt hinter dem Hain werden die alten Bäume plötzlich zum Sicherheitsrisiko. Der Zitronenhain soll abgeholzt werden – bietet er doch leichte Deckung für Terroristen. Salma setzt sich zur Wehr. Um ihre Bäume zu retten, zieht sie gemeinsam mit dem jun­­­gen palästinensischen Anwalt Ziad Daud bis vor den Obersten Ge­­richtshof Israels.
Ihr Kampf weckt nicht nur die Aufmerksamkeit der Medien, sondern auch das Interesse Miras, der Gattin des Ministers, die sich in der Einsamkeit des neuen Hauses erstmals auch mit der Unerfülltheit ihres eigenen Lebens konfrontiert sieht. Während Salma entgegen der arabischen Tradition eine innige Zuneigung zu ihrem jüngeren An­­walt entwickelt, wächst zwischen den beiden Frauen, trotz aller Unterschiede und über die streng bewachte Grenze hinweg, ein unsichtbares Band der Sympathie.
Salmas Odyssee führt tief hinein in das komplexe, bisweilen bedrückende, aber auch absurd-komische Chaos, das den konfliktgeladenen Alltag der Menschen im Nahen Osten bestimmt und in dem am Ende jeder mit seinem Lebenskampf alleine steht.
„Auf bittersüße Art und Weise, behutsam, mit viel Liebe und Hu­­mor zieht Eran Riklis (DIE SYRISCHE BRAUT) den Zuschauer in den Bann dieses symbolträchtigen Dramas und lässt ihn nicht mehr los.“ (Zitat aus dem Presseheft)

Israel/Deutschland/Frankreich 2007; Regie: Eran Riklis; Buch: Eran Riklis, Suha Araf; Kamera: Rainer Klausmann; DarstellerInnen: Hiam Abbass (Salma), Rona Lipaz Michael (Mira Navon), Ali Suliman (Ziad Daud) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; 1:1,85; Dolby SRD, 106min; arabisch-hebräische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mi 19.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

ANNAS SOMMER

R: Jeanine Meerapfel / OmU


Als die 50-jährige Photojournalistin Anna Kastelano (Angela Molina) auf der griechischen Insel Symi ankommt, weiß sie noch nicht, dass ihr Leben eine Wende erfahren wird. Eigentlich ist sie an den Ferienort ihrer Familie nur zurückgekehrt, um ihre Erbschaft – das Haus ihrer grie­chischen Familie – zu übernehmen. Doch als formale Fragen sie zwin­gen, die alte Familientruhe zu öffnen, um wichtige Dokumente zu finden, erstehen aus der Truhe die Geister der Erinnerung, konfrontieren sie mit ihrer eigenen Geschichte und lassen sie die Gegenwart neu erfahren. Eine Liebesaffäre zwischen Anna und dem 25-jährigen Nikóla beginnt und eine Reise in die Erinnerung. Eine sinnlich-mediterrane Geschichte über Liebe, Leben und Abschied. Die Bilder im Film stammen vom Ka­­meramann von Theo Angeloupoulos, Andreas Sinanos.
Jeanine Meerapfel: „Beim Schreiben des Drehbuchs und beim Drehen war die Herausforderung: Wie kann ich diese Geschichte in unter-schiedlichen Zeitebenen erzählen? Nicht chronologisch, nicht nach Or­­ten geordnet, sondern nur getragen von der emotionalen Erinnerung der Hauptfigur? Jahreszahlen und Orte sollen im Film weder eingeblendet noch von ausschlaggebender Bedeutung sein. Meine Hypothese war, dass die Phantasie nicht linear ist, und dass die Erinnerung an einen Menschen frei ist von Jahreszahlen, Alter oder Modewandlungen. So ist das Aussehen der Protagonisten in den verschiedenen Zeitebenen nur geringfügig verändert.”
„Man muss nicht mit der Biographie der Regisseurin, die in Argen­tinien geboren wurde und erst als junge Frau nach Deutschland kam, vertraut sein, um Spuren und Motive ihres eigenen Lebens in diesem Film zu vermuten. Je privater und subjektiver er werde, hat Fassbinder ge­­sagt, desto allgemeiner werde er zugleich – zumindest für das Pub­likum seiner Generation. Das trifft auch auf diesen sanften Film über den Tod, die Trauer, und damit über die Liebe zu.”
(Bodo Fründt, Süddeutsche Zeitung)

Deutschland/Griechenland 2001; Regie & Buch: Jeanine Meerapfel; Kamera: Andreas Sinanos; Schnitt: Bernd Euscher; Ton: Eva Valiño; Musik: Floros Floridis; DarstellerInnen: Angela Molina (Anna), Herbert Knaup (Max), Agis Emmanouil (Nikóla), Dimitri Katalifos (León), Rosana Pastor (Malena) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SR; 108min; deutsch-englisch-griechisch-spanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Do 20.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

