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Fr 04.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

A NIGHT AT THE OPERA

DIE MARX BROTHERS IN DER OPER

R: Sam Wood / OmenglU


Ein arroganter Heldentenor wird von seiner Partnerin so lange links liegen gelassen und von den Marx Brothers handgreiflich außer Gefecht gesetzt, bis der sympathische, begabte junge Mann aus dem Chor als strahlender Held die Saisonpremiere der Metropolitan retten kann. Die Marx Brothers in Hochform: einige ihrer absoluten Glanznummern, viel Gesang und ein furioser Schluß. (oafolder95)

Die Marx Brothers in der Oper ist eine respektlose Parodie auf den Kunstbetrieb und gilt als der berühmteste Marx-Brothers-Film. Dem gerissenen Gottlieb, Leiter der New York Opera Company, gelingt es, der reichen Witwe Mrs. Claypool eine Riesensumme für den Metropolitan-Auftritt des schmalzigen Tenors Walter Lassparri aus der Tasche zu ziehen. Mrs. Claypools Geschäftsführer Driftwood und seine Freunde Fiorello und Tomasso sind darüber gar nicht erfreut, da sie den sympathischen und vor allem talentierteren Ricardo vorziehen.
„In diesem Film entfaltet sich die ganze Breite der aggressiven und absurden Komik der Marx Brothers. Ihr größter Publikumserfolg.” (www.artechock.de)

USA 1935; Regie: Sam Wood; 90min, engl OmU


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Sa 05.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

MY SUMMER OF LOVE

R: Pawel Pawlikowski / OmU


Ein heißer, trockener Sommer über den Hügeln von Yorkshire – ein Sommer, in dem sich das Leben für immer ändern wird. Doch vorerst hat Mona, im besten Teenager-Alter, nicht viel Spaß an ihren Ferien. Der Pub, der bisher im Familienbesitz war, wird von ihrem frisch aus dem Knast entlassenen Bruder Phil, der zum Fundamental-Christen konvertierte, dicht gemacht und zur Gebetsstätte für die örtlichen Jesus-Freaks umgebaut. Der Mann, mit dem sich Mona trifft, ist verheiratet und nur an einem schnellen Fick im Auto interessiert. Alles ändert sich, als ein elegantes Mädchen auf einem Pferd auftaucht. Tamsin, aus wohlhabender Familie stammend und gerade von ihrer teuren Privatschule geflogen, ist scheinbar das genaue Gegenteil der verwaisten Mona. Doch die Mädchen entdecken eine Seelenverwandtschaft und sind bald unzertrennlich. Die beiden scheinen füreinander die Rettung zu sein. Aus der innigen Mädchenfreundschaft am Anfang wird ganz selbstverständlich leidenschaftliche Liebe. Diese Liebe ist das Herz des Films – viel mehr glücksglühender Zustand als Handlung, und macht wie jede Liebe für die, die sie erleben, die Welt neu.
Natalie Press (Mona) und Emily Blunt (Tamsin) spielen das Aufblühen der Mädchen, ihre Zärtlichkeit und ihr Trostbedürfnis mit großer Intensität. Es gibt Momente, in denen die beiden sich aneinanderklammern, als sei die andere der einzige Halt auf der Welt; und Bilder des reinen Glücks, ein Tanz zu einem Piaf-Lied, ein Kuss beim Baden im Fluss, Zigarettenrauch, der aus sonnenbeschienenen Heidekrauthängen aufsteigt.
Pawel Pawlikowski: „Mich hat an der Beziehung von Mona und Tamsin interessiert, wie unterschiedlich sie sind: auf der einen Seite Mona, die noch wenig erlebt hat und über die große weite Welt fantasiert, auf der anderen Seite die Zynikerin Tamsin, die schon viel herumgekommen ist, die intelligent und destruktiv ist, und die es liebt, mit anderen zu spielen und sie zu manipulieren. Das ist eine klassische Konstellation, wie man sie oft auch zwischen Mann und Frau findet. (...) Diese Kombination besitzt immense Sprengkraft für eine Geschichte voller Emotionen, Machtspiele und großer Tragik – was für die Story stets gut ist.“
(nach: Susanne Stern; F.-M. Helmke)
„Mit MY SUMMER OF LOVE schuf der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Regisseur Pawel Pawlikowski einen berauschenden Film über die Magie einer Mädchenfreundschaft und einen mit Sehnsucht aufgeladenen Sommer. Die Britische Filmakademie kürte MY SUMMER OF LOVE 2005 zum Besten Britischen Film, zudem gewann er den renommierten Michael Powell Award des Filmfestivals Edinburgh und wurde zu den Filmfesten in Toronto, Dinard, London sowie auf die diesjährige Berlinale eingeladen.“ (The Guardian)

Großbritannien 2004; Regie: Pawel Pawlikowski; Buch: Pawel Pawlikowski, Michael Wynne, nach dem gleichnamigen Roman von Helen Cross; Kamera: Ryszard Lenczewski, David Scott; Musik: Alison Goldfrapp, Will Gregory; DarstellerInnen: Natalie Press (Mona), Emily Blunt (Tamsin), Paddy Considine (Phil), Dean Andrews, Michelle Byrne, Lynette Edwards, Kathryn Sumner u.a.; (35mm; Farbe; Dolby SRD; 86min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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So 06.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

