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Do 31.07.2008 Open Air Kino im Zeughaus

STRANGER THAN PARADISE

R: Jim Jarmusch / OmU


STRANGER THAN PARADISE folgt den Protagonisten auf ihrer Reise vom frostigen New York ins verschneite Cleveland bis nach Florida. Mag die Verwendung des Begriffes „Kultfilm” noch so inflationär sein – im Falle von STRANGER THAN PARADISE kommt man nicht darum herum. Sein zweiter Film machte Jim Jarmusch mit einem Schlag bekannt, verhalf dem Sänger Screamin‘ Jay Hawkins zu einer Renaissance und definierte die Begriffe „Lakonie” und „Humor” neu.

USA 1984; Regie und Buch: Jim Jarmusch; Kamera: Tom DiCillo; Musik: John Lurie, Screamin‘ Jay Hawkins, DarstellerInnen: John Lurie (Willie), Eszter Balint (Eva), Richard Edson (Eddie), Cecillia Stark (Tante Lotte) u.a.; (35mm; Schwarzweiß; 90min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Fr 01.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

LAITAKAUPUNGIN VALOT

LICHTER DER VORSTADT

R: Aki Kaurismäki / OmU


LICHTER VORSTADT ist der dritte Teil der Trilogie Kaurismäkis, die man am besten als „Loser-Trilogie“ bezeichnet. WOLKEN ZIEHEN VORÜBER (1996) behandelte das Thema Arbeitslosigkeit, in DER MANN OHNE VERGANGENHEIT (2002) versuchte ein Mann ohne Gedächtnis sich ein neues Leben aufzubauen und ein Zuhause zu finden. Nun widmet sich der finnische Kultregisseur ganz dem Thema Einsamkeit – und schöner kann man diese kaum inszenieren. In jeder einzelnen Einstellung des Films ist das Thema bereits enthalten.
Die Hauptfigur Koistinen bewegt sich langsam durch leere Räume, sein Beruf als Nachtwächter ist perfekt für ihn gewählt. Seine Kollegen können sich nicht einmal an seinen Namen erinnern, obwohl er schon seit über drei Jahren mit ihnen zusammen arbeitet. Bis Marja in sein Leben tritt. Doch diese hat einen Auftrag und benutzt Koistinen nur, denn ihr krimineller Freund erwählt ihn als perfektes, weil loyales Opfer. Lindström ist überzeugt: „Er ist treu wie ein Hund, ein romantischer Narr.“ Und er soll Recht behalten.
Mit LICHTER VORSTADT verbeugt sich Kaurismäki vor Chaplin, variiert Film Noir-Elemente und bleibt sich selbst treu: Das reduzierte Spiel der DarstellerInnen, die kalte Architektur, viel Rauch und Alkohol, lakonische Dialoge – auf die Frage der Würstchenfrau, wie es in der Haft war, meint Koistinen etwa: „Man konnte nicht hinaus. Alle Türen waren verschlossen.“ Und auch der Soundtrack unterstützt die Melancholie des Films in jeder Sekunde. Kaurismäki kombiniert dabei zwei Tangokünstler aus Ländern, die unterschiedlicher kaum sein könnten, sich aber im Gefühl des Weltschmerzes treffen: Carlos Bradel aus Argentinien und Olavi Virta aus Finnland.
(nach: www.zeit.de, www.zueritipp.ch)

Finnland 2006; Regie, Buch und Schnitt: Aki Kaurismäki; Kamera: Timo Salminen; DarstellerInnen: Janne Hyytiäinen (Koistinen), Maria Heiskanen (Aila), Maria Järvenhelmi (Mirja), Ilkka Koivula (Lindström) u.a.; (35mm; Farbe; 78min; finnische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Sa 02.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

LE TEMPS QUI RESTE

DIE ZEIT DIE BLEIBT

R: François Ozon / OmU


Romain, Modefotograf, jung und erfolgreich, erfährt, dass er Krebs hat und nur noch kurze Zeit zu leben. Er verweigert die Behandlung im Krankenhaus, bricht den Kontakt zur Familie und zu seinem Liebhaber ab und versucht mit sich selbst und seinem Schicksal ins Reine zu kommen.
LES TEMPS QUI RESTE ist Ozons emotionalster und intimster Film. Sein Fokus richtet sich auf einen Mann, den Ozon selbst „nicht als Helden, sondern einfach nur als menschliches Wesen” verstanden wissen will. In einem geradlinigen und poetischen Porträt zeichnet er die seelischen und körperlichen Veränderungen nach, die dieser in der Zeit, die ihm noch bleibt, durchläuft.
„Ozons Ansatz ist so hart und schonungslos wie das Thema selbst. Nichts zu spüren von einer vermeintlichen Romantisierung oder pathetischen Selbstverwirklichung, wie es dieses Sujet schon vielfach in der Vergangenheit inspirierte. Kein idealisierender Code, der den unvermeidlichen Tod wenn auch nicht rechtfertigen, so doch zumindest relativieren könnte. LES TEMPS QUI RESTE beschreibt die verbleibende Zeit im Leben von Romain als äußerst intimen und kompromisslosen Prozess. So kommt der Film ohne jegliche aufgesetzte Sentimentalität aus und verfolgt authentisch den Leidensweg dieses jungen Menschen in einer ausweglosen Situation und all ihren schmerzlichen Stufen: Unglaube, Wut, Verzweiflung, Apathie und schließlich eine Art Frieden – mit sich selbst und mit der äußeren Welt.” (Diana Kapke)
„Der feste und gleichzeitig verlorene Blick des einnehmenden Melvil Poupaud, der die erste zentrale männliche Figur in einem Ozon-Film darstellt, ist genauso eindringlich wie der Charme der von Film zu Film zerbrechlicher werdenden Jeanne Moreau, deren verwelkende Divenschönheit noch eine ganz andere Ebene der Nostalgie und Vergänglichkeit in den Film hineinträgt.” (Marguerite Seidel)

Frankreich 2005; Regie und Buch: François Ozon; Kamera: Jeanne Lapoirie; Musik: Arvo Pärt; DarstellerInnen: Melvil Poupaud (Romain), Jeanne Moreau (Laura), Valeria Bruni-Tedeschi (Jany), Christian Sengewald (Sasha), Daniel Duval (Vater), Marie Rivière (Mutter) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 86min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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So 03.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

DIE HERBSTZEITLOSEN

R: Bettina Oberli / OmU


Bettina Oberli erzählt von der zweiten Chance und dem Mut, den man braucht, um sie zu nutzen. In der Tradition von KALENDER GIRLS und WIE IM HIMMEL erfüllen sich vier lebenslustige und rebellische Rentnerinnen ihre Träume: Seit ihr Mann gestorben ist, hat Martha nur noch wenig Freude am Leben und ihr Tante-Emma-Laden dümpelt vor sich hin. Sohn Walter, der alles andere als heilige Dorfpfarrer, möchte das Geschäft sowieso für seine Bibelgruppe. Zum Glück gibt es die umtriebige Lisi, die gegen die allgemeine Resignation ankämpft und Martha dazu bringt, ihren lang gehegten Traum zu verwirklichen – eine eigene Dessous-Boutique. Und so wird aus dem Laden ein sündiger Reizwäschetempel, der die (Schein-)Moral des verschlafenen Emmentaler Dorfes Trub auf den Kopf stellt.
Inspirationsquelle für das Drehbuch, erzählt Oberli, sei ihre Großmutter gewesen, die als arbeitsame, pflichtbewusste Witwe im Emmental lebe. Aus der Frage, was geschähe, wenn solche selbstlosen Rentnerinnen plötzlich die Erwartungen der Gesellschaft durchkreuzten und etwas für sich selbst täten, schälte sich Schicht für Schicht die Figur der 80-jährigen Martha heraus. Oberlis warmherzige Feelgood-Komödie plädiert für das Recht auf einen würdevollen – und das heißt, sinnerfüllten, Lebensabend und tut dies mit einer angenehmen Mischung aus Melancholie und Witz, die Komik als Balanceakt über tragischen Abgründen versteht. (nach: www.nzz.ch; www.schnitt.de; www.tagesspiegel.de)
„Häufig nutzt Oberli Großaufnahmen, gibt ihren Schauspielerinnen damit den Raum, feine Nuancen der Emotionen ihrer Charaktere auszuarbeiten. Dazwischen schneidet sie Bilder der grünen Emmentaler Wiesen und der Postkartenansicht Trubs. Der einfachen Dichotomie von altbackener Dorfmentalität gegen modernen Individualismus verwehrt sie sich allerdings. Es geht Oberli nicht darum, ihre Damen zu Rock’n’Roll-Omas aufzubauen (...). Zusammen mit Sabine Pochhammer hat sie ein ebenso charmantes wie unprätentiöses Drehbuch verfasst. So gelingt der Regisseurin eine leise Komödie darüber, wie man sein Leben in jedem Lebensalter verändern kann – wenn man denn dafür kämpft.“ (Meike Stolp)

Schweiz 2006; Regie: Bettina Oberli; Buch: Sabine Pochhammer, Bettina Oberli; Kamera: Stéphane Kuthy; Musik: Luk Zimmermann, Stubemusig Rechsteiner; DarstellerInnen: Stephanie Glaser (Martha), Annemarie Düringer (Frieda), Heidi Maria Glössner (Lisi), Monica Gubser (Hanni), Hanspeter Müller-Dorssaart (Walter), Lilian Naef (Vreni) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SR; 86min; schweizerdeutsche ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mo 04.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