RACHEL GETTING MARRIED

R: Jonathan Demme / OmU


Kym Buchman war immer schon ein Magnet für Probleme und Schwierigkeiten und hat die letzten Jahre damit verbracht, ihre Drogenabhängigkeit hinter sich zu lassen. Ihre ruppige, bissige Art macht die Dinge für sie nicht einfacher. Als sie zur Hochzeit ihrer Schwester Rachel in den Schoß der Familie zurückkehrt, wandelt sich die Feierlichkeit mit Musik und guter Laune schnell in ein Kriegsgebiet: Rachels Anwesenheit lässt lange schlummernde Spannungen mit Urgewalt ausbrechen und stellt den Familienverband auf eine harte Probe.
Mit seinem ersten Spielfilm seit vier Jahren kehrt Jonathan Demme zurück zu einem persönlicheren, intimeren Filmemachen, abseits der geleckten Oberflächen gängiger Studioproduktionen. Sein intimes Porträt einer Familie ist eine genau beobachtete Sittenkomödie, in der sich Anne Hathaway als gewachsene Schauspielerin jenseits der zuckersüßen Rollen präsentiert, für die der Star aus DER TEUFEL TRÄGT PRADA bekannt ist.

USA 2008; Regie: Jonathan Demme; Buch: Jenny Lumet; Kamera: Declan Quinn; Musik: Brooklyn Demme; DarstellerInnen: Rosemarie DeWitt (Rachel), Sebastian Stan (Walter), Roslyn Ruff (Rosa), Anne Hathaway (Kym), Bill Irwin (Paul), Anna Deavere Smith (Carol) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 112min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN)


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Fr 21.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

INGLOURIOUS BASTERDS

R: Quentin Tarantino / OmU


Frankreich 1944. Ein Trupp jüdisch-amerikanischer Soldaten zieht durch das besetzte Land mit dem Ziel, möglichst viele Deutsche umzubringen. Da bietet sich die Gelegenheit, Hitler, Goebbels, Göring und Bor­mann auf einen Schlag zu ermorden, als diese die Premiere eines NS-Propagandafilms in Paris besuchen.
Ein von Maschinengewehrsalven durchsiebter Hitler; ein brennendes Kino, in dem Hunderte Nazichargen eingeschlossen sind; ein erträumtes Attentat, das den Krieg beendet hätte – und das Kino, das die Wir­­­k­­lichkeit besiegt: „Wer hätte das gedacht: Quentin Tarantino, der sich immer mehr in Mätzchen verrannt hatte, ist irgendwie erwachsen ge­worden (keine Sorge, nicht zu sehr) und hat der Filmgeschichte etwas Unvergessliches hinzugefügt.” (www.tagesspiegel.de)
Mit der Story um eine amerikanisch-jüdische Guerilla-Truppe, die 1944 in einem Pariser Kino die gesamte Nazi-Führung in die Luft jagt, präsentierte Tarantino in Cannes den total anderen Weltkriegs-Gen­­re­film, eine politisch-historisch befreiend unkorrekte Geschichte. „Wer sich bequem eingerichtet hat im Nazi-Filmklischee vom dumm-brutalen Nazi-Deutschen oder im Betroffenheitskitsch, bekommt jetzt starken Tobak, garniert mit beißendem Sarkasmus und schwarzem Humor.” (www.abendzeitung.de)
„Tarantino bewegt sich wie gewohnt in einem hochartifiziellen Uni­­versum. Diese Künstlichkeit sichert ihn gegen den Vorwurf der Ge­­­­­­­­­schmacklosigkeit ab. Und auch wenn INGLOURIOUS BASTERDS dem Kino zutraut, der Ort zu sein, an dem die Welt gerettet wird, so ist der Film doch auch so smart, es hinterher in Flammen aufgehen zu las­sen.” (Christina Nord)
Christoph Waltz wurde in Cannes 2009 für seine Darstellung des SS-Offiziers Hans Landa als „Bester Darsteller” ausgezeichnet.

USA/Deutschland 2009; Regie und Buch: Quentin Tarantino; Kamera: Robert Richardson; DarstellerInnen: Brad Pitt (Lt. Aldo Raine), Mélanie Laurent (Sho­­­­­­­­sanna Dreyfus), Christoph Waltz (Col. Hans Landa), Eli Roth (Sgt. Don­­ny Do­­­nowitz), Diane Kruger (Bridget von Hammersmark) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 160min; englisch-deutsch-französisch-italienische ORI­­GI­­NALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Sa 22.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