ALLES AUF ZUCKER

R: Dani Levy


„Ich stehe bis zum Hals in Scheiße, aber der Ausblick ist gut“, tröstet sich Jaeckie Zucker, alias Jakob Zuckermann. Der Zocker und ehemalige DDR-Starsportreporter, der im Berlin nach der Wende sein Dasein als Billardspieler und Buchhalter in einem Bordell fristet, hat kein Glück mehr – weder im Spiel noch in der Liebe. Einen Haufen Schulden hat er am Hals und dann auch noch über Nacht seine jüdische Verwandtschaft. Mit dem jüdischen „Club“ hat Jaeckie Zucker seit 1961 nichts mehr am Hut. Damals rettete sich seine Mutter mit dem Erstgeborenen Samuel vor dem Mauerbau nach Frankfurt am Main und Jaeckie blieb allein zurück. Jackie selbst ist ungefähr so jüdisch wie ein dreiarmiger Leuchter, sein Bruder hingegen ein Orthodoxer, und ausgerechnet die beiden sollen sich jetzt am Grab der Mutter versöhnen – so verlangt es das (Erbe verheißende) Testament der guten Mamme.
„Der jüdische Witz ist heiter hingenommene Trauer über die Gegensätze dieser Welt“, schreibt Carlo Schmid. Eine deutsche Komödie, die sich über den jüdischen Humor definiert, gab es schon lange nicht mehr. Barbara Buhl vom WDR Fernsehspiel war von diesem Thema schon seit einiger Zeit angetan. Die Idee wurde durch eine Anregung von Paul Spiegel, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, bekräftigt. Dani Levys hat sie umgesetzt und erzählt in seiner Komödie über eine jüdische Familie der Gegenwart so einiges über die Gegensätze der Welt. (nach: www.programmkino.de; www.jfw.at; www.taz.de )
Dani Levy: „Juden können mit sich schonungslos umgehen, politisch unkorrekt, selbstironisch. Jüdischer Humor betrachtet Menschen liebevoll, ist frech ohne dabei in die Klamotte abzugleiten. Und: Der jüdische Witz nährt sich aus der psychologischen Kenntnis des Menschen, das finde ich schön.“
„60 Jahre nach dem Holocaust wird es allerhöchste Zeit, dass eine Komödie über eine jüdische Familie produziert wurde.“ (Sandra Vogel)

Deutschland 2004; Regie: Dani Levy; Buch: Dani Levy, Holger Franke; Kamera: Charly F. Koschnik; Musik: Niki Reiser; DarstellerInnen: Henry Hübchen (Jaecki Zucker), Hannelore Elsner (Marlene), Udo Samel (Samuel), Golda Tencer (Golda), Steffen Groth (Thomas), Anja Franke (Jana), Sebastian Blomberg (Joshua), Elena Uhlig (Lilly), Rolf Hoppe (Rabbi Ginsberg), Inga Busch (Irene) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 90min).


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Mo 07.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK.

R: George Clooney / OmU


1953: In den USA hat die Jagd auf Kommunisten und kommunistisch Gesinnte einen Höhepunkt erreicht. Die Anschuldigungen und Anklagen sind so zahlreich wie nebulös und führen zu einem landesweiten Klima von Furcht und Misstrauen. Schlüsselfigur in dieser von Vermutungen und Denunzierungen angefeuerten Hetze ist Senator Joseph Raymond McCarthy.
Im Mittelpunkt von George Clooneys zweiter Regiearbeit GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK steht Edward R. Murrow, ein Pionier des investigativen TV-Journalismus, der mit ebendiesen Worten stets seine Fernsehsendung „See it Now” beschloss. Murrow ließ sich als einer der wenigen Journalisten auf eine Konfrontation mit McCarthy ein und setzte dadurch Sendung und Karriere aufs Spiel. In ästhetischen Schwarzweiß-Bildern erzählt Clooney eine Mischung aus Fernsehgeschichte, Zeitportrait und Politfilm und reichert diese mit Metaphern auf die Bush-Regierung an. Clooney hat für den Film auch das Drehbuch geschrieben und spielt, wie schon in seinem Vorgängerfilm CONFESSIONS OF A DANGEROUS MIND, eine der weiteren Hauptrollen.
Joseph McCarthy wird von keinem Schauspieler dargestellt, er spielt sich selbst: Sämtliche TV-Auftritte und Reden McCarthys sowie die Ausschnitte aus Verhören und Gerichtsverhandlungen sind Originalaufnahmen, ein geschickter Schachzug, gewinnt der Film dadurch doch enorm an Authentizität und Glaubwürdigkeit. (nach: Presseheft; NEWS, 5.9.2005)
„Dass das Thema McCarthy gerade in heutigen Zeiten von besonderer Aktualität ist, in denen sich die US-Regierung im Kampf gegen den Terror das Recht herausnimmt, Bürger ohne juristische Grundlage zu bespitzeln, liegt auf der Hand. Das Timing von GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK ist in dieser Hinsicht phänomenal. Allerdings geht es in Clooneys Film nicht nur um die Auswüchse politischer Paranoia, sondern auch um die Rolle, die die Medien in diesem Zusammenhang einnehmen.” (Simon Spiegel)
„GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK übt nicht etwa direkte Kritik am Regierungsstil Bushs – er ist wesentlich subtiler. Er führt vielmehr dem interessierten Zuschauer möglichst originalgetreu die Mc-Carthy Ära und den On-Air Krieg zwischen Murrow und McCarthy vor Augen. Die Parallelen zur heutigen Bush-Regierung sind dabei kaum zu übersehen, aber sie sind von jedem Zuschauer selbst zu ziehen. Dieser Film will nicht unterhalten, er fordert vielmehr heraus.” (Nana A. T. Rebhan)
„In bestechend ausgeleuchteten, zwischendurch mit lässigen Jazzklassikern untermalten Schwarzweißbildern zeigt Clooney den Heldenmut einer kleinen Schar von Unbeugsamen, ihre Zweifel und ihr Zaudern, ihre Attacke und ihren Triumph.” (Der Spiegel)
„Unterstützt von einem exzellent harmonierenden Ensemble, untermalt von einem prickelnden, jazzigen Score, gelingt Clooney ein unglaublich kämpferischer Film, dessen Radikalität durch die formale Strenge noch betont wird. Eine wahre Geschichte, eine brisante, höchst aktuelle Geschichte. Erschreckend unterhaltsam ist das – und handwerklich makellos.” (www.kino.de)