ADAMS ÆBLER

ADAMS ÄPFEL

R: Anders Thomas Jensen / OmU


Seine Drehbücher (MIFUNE, WILBUR WANTS TO KILL HIMSELF) gelten als die besten Dänemarks, und seit gut sechs Jahren hat er sich auch als Regisseur einen Namen gemacht (DÄNISCHE DELIKATESSEN, FLICKERING LIGHTS): Anders Thomas Jensen. Sein neuester Film – für die einen eine abgefahrene, irrwitzige und geniale Komödie, für andere eine tiefsinnige theologisch-philosophische Parabel mit hintergründigem Symbolismus – stellt unbestritten einen Höhepunkt seines inspirierten Schaffens dar, sowohl in Bezug auf das handwerkliche Geschick des Filmemachens als auch hinsichtlich der außergewöhnlichen Geschichte.
Ivan ist ein Pfarrer jener fanatischen Natur, die missionarischen Eifer mit nahezu unerträglicher Güte und grenzenlosem Verständnis für die sündhafte Welt in sich vereint. Auf seinem ländlichen Anwesen hat er es sich zur Aufgabe gemacht, ehemalige Straftäter auf Bewährung zu bekehren. Zu dem Vergewaltiger Gunnar und dem Tankstellenräuber Khalid gesellt sich höchst widerwillig der bösartige Adam, ein Anhänger übelster rechter Ideologie. Auf die Frage des Pfarrers, welche Aufgabe er im Zuge seiner Resozialisierung erfüllen werde, antwortet Adam voller Sarkasmus, er wolle einen Apfelkuchen backen – nicht ahnend, dass der Geistliche ihn ungerührt beim Wort nimmt. Es beginnt ein derber und nicht minder amüsanter Kampf zwischen Ivan und dem Neonazi Adam, an dem sich noch eine dritte Macht zu beteiligen scheint, die beide einer Prüfung unterziehen will. (nach: www.kino-zeit.de; Christina Hoffmann; archiv.tagesspiegel.de)
„Die Lakonie, mit der Jensen seine Geschichte aufbaut und ein verschrobenes Detail auf das nächste setzt, macht ADAMS ÄPFEL zu einem unerreichten Kleinod in der Filmografie Gottes. Und seltsam, mit einem Teil unseres zuschauenden Wesens sind wir durchaus auf Adams Seite. Denn des Paters heilige Einfalt, seine durch nichts zu brechende Zuversicht (großartig als Dulder vor dem Herrn: Mads Mikkelsen) ist natürlich eine Zumutung für den wachen Intellekt. (...) Was für ein kluger, absurder, urböser, eiskalter, mitleidslos-mitleidsvoller, wunderbarer Film!“ (Kerstin Decker)

Dänemark 2005; Regie und Buch: Anders Thomas Jensen; Kamera: Sebastian Blenkov; Musik: Jeppe Kaas; DarstellerInnen: Ulrich Thomsen (Adam), Mads Mikkelsen (Ivan), Nicolas Bro (Gunnar), Ali Kazim (Khalid), Paprika Steen (Sarah) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 89min; dänische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Di 05.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK.

R: George Clooney / OmU


1953: In den USA hat die Jagd auf Kommunisten und kommunistisch Gesinnte einen Höhepunkt erreicht. Die Anschuldigungen und Anklagen sind so zahlreich wie nebulös und führen zu einem landesweiten Klima von Furcht und Misstrauen. Schlüsselfigur in dieser von Vermutungen und Denunzierungen angefeuerten Hetze ist Senator Joseph Raymond McCarthy.
Im Mittelpunkt von George Clooneys zweiter Regiearbeit GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK steht Edward R. Murrow, ein Pionier des investigativen TV-Journalismus, der mit ebendiesen Worten stets seine Fernsehsendung „See it Now” beschloss. Murrow ließ sich als einer der wenigen Journalisten auf eine Konfrontation mit McCarthy ein und setzte dadurch Sendung und Karriere aufs Spiel. In ästhetischen Schwarzweiß-Bildern erzählt Clooney eine Mischung aus Fernsehgeschichte, Zeitportrait und Politfilm und reichert diese mit Metaphern auf die Bush-Regierung an. Clooney hat für den Film auch das Drehbuch geschrieben und spielt, wie schon in seinem Vorgängerfilm CONFESSIONS OF A DANGEROUS MIND, eine der weiteren Hauptrollen.
Joseph McCarthy wird von keinem Schauspieler dargestellt, er spielt sich selbst: Sämtliche TV-Auftritte und Reden McCarthys sowie die Ausschnitte aus Verhören und Gerichtsverhandlungen sind Originalaufnahmen, ein geschickter Schachzug, gewinnt der Film dadurch doch enorm an Authentizität und Glaubwürdigkeit. (nach: Presseheft; NEWS, 5.9.2005)
„Dass das Thema McCarthy gerade in heutigen Zeiten von besonderer Aktualität ist, in denen sich die US-Regierung im Kampf gegen den Terror das Recht herausnimmt, Bürger ohne juristische Grundlage zu bespitzeln, liegt auf der Hand. Das Timing von GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK ist in dieser Hinsicht phänomenal. Allerdings geht es in Clooneys Film nicht nur um die Auswüchse politischer Paranoia, sondern auch um die Rolle, die die Medien in diesem Zusammenhang einnehmen.” (Simon Spiegel)
„GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK übt nicht etwa direkte Kritik am Regierungsstil Bushs – er ist wesentlich subtiler. Er führt vielmehr dem interessierten Zuschauer möglichst originalgetreu die Mc-Carthy Ära und den On-Air Krieg zwischen Murrow und McCarthy vor Augen. Die Parallelen zur heutigen Bush-Regierung sind dabei kaum zu übersehen, aber sie sind von jedem Zuschauer selbst zu ziehen. Dieser Film will nicht unterhalten, er fordert vielmehr heraus.” (Nana A. T. Rebhan)
„In bestechend ausgeleuchteten, zwischendurch mit lässigen Jazzklassikern untermalten Schwarzweißbildern zeigt Clooney den Heldenmut einer kleinen Schar von Unbeugsamen, ihre Zweifel und ihr Zaudern, ihre Attacke und ihren Triumph.” (Der Spiegel)
„Unterstützt von einem exzellent harmonierenden Ensemble, untermalt von einem prickelnden, jazzigen Score, gelingt Clooney ein unglaublich kämpferischer Film, dessen Radikalität durch die formale Strenge noch betont wird. Eine wahre Geschichte, eine brisante, höchst aktuelle Geschichte. Erschreckend unterhaltsam ist das – und handwerklich makellos.” (www.kino.de)

USA 2005; Regie: George Clooney; Buch: George Clooney, Grant Heslov; Kamera: Robert Elswit; DarstellerInnen: David Straithairn (Edward R. Murrow), George Clooney (Fred Friendly), Patricia Clarkson (Shirley Wershba), Jeff Daniels (Sigfried Mickelson), Robert Downey Jr. (Joe Wershba); Joseph McCarthy (er selbst) u.a.; (35mm; 1:1,85; Schwarzweiß; Dolby SRD; 90min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN FASSUNG).


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Mi 06.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

SHOPPEN

R: Ralf Westhoff / OmU


Ganz schön unromantisch, dieser Thorsten. Nicht mit einem Strauß Rosen tritt er seiner potenziellen Traumfrau gegenüber, sondern mit einem Schreibblock. Ob Frauen es sexy finden, wenn sie sich mit einem Mann über frühere Beziehungen, Haustiere und Lieblingsspeisen unterhalten und er ständig mitschreibt? Andererseits: Ist nicht jeder Flirt ein Bewerbungsgespräch? So nüchtern-ehrlich wie Thorstens Mitschreibe ist der Ort, an dem neun Frauen und neun Männer umeinander werben. Das so genannte Speed Dating findet in einer Turnhalle statt. Fünf Minuten hat jeder Zeit sich anzupreisen, dann ertönt der Gong. Aufstehen, Umsetzen, neue Konstellation.
Liebe in Zeiten des Kapitalismus bringt effiziente Formen der PartnerInnensuche hervor. In seinem Langfilmdebüt hat Ralf Westhoff das unromantische Ritual des Speed Dating zu einer temporeichen Komödie verarbeitet. Das Singleleben hedonistischer Großstädter mit dem dauernden Cappuccino-Getrinke in Straßencafés, der rastlosen Jagd nach Sex beim gleichzeitigen Wunsch, die wahre Liebe zu finden, ist überall erkennbar, sei es Berlin, Köln oder Wien. In SHOPPEN ist München die Stadt, über die es heißt, sie sei eine „Lebensfalle“ und ein „verdammtes Verhütungsmittel“. Zwar sind die Probleme urbaner Singles vielerorts ähnlich, aber deshalb noch keine Klischees – genauso wenig wie die 18 verschiedenen Charaktere. In seiner pointensicheren Typenschau gelingt es Ralf Westhoff, die Momente in den Redesituationen herauszukitzeln, in denen sich etwas zeigt: eine Hoffnung, eine Verletzung oder ein Auf-dem-falschen-Fuß-erwischt-Werden. Das Leben, Aneinander-vorbei-Leben und, ganz vorsichtig, auch das Sich-Finden in vielen emotionalen Mikrodramen, das inszeniert dieser Film.
(nach: www.filmstart.biz; www.tagesspiegel.de; www.taz.de)
„Großartig die Dialoge, die Ralf Westhoff auch noch geschrieben hat, und zwar so, dass jeder sich in mindestens einer Person wieder findet. Und auch so, dass sie gleichzeitig improvisiert wirken und doch auf den Punkt kommen. Großartig auch, wie seine Schauspieler, alles nahezu Entdeckungen aus dem Münchner Theaterraum, in kürzesten Phasen scharf umrissene Figuren entwickeln. Und welch ein Spaß, was da für Temperamente aufeinanderprallen.“ (Peter Zander)

Deutschland 2006; Regie und Buch: Ralf Westhoff; Kamera: Helmfried Kober, Christian Knöpfle; Musik: Michael Heilrath; DarstellerInnen: Sebastian Weber (Jörg), Anna Böger (Susanne), Felix Hellmann (Patrick), Katharina Schubert (Isabella), David Baalcke (Frank) u.a.; (35mm – von Video übertragen; 1:1,85; Farbe; Dolby SR; 90min).