DER KNOCHENMANN

R: Wolfgang Murnberger


Das Erfolgstrio Murnberger, Haas und Hader schrieb erneut das Drehbuch nach einem der Bestseller-Romane von Wolf Haas aus der Brenner-Reihe: „Der Knochenmann”. Josef Hader verkörpert wieder den kauzigen Privatdetektiv Brenner, und Wolfgang Murnberger setzt das Ganze gekonnt in Szene. Auch beim weiteren Stab wird auf die bewährte Crew gebaut. Hinter dem hochkarätigen Filmprojekt stehen die Produzenten der Dor Film, Danny Krausz und Kurt Stocker, für das Casting zeichnet Markus Schleinzer verantwortlich, den Soundtrack steuern die Sofa Surfers bei. (www.filmladen.at)
Ein Mann namens Horvath ist verschwunden und die einzige Spur führt zum „Löschenkohl“, einer weithin bekannten „Backhendlstation“ in der Provinz. Und es wäre nicht der Brenner, wenn ihm in Löschenkohls Keller die Knochenmehlmaschine nicht einige düstere Rätsel aufgäbe. Bei denen spielt der kleine „Grenzverkehr“ und ähnlich Menschliches eine wichtige Rolle: Die junge Wirtin hat ihm so den Kopf verdreht, dass er am Ende froh sein muss, diesen noch am Hals zu haben.
Wolfgang Murnberger: „Die Liebe ist immer gefährlich, manchmal sogar lebensgefährlich. Wäre nicht so viel Liebe im Spiel, gäbe es nicht so viele Tote.“
Der Roman: Der Löschenkohl, eine Grillstation mit dem Flair einer Möbelhalle, ist in der ganzen Steiermark berühmt für seine Massenausspeisungen. Die Gäste lassen sich ihren Heißhunger auf die gigantischen Hendlteile nicht einmal von den Menschengebeinen verderben, die man in den Abfallbergen aus Hühnerknochen entdeckt. Ein klarer Fall für „Aktenzeichen XY“ – und für den unnachgiebigen Privatdetektiv Brenner. Bevor der in Ruhe mit dem steirischen Hendl-König herumschnüffeln kann, fließt jedoch schon das Blut des nächsten Toten – bei den Knochentretern des FC Klöch. (Wolf Haas, Der Knochenmann, Rororo 978-3-499-25237-2)
„DER KNOCHENMANN ist eine Krimigroteske voll Sarkasmus und auch eine private Geschichte. Keine Organisation ist Hintergrund, son­dern ein glücklicher Mann, der vom großartigen Josef Bierbichler gespielt wird.” (Josef Hader in SN, vom 11.2.09)

Österreich 2008; Regie: Wolfgang Murnberger; Buch: Josef Hader, Wolfgang Murnberger, Wolf Haas, nach seinem gleichnamigen Roman; Kamera: Peter von Haller; Schnitt: Evi Romen; Musik: Sofa Surfers; DarstellerInnen: Josef Hader (Brenner), Josef Bierbichler (Löschenkohl), Birgit Minichmayr (Gitti), Simon Schwarz (Berti), Pia Hierzegger (Alexandra), Christoph Luser (Pauli), Dorka Gryllus (Valeria), Stipe Erceg (Ivgeniew), Ivan Shvedoff (Igor), Edita Malovcic (Anna) u.a.; (35mm; Farbe; Dolby SRD; 117min).


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So 23.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

LET´S MAKE MONEY

R: Erwin Wagenhofer / OmU


„The best time to buy is when there is blood on the streets” (M. Mobius)
In LET´S MAKE MONEY folgt Erwin Wagenhofer der Spur unseres Gel­­des im weltweiten Finanzsystem. Wagenhofer blickt hinter die Ku­­lissen der bunten Prospektwelt von Banken und Versicherern.
Was hat unsere Altersvorsorge mit der Immobilienblase in Spanien zu tun? Wir müssen dort kein Haus kaufen, um dabei zu sein. Sobald wir ein Konto eröffnen, klinken wir uns in die weltweiten Finanzmärkte ein – ob wir wollen oder nicht. Die Bank speist unser Guthaben in den globalen Geldkreislauf ein. Ob unsere Bank das Geld an einen spanischen Bauentwickler verleiht? Wir Kunden wissen es nicht. Mög­licherweise borgen Banken, Versicherer oder Pensionsfonds unser Geld auch an einen Spekulanten. Die meisten von uns interessiert es auch nicht, weil wir gerne dem Lockruf der Banken folgen: „Lassen Sie ihr Geld arbeiten!“ Doch Geld arbeitet nicht: Arbeiten können nur Menschen, Tiere oder Maschinen.
LET´S MAKE MONEY zeigt uns die gefeierten Fondsmanager, die das Geld ihrer Kunden jeden Tag aufs Neue anlegen. Zu sehen sind Unternehmer, die zum Wohle ihrer Aktionäre ein fremdes Land ab­­­­­grasen, solange die Löhne und Steuern niedrig und die Umwelt egal sind. Wir erleben die allgegenwärtige Gier und die damit verbundene Zerstörung. LET´S MAKE MONEY spricht weniger von einer Fi­­­­­­­nanz­krise, sondern von einer Gesellschaftskrise. Und „am Ende be­­zahlen es immer der so genannte kleine Mann und die so genannte kleine Frau!” (Hermann Scheer)
Erwin Wagenhofer: „Ich will sagen, dass es wieder zu einer Ka­­ta­s­­­­­­­­trophe kommen wird, wenn die Verteilung der Rohstoffe und der Nah­­rung und des Geldes nicht gelingt, wenn es nicht gelingt, dass auch die Schwächsten einer Gesellschaft partizipieren können. Glo­­ba­­lisierung schließt auch globale Verantwortung mit ein. Wenn mein Hemd aus China kommt, dann habe ich etwas mit China zu tun. Das soll durch den Film transparent werden und sollte eigentlich die tägliche Botschaft unserer Regierungschefs sein.”