USA 2005; Regie: George Clooney; Buch: George Clooney, Grant Heslov; Kamera: Robert Elswit; DarstellerInnen: David Straithairn (Edward R. Murrow), George Clooney (Fred Friendly), Patricia Clarkson (Shirley Wershba), Jeff Daniels (Sigfried Mickelson), Robert Downey Jr. (Joe Wershba); Joseph McCarthy (er selbst) u.a.; (35mm; 1:1,85; Schwarzweiß; Dolby SRD; 90min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN FASSUNG).


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Di 08.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

LES SŒURS FÂCHÉES

ZWEI UNGLEICHE SCHWESTERN

R: Alexandra Leclère / OmU


Louise (Catherine Frot) – eine überdrehte Kosmetikerin aus der Provinz – kommt nach Paris, um ihre Schwester seit Jahren wieder zu sehen, aber auch, um den Verleger für ihr erstes Buch zu treffen. Da hat Martine (Isabelle Huppert), ihre großbürgerliche und vom Leben frustrierte ältere Schwester, bereits einen enervierenden Morgen hinter sich – hätte man sie nicht erinnert, wäre die Ankunft ihrer Schwester wohl vergessen gewesen. Es folgen drei Tage, in denen die überschwängliche Louise ihre vornehm zurückhaltende, ständig auf gesellschaftliche Attribute bedachte Schwester, auf eine schwere Probe stellt: Erwartungsfrohe Unsicherheit trifft auf depressive Bösartigkeit von kultivierter Klasse.
Die versprühte Lebensfreude Louises lässt nach und nach erahnen, dass Martines Snobismus, Kontrolliertheit und hängende Mundwinkel eine andere, eine Gegengeschichte erzählen. Durch eine herbe Mischung aus grobem Humor und emotional brutalen Momenten, bannen Huppert und Fort mit entblößender Genauigkeit eine starr strukturierte Gesellschaft ins Bild. Grausam, jedoch von fragilster Natur ist Martine der Prototype der Aufsteigerin, deren selbstgebaute bourgeoise Lebenslüge mit groteskem Humor exemplarisch bis zum Nervenkollaps dechiffriert wird.
(nach: programmkino.de, schnitt.de)
Isabelle Huppert: „Es beginnt fast wie eine Komödie und dann dringt man allmählich in tiefere, ernstere Regionen. (…) Martine verfügt über alle Zeichen des Erfolgs: Sie hat Geld, ist elegant gekleidet, wohnt in einer große Wohnung – doch sie konnte sich nie verwirklichen und durch den Kontakt mit ihrer Schwester wird ihr das schnell und schmerzhaft bewusst. Martine sieht, dass Louise, die Unscheinbare, auf dem besten Weg ist, etwas zu erreichen. (…) Man merkt ziemlich schnell, dass (Martine) hinter ihrer Maske ziellos ist. Sie gehört zur gehobenen Mittelschicht und hängt völlig von ihrem Mann ab. (…) LES SŒURS FÂCHÉES wirft einen ziemlich brutalen Blick auf die Beziehungen von Frauen untereinander und auf ihre Beziehungen mit Männern. Dadurch gibt es viele starke Momente. Die Liebesszene oder vielmehr die „Entliebungsszene” zwischen Martine und Pierre ist hart, aber auch mitreißend. Es ist eine schöne Szene, brutal und opak.“
Catherine Frot: „Im Film geht es auch um die Frage des Erfolgs. Wann ist man erfolgreich? Wenn man einen ersten Roman veröffentlicht? Wie Louise? Wenn man so tut, ‚als ob’ wie Martine? Wenn man wie Martine eine Fassade lebt?“