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Do 07.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

COFFEE AND CIGARETTES

R: Jim Jarmusch / OmU


1986 drehte Jim Jarmusch für die amerikanische TV-Show „Saturday Night Live” einen Kurzfilm: „Strange to Meet You” mit Roberto Benigni und Steven Wright, in dem der panisch überdrehte Koffein-Junkie Benigni am Schluss anstelle von Wright zum Zahnarzt geht. Die erste COFFEE AND CIGARETTES-Episode wurde zur Basis für ein Langzeit-Projekt von Jim Jarmusch: einer Reihe von Gesprächen über Kaffee und Zigaretten, thematisch und stilistisch verbunden zu einem Kinofilm, Variationen der Grundidee, durch wiederkehrende Bezüge, Witze und Metaphern verknüpft.
Steven Wright trinkt den Kaffee literweise vor dem Schlafengehen; Tom Waits raucht mit Iggy Pop eine Zigarette nach der anderen, weil er so stolz ist, das Rauchen aufgegeben zu haben; Steve Buscemi erzählt den Lee-Zwillingen von Elvis’ bösem Zwillingsbruder und Bill Murray trinkt den Kaffee gleich aus der Kanne.
Jim Jarmusch zelebriert in COFFEE AND CIGARETTES die große Kunst der kleinen Form. Er lässt seinen skurrilen Clan, befreundete Musiker und Schauspieler, in elf entspannten Episoden in Cafés und Kneipen quer durch die USA über Gott und die Welt und die kleinen Abhängigkeiten philosophieren, getragen von lakonischem Humor und einem großartigen Soundtrack, der von Funkadelic und den Skatalites über Iggy Pop bis zu Gustav Mahler reicht.
Auf den ersten Blick scheint COFFEE AND CIGARETTES ein Nebenprodukt zu sein. Doch der Film leuchtet ins Zentrum von Jarmuschs Schaffen, für das das Beiläufige so charakteristisch ist. Durch die Wiederholung erhalten die Episoden, die immer auch Liebeserklärungen an die Akteure sind, neue Bedeutung: Was aus einer Laune geboren ist, gewinnt den Charakter einer strengen Versuchsanordnung. Die Originale haben nichts von ihrem Charme verloren und die neuen Episoden können es mit den alten aufnehmen, ohne sich anzubiedern. Auch die Aneinanderreihung zu einem Langfilm funktioniert erstaunlich gut; statt dass sich die Episoden, wie oft in Kurzfilm-Zusammenstellungen, gegenseitig ausblenden, spielt COFFEE AND CIGARETTES wie ein Musikstück mit verschiedenen Variationen.
Das Highlight der Serie ist nach wie vor „Somewhere in California” mit Iggy Pop und Tom Waits (Bester Kurzfilm, Goldene Palme, Cannes 1993). Die beiden befreundeten Musiker treffen sich in einem Café und liefern sich ein cooles oberflächliches Gespräch, das von versteckten Angriffen, höflichen Unterstellungen und verletzten Eitelkeiten nur so brodelt.
„Nun, es geht um zwei oder drei Leute, die den beiden im Filmtitel genannten Abhängigkeiten verfallen sind. Aber Jarmusch macht daraus einen Hochgenuss, der sich vor einem abspielt, wie ein unvergessliches Konzept-Album.” (Rolling Stone)
„Der feinsinnige, bodenständig-coole Stil Jarmuschs´ durchdringt dieses poetisch-komische Bündel von elf Geschichten, mit deren Verfilmung Jarmusch 1986 begonnen hatte. Nun, es geht um zwei oder drei Leute, die den beiden im Filmtitel genannten Abhängigkeiten verfallen sind. Aber Jarmusch macht daraus einen Hochgenuss, der sich vor einem abspielt, wie ein unvergessliches Konzept-Album. ... Jarmusch ist immer noch die personifizierte Indie-Seele.” (Rolling Stone)
„COFFEE AND CIGARETTES ist ein Vergnügen vom Anfang bis zum Ende.” (IndieWire)

USA 2003; Regie und Buch: Jim Jarmusch; Kamera: Tom DiCillo, Frederick Elmes, Ellen Kuras, Robby Müller; DarstellerInnen: Roberto Benigni, Steven Wright; Joie Lee, Cinqué Lee, Steve Buscemi; Iggy Pop, Tom Waits; Joe Rigano, Vinny Vella, Vinny Vella jr.; Renée French, E.J. Rodriguez; Alex Descas, Isaach de Bankolé; Cate Blanchett; Meg White, Jack White; Alfred Molina, Steve Coogan; GZA, RZA, Bill Murray; Bill Rice, Taylor Mead; (35mm; 1:1,85; Schwarzweiß; Dolby SRD; 96min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Fr 08.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

THE DARJEELING LIMITED

R: Wes Anderson / OmU


„Nachdem sich die ungleichen Brüder Francis, Peter und Jack bereits seit langem auseinander gelebt haben, soll sie das Erlebnis einer gemeinsamen Zugreise durch Indien wieder vereinen. Bei ihrem spirituellen Trip kommen sie allerdings ziemlich schnell vom Kurs ab – unvorhersehbare Ereignisse rund um Giftschlangen, rezeptfreie Schmerz­mittel, indischen Hustensaft und Pfefferspray stören die me­di­tative Ruhe. Zuletzt finden sich die Brüder schließlich völlig allein nur mit elf Koffern, einem Drucker und einem Laminiergerät mitten in der Wüste wieder. Und dies ist der Beginn einer völlig neuen Reise.“ (www.arthouse.ch)
Regisseur Wes Anderson, der schon mit DIE ROYAL TENENBAUMS für ebenso verqueres wie witziges ‚Family Entertainment’ sorgte, bleibt seinem skurrilen, assoziativen Stil treu, mixt Slapstick mit Dra­ma, indische Esoterik mit amerikanischem Lifestyle. Sein fünfter Spielfilm ist geprägt von reduzierten filmischen Mitteln, lethargischen Performances der SchauspielerInnen und einem Schwelgen in Farben und Formen. Kontrastreich leuchten Yeomans Bilder, während Joe Dassin, die Kinks, Ravi Shankar, die Rolling Stones den passenden schrägen Sound dazu liefern. Dieses turbulente Roadmovie lässt sich gleichzeitig als selbstironischen Kommentar auf filmische und mythische Manierismen lesen. (nach: www.cinefacts.de; www.kino.de)

USA 2007; Regie: Wes Anderson, Buch: Wes Anderson, Roman Coppola, Jason Schwartzman; Kamera: Robert Yeoman; Musik: Randall Poster, aus den Filmen SATYAJIT RAY und MERCHANT IVORY; DarstellerInnen: Owen Wilson (Francis), Adrian Brody (Peter), Jason Schwartzman (Jack), Angelica Huston (Patricia), Bill Murray (Geschäftsmann), Natalie Portman (Jacks Ex-Freundin) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 91min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Sa 09.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

THANK YOU FOR SMOKING

R: Jason Reitman / OmU


Zigaretten sind böse. Und der Humor in Reitmans satirischem Filmdebüt so schwarz wie eine Raucherlunge. In Zeiten einer international verbissen geführten Antiraucher-debatte hat der eloquente Tabaklobbyist Nick Naylor keinen einfachen Job: In Talkshows muss er die Zigarettenindustrie im Beisein krebskranker Kinder verteidigen, in der Politik sich gegen übereifrige Senatoren zur Wehr setzen und schließlich auch noch seinem Sohn ein gutes Vorbild sein. Allein beim Stammtisch der „Merchants of Death” kann er sich zusammen mit Waffen- und Alkohollobbyisten beim offenen Smalltalk eine kurze Pause gönnen und sich im Konkurrenzkampf um die Todesopferstatistiken beruhigt zurück lehnen.
(nach: www.cineman.ch; Jan Schulz-Ojala)
„Die Dialoge sind bis zum Platzen pointiert, kommen Schlag auf Schlag und erzwingen eine besondere Strenge der Regie. (…) Die Farben sind großflächig voneinander abgesetzt, das Dekor ist sparsam, jede Einstellung wird wie frisch geschält vor den Zuschauer gestellt. Reitman präsentiert seine Figuren gewissermaßen, er kriecht nicht in sie hinein. Er wahrt Distanz und kommt ihnen bei allem satirischen Schwung doch so nahe, dass er mühelos zwischen Komik und Ernst hin- und herschalten kann. Und er bleibt in seiner Groteske über den Reiz und Fluch der schönen Worte und glänzenden Oberflächen immer gut gelaunt – bis zum bösen Ende. Reitman weiß nur zu gut: Ein Happy End mit einem geläuterten Helden kann nur wie eine weitere Lüge daherkommen.“ (Birgit Glombitza)
„Treffsicher wie sein Protagonist schlägt THANK YOU FOR SMOKING nach allen Seiten aus; jeder in der politisch korrekten Gesellschaft kriegt sein Fett weg, denn kein Näpfchen wird ausgelassen. Der pragmatische Zynismus im entfesselten Kapitalismus rechtfertigt sämtliche Mittel, für den Lobbyisten ebenso wie für den scheinheiligen Politiker, den Tabakbonzen, das Showbusiness und die Journaille.“ (Michel Bodmer)

USA 2005; Regie und Buch: Jason Reitman, nach dem Roman von Christopher Buckley; Kamera: James Whitaker; Musik: Rolfe Kent; DarstellerInnen: Aaron Eckhart (Nick Naylor), Maria Bello (Polly Bailey), Cameron Bright (Joey Naylor), Adam Brody (Jack Bein), Sam Elliott (Lorne Lutch), Katie Holmes (Heather Holloway), David Koechner (Bobby Jay Bliss), Rob Lowe (Jeff Megall) u.a.; (35mm – von Video übertragen; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 92min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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So 10.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

EASY RIDER

R: Dennis Hopper / OmU


Da sah das alte Hollywood mit einem Mal verdammt alt und verkrustet aus: Zwei abgeranzte Typen rasen auf ihren Harleys durch die staubige Wüste, dealen mit Koks – und ab geht's zum Mardi Gras Festival nach New Orleans, vorbei an Hippiekommunen, Bordells und Drogenexzessen. Dennis Hoppers EASY RIDER war 1969 die Kinosensation – ein gewaltiger Abgesang auf den amerikanischen Traum – und warf Genrekonventionen, Tabus und Normen rebellisch über den Haufen. Und er war der erste dieser Undergroundfilme des New Hollywood, der genügend beworben wurde, um die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen. Und so war diese Hommage an das freie Leben auf dem Highway der große Befreiungsschlag des anderen Kinos. Damals, 1969.
Wie kaum ein anderer Film traf EASY RIDER, das Regiedebüt von Dennis Hopper, den Nerv einer ganzen Generation. Ein Road-Movie voller Rockmusik, man denke nur an den Song „Born To Be Wild“, lakonisch, manchmal auch romantisch, aber auch bitter und aggressiv. Ein Film über die gefährdeten Träume und das rebellische Lebensgefühl der Rock-Generation der Sechzigerjahre, entstanden im Jahr des legendären Woodstock-Konzerts. Und so demontiert diese Geschichte vom modernen Outlaw nicht nur den Mythos vom amerikanischen Traum. Er erzählt vom Untergang der Illusionen einer ganzen Generation und vom Scheitern eines selbstbestimmten Lebens in einem von Konformismus geprägten Land.
(nach: www.morgenpost.de, Presseheft, prisma-online.de)