Österreich 2008; Regie, Buch und Kamera: Erwin Wagenhofer; Musik: Helmut Neugebauer; (35mm; Farbe; 115min; ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mo 24.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

HERR LEHMANN

R: Leander Haußmann


Berlin, Herbst 1989: Herr Lehmann ist Barkeeper in Kreuzberg und lebt in einer übersichtlichen, kleinen Welt voller Philosophen, Künstler und Biertrinker. Ein beschauliches und schönes Leben. Doch dann, kurz vor seinem dreißigsten Geburtstag, durchbricht eine unvorhersehbare Störung nach der anderen seinen geliebten Alltagstrott. Ein aufdringlicher Hund, der angekündigte Besuch seiner Eltern, die schöne Köchin Katrin, sein bester Freund Karl und ein bis dato unbekannter Kristallweizen-Trinker sorgen für Unruhe.
Während sich im Ostteil der Stadt und in der ganzen DDR große Umbrüche ankündigen, hat Herr Lehmann alle Hände voll zu tun, die an ihn herangetragenen Herausforderungen zu bewältigen. Und so kommt der 9. November: Karl wird verrückt und die Mauer fällt und das auch noch an Herrn Lehmanns dreißigstem Geburtstag: „Und wenn schon, was soll das heißen, die Mauer ist offen.”
Mit „Herr Lehmann” gelang Sven Regener, Sänger, Texter und Trompeter der Berliner Band „Element of Crime”, vor zwei Jahren ein erfrischendes Romandebüt, das zum Kultbuch avancierte. Leander Haußmann, einst jüngster Theaterintendant Deutschlands und mit SONNENALLEE (1999) auch als Kinoregisseur erfolgreich, entschloss sich nach der Lektüre sofort, das Buch zu verfilmen: „Mit Herrn Lehmann habe ich einen der seltenen Charaktere gefunden, die man unbedingt zum Leben erwecken muss. Das war mir schon nach den ersten fünf Seiten des Buches klar.”
„Man hält den Atem an, man ist verblüfft, man lacht sich schief.” (Die Zeit über Sven Regeners Roman)
„HERR LEHMANN ist der lang erwartete zweite Film von SONNENALLEE-Regisseur Leander Haußmann, eine gelungene Adaption des Bestseller-Romans, ein authentisches Portrait der Kreuzberger Szene kurz vor dem Mauerfall.” (www.cinema-arthouse.de)

Deutschland 2003; Regie: Leander Haußmann; Buch: Sven Regener, nach seinem gleichnamigen Roman; Kamera: Frank Griebe; Musik: Anita Lane, Bauhaus, Cake, Calexico, Element of Crime, Violent Femmes, Residents, Westbam u.a.; DarstellerInnen: Christian Ulmen (Herr Lehmann), Katja Danowski (Katrin), Detlev Buck (Karl), Janek Rieke (Kristall-Rainer), Margit Bendokat (Lehmanns Mutter), Adam Oest (Lehmanns Vater) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 105min).


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Di 25.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

DUNIA

R: Jocelyne Saab / OmU


In kleinen Geschichten spiegeln sich oft große Veränderungen wider. Die Suche einer jungen Frau nach der Sinnlichkeit macht in DUNIA deutlich, wie sehr der erstarkende Fundamentalismus den Reichtum der islamischen Kultur bedroht: Die Ägypterin Dunia studiert in Kairo arabische Literatur. Für ihre Abschlussarbeit untersucht sie erotische Verse aus den „Geschichten aus 1001 Nacht”. Auch im Alltag sucht die Tochter einer berühmten Bauchtänzerin nach der Sinnlichkeit. Doch in ihrem Umfeld stößt sie mit ihren Recherchen überall auf missbilligende Reaktionen oder gar offene Aggression. Dass eine Frau sich mit körperlicher Lust und Lebensfreude auseinander setzt, ist in einem Land, in dem noch immer die Mehrzahl der jungen Frauen beschnitten und somit sexuell verstümmelt wird, ein Tabu. Doch Dunia geht ihren Weg neugierig und unbeirrbar weiter.
Jocelyne Saab: „Das dominante Thema des Films ist das Verlangen, die Lust. DUNIA erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die ihre eigene Lust nicht ausleben kann. Sie sucht mit allen Sinnen, in der Poesie, im Tanz, in der Musik, bei ihren Freundinnen und deren Erfahrungen. Der Film zeigt also eine Art Initiationsreise. Und zwar so weit, bis die Protagonistin sich ihren eigenen Tabus stellt. Bis sie sich bewusst wird, dass sie als Mädchen sexuell beschnitten wurde. Dieser Moment wird zum dramatischen Wendepunkt des Films.“
„Dunia tanzt für die ganze Welt – ihre Sehnsucht dürften Frauen in aller Welt teilen. Und Männer können sie lernen. Lieber spät als nie.“ (Walter Ruggle)
„Ein großer Stimulus fürs Auge.“ (Variety)
Fribourg 2006, Publikumspreis