Frankreich 2004; Regie und Buch: Alexandra Leclère; Kamera: Michel Amathieu; Musik: Philippe Sarde; DarstellerInnen: Martine (Isabelle Huppert), Louise (Catherine Frot), Pierre (François Berléand) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 93min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mi 09.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

SAVING GRACE

GRASGEFLÜSTER

R: Nigel Cole / OmU


Grace Trevethan (Brenda Blethyn) musste sich nie um so banale Dinge wie Geld kümmern und konnte sich immer den schönen Seiten des Lebens zuwenden, wie zum Beispiel der Orchideenzucht. Als ihr Mann John aus dem Flugzeug springt, ohne einen Fallschirm zu benützen, hinterlässt er allerdings ein Erbe, auf das Grace gerne verzichtet hätte: eine Mätresse und einen Schuldenberg. Auf dem stattlichen Landsitz in Cornwall liegt eine riesige Hypothek, die Bank drängt zur Zahlung, und der Scheck für Aushilfsgärtner Matthew platzt.
Doch Matthew hat noch ganz andere Sorgen. Seine Marihuanastauden, die er heimlich im hintersten Winkel des Pfarrhofes züchtet, werfen kaum Ertrag ab, sehr zum Verdruss des Dorfarztes, Matthews bestem Kunden. Matthew beschließt, sich mit seinem „Marihuana-Problem” vertrauensvoll an Grace zu wenden. Und nach anfänglichem Zögern erkennt diese das kommerzielle Potential der professionellen Marihuanazucht. Kurzerhand wird die Orchideen-Sammlung aus dem Gewächshaus verbannt, und die Dorfbevölkerung darf sich allabendlich über seltsame Veränderungen rund um das Glashaus freuen.
Von der feinen Lebensart zum unkonventionellen Gelderwerb: Getränkt mit typisch britischem Humor und geprägt von einer unglaublichen Liebe für schräge und exzentrische Typen, ist SAVING GRACE eine Komödie in der Spielart von GANZ ODER GAR NICHT und
WAKING NED DEVINE – Brit-Com in bester Tradition! (nach: Film Review; www.filmladen.at)
„Brenda Blethyn ist das Herz des Films. Wenn die Lady in den besten Jahren mit ihrem Adlatus erstmals Marihuana raucht und kichernd neue Bewusstseinsdimensionen erreicht, mit der Ex-Rivalin die Sexpraktiken des Verstorbenen durchhechelt, als Landpomeranze in London langhaarige Typen mit subversivem Gehabe ihren Stoff anpreist, muss man mehr als schmunzeln. Wenn dann vor dem Gewächshaus Gangster, Schuldeneintreiber und Polizei aufeinandertreffen und alles sich in wunderbar stimulierendem Rauch auflöst, verblüfft die fast paradiesische Leichtigkeit dieser Posse, die souverän die schwierige Gratwanderung zwischen Komik und Klamauk schafft. Und nach dem überraschend märchenhaften Ende fühlt man sich in Beststimmung.” (Blickpunkt Film)
„Mit SAVING GRACE setzt sich die Reihe britischer Überfliegerkomödien fort.” (Queer Review)

Großbritannien 2000; Regie: Nigel Cole; Buch: Mark Crowdy, Craig Ferguson; Kamera: John de Borman; Musik: Mark Russell; DarstellerInnen: Brenda Blethyn (Grace), Craig Ferguson (Matthew), Martin Clunes (Dr. Bamford), Tcheky Karyo (Jacques), Jamie Foreman (China), Bill Bailey (Vince), Valerie Edmond (Nicky), Tristan Sturrock (Harvey), Clive Merrison (Quentin), Leslie Phillips (Vicar) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 94min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN). Sundance Filmfestival 2000 Audience Award Filmfest München 2000 High Hopes Award.


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Do 10.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