USA 1969; Regie: Dennis Hopper; Buch: Dennis Hopper, Peter Fonda, Terry Southern; Kamera: Laszlo Kovacs; DarstellerInnen: Peter Fonda (Wyatt), Dennis Hopper (Billy), Jack Nicholson (George Hanson), Karen Black (Karen), Phil Spector (Connection) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Mono; 94min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mo 11.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

PERSEPOLIS

R: Marjane Satrapi, Vincent Paronnaud / OmU


Basierend auf ihrem eigenen vierbändigen Comic bringt Marjane Satrapi mit Co-Regisseur Vincent Paronnaud eine sehr persönlich gefärbte Geschichte des Irans ins Kino. Die intellektuelle und lebenslustige Iranerin schafft dabei den Spagat von unterhaltendem Frauenschicksal und bitterbösem Politfilm. Sie beweist einen feinen Blick für die absurden Nuancen des verlogenen Regimes und breitet diese genüsslich in Form von feiner Ironie und bitteren satirischen Spitzen aus. All dies in einem über weite Teile in Schwarzweiß gehaltenem Trickfilm.
Es beginnt in den Jahren 1978 und 1979. Der Iran wird von Massendemonstrationen überrollt, die Sozialrevolutionäre, denen Marjanes Familie nahe steht, kämpfen für kurze Zeit Arm in Arm mit den Islamisten. Mittendrin das achtjährige Mädchen, staunend, lebenslustig und ein wenig altklug. Die islamische Revolution mit dem Sturz des Schahs, der Krieg mit dem Irak, die tief greifenden Veränderungen im Fundamentalismus werden gespiegelt im Alltagsleben einer Gesellschaft, die sich mit den Zwängen der neuen Machthaber zu arrangieren sucht und im Privaten bemüht, ein normales, manchmal auch ausgelassenes Leben zu führen. Gekonnt verbindet Satrapi ihr Einzelschicksal mit den historischen Ereignissen.
Während die dominante Ideologie das alltägliche Leben im Würgegriff hält, schwärmt das junge Mädchen für Bruce Lee und Iron Maiden. Über die zunehmenden Repressionen gegen die liberal denkenden Bürger besorgt, schicken die Eltern ihre 14-jährige Tochter ins exotische Wien. Marjane startet in einer Nonnenpension ins Teenagerleben, schlittert in amouröse Katastrophen und endet in schweren Depressionen. Geplagt von Heimweh kehrt sie nach Teheran zurück, versucht sich vergeblich zu integrieren und emigriert schließlich mit 33 Jahren nach Frankreich.
Die Kindheitserinnerungen einer Iranerin sind nicht unbedingt das alltägliche Thema für einen Comic, wohl gerade deshalb aber ist den PERSEPOLIS-Bänden ein solcher Kultcharakter beschieden. Der schwarz-weiße, künstlerisch hochambitionierte Zeichenstil, den Satrapi gemeinsam mit Vincent Paronnaud für die Leinwandadaption entwickelte, bleibt nahe an der Vorlage. Der Film, der in Cannes mit dem „Preis der Jury“ ausgezeichnet wurde, könnte, ähnlich wie der Comic, zum Kultstreifen avancieren.
„Vielleicht ist das die größte Leistung dieses sehenswerten Films: Dass er Vertreibung, Unterdrückung und Unrecht auf eine Weise thematisiert, die der eindimensionalen Haltung der Moralapostel das Entscheidende voraushat, nämlich das Leben in seiner ganzen widersprüchlichen Fülle. Und dass er die Buntheit der Welt auf wundersame Weise gerade in seiner Schwarz-Weiß-Ästhetik sichtbar macht.“ (Peter Gutting)
(nach: Thomas Hunziker; Jörg Hüssy; http://outnow.ch; Peter Gutting)

Frankreich 2007; Regie und Buch: Marjane Satrapi, Vincent Paronnaud; Musik: Olivier Bernet; Stimmen, in Originalfassung: Chiara Mastroianni, Catherine Deneuve, Danielle Darrieux; Stimmen, in deutsch synchronisierter Fassung: Jasmin Tabatabai, Nadja Tiller und Hanns Zischler u.a.; (35mm; 1:1,85; Schwarzweiß; Dolby SRD; 96min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN und DETUSCH SYNCHRONISIERTE FASSUNG).


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Di 12.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

CARAMEL

SUKKAR BANAT

R: Nadine Labaki / OmU


Krieg, Trümmer und Zerstörung, das sind die Bilder, die man immer noch von Beirut im Kopf hat. Vor dem Hintergrund dieser noch lange nicht verheilten Wunden zeigt die libanesische Regisseurin Nadine La­­­­baki ein Alltagsleben anhand der Geschichten von fünf sehr unterschiedlichen Frauen, die sich jeden Tag im Schönheitssalon treffen. Zwischen Haareschneiden und Kosmetikbehandlung vertrauen sie sich ihre Nöte, Ängste und geheimsten Wünsche an.
Labaki, bislang vor allem als Schauspielerin, Moderatorin und Re­­­gisseurin für Musikvideos erfolgreich, spielt in ihrem Regiedebüt die Besitzerin des Salons „Si belle“. In diesem sozialen Minimundus lässt sie Alt und Jung, Christinnen und Musliminnen, ledige und verheiratete, hetero- und homosexuelle Frauen zusammentreffen. Sie enthält sich zwar explizit jeden politischen Kommentars, zeichnet dabei aber ein sehr klares und zugleich auch charmant-unterhaltsames Bild der li­­­­banesischen Gesellschaft aus weiblicher Perspektive.
CARAMEL, der Publikumsliebling in Cannes 2007, punktet mit hinreißenden Dialogen und eleganter Kameraführung, die Montage verrät Labakis Regieherkunft vom Musikvideo. Mit raffinierter Licht­gestaltung zieht sie die Blicke der ZuseherInnen in Bann: So wird aus einer schlichten Haarwäsche ein erotischer Akt, aus einem Blickwechsel eine Liebesszene, dem Blick in ein Gesicht offenbart sich ein Drama. (nach: Joachim Kurz; Thurid Mohr)
Nadine Labaki: „(...) Heutzutage gilt der Libanon, zumindest in diesem Teil der Welt, als Beispiel für eine offene, freie und emanzipierte Gesellschaft. (...) Hinter der Fassade aber sind wir immer noch vielen Begrenzungen unterworfen (...). Deswegen lassen sich libanesische Frauen von ihren Gewissensbissen und Schuldgefühlen beinahe auffressen. Im Haar- und Beautysalon aber fühlen sich meine Heldinnen si­­­cher. Das ist ein Ort, an dem man sie, auch wenn man sie dort von einem sehr intimen Winkel aus betrachtet, nie verurteilt. Die Frau, die uns die Haare entfernt, sieht uns nackt im eigentlichen Sinn des Wor­tes. (...) Und dann, langsam aber sicher, fangen wir an, über unser Leben, unser Ängste, Pläne, Liebesaffären usw. zu erzählen.“

Frankreich/Libanon 2007; Regie: Nadine Labaki; Buch: Rodney Al Haddad; Kamera: Yves Sehnaoui; Musik: Khaled Mouzanar; DarstellerInnen: Nadine La­baki (Layale), Yasmine Al Masri (Nisrine), Joanna Moukarzel (Rima), Gi­s­è­le Aouad (Jamale), Adel Karam (Youssef), Siham Haddad (Rose), Aziza Se­maan (Lili), Fatme Safa (Siham), Dimitri Stancofski (Charles), Fadia Stella (Christine), Ismail Antar (Bassam); (35mm; Farbe; Dolby SRD; 95min; ara­bisch-französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mi 13.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

JE NE SUIS PAS LÀ POUR ÊTRE AIMÉ

MAN MUSS MICH NICHT LIEBEN

R: Stéphane Brizé / OmU


Jean-Claude ist über 50 und Gerichtsvollzieher, er pfändet und setzt Schuldner vor die Tür. Man liebt ihn nicht – versteht sich. Auch er liebt sich nicht. Seine Frau hat ihn verlassen, seine Sekretärin tröstet sich mit einem Hund, sein Sohn und frisch gebackener Kompagnon hasst insgeheim den Job. Bleibt noch der Vater, ein launischer Tyrann, mit dem Jean-Claude sonntags im Altersheim Monopoly spielen muss.
Auf Anraten seines Arztes sucht sich Jean-Claude einen Sport: zur Stärkung des Herzens. Er entscheidet sich für Tangostunden in der Tanzschule, die er von seinem Bürofenster aus sehen kann. Und da lernt Jean-Claude Françoise kennen, die mitten in den Hochzeitsvorbereitungen steckt.
Die parallel erzählten Geschichten handeln von der Schwierigkeit, Gefühle auszudrücken: Sei es der Vater im Altersheim, der Sohn, der seinen Beruf hasst, Françoise, die nicht weiß, wie sie sich der bevorstehenden Hochzeit stellen soll, oder eben Jean-Claude, der alle Gesten der Zuneigung erst wieder erlernen muss. Und der Tango ist nicht nur Anlass zur Begegnung des schüchternen Paars, sondern schlägt in seinem verhalten leidenschaftlichen Rhythmus auch den Grundton im Film. (nach: www.film.de; Peter Ertle; Andréa Florentin; Eleonore Frey)
„Räuspern, Drucksen, Schweigen – das ist der Stoff, aus dem Stéphane Brizés empfindsame Komödie ist. Ein herrlich lakonischer Reigen der verhaltenen Gefühle, verlegenen Zutraulichkeiten, aufbrechenden Sehnsüchte und schmerzlichen Erinnerungen im schwungvoll melancholischen Tangotakt. Mit zärtlichem Blick verfolgt der Humanist die Kapriolen zweier zerbrechlicher Herzen – und entdeckt zwei großartige Schauspieler, Patrick Chesnais als kummerfaltensteifen Verführer wider Willen und Anne Consigny als leuchtenden Engel des unschuldigen Doppelspiels.“ (www.filmz.de)

Frankreich 2005; Regie: Stéphane Brizé; Buch: Stéphane Brizé, Juliette Sales; Kamera: Claude Garnier; Musik: Christoph Müller, Eduardo Makaroff; DarstellerInnen: Patrick Chesnais (Jean-Claude), Anne Consigny (Francoise), Georges Wilson (Jean-Claudes Vater), Cyril Coupon (Jean-Claudes Sohn), Lionel Abelanski (Francoises Verlobter), Geneviève Mnich (Francoises Mutter), Hélène Alexandridis (Francoises Schwester), Anne Benoit (die Sekretärin) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 93min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Do 14.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

MYSTERY TRAIN

R: Jim Jarmusch / OmU


Der Bahnhof, ein Imbisslokal, eine schummrige Bar und das zentrale, wiewohl völlig heruntergekommene Arcade-Hotel. Jarmusch’s Blick auf Amerika: distanziert.
Wer war der einzig wahre Rocker: Elvis oder Carl Perkins? Eine banale Frage, jedoch nicht im Universum jenes phantastischen „Memphis, Tennessee”, das Jarmusch in drei lakonischen Episoden in einem Hotel voller Fremde entwirft.