Ägypten 2005; Regie und Buch: Jocelyne Saab; Kamera: Jacques Bouquin; Schnitt: Claude Reznik; DarstellerInnen: Hanan Turk (Dunia), Mohamed Mounir (Beshir), Walid Aouni (Sufimeister), Fathi Abdelwahab (Mamdouh), Sawsan Badr (Arwa), Aida Riad (Inayate), Khaled El Sawi (Hazem), Youssef Ismail (Antar), Nashwa Al Arabi (Yasmine), May Al Shandi (Jamalate) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; 112min; arabische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mi 26.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

LOS LUNES AL SOL

MONTAGS IN DER SONNE

R: Fernando León de Aranoa / OmU


Eine Hafenstadt im Norden der spanischen Atlantikküste. Die großen Zeiten der Schiffsindustrie sind vorbei. Die Werften liegen verlassen in bester Küstenlage. Bulldozer rollen an, um Platz zu schaffen für rentable Neubauten. Für die Werftarbeiter hat längst ein anderes Leben begonnen. Aber Santa und seine ehemaligen Kollegen nehmen jeden Tag die Fähre über die Bucht.
LOS LUNES AL SOL erzählt aufrichtig, berührend, mit großer Sensibilität und Zärtlichkeit und immer wieder umwerfend komisch von Freundschaft und Solidarität in schwierigen Zeiten. Von Menschen, die sich ihren Witz und ihre Würde nicht nehmen lassen und auf ihrem Recht bestehen, glücklich sein zu wollen. Eine intelligente, warmherzige Tragikomödie über den täglichen Kampf gegen Windmühlen und den unbändigen Willen, nicht klein beizugeben. Auf dem Filmfestival San Sebastian als Bester Film und beim Spanischen Filmpreis Goya in fünf Kategorien ausgezeichnet, avancierte Fernando León de Aranoas LOS LUNES AL SOL zum Sensationserfolg in Spanien.
Fernando León de Aranoa: „Der Erfolg im Kino war so groß, dass viel über den Film und das Thema der Arbeitslosigkeit gesprochen wurde. Ab einem bestimmten Moment kam der Film nicht nur im Feuilleton, sondern auch in der politischen Berichterstattung und in den Talkshows vor. Natürlich kann ein Film das Problem der Arbeitslosigkeit nicht lösen, aber ich glaube, er hat dazu beigetragen, dass eine Debatte entstand.“
„Ein Arbeitslosen-Drama, das so aussieht, als hätte es Ken Loach mit viel Tequila inszeniert, oder als sei die englische Arbeitslosen-Posse GANZ ODER GAR NICHT noch einmal mit reichlich Tabasco gewürzt worden – mit wunderbaren Dialogen und einer szenischen Gestaltung, die souverän den weiten Spagat zwischen Humor und Tragik leistet.“
(Berliner Morgenpost)
„Das Wunderbare an diesem Film ist seine Gültigkeit, dieser Humor in melancholischen aber niemals sentimentalen Momenten der Niederlage. Diese Verlierer muss man einfach lieben!“ (AZ München)
„Ein filmisches Wunder! Ganz ernst und doch federleicht. Höchst amüsant und plötzlich wieder todtraurig. Eine emotionale Achterbahnfahrt, nach der man erschöpft und doch glücklich ist.“ (ND)
„Immer wieder überrascht die Leichtigkeit, mit der Fernando Leóns Film brillant zwischen Komödie und Drama wechselt und Situationen von umwerfender Komik schafft.“ (El Periódico)
„Ein großartiger Film, von befreiender Kraft und umwerfendem Charme!“ (El Pais)
Fernando León de Aranoa: „Ich denke, dass die Hoffnung auch im Humor steckt, im Widerstand der Figuren gegen den Verlust ihrer Identität. Ich glaube, das muss auch so sein. Wir sind alle ein wenig zur Hoffnung verpflichtet.“

Spanien 2002; Regie: Fernando León de Aranoa; Buch: Fernando León de Aranoa, Ignacio del Moral; Kamera: Alfredo Mayo; Musik: Lucio Godoy; DarstellerInnen: Javier Bardem (Santa), Luis Tosar (Josè), Nieve de Medina (Ana), Fernando Tejero (Lázaro), Aida Folch (Nata) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 113min; spanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Do 27.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