DER MANN OHNE VERGANGENHEIT

MIES VAILLA MENNEISYYTTÄ

R: Aki Kaurismäki / OmU


Eigentlich wollte der finnische Regisseur Aki Kaurismäki keinen Film mehr drehen. Aber jetzt hat er nach vierjähriger Pause in Cannes mit THE MAN WITHOUT A PAST (DER MANN OHNE VERGANGENHEIT) für eine beglückende Überraschung gesorgt und sich den Preis der Internationalen Jury sowie den Preis der Ökumenischen Jury geholt.
Am Bahnhof entsteigt abends einem Zug ein Mann (Markku Paltola) mit einem Koffer, der sich nach einer Weile am Rand eines Parks auf einer Bank ausruht. Im Schlaf wird er von Rowdys überfallen, halbtot geschlagen und ausgeraubt. Blutüberströmt schleppt er sich in die nahe liegende Bahnhoftoilette, wo seine Einlieferung ins Spital veranlasst wird. Dort wird er bald aufgegeben und für tot erklärt. Aber plötzlich richtet sich der Mann, der nicht nur seine Papiere, sondern auch die Erinnerung und das Gedächtnis verloren hat, wie einst Lazarus in seinem Bett auf, verlässt das Spital und findet sich bei Obdachlosen wieder. Bei der Heilsarmee erhält er zunächst warme Suppe, später auch Kleider, und lernt die Heilsarmee-Offizierin Irma (Kati Outinen) kennen.
(aus: www.medientipp.ch)
„ ‚Die Welt an sich und das Dasein ist sehr traurig´ sagt Aki Kaurismäki. Und weil das so ist, hat er beschlossen, seine Zuschauer mit einem Happy End zu belohnen. Das ist sehr freundlich von dem bärbeißigen Finnen, der sein Handy während der Pressekonferenz in den Mülleimer wirft, weil es überraschend klingelt. ‚Sonst ruft auch nie jemand an´, meint er grimmig, ‚warum dann jetzt?´ und als die versammelten Journalisten erheitert reagieren, fügt er hinzu: ‚So eine Reaktion erwartet man doch von mir, oder?´
So einen Film haben wir auch wieder von ihm erwartet. Er enthält all das, was schon DAS MÄDCHEN AUS DER STREICHHOLZFABRIK vor zwölf Jahren zu etwas ganz Besonderem machte. Kaurismäki ist ein Freund des finnischen Proletariats und in fast all seinen Filmen porträtiert er dessen Vertreter. Aber er ist ganz weit entfernt von dem sozialkritischen Realismus etwa eines Ken Loach. Seine präzisen, geschliffenen Charaktere bewegen sich in einer künstlichen, sehr atmosphärischen Welt. Dafür sorgen auch die Ausleuchtung, die Kadrage und die langen Einstellungen des Kameramannes Timo Salminen, der schon seit über zwanzig Jahren gemeinsam Filme mit dem Finnen realisiert.
Kaurismäkis Anliegen ist es, möglichst ökonomisch und effektiv zu arbeiten. Jede Szene wird gleich gedreht, es gibt kein Proben mit Schauspielern, ‚das Drehen ist die Probe´ meint Kaurismäki. Auch darüber, wie ein Charakter sein soll, diskutiert er lieber nach als vor dem Dreh. Doch für die Schauspieler scheint diese ungewöhnliche Arbeitsweise kein Problem zu sein. Kati Outinen – das Mädchen aus der Streichholzfabrik – hat in insgesamt zehn Filmen von Kaurismäki mitgewirkt.
In DER MANN OHNE VERGANGENHEIT darf sie ein Engel in doppeltem Sinne sein: Sie ist es, die dem Namenlosen Mann ohne Vergangenheit die Suppe in der Heilsarmee einschenkt, und sie ist es, die ihm die Liebe zeigt.” (www.arte-tv.com)
„In einem gewohnt ökonomisch-lakonischen Märchen von der Liebe erzählt Aki Kaurismäki die wundersame Geschichte von einem Mann ohne Gedächtnis, der in einem zweiten Leben das Glück in der Heilsarmee findet. Kinematografische Perfektion vom heiligen Trinker aus dem Norden.” (www.zisch.ch)
„Aki Kaurismäki zählt mit Pedro Almodóvar oder Nanni Moretti zu jenen Fortführern des europäischen Autorenkinos, die auch im Zeitalter der internationalen Ko-Produktionen ihre unverwechselbare Handschrift behalten haben. Kaurismäki hat sich als kritischer Chronist der finnischen Gesellschaft einen Namen gemacht. Sein Milieu ist das der klassischen Moderne, seine Geschichten spielen im Spannungsfeld von Arbeit und Ausbeutung, Macht und Korruption, Bürgertum und Proletariat.”
(www.tagblatt.ch)
„Mein Wunsch an Gott: ein Film nach einem Drehbuch von Aki Kaurismäki, unter der Regie von Takeshi Kitano und mit David Lynch als Produzent. (…) Oder dann doch zumindest: Möge dieser Finne noch möglichst lange saufen und über Festivalbühnen torkeln, damit Kino weiterhin Sinn macht!“ (Daniel Stapfer)
Aki Kaurismäki: „Ein namenloser Mann kommt in eine Stadt und wird im erstbesten Moment zu Tode geschlagen. Hier beginnt das epische Drama, der Film oder sollten wir sagen der Traum eines einsamen Herzens mit leeren Taschen unter dem großen Himmel unseres Herrn oder sollten wir sagen unter den Vögeln. (…) Mein letzter Film war Schwarzweiß und stumm, was klar für meinen Geschäftssinn spricht. (...) Kompromissbereit wie ich bin, habe ich beschlossen, eine Kehrtwendung zu machen und diesen Film zu drehen, der jede Menge Dialoge plus eine Vielfalt von Farben aufweist – ganz zu schweigen von anderen kommerziellen Werten.”