USA 1989; Regie und Buch: Jim Jarmusch; Kamera: Robby Müller; Musik: John Lurie; DarstellerInnen: Masathoshi Nagase (Jun), Youki Kudoh (Mitsuko), Nicoletta Braschi (Luisa), Screamin‘ Jay Hawkins (Portier), Joe Strummer (Johnny/Elvis) u.a.; (35mm; 1:1,66; Farbe; 112min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Fr 15.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

JE VAIS BIEN, NE T'EN FAIS PAS

KEINE SORGE, MIR GEHT'S GUT

R: Philip Lioret / OmU


Lili kommt von den Sommerferien zurück, ihr Zwillingsbruder Loic ist nach einem Streit mit den Eltern verschwunden, weil er mit dem Vater aneinander geraten war, wegen einer Lappalie, wie der Vater sagt. Und nun ist Loic seit 5 Tagen untergetaucht. Die unerklärliche Abwesenheit des Bruders, die überforderte Mutter und der seltsam unbeteiligt wirkende Vater setzen Lili zu. Sie verfällt in Depression, tritt in Hungerstreik und wird ins Krankenhaus eingewiesen. Ihr Zustand ist kritisch. Doch dann kommt Post von ihrem Bruder: „Keine Sorge, mir geht’s gut.“
In losen Szenen beschreibt JE VAIS BIEN, NE T’EN FAIS PAS fortan Lilis Versuch, wieder ins normale Leben zurückzukehren. Sie jobbt als Kassierin im Supermarkt und geht, zwar zögerlich, eine Liebesbeziehung ein. Dann, im Sommer, erhält sie eine Postkarte aus der Normandie: Und sie macht sich auf den Weg, ihren Bruder zu suchen. Um Erinnerung, Trauer, Verlust und Trauma geht es in Philip Liorets „Gefühlsthriller“. Liorets sezierender Blick gibt dem zerbrechlichen Familiengefüge, der emotionalen Verödung und der Vereinsamung ein Gesicht: das von Melanie Laurent, die den Film mit ihrer zarten, unaufdringlichen Aura immer wieder mit einem wunderbaren Glanz erfüllt. Für ihre Darstellung der Lili erhielt sie denn auch den Romy-Schneider-Preis und war heuer bei der Berlinale als „europäischer Shooting Star“ zu Gast. (nach: www.filmszene.de; www.yorck.de; Björn Helbig; Michael Meyns)
„Man folgt Lili wie durch einen Thriller – einen untypischen Thriller, der ohne Autoverfolgungsjagden und Testosteron auskommt. Hier entsteht die Spannung aus Emotionen, und die Kämpfe sind verbaler Natur. Mélanie Laurent als sensible und zugleich hartnäckige Heldin und Kad Merad als verschlossener, überforderter Vater bewirken, dass Intimes spektakulär erscheint.“ (Marie-Claire)

Frankreich 2006; Regie: Philip Lioret; Buch: Olivier Adam; Kamera: Sacha Wiernik; Musik: Nicolas Piovani; DarstellerInnen: Melanie Laurent (Lili Tellier), Kad Merad (Paul Tellier), Isavelle Renauld (Isabelle Tellier), Julien Boisselier (Thomas), Aissa Maiga (Léa) u.a.; (35mm, 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 100min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Sa 16.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

ROBERT ZIMMERMANN WUNDERT SICH ÜBER DIE LIEBE

R: Leander Haußmann


Robert Zimmermann, Videospieldesigner, ist jung, trendy und cool. Sein Leben zwischen Familientreffen, den virtuellen Welten seines Berufes und der Beziehung zu seiner Kollegin Lorna hat er bestens im Griff. Als er der attraktiven, deutlich älteren Monika begegnet, schlägt die Liebe ein wie der Blitz und sorgt für Verwirrung. Den Menschen in seiner Umgebung geht es – zu Roberts großer Überraschung – ähnlich: Sein Vater entdeckt eine verspätete Jugend, seine Mutter poetische Neigungen, seine lesbische Schwester ihren Kinderwunsch und sein bester Freund Ole die Tücken der Kontaktanzeigenwelt. Während Robert um Monikas Zuneigung wirbt, öffnet sich sein Blick für die Vielfalt und Allgegenwart der Wunder, die die Liebe mit sich bringt.
Kaum ein halbes Jahr nach der Komödie WARUM MÄNNER NICHT ZU­­HÖREN UND FRAUEN SCHLECHT EINPARKEN legt Leander Haußman (SONNENALLEE, HERR LEHMANN) seinen nächsten Film vor. Auch ROBERT ZIMMERMANN WUNDERT SICH ÜBER DIE LIE­­BE bewegt sich zwischen Burleske und Melodram und zeigt abermals, dass Haußmann Irrungen und Wirrungen der Liebe in jeder Be­­­ziehung, mit all ihren möglichen und unmöglichen Facetten, am Her­­­zen liegen – egal, ob zwischen einem jungen Mann und einer Frau in den besten Jahren, zwischen gemeinsam gealterten Ehepartnern, zwi­­schen zwei Frauen oder Personen, die sich bislang nicht begegnet sind. (nach: www.filmladen.at)
„Man kann über Leander Haußmann und seine Filme sagen was man will, Mut zum Pathos hat er in jedem Fall. Auch hier wird die große Kraft der Liebe beschworen, die in SONNENALLEE die Mauer zum Einsturz gebracht hat und hier den Altersunterschied zwischen Robert und Monika überwindet.” (Michael Meyns)

Deutschland 2008; Regie: Leander Haußmann; Buch, nach eigener Roman­­vor­­lage: Gernot Gricksch; Kamera: Jana Marik; Musik: Element of Crime; Dar­­stellerInnen: Tom Schilling (Robert Zimmermann), Maruschka Detmers (Monika), Christian Sengewald (Ole), Adam Oest (Roberts Vater) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby Digital; 100min).


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So 17.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

BELLE DE JOUR

SCHÖNE DES TAGES

R: Luis Buñuel / OmU


Séverine befreit sich vom Frust ihres Ehelebens und von ihren sexuellen Phantasien als Schöne des Tages in einem Puff. Am Nach­mittag lernt die Frau des Chirurgen Pierre als Hobbyprostituierte die unerfüllten, sexuellen Wünsche bürgerlicher Männer kennen. Nicht alle kann sie zu deren Zufriedenheit erfüllen. Nachdem Pierre von einem Freund über die Umtriebe von Séverine informiert wird, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Von einem eifersüchtigen Kunden Séverines wird Pierre angeschossen, überlebt aber gelähmt dieses Attentat. Nachdem Séverine ihm gesteht, dass sie seither nicht mehr träumen konnte, steht Pierre gesund auf, als sei nichts geschehen.
„Das ist einer der schönsten filmischen Einfälle Buñuels, er erhebt BELLE DE JOUR auf die Ebene eines filmischen Poems, das die surrealistische Logik des Traums mit der realistischen und psychologischen Logik des Alltags vereinigt.“ (Klaus Eder)
(aus: Reihe Hanser 191, Reihe Film 6, München 1975)

Frankreich/Italien 1967; Regie: Luis Buñuel; Buch: Luis Buñuel, Jean-Claude Carrière, nach dem Ro­­­man von Joseph Kessel; Kamera: Sacha Vierny; Schnitt: Louisette Hatecœr; DarstellerInnen: Catherine Deneuve (Séverine), Jean Sorel (Pierre), Michel Pic­coli (Husson), Geneviève Page (Madame Anaïs), Francisco Rabal (Hippolyte), Pierre Clémenti (Marcel) u.a.; (35mm; 1:1,66; Farbe; 100min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mo 18.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

CASABLANCA

R: Michael Curtiz / OmU


Casablanca 1941. In Rick´s Café kreuzen sich die Schicksale europäischer Emigranten. Der Wissenschaftler Victor Laszlo versucht mit seiner Frau Ilsa mit falschen Pässen den Nazis zu entkommen. Einzig der Amerikaner Rick könnte helfen, doch dieser erkennt in Ilsa die ehemalige Geliebte wieder. Und so entsteht das Liebespaar der Filmgeschichte: Humphrey Bogart als gebrochener Held, der nur durch Zynisums überlebt, Ingrid Bergman als Frau, die zwei Männer liebt und sich nicht entscheiden kann.