LE PREMIER JOUR DU RESTE DE TA VIE

C’EST LA VIE – SO SIND WIR, SO IST DAS LEBEN

R: Rémi Bezançon / OmU


Marie-Jeanne und Robert haben drei Kinder: Raphaël, Fleur und Al­­bert. Eine ganz normale Familie, aber auch fünf unterschiedliche Cha­raktere mit ihren individuellen Lebensrhythmen und an jeweils anderen Wendepunkten ihres Lebens. C’EST LA VIE erzählt vom Leben die­­­­­ser Durchschnittsfamilie über einen Zeitraum von zwölf Jahren, an­­­­­­­­hand von fünf exemplarischen Tagen.
Was wie eine gängige Familien-Chronik klingt, verpackt Regisseur Rémi Bezançon in eine Komödie mit Tiefgang und Widersprüchen und nähert sich in jeweils einem Filmkapitel einem der Protagonisten an. So werden deren unterschiedliche Perspektiven und gleichzeitig das unzertrennliche Beziehungsgeflecht der Familie sichtbar. Dabei schwan­­­ken Robert, Marie-Jeanne und ihre drei Kinder ständig zwischen Sehnsüchten, Rebellion und dem Wunsch nach familiärer Ge­­bor­­­­genheit.
Rémi Bezançon: „Die Familie prägt uns und zugleich kämpfen wir, um uns von ihr zu befreien. Dort wird einem alles auf den Weg gegeben, aber es ist auch ein Ort voller Sackgassen. Sind wir in der Lage zu entscheiden, was wir davon übernehmen? Welche Rolle spielt die Fa­­milie in unserem persönlichen Lebenslauf? Und welchen Teil können wir selbst bestimmen? Mit diesen Fragen habe ich mich bereits in meinem ersten Film LOVE IS IN THE AIR auseinandergesetzt. Und je­­de meiner Figuren gibt darauf ihre eigene Antwort.”
„Ein Film wie das Leben selbst. Tragisch, komisch und nie voraussehbar. Gute schauspielerische Leistungen und ein stimmungsvol­ler Sound­­track sorgen für ein entspanntes und unterhaltsames Kino­erleb­­nis.” (Anke Hermann)
- Césars 2009: „Beste weibliche Newcomerin” (Deborah Francois), „Bester männlicher Newcomer” (Marc-André Grondin), „Bester Schnitt” (Sophie Reine)

Frankreich 2008; Regie und Buch: Rémi Bezançon; Kamera: Antoine Monod; DarstellerInnen: Jacques Gamblin (Robert), Zabou Breitman (Marie-Jeanne), Déborah François (Fleur), Marc-André Grondin (Raphaël), Pio Marmaï (Al­­bert) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 113min; französische ORI­GI­NALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Fr 28.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

HAPPY-GO-LUCKY

R: Mike Leigh / OmU


Regiealtmeister Mike Leigh (LÜGEN UND GEHEIMNISSE, VERA DRAKE) überrascht mit einem schrillen, unbeschwerten Feel-Good-Movie: Die Londoner Grundschullehrerin Pauline, genannt Poppy, erinnert nicht allein aufgrund ihrer Garderobe an eine moderne Ant­­wort auf Astrid Lindgrens quirlig-anarchistische Pippi Langstrumpf. Poppy glaubt an das Gute im Menschen - und wo immer sie auftaucht, macht sich chronische Lebensfreude breit. Doch was sie bei ihren SchülerInnen und im Freundeskreis beliebt macht, ist bei ihrem Fahrlehrer der Nährboden einer ausgewachsenen Nervenkrise. Aber auch er erliegt schlussendlich Pollys Charme - und schenkt HAPPY-GO-LUCKY einen der furiosesten Wutausbrüche der jüngeren englischen Kinogeschichte. (nach: www.zeit.de; www.programmkino.de)
"Jede Szene ist, wie in allen Filmen Leighs, das Ergebnis monatelanger Proben ohne Drehbuch, alles ist improvisiert und zugleich aufs Genaueste aus den Figuren entwickelt, in einer Mischung von vollkommener Freiheit und strengstem Kalkül. Er wolle, dass seine Filme wie Dokumentationen aussähen, sagt Leigh. Gleichzeitig haben seine Geschichten eine Dichte und Stringenz, wie sie kein Dokumentarfilm erreichen kann. In HAPPY-GO-LUCKY glaubt man tatsächlich, dem Leben über die Schulter schauen zu können. (...) In einem Berlinale-Aufgebot aus erwürgten Tragödien und verstolperten Thrillern ist Leighs Film die wilde und fröhliche Ausnahme." (Andreas Kilb)
"HAPPY-GO-LUCKY ist ein grellbunt überdrehtes Musical ohne Musik. Ein Film, der vor einem ernsten Hintergrund eine Leichtigkeit entfaltet, wie man sie bislang von Mike Leigh noch nicht zu sehen bekam. (...) HAPPY-GO-LUCKY bleibt zwar jenem Milieu treu, des­­sen filmische Überhöhung Alfred Hitchcock einst als Spülstein-Realismus brandmarkte. Nur: Dieses Mal fehlt jegliche Schwere. Keine Depression, kein Drama in Sicht! Stattdessen Farbe, Bewegung und pointierte Dialoge. Es ist alles bekannt und doch neu. Die grellbunte und quietschfidele Polly führt das Kino von Mike Leigh auf den Rummelplatz. Kleidertechnisch ist sie eine Katastrophe, menschlich ein Juwel." (www.zeit.de)
- Silberner Bär 2008 für Sally Hawkins als "Beste Darstellerin"