Finnland/Deutschland/Frankreich 2002; Regie: Aki Kaurismäki; Kamera: Timo Salminen; Musik: Jouko Lumme, Tero Malmberg; DarstellerInnen: Markku Peltola (M), Kati Outinen (Irma), Annikki Tähti (Heilsarmee Shop-Manager), Juhani Niemelä (Nieminen), Kaija Pakarinen (Kaisa), Sakari Kuosmanen (Anttila), Outi Mäenpää (Bankangestellter), Pertti Sveholm (Polizeiinspektor), Aino Seppo (M\'s Frau) u.a.; (35mm; Farbe; 97min; Dolby SRD; finnische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN). Auszeichnungen: Grand Prix du Jury, Cannes 2002


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Fr 11.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

CASABLANCA

R: Michael Curtiz / OmU


Casablanca 1941. In Rick´s Café kreuzen sich die Schicksale europäischer Emigranten. Der Wissenschaftler Victor Laszlo versucht mit seiner Frau Ilsa mit falschen Pässen den Nazis zu entkommen. Einzig der Amerikaner Rick könnte helfen, doch dieser erkennt in Ilsa die ehemalige Geliebte wieder. Und so entsteht das Liebespaar der Filmgeschichte: Humphrey Bogart als gebrochener Held, der nur durch Zynisums überlebt, Ingrid Bergman als Frau, die zwei Männer liebt und sich nicht entscheiden kann.

USA 1942; Regie: Michael Curtiz; B: Julius J. Epstein, Philip G. Epstein, Howard Koch, nach dem Theaterstück „Everybody Goes to Rick´s“ von Murray Burnett und Joan Alison D: Humphrey Bogart, Ingrid Bergman, Paul Henreid, Conrad Veidt 104min, 1:1,33, Schwarzweiß, englische OmU


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Sa 12.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

EXILE FAMILY MOVIE

R: Arash / OmU


Ein Teil einer iranischen Großfamilie lebt im politischen Exil in Texas und Österreich. Mit ihren Verwandten im Iran können sie sich seit Jahren nur über Videobotschaften austauschen. Bis die Tante aus Amerika den in Österreich lebenden Verwandten die frohe Botschaft eines heimlichen Familientreffens in Mekka überbringt.
Die Familie ist die des Regisseurs Arash. Dem gelingt es, ein universelles Bild zu gestalten, aus einer privaten Perspektive Einblicke in Zusammenhänge zu geben, die heute Weltpolitik konturieren. Da trifft eine Familie nach Jahren wieder zusammen: Aus den USA Bush-Wähler, aus Österreich Liberal-Antireligiöse, aus dem Iran gläubige Moslems. Das ist der Stoff, aus dem der Kampf der Kulturen gestrickt ist. Der schaut hier so aus: Küsse, Umarmungen, Tränen, Tanz, Lachen. Und natürlich: Diskussionen.
Nur Arash’ Vater ist in Wien geblieben, aus Angst vor eventuellen Repressionen durch das iranische Regime. Für ihn vor allem hat Arash das Treffen in Mekka dokumentiert. Für den Vater, der einem nicht zu öffnenden Marmeladeverschluss mitteilt: „Seit 25 Jahren kämpfe ich für meine Ideale, mit dir werde ich auch noch fertig!“
EXILE FAMILY MOVIE ist aber viel mehr als ein virtueller Familienroman, denn die Treffen und Konfrontationen der Generationen und kulturell so unterschiedlich geprägten Familienmitglieder finden ihren Höhepunkt in der realen Begegnung, die nicht nur die Familie von Arash, sondern auch uns emotional berühren.
(nach: fm4.orf.at, www.diagonale.at, Presseheft)
Arash: „Für mich ist es essentiell, dass dieses Aufeinanderprallen von gegensätzlichen Weltanschauungen nicht nur mit Konflikten aufgeladen ist, sondern auch durchaus unterhaltsam, humorvoll und unvorhersehbar wie das Leben selbst sein kann. Eine solche Leichtigkeit im Umgang mit einer eigentlich traurigen Situation war natürlich auch die Überlebensstrategie meiner Familie in den letzten Jahren.“
Großer Diagonale-Preis für besten österreichischen Dokumentarfilm 2005

Österreich 2006; Regie und Buch: Arash; Kamera: Arash, Arman, Azy u.a.; Schnitt: Dieter Pichler, Arash; Musik: Karuan; (35mm – von Video übertragen; 1:1,66; Farbe; Dolby; 94min; deutsch-englisch-persische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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So 13.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