USA 1942; Regie: Michael Curtiz; B: Julius J. Epstein, Philip G. Epstein, Howard Koch, nach dem Theaterstück „Everybody Goes to Rick´s“ von Murray Burnett und Joan Alison D: Humphrey Bogart, Ingrid Bergman, Paul Henreid, Conrad Veidt 104min, 1:1,33, Schwarzweiß, englische OmU


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Di 19.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

IRINA PALM

R: Sam Garbarski / OmU


Eine ältere Frau in einem unförmigen Mantel schlurft durch London. Sie trägt klobige Stiefel und eine Plastikeinkaufstasche, ihre Füße sind schwer, aber zielstrebig. Solcherart verwandelt, begegnet uns in Sam Garbaskis zweitem Spielfilm die Popikone Marianne Faithfull, deren Geist sich auf ebenso überraschende wie wundersame Weise mit Maggie’s überschneidet. Als diese Maggie sucht sie einen Job, weil die Behandlung ihres schwerkranken Enkels unbezahlbar ist. Versehentlich landet sie in einem Pornoladen in Soho. Miki Manojlovic (bekannt aus Kusturica-Filmen), dem die Rolle als Besitzer wie auf den Leib geschrieben ist, erklärt ihr, dass eine ‚Hostess’ ihre Qualitäten nicht beim Putzen und Kochen unter Beweis zu stellen hat, wie Maggie zunächst dachte. Das Jobangebot nimmt sie dennoch an.
(nach: Die Zeit, 8.2.07)
„Marianne Faithfull spielt diese Maggie voller Enthusiasmus und verleiht der Figur all die Glaubwürdigkeit, die sie bei ihrer merkwürdigen Reise ins Rotlichtmilieu braucht. Sie bestaunt die Welt, die sich da aufgetan hat, wie ein exotisches Land, das sie bereist.“
(Benjamin Happel)
„Der belgische Regisseur Sam Garbarski hält sich klug zurück: Jede Szene stellt er in den Dienst seiner Schauspielerin. Ihre Lakonie, ihre Melancholie imprägniert die Bilder, die noch im Rotlichtbezirk meist monochrom lila eingefärbt sind und ihr Tempo dem Alltagstrott in den Suburbs angleichen.“ (Christiane Peitz)
„(Wir erleben eine Frau), die an dieser Aufgabe nicht zerbricht, sondern zu neuer Blüte heranwächst. (...) Der Film bedient nicht wieder eines von den im Kino so gängigen Zuhälter-Sind-Alles-Mafioso-Klischees und zeigt Miki auch in seinem beruflichen Umfeld gefühlvoll und vor allem aufmerksam.“ (P. Wellinski)

Großbritannien/Belgien/Frankreich/Deutschland/Luxemburg 2007; Regie: Sam Garbarski; Buch: Martin Herron, Philippe Blasband; Kamera: Christophe Beaucarne; Musik: GHINZU; DarstellerInnen: Marianne Faithfull (Maggie), Miki Manojlovic (Miki), Kevin Bishop (Tom), Siobhán Hewlett (Sarah), Dorka Gryllus (Luisa), Jenny Agutter (Jane), Corey Burke (Olly), Meg Wynn Owen (Julia), Susan Hitch (Beth), Flip Webster (Edith) u.a.; (35mm; 1:1,66; Farbe; Dolby SRD; 103min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mi 20.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

WER FRÜHER STIRBT, IST LÄNGER TOT

R: Marcus H. Rosenmüller


In dem kleinen Dorf Germringen lebt der „Kandlerwirt“ Lorenz mit seinen beiden jungen Söhnen Franz und Sebastian. Den Gasthof betreibt er seit dem Tod seiner Frau nun schon jahrelang allein. Als der 11-jährige Sebastian zufällig erfährt, dass seine Mutter bei seiner Geburt gestorben ist, beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen. Sebastian fühlt sich fortan schuldig am Tod seiner Mutter. Da er, wie er meint, nach seinem Tode auf jeden Fall im Fegefeuer landen wird, setzt er alles daran, entweder unsterblich zu werden, oder sich von seinen Sünden reinzuwaschen. Die Stammtischler in der Wirtschaft seines Vaters stehen ihm dabei mit freundschaftlichem Rat zur Seite. Sebastians Übereifer führt jedoch nicht zum gewünschten Erfolg. Erst der Radiomoderator Alfred bringt Sebastian auf die zündende Idee: unsterblich machen kann ihn die Musik! Und auch von seiner Mutter meint Sebastian, ein Zeichen erhalten zu haben: um seine Sünden abzuarbeiten, muss er für seinen Vater eine neue Frau finden.

Freilich habe ich im Film auch selbst Erlebtes eingearbeitet, aber nur im Ansatz, dann kommt die Überspitzung und die Fantasie hinzu. Ich war aber (oder bin ich‘s noch?) mit Sicherheit auch ein Bursche, der gerne zur Übertreibung neigte und Erlebtes mit Fantasie vermischte und als erlebtes Abenteuer wiedergab (also gern vor den anderen protzte . . .).
Für mich ist das Besondere an dem Film die Mischung der Genres. Das Fantastische, Surrealistische gemischt mit einem traditionellen Volkstheaterhumor – ich mag guten Komödienstadl genauso wie Valentin oder Luis Bunuel. In Wer früher stirbt ist länger tot fügen sich filmische Elemente aus Fiktion (z.B. das „Fegefeuer“), surreale Bilder und Szenen (wie die „Nudel im Bluttopf“ oder der „Wolpertinger-Tanz“) und Realität zu einer stimmigen Story.
Die Bayern haben einen besonderen Humor – und einen besonderen Glauben, nämlich den katholischen, der im Grunde auch sehr lustig und morbide ist.
Marcus H. Rosenmüller

Deutschland 2006; Regie: Marcus H. Rosenmüller; Darsteller: Markus Krojer, Fritz Karl, Jule Ronstedt, Jürgen Tonkel, Saskia Vester, Franz Xaver Brückner (105min, deutsche FASSUNG).


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Do 21.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

GHOST DOG: THE WAY OF THE SAMURAI

GHOST DOG: DER WEG DES SAMURAI

R: Jim Jarmusch / OmU


Ghost Dog (Forest Whitaker) lebt über der Welt, gewissermaßen, unter Tauben, in einer Hütte, die er auf dem Dach eines verlassenen Gebäudes errichtet hat. Er ist ein professioneller Killer, der im Dunkel der Nacht verschwinden und sich unbemerkt durch die Stadt bewegen kann. Als Leitfaden dient ihm ein alter Text der japanischen Kriegerkaste – „Das Hagakure: Der Weg des Samurai”. Gemäß dem Kodex des Samurai steht Ghost Dog mit seinem Meister und Auftraggeber, einem Mafioso, der ihm einmal das Leben rettete, in einem unverbrüchlichen Treueverhältnis. Als der Mafia ein Fehler unterläuft, glaubt sie, ihren Auftragnehmer eliminieren zu müssen. Ghost Dog ist aber nicht nur ein Killer, sondern auch ein ausgebildeter Krieger – und dem ist die Mafia nicht gewachsen. Schließlich manövriert sich Ghost Dog jedoch in eine ausweglose Situation, da er das Treueverhältnis, das Herr und Vasall verbindet, nicht brechen kann.
Jarmusch erzählt die Geschichte, in der drei sehr unterschiedliche Welten aufeinandertreffen – Mafia, japanische Samurai und Hip-Hop – linear auf ihr zwangsläufiges Ende zu. Dennoch ist sie alles andere als simpel, sondern erweist sich als voll von erstaunlichen Kleinstgeschichten, verblüffenden Einfällen und wundersamen Charakteren mit merkwürdigen Hobbys: Ghost Dog kommuniziert mit seinem Boss ausschließlich via Brieftauben; sein „bester Freund” ist ein Französisch sprechender Eisverkäufer, den er nicht versteht. Die Mafiosi stehen auf Rap-Musik und Jarmusch läßt sie – wie etwa Valerio – die Zahnbürste schwingend zu einem Song von Public Enemy rappen. (aus arthaus infodienst und www.variety.com)
„Dank Jarmuschs einzigartigem Stil und seiner Wahl der Schauspieler ist der Film weit mehr als eine Gangstergeschichte. Whitaker, Regisseur von Filmen wie WAITING TO EXHALE und HOPE FLOATS, spielt die Rolle des Auftragsmörders überzeugend. Seine absolute Stärke liegt jedoch in seiner physischen Präsenz: ein \\\'gentle giant\\\' der den japanischen Kodex des Samurai mit dem eines Profi-Killers perfekt vereint.” (David Bourgeois)
„Vor allem ist GHOST DOG ein Film über die Kunst des Lesens – wobei die zwischengeschalteten Schrifttafeln mit den Anweisungen des Samurai die Erzählweise des Stummfilms zitieren. Stummgeschaltet sind auch absurd gewalttätige Zeichentrickfilme, denen die Mafiosi in stummer Bewunderung ständig im Fernsehen folgen. Naturgemäß lassen die Samurai-Exzerpte manchmal an die üblichen Rezepte östlicher Lebenshilfe denken, Jarmuschs Film ist eben auch in dieser Hinsicht ein ausgesprochen literarischer, schriftgläubiger Film. Und selbst die immer wieder fliegenden Tauben erscheinen im Sound der absolut hinreißenden Drum’n’Bass-Musik von RZA grandios.” (Brigitte Werneburg)
RZA, Mitbegründer der neunköpfigen New Yorker Hip-Hop Crew Wu-Tang Clan, ist ein Multitalent – Komponist, Produzent, Rapper, Performer und Filmemacher in einer Person. Seine erfrischend originelle Musik machte ihn weltweit bekannt. Die Musik für GHOST DOG ist sein erster kompletter Score für einen Spielfilm.

USA 1999; Regie und Buch: Jim Jarmusch; Kamera: Robby Müller; Musik: RZA; DarstellerInnen: Forest Whitaker (Ghost Dog), Jon Tormey (Louie), Cliff Gorman (Sonny Valerio), Henry Silva (Vargo), Isaach de Bankolé (Raymond), Victor Argo (Vinny) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 116min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Fr 22.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

«Surprise» (Überraschungsfilm)


Die amüsante Geschichte des Postdirektors Philippe Abrams, der unfreiwillig aus der Provence nach Nord­­frankreich zu den (…) versetzt wird, darf sich schon jetzt erfolgreichster französischer Film aller Zeiten nennen. Das Erfolgsgeheimnis von (…) liegt im pointierten Sprachwitz, der punktgenauen Situa­tionskomik und der feinen Ironie, die gekonnt mit Klischees und regionalen Identitäten spielt. Regisseur und Dreh­­buch­autor (…) hat es wie fast kein anderer geschafft, seine Darstellerinnen mit einfachen Dia­logen charmant und sympathisch in Szene zu setzen, ohne sie der Lächerlichkeit preiszugeben.

Frankreich 2008; 106min; franz OmU


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Sa 23.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

KIRSCHBLÜTEN - HANAMI

R: Doris Dörrie


Trudi (Hannelore Elsner) weiß, dass ihr Mann Rudi (Elmar Wepper) schwer krank ist. Und es liegt an ihr, ob sie es ihm mitteilen will oder nicht. Der Arzt schlägt eine letzte gemeinsame Unternehmung vor, etwas, was sie sich vielleicht schon länger vorgenommen, aber nie getan haben. Trudi beschließt, den Rat zu befolgen und die Erkrankung geheimzuhalten. Sie überredet Rudi, mit ihr die Kinder und Enkelkinder in Berlin zu besuchen. Dort angekommen, müssen die beiden feststellen, dass ihre Kinder mit ihrem eigenen Leben viel zu beschäftigt sind, um sich um die Eltern zu kümmern.
Doris Dörrie: „Das Thema Vergänglichkeit ist unerschöpflich, keiner von uns kommt damit klar. Das Einzige, was konstant ist, ist, dass nichts konstant ist. Nichts bleibt so wie es ist. Das will keiner, das zeichnet unsere menschliche Natur aus - und das produziert viel Leiden. Wir wollen den schönen Augenblick festhalten (...) das hat für mich auch viel mit dem Filmemachen zu tun, diese Vergänglichkeit, das Herstellen von Momenten, die zerfließen und nicht mehr da sind, und gleichzeitig das Festhalten davon.”