Großbritannien 2008; Regie und Buch: Mike Leigh; Kamera: Dick Pope; Musik: Gary Yershon; DarstellerInnen: Sally Hawkins (Poppy), Eddie Marsan (Scott), Alexis Zegerman (Zoe), Samuel Roukin (Tim), Kate O'Flynn (Suzy), Sylvestra Le Touzel (Heather) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 118min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Sa 29.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

REVANCHE

R: Götz Spielmann


Die ukrainische Prostituierte Tamara und Alex, Handlanger eines Bor­­dell­­chefs, verbindet nicht nur ihre heimliche Liebe, sondern auch der Wunsch, diesem miesen Leben zu entkommen. Ein Banküberfall soll zum Glück verhelfen, der Plan geht jedoch schief.
REVANCHE ist eine Geschichte von Schuld und Rache, angesiedelt zwi­­schen Wiener Unterwelt und österreichischem Landleben. Götz Spielmann (DIE FREMDE, ANTARES) verspannt die Fäden zwischen Jä­­­­ger und Gejagtem so ineinander, dass das subtile Kräftegefüge je­­der­­­­­­zeit beliebig kippen könnte. Alle Beteiligten sind in schuldhafter Verstrickung miteinander verbunden. Ein ungewollter Mord und seine mögliche Sühne dienen zur „Erforschung dessen, was das Leben ausmacht, und zwar nicht fokussiert auf einen gesellschaftlichen Kontext, sondern konzentriert auf existentielle Fragen“, so Götz Spielmann. „Je­­­der Film braucht eine Oberfläche, eine erste Schicht, die stimmen muss, aber die Geschichte ist nicht der Zweck, sondern nur Mittel da­­­­­­­­­zu, von einer Art Stille hinter den Dingen zu erzählen. Das ist das Doppelspiel beim Filmemachen und für mich auch das Spannende und Riskante an diesem Projekt. (...) Bei allen Konflikten und schmerzhaften Dingen, über die ich erzähle, steckt doch ein fundamentaler Opti­mismus dahinter – nämlich ein Vertrauen darin, dass das Leben kein Irr­­­­tum ist, dass es einen Sinn in sich birgt.“
(nach: Presseheft; www.kleinezeitung.at; www.berlinale.de)
„Götz Spielmann inszenierte seinen Thriller so unaufgeregt und sto­­­­­­­­isch, dass allein dadurch schon unendliche Spannung entsteht. Eine exakte Figurenzeichnung hebelt das Klischee vom sozialen Rand aus, hievt den Film über die Tristesse so vieler anderer österreichischer Filme hinaus in eine neue Dimension: Nicht alle Geschichten, die sich zwischen Bordell und Bankraub abspielen, verbreiten zwingend De­­­pression. Diese hier fesselt bis zur letzten der 120 Minuten.“
(Matt­hias Greuling)
- Ausgezeichnet mit dem Großen Diagonale-Preis 2008.

Österreich 2007; Regie und Buch: Götz Spielmann; Kamera: Martin Gschlacht; Ton: Heinz Ebner; DarstellerInnen: Johannes Krisch (Alex), Irina Potapenko (Tamara), Ursula Strauss (Susanne), Andreas Lust (Robert), Hannes Thanheiser (Der Alte), Hanno Pöschl (Konecny) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 121min).


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So 30.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

MILK

R: Gus Van Sant / OmU


Im New York des Jahres 1970 sieht man Harvey Milk als adrett ge­­kleideten Versicherungsangestellten, der seinen 40. Geburtstag mit einem hübschen Mann feiert. Zwei Jahre später – Milk hat sich inzwischen in einen Hippie mit Bart und langen Haaren verwandelt – ziehen die beiden nach San Francisco und eröffnen in der Castro Street ein Fotogeschäft, das bald zum Treffpunkt der lokalen homosexuellen Szene wird. Zunehmend setzt sich der charismatische Milk für die Rechte der kleinen Leute in der Nachbarschaft sowie für jene der homosexuellen Community ein.
Gus Van Sant re­­kons­truiert die Auf­bruchsstimmung der 70er Jahre in San Fran­sisco, fügt nahtlos Archivbilder in die Spielszenen ein. Sean Penn, für seine Darstellung mit einem Oscar ausgezeichnet, brilliert in MILK als sanftmütiger, humorvoller und durchsetzungskräftiger Bürgerrechtskämpfer mit einem unwiderstehlichen Lächeln und einer Mission.