L’ÉQUIPIER

DIE FRAU DES LEUCHTTURMWÄRTERS

R: Philippe Lioret / OmU


Camille kehrt heim, wenn auch nur für kurze Zeit. Dorthin, wo sie aufgewachsen ist, zur bretonischen Insel Ouessant, wo ihr Vater einst Leuchtturmwärter war, wo noch das Haus ihrer Eltern steht, das sie nun, nach dem Tod der Mutter verkaufen möchte. Sie stößt dort auf ein Buch, mit dessen Lektüre der Film in einem langen Flash-Back ins Jahr 1963 springt. Damit beginnt die eigentliche Geschichte.
Ein Fremder kommt auf die Insel Ouessant und soll den Leuchtturmwärter unterstützen. Der Neuankömmling Antoine bleibt ein Ausgestoßener, ein Zugewanderter, sowohl in der Gemeinde als auch im Beruf des Leuchtturmwärters. Doch sind es in erster Line die Männer, die ihn – auch wegen seiner intellektuellen Überlegenheit – ablehnen. Die Frauen werfen alsbald ein Auge auf den ruhigen, schönen Mann. So auch Mabé, Frau des Leuchtturmwärters Yvon, die von Antoines Anwesenheit sichtlich irritiert ist und mit ihren plötzlich aufkeimenden Gefühlen nicht umgehen kann.
Philippe Lioret erzählt die Geschichte einer Männerfreundschaft und einer unmöglichen Liebe. Es ist eine unaufgeregte Geschichte, die in ihrer Zurückgenommenheit perfekt zur rauen Schönheit der bretonischen Landschaft passt. Die Dramaturgie des Films lebt nicht von den Dialogen, sondern von den unausgesprochenen Worten und Gefühlen. Es sind die kleinen Gesten, die ausweichenden, scheinbar bedeutungslosen Nebensätze, die Mimik der Akteure, in denen sich die verschlossenen und zugleich sensiblen Charaktere offenbaren. (nach: Gerhard Midding; Julia Teichmann; Ralph Winkle; www.br-online.de)
Philippe Loiret: „DIE FRAU DES LEUCHTTURMWÄRTERS könnte auch ‚Das Familiengeheimnis’ heißen. Das ist ein Thema, das mich beschäftigt: Wie waren unsere Eltern wirklich und wie haben sie gelebt? Das Elternhaus ist ein ‚Schrein’, denn es ist oft der einzige Aufbewahrungsort unserer Kindheitserinnerungen.“
„Mit meisterhafter Verknappung der filmischen Mittel, exzellenten Schauspielern und grandiosen Naturaufnahmen erzählt Regisseur Philippe Lioret von großen Themen wie Liebe, Tod und Leben so präzise und unaufdringlich, wie man es nur selten im Kino findet. Statt weitschweifiger Dialoge und großer Gefühle setzt er auf die Macht der Bilder und die Ausdruckskraft der Akteure – und gewinnt auf der ganzen Linie.“
(www.kino-zeit.de)

Frankreich 2004; Regie: Philippe Lioret; Buch: Philippe Lioret, Emmanuel Courcol, Christian Sinniger; Kamera: Patrick Blossier; Musik: Nicola Piovani; DarstellerInnen: Sandrine Bonnaire (Mabé), Philippe Torreton (Yvon), Grégori Dernagère (Antoine), Émile Dequenne (Brigitte) u.a.; (35mm; Farbe; Dolby SRD; 104min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mo 14.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

LOST IN TRANSLATION

R: Sofia Coppola / OmU


Im noblen Park Hyatt Hotel in Tokio begegnen sich – an der Hotelbar – die beiden Amerikaner Bob und Charlotte. Er ein gemachter Schauspielstar, der für den Dreh eines lächerlichen Whiskey-Werbespots angereist ist, sie die junge Gattin eines gefragten Fotografen, der auf seinen Reisen nicht wirklich Verwendung für seine Frau hat. Bob und Charlotte sind verloren. Verloren in einer Stadt, deren Sprache sie nicht sprechen und deren Alltagsriten sie nicht begreifen. Hier, im Mikrokosmos ihres Hotels stellen sie fest, dass sie sich nicht nur in der Fremde sondern auch in einer deutlichen Lebenskrise befinden.
„Everyone wants to be found” weiß schon der Plakatslogan von LOST IN TRANSLATION zu suggerieren. Und tatsächlich haben sich hier zwei gefunden im gegenseitigen Einanderbrauchen, um der eigenen inneren Leere entfliehen zu können, zwei Seelenverwandte, die einander umkreisen, einander näher und näher und doch nie wirklich bis zum anderen kommen, während sie sich der Flüchtigkeit ihres gemeinsamen Glücks nur allzu bewusst sind.
Gemeinsam brechen die beiden schließlich aus dem sicheren Hafen ihres Hotels aus und erkunden die fremdartige Welt Japans. Tokyo erscheint wie eine Zauberwelt, hypermedialisiert, voller Spiegelungen, Displays, Leuchtreklamen und Virtual-Reality-Salons, in denen an Spielkonsolen angeschlossene Kids wilde Bewegungen vollführen. Diese exotische Fremde ist es auch, die für die erste Hälfte von LOST IN TRANSLATION der Ursprung des feinen und zielgenau treffenden Humors ist. Bereits der Titel des Films spielt mit der Erkenntnis, dass es in jeder Kultur und Sprache Dinge gibt, die sich nicht angemessen übersetzen lassen, die man als Außenstehender also gar nicht richtig verstehen kann. Und das ist auch nicht weiter tragisch, denn man kann immer noch Staunen – und Lachen.
Fast unmerklich versteckt Sofia Coppola die atmosphärische Kehrtwende zu einem ernsthaften Porträt der besonderen Beziehung zwischen Bob und Charlotte in einer Karaoke Szene, bei der man zuerst noch über den die Sex Pistols imitierenden Japaner lacht. Dann verlassen wir einen Film über Japan und betreten einen Film über zwei Menschen, die sehr ernsthaft über die Frage nachdenken, was es für sie tatsächlich noch geben kann. Und gleichzeitig wandelt sich der Ort, an dem alles anders ist, zu einem Ort, an dem alles anders sein kann, wo man einen gänzlich Fremden trifft und den Mut hat, sich diesem zu öffnen, eben weil er ein Fremder ist.
Wie bereits in THE VIRGIN SUICIDE erhöht Sofia Coppola den behutsamen Kitsch des Alltags auf unaufdringlich artifizielle Weise zur Schönheit des Films. Und auch hier steht das, was Englischsprachige mit „longing” bezeichnen, im Mittelpunkt: Sehnsucht – und damit verbunden die Unfähigkeit, sich zwischen Nähe und Distanz festlegen zu können. (nach: Viennale 03; www.evolver.at; www.filmszne.de; filmtagebuch.blogger.de)
Sofia Coppola: „Ich wollte zeigen, was ich an Tokio liebe, was ich bei einem Besuch dieser Stadt empfinde. Es geht um großartige, aber flüchtige Momente in unserem Leben. Sie sind nicht von Dauer, aber man erinnert sich daran, sie beeinflussen uns. Daran habe ich gedacht, darum genau ging es mir.”
„Getragen von seinen zwei gnadenlos brillant agierenden Hauptdarstellern, Sofia Coppolas eigenen ausgiebigen Erfahrungen als Japan-Reisende und ihrem unglaublich ausgeprägtem Sinn für Ästhetik ist LOST IN TRANSLATION ebenso komisch wie schmerzhaft ehrlich, ebenso schön wie faszinierend.” (F.-M. Helmke)
„Ein sehr, sehr großer Film, ein Film, das kann man einfach so sagen, der bleiben wird.” (Süddeutsche Zeitung)
„In der deutschen Synchronfassung des Films sind alle Zwischentöne dahin.” (Frankfurter Rundschau)