Deutschland 2008; Regie und Buch: Doris Dörrie; Kamera: Hanno Lentz; Mu­sik: Claus Bantzer; DarstellerInnen: Hannelore Elsner (Trudi), Elmar Wep­per (Rudi), Nadja Uhl (Franzi), Maximilian Brückner (Karl), Birgit Minichmayr (Karolin), Aya Irizuki (Yu), Tadashi Endo (Butoh-Tänzer), Felix Eitner (Klaus), Celine Tannenberger (Celine), Floriane Daniel (Emma) u.a.; (35mm – von HD-Video übertragen; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 122min).


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So 24.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

LE SCAPHANDRE ET LE PAPILLON

SCHMETTERLING UND TAUCHERGLOCKE

R: Julian Schnabel / OmU


„Im Kino gewesen. Geweint.“ (Franz Kafka) – Dieses Zitat stellt Chri­s­tian Horn an den Beginn seiner Filmkritik, um dann fortzufahren: „Die wahre, tragische Geschichte Jean-Dominique Baubys, dem ehe­maligen Chefredakteur der französischen ‚Elle’, hat Schnabel un­­­gemein berührend, inspirierend und – diese Bezeichnung ist gewiss nicht zu hoch gegriffen – kongenial verfilmt. So ist SCHMETTERLING UND TAUCHERGLOCKE ein Drama geworden, das sicherlich zu den besten Filmen des diesjährigen Kinojahres gezählt werden muss, selbst wenn dieses erst angefangen hat. Einen Golden Globe und ei­­nen Preis in Cannes, beide für die beste Regie, hat Schnabel schon erhalten. Und das völlig zu Recht.“
Jean-Dominique Bauby, ein Lebemann par excellence, erleidet mit 42 Jahren einen Hirnschlag und ist fortan stumm und gelähmt. Nur noch sein linkes Auge kann er bewegen; und mit dem Blinzeln desselben diktiert er innerhalb von 14 Monaten seine Autobiografie.
Was sich wie ein lähmendes Konzept für filmisches Erzählen liest, wird zu einer Erfahrung von fesselnder Schönheit und Poesie. Julian Schnabel (BASQUIAT, BEFORE NIGHT FALLS) macht kein Rührstück aus dieser Geschichte, er setzt nicht auf Mitleid, sondern auf Identifikation, und dank der zynisch-lakonischen Off-Erzählung aus der Sicht des Eingeschlossenen erhält der Film eine große Portion Galgenhumor.
(nach: www.filmstarts.de; www.kino-zeit.de; FAZ)
Julian Schnabel: „Eine spezielle Behandlung des Bildes war notwendig, um Jean-Dos Innenleben zu visualisieren. Ich verwendete gekippte Linsen zur Schärfendehnung, was dazu führt, dass ein Teil des Bildes unscharf und der Rest scharf ist. Ich machte den Film ganz so als hätte er eine Textur, einen Körper, als ob er Haut hätte.“
„Schnabel ist auch ein bekannter New Yorker Maler, und vielleicht konnte nur ein Maler diesen Film so machen: als Wahrnehmungsreise hinter die Netzhaut und in den Kerker des Körpers hinein, bei der sich Genauigkeit und Sinnlichkeit geradezu poetisch verdichten. Die Kameraarbeit von Janusz Kaminski ist ein Ereignis wie ein subtiles Pinselwerk, im Zusammenwirken mit Tonspur und Montage bezwingend.“ (NZZ 27.2.2008)

Frankreich/USA 2007; Regie: Julian Schnabel; Buch: Ronald Harwood, nach dem Buch von Jean-Dominique Bauby; Kamera: Janusz Kaminski; Musik: Paul Cantelon; DarstellerInnen: Mathieu Amalric (Jean- Dominique Bauby), Emmanuelle Seigner (Céline Desmoulins), Marina Hands (Joséphine), Max von Sydow (Papinou), Marie Josée Croze (Henriette Durand) u.a.; (35mm; 1:1.85; Farbe; Dolby SRD; 112min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mo 25.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

VIER MINUTEN

R: Chris Kraus


Seit mehr als sechzig Jahren gibt Traude Krüger Klavierunterricht in einem Frauengefängnis. Eine Schülerin wie Jenny hatte sie noch nie: verschlossen, unberechenbar, zerstörerisch – und früher ein musikalisches Wunderkind. Sie könnte es schaffen, einen bedeutenden Klavierwettbewerb zu gewinnen, an dem sie trotz ihrer Haftstrafe teilnehmen darf. Die Vorbereitung auf den Wettbewerb wird zum Kräftemessen zwischen den beiden Frauen.
VIER MINUTEN lebt von der Spannung, die durch die beiden gegensätzlichen Charaktere entsteht. Beide sind sie für sich in ihren verkrusteten Masken und Schutzpanzern gefangen. Doch Jenny gelingt es durch ihre direkte, konfrontative Art der dominanten, unnahbaren älteren Frau den Zugang zu ihren längst verschüttet geglaubten Gefühlen zu öffnen, und Traude bringt Jenny zu ihrer alten Leidenschaft, dem Klavierspielen, zurück. Inmitten eines hochkarätigen Ensembles begeistern Monica Bleibtreu als Traude und die Kinoentdeckung Hannah Herzsprung als Jenny mit einem atemberaubend intensiven Spiel.
Chris Kraus (SCHERBENTANZ, 2002) erzählt in seinem zweiten Spielfilm kraftvoll, leidenschaftlich und mit großer Nähe zu seinen Figuren von der Begegnung zweier ungleicher Frauen, von Auflehnung und Hingabe, vom Schmerz und von der Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit. Und von der ungeheuren Kraft der Musik, die nicht versöhnt, aber den Kern der Freiheit in sich trägt.
„Begeisterungsstürme für VIER MINUTEN. (...) Die Geschichte zwischen der alten Klavierlehrerin und ihrer widerspenstigen Schülerin im Gefängnis entwickelt eine beträchtliche emotionale Wucht, die in einem furiosen Finale gipfelt.“ (FAZ)
„Die Herzsprung und die Bleibtreu sind in diesem Film so etwas wie eine Sternstunde der Schauspielkunst. Darf in keinem Filmkunsttheater und keinem Programmkino fehlen.” (www.programmkino.de)

Deutschland 2006; Regie und Buch: Chris Kraus; Kamera: Judith Kaufmann; Musik: Annette Focks; DarstellerInnen: Monica Bleibtreu (Traude Krüger), Hannah Herzsprung (Jenny von Loeben), Sven Pippig (Mütze), Richy Müller (Kowalski), Jasmin Tabatabai (Ayse), Vadim Glowna (Gerhard von Loeben), Nadja Uhl (Nadine Hoffmann), Peter Davor (Journalist) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 115min).


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Di 26.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

AUF DER ANDEREN SEITE

R: Fatih Akin / OmU


Fatih Akin: „Woran Menschen auch immer glauben – sei es religiös oder politisch – alles hat seine Grenzen, und alles führt in eine Richtung. Ich wollte einen Film darüber machen, wie man durch all das hindurchgeht und schließlich auf der anderen Seite ankommt.”
Nejat, ein deutscher Germanistikprofessor türkischer Abstammung, kümmert sich um seinen alten Vater Ali. Dieser will noch einmal mit einer Frau leben und lädt die türkische Prostituierte Yeter ein, bei ihm zu wohnen. Im betrunkenen Zustand richtet er ein Blutbad an, wird verhaftet und in die Türkei abgeschoben. Nejat macht sich in Istanbul auf die Suche nach Yeters Tochter Ayten, die zu einer Widerstandsgruppe gehört und vor der Polizei nach Deutschland geflohen ist.
Fatih Akins neuer Film ist der zweite Teil einer Trilogie mit dem Titel „Liebe, Tod und Teufel”, deren erster Teil GEGEN DIE WAND für Aufsehen sorgte. In AUF DER ANDEREN SEITE geht es um den Tod, und so ist es kein Wunder, dass der Film im Vergleich zu seinem Vorgänger ruhiger und nachdenklicher ist. In drei Episoden erzählt er von sechs Schicksalen zwischen Istanbul, Bremen und Hamburg, die über zwei Todesfälle kunstvoll miteinander verknüpft sind.
„Vielleicht ist ja gerade das das wirklich Schöne an AUF DER ANDEREN SEITE, dass der gerade mal 33 Jahre alte Regisseur sich einerseits treu bleibt in seinen Themen, die seine Persönlichkeit widerspiegeln, und dass er andererseits verschiedene Tonarten beherrscht und es versteht, aus jedem Film ein vollkommen eigenständiges und doch typisches Kunstwerk zu formen. Darin besteht die große Meisterschaft Akins, und sie macht ihn zu einem der bedeutendsten jungen europäischen Filmemacher.” (Joachim Kurz)
Cannes 2007 für das „Beste Drehbuch”.