USA 2008; Regie: Gus Van Sant; Buch: Dustin Lance Black; Kamera: Harris Savides; Musik: Danny Elfman; DarstellerInnen: Sean Penn (Harvey Milk), Emile Hirsch (Cleve Jones), Josh Brolin (Dan White), Diego Luna (Jack Lira), James Franco (Scott Smith), Alison Pill (Anne Kronenberg), Harvey Milk (Er selbst in Archivaufnahmen) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 128min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mo 31.08.2009 Open Air Kino im Zeughaus

GOMORRA

GOMORRHA

R: Matteo Garrone / OmU


GOMORRA basiert auf dem Bestseller des italienischen Autors Rober­­to Saviano über die neapolitanische Mafia (1,4 Millionen verkaufte Exem­­plare allein in Italien), dem jahrelange Undercover-Recherchen vorausgingen. 2006 schlug das Buch in Italien ein wie eine Bombe, Saviano steht seither unter Personenschutz und lebt an einem geheimen Aufenthaltsort.
Anhand von fünf Einzelschicksalen beschreibt Matteo Garrone die suggestive Kraft der Camorra, die Manipulationen, mit denen die Clans ihre Macht behaupten und ihre schmutzigen Geschäfte in Gang halten. GOMORRA konzentriert sich auf die Opfer und doch schwingen die Ursachen der Katastrophe immer mit: Skrupellosigkeit, Zynismus, organisierte Kriminalität. Es ist kein Film, der faszinierende Mafia-Bosse mit dunklen Sonnenbrillen in Szene setzt, sondern die dunk­­le, banale, schmutzige Seite der Verbrechensorganisation. Gar­rone hat dafür einen kühlen, dokumentarischen Stil gefunden, der als moderne Variante des italienischen Neorealismus gesehen werden kann. (nach: www.polyfilm.at)
„Garrone bedient sich eines hypnotisierenden Dokumentarstils, der es geflissentlich unterlässt, den Schrecken zu glorifizieren, und nimmt sich so einige Episoden aus Savianos tief im Dreck wühlenden Traktat heraus. Dadurch erschafft er ein gruseliges Tatsachen-Crescendo der Gewalt.“ (Variety)
„Vielleicht der authentischste und unsentimentalste Mafiafilm, der je aus Italien kam. GOMORRA ist ein mutiger, schmerzhafter und er­­schütternder Trip.“ (Screen Daily)
- Großer Preis der Jury Cannes 2008

Italien 2008; Regie: Matteo Garrone; Buch: Maurizio Brucci, nach dem Buch von Roberto Saviano; Kamera: Marco Onorato; DarstellerInnen: Salva­tore Abruzzese (Totò), Gianfelice Imparato (Don Ciro), Maria Nazionale (Ma­­ria), Toni Servillo (Franco), Carmine Paternoster (Roberto) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 135min; italienische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Di 01.09.2009 Open Air Kino im Zeughaus

ZORBA THE GREEK

ALEXIS SORBAS

R: Michael Cacoyannis / OmU


Basil hat auf Kreta ein Stück Land mit einem verlassenen Braunkohlebergwerk geerbt, mit dem er nun sein Glück versuchen will. Bei der Anreise trifft er auf Sorbas, der ihm Hilfe anbietet bei seiner Unternehmung. Doch das Bergwerk ist nicht mehr abbaufähig, ebenso schlägt der Versuch, eine Seilbahn zur Förderung von Baumstämmen zu errichten, fehl. Statt darüber zu trauern, lehrt Sorbas Basil „seinen”“ Tanz, den Sirtaki.
Ursprünglich tanzten den Sirtaki die Metzger von Byzanz. Dieser Tanz gewann in der Schlusssequenz von ZORBA THE GREEK dramatische Symbolkraft. Auch heute noch atmet die vom Klang der Buzuki geprägte „Alexis-Sorbas”-Musik die Frische der Authentizität.

USA/GR 1964; Regie & Buch: Michael Cacoyannis, nach der Romanvorlage „The Life and Times of Alexis Zorba” von Nikos Kazantzakis; Kamera: Walter Lassally; Musik: Mikis Theodorakis; DarstellerInnen: Anthony Quinn (Alexis Zorba), Alan Bates (Basil), Irene Papas (Witwe) u.a.; (DCP; 1:1,66; Schwarzweiß; Mono; 142min; englische ORGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


 

 

filme des open air kino im zeughaus   2009  


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Open Air Kino im Zeughaus

1. August bis 1. September 2009








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