Deutschland/Türkei 2007; Regie und Buch: Fatih Akin; Kamera: Rainer Klausmann; Musik: Shantel; DarstellerInnen: Baki Davrak (Nejat), Nursel Köse (Yeter), Hanna Schygulla (Susanne), Tuncel Kurtiz (Ali), Nurgül Yesilçay (Ayten), Patrycia Ziolkowska (Lotte), Lars Rudolph (Herr Obermüller), Andreas Thiel (Konsulatsmitarbeiter) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 122min; deutsch-türkische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mi 27.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

NO COUNTRY FOR OLD MEN

R: Joel & Ethan Coen / OmU


Anfang der 1980er-Jahre, irgendwo im Südwesten von Texas, nahe an der Grenze zu Mexiko, stolpert Llewelyn Moss über die Folgen eines offensichtlich aus dem Ruder gelaufenen Drogendeals: jede Menge tote Männer, umgeben von Patronenhülsen, eine Wagen­ladung Heroin und ein Koffer mit zwei Millionen Dollar. Moss kann der Versuchung nicht widerstehen, nimmt das Geld und löst damit eine Lawine der Gewalt aus. Denn nun hat er den Kopfgeldjäger Carson Wells im Nacken sitzen und den psychopathischen Auftrags­killer Anton Chigurh. Sheriff Bell, durch die immer länger werdende Blutspur aufmerksam geworden, hinkt dem Trio immer einen Schritt hinterher.
Mit NO COUNTRY FOR OLD MEN haben sich Joel und Ethan Coen allem Anschein nach wieder auf ihre alten Stärken besonnen und legen einen schrägen und skurrilen Thriller im Stil von FARGO vor, den wohl düstersten Film seit ihrem Debüt BLOOD SIMPLE.
„Die Coens lieben es, Geschichten aus dem Herzen Amerikas zu erzählen. Dort, wo die Weite der Landschaft alles überragt, setzen sie eine Spirale aus Gewalt und Chaos in Gang, aus der es letztlich kein Entrinnen gibt. Auf blutigen Pfaden und verpackt in lakonische Bilder erzählt NO COUNTRY FOR OLD MEN von der trügerischen Hoff­nung auf ein richtiges Leben im Falschen.” (Marcus Wessel)
„Ein Neo-Western, der archaische Gewalt mit dem berühmt la­ko­ni­schen Witz der Coens kombiniert. Ein Film wie FARGO ohne Schnee!” (Dina Maestrelli)

USA 2007; Regie und Buch: Joel und Ethan Coen, nach einem Roman von Cormac McCarthy; Kamera: Roger Deakins; Musik: Carter Burwell; Dar­stellerInnen: Javier Bardem (Anton Chigurh), Woody Harrelson (Carson Wells), Tommy Lee Jones (Sheriff Ed Tom Bell), Josh Brolin (Llewelyn Moss), Kelly Macdonald (Carla Jean Moss), Garret Dillahunt (Deputy Wendell) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 122min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Do 28.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

NIGHT ON EARTH

R: Jim Jarmusch / OmU


Das Taxi als Versuchslabor: fünf Städte (Los Angeles, New York, Paris, Rom, Helsinki), fünf nächtliche Taxifahrten, fünf Mal die selbe Ausgangssituation, die sich gleichzeitig in verschiedenen Zeitzonen, Kontinenten und Sprachen abspielt. In seiner lakonischen Inszenierung verdichtet Jim Jarmusch die zufälligen und kurzfristigen Begegnungen zwischen Fahrer und Fahrgast zu heiteren, skurrilen, manchmal auch tragischen Miniaturen.

USA 1991; Regie und Buch: Jim Jarmusch; Kamera: Frederick Elmes; Musik: Tom Waits, Kathleen Brennan; DarstellerInnen: Gena Rowlands, Winona Ryder, Roberto Benigni, Béatrice Dalle, Isaach de Bankolé, Matti Pellonpää, Kari Väänänen, Armin Mueller-Stahl u.a.; (35mm; Farbe; 130min; finnisch-italienisch-französisch-englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Fr 29.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

SÅ SOM I HIMMELEN

WIE IM HIMMEL

R: Kay Pollak / OmU


Als Kay Pollaks letzter Film LOVE ME am 28.2.1986 in Schweden anlief, wurde Premierminister Olof Palme nach dem Kinobesuch ermordet. Pollak konnte diesen Schock nicht verwinden, 18 Jahre lang drehte er keine Filme mehr. Mit WIE IM HIMMEL feiert er nun ein Comeback sondergleichen: In Schweden avancierte der Film zu einem der erfolgreichsten Kinofilme aller Zeiten.
Mitten in einem Sinfoniekonzert erleidet der Stardirigent Daniel Daréus einen Herzinfarkt. Er zieht sich in das Dorf seiner Kindheit im Norden Schwedens zurück, wo er eher widerwillig die Leitung des Kirchenchores und die damit verbundene Kantorenstelle übernimmt. Daniels besondere Methode, jedes Chormitglied ernst zu nehmen und seinen/ihren je individuellen Ton herauszufinden, setzt ungeahnte Energien frei und verleiht den SängerInnen ein bislang unbekanntes Selbstwertgefühl. Eine Reihe gruppendynamischer Prozesse setzt sich in Gang – Gefühle werden geäußert, lange verdrängte Wahrheiten ausgesprochen. Letztlich kann auch Daniel sich dieser Dynamik nicht entziehen.
Kay Pollak gelingt es, einen großen dramaturgischen Bogen zu schlagen: von Daréus’ Vorgeschichte, erzählt in einer filmisch brillanten Montagesequenz, bis zum bewegenden Finale, einer Apotheose der Musik. Eingewoben in dieses Gerüst sind eine Fülle kleiner Geschichten: Sie erzählen etwa von der Kassiererin Lena, deren Freund eine Familie in der Stadt hat, was alle außer ihr selbst gewusst haben, oder vom geschäftstüchtigen Arne, der den dicken Holmfried ein Leben lang gehänselt hat, bis dieser sich nun zu wehren lernt.
(nach: www.epd.de; www.berlinonline.de; Josef Engels)
„Vor der Kulisse einer Landschaft von karger Schönheit entfaltet Pollak eine comédie humaine, ein Panorama menschlicher Leidenschaften und Schwächen, aber auch liebenswürdiger Skurrilitäten. (...) WIE IM HIMMEL lässt die Utopie von der völkerverbindenen Kraft der Musik für einen Moment Wirklichkeit werden.“ (Raimund Gerz)

Schweden 2004; Regie: Kay Pollak; Buch: Anders Nyber, Ola Olsson, Kay Pollak; Kamera: Harald Gunnar Paalgard; Musik: Stefan Nilsson; DarstellerInnen: Michael Nyqvist (Daniel), Frida Hallgren (Lena), Helen Sjöholm (Gabriella), Lennart Jähkel (Arne), Niklas Falk (Stig) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 132min; schwedisch-italienisch-englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Sa 30.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

I'M NOT THERE

R: Todd Haynes / OmU


Nicht immer ist das Gutgemachte, Wohldurchdachte, Rechtdosierte die beste Lösung für einen Stoff. Manchmal ist das Unausgewogene, Ungelenke, Überkandidelte der spannendere Weg, den ein Film ein­­schlagen kann. I’M NOT THERE von Todd Haynes ist das beste Beispiel dafür, dass es sich lohnt, andere als die ausgetretenen Pfade zu benützen. Der Film soll ein Biopic über Bob Dylan sein und will es auch wieder nicht sein, in jedem Fall will er nicht sein wie andere Fil­­me, die sich am Leben von Legenden entlang hangeln. Haynes hatte die haarsträubende und gleichzeitig geniale Idee, den Mann, an dessen Wandlungen sich die Biographen immer wieder die Zähne ausbeißen, nicht nur von verschiedenen Männern spielen zu lassen, sondern auch noch von einem kleinen schwarzen Jungen und einer Frau. Und das Tollste ist: es funktioniert. (nach: Michael Althen, FAZ)
Und so ist I’M NOT THERE ein dichtes Gewebe, in dem sich Pop, Politik und Zeitgeschichte nicht voneinander lösen lassen. In dem vibrierenden Dylan-Kompendium verwandelt sich nicht ein Darsteller in den Musiker, vielmehr agieren gleich sechs Figuren unterschiedliche Identitätsentwürfe aus. Denn der Kunstfigur Bob Dylan kommt man nur dann näher, wenn man sich jeder Authentizitätsbehauptung enthält. Und so wird I’M NOT THERE zum filmisch herausfordernden Parcours durch ein Künstlerleben, weil Haynes jedes Dylan-Ich in ein anderes ästhetisches Ambiente einbettet und diese dann unaufhörlich ineinander übergehen lässt: mal als Video-Clip, mal als Fake-Doku, dann wieder als Western-Paraphrase (Richard Gere als amerikanischer Archetyp, in Anlehnung an Dylans Arbeit an PAT GARRETT & BILLY THE KID), als Beat-Delirium in Schwarz-Weiß (bei dem Cate Blanchett durch Dylans drogenintensivste Zeit taucht) oder als quasirealistisches Familienstück.
Todd Haynes hat sich schon immer als Rekonstrukteur vergangener Stile bewährt, die er mit neuen Inhalten füllt. In I'M NOT THERE riskiert er mehr denn je, weil er auf erzählerische und biografische Kon­ti­nuität verzichtet und das Kino in Richtung einer musikalischen Collage führt.
(nach: Dominik Kamalzadeh, Der Standard)

USA 2007; Regie: Todd Haynes; Buch: Todd Haynes, Oren Moverman; Ka­­­mera: Ed Lachman; DarstellerInnen: Cate Blanchett (Jude Quinn), Richard Gere (Billy the Kid), Heath Ledger (Robbie Clark), Marcus Carl Franklin (Woody Guthrie), Ben Whishaw (Arthur Rimbaud), David Cross (Allen Ginsberg) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 135min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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So 31.08.2008 Open Air Kino im Zeughaus

ZORBA THE GREEK

ALEXIS SORBAS

R: Michael Cacoyannis / OmU


Basil hat auf Kreta ein Stück Land mit einem verlassenen Braunkohlebergwerk geerbt, mit dem er nun sein Glück versuchen will. Bei der Anreise trifft er auf Sorbas, der ihm Hilfe anbietet bei seiner Unternehmung. Doch das Bergwerk ist nicht mehr abbaufähig, ebenso schlägt der Versuch, eine Seilbahn zur Förderung von Baumstämmen zu errichten, fehl. Statt darüber zu trauern, lehrt Sorbas Basil „seinen”“ Tanz, den Sirtaki.
Ursprünglich tanzten den Sirtaki die Metzger von Byzanz. Dieser Tanz gewann in der Schlusssequenz von ZORBA THE GREEK dramatische Symbolkraft. Auch heute noch atmet die vom Klang der Buzuki geprägte „Alexis-Sorbas”-Musik die Frische der Authentizität.

USA/GR 1964; Regie & Buch: Michael Cacoyannis, nach der Romanvorlage „The Life and Times of Alexis Zorba” von Nikos Kazantzakis; Kamera: Walter Lassally; Musik: Mikis Theodorakis; DarstellerInnen: Anthony Quinn (Alexis Zorba), Alan Bates (Basil), Irene Papas (Witwe) u.a.; (DCP; 1:1,66; Schwarzweiß; Mono; 142min; englische ORGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


 

 

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Open Air Kino im Zeughaus

31. Juli bis 31. August 2008








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