USA 2002; Regie und Buch: Sofia Coppola; Kamera: Lance Acord; Musik: Brian Reitzell; DarstellerInnen: Bill Murray (Bob Harris), Scarlett Johansson (Charlotte), Giovanni Ribisi (John), Anna Faris (Kelly), Fumihiro Hayashi (Charlie) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 105min; englisch-japanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN). Oscar-Nominierung 2004: Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch, Bester Hauptdarsteller


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Di 15.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

BROKEN FLOWERS

R: Jim Jarmusch / OmU


Der Tag fängt gar nicht gut an für Don Johnston. Erst wird er von seiner sehr viel jüngeren Freundin Sherry verlassen, dann flattert auch noch ein rosafarbener Brief ins Haus. Keine Liebesbotschaft, sondern die späte Quittung für eine frühere Liaison des ergrauten Don Juan: Sein inzwischen 19-jähriger Sohn werde ihn aufsuchen, droht die anonyme Schreiberin. Doch wer ist die Mutter? Ginge es allein nach Don – er würde gewiss weiter sein Sofa hüten und die Dinge auf sich zukommen lassen. Aber sein Nachbar Winston kann die lethargische Couchpotato zu detektivischen Nachforschungen überreden. Und so startet Don eher widerwillig und mit rosa Blumen bewaffnet eine aberwitzige Reise in seine Vergangenheit. Vier Frauen in vier verschiedenen Städten kommen als Mutter des unbekannten Sohnes in Betracht.
Jarmusch meets Murray! Unaufgeregt langsam, minimalistisch und mit seinem typischen Gespür für lakonischen Humor schickt der New Yorker Independent-Regisseur einen alternden Don Juan auf eine witzig-melancholische Reise in die Vergangenheit, auf der er seinen höchst unterschiedlichen Verflossenen begegnet. Bill Murray perfektioniert in diesem absurden Road Movie durch amerikanische Vorstädte sein regloses Spiel als lethargischer Mann in der Midlife-Crisis. Die Rolle des alternden „Don Juan“ auf der Suche nach der potentiellen Mutter seines angeblichen Sohnes ist Murray genauso auf den Leib geschrieben wie schon sein preisgekrönter Part in dem Überraschungshit LOST IN TRANSLATION von Sofia Coppola.
„Durch Jarmuschs Gespür für absurde Details und Murrays beeindruckend betäubten Auftritt wird BROKEN FLOWERS zur charmant jazzigen Tragikomödie, die mit eigenwilligem Humor und kitschfreier Sentimentalität das Herz bewegt.“ (Sascha Rettig)
Jim Jarmusch: „Ich mache keine Formula-Filme, wo der Plot jegliche Fantasie zerstört, sondern lege Fährten, denen der Zuschauer folgen soll. Hoffentlich lebt Don in den Köpfen der Zuschauer weiter, wenn der Abspann läuft.“
Gewinner des „Grand Prix“ Cannes 2005.

USA 2005; Regie und Buch: Jim Jarmusch; Kamera: Frederick Elmes; Musik: Mulatu Astatke; DarstellerInnen: Bill Murray (Don Johnston), Jeffrey Wright (Winston), Sharon Stone (Laura), Heather Alicia Simms (Mona), Alexis Dziena (Lolita), Frances Conroy (Dora), Jessica Lange (Carmen), Tilda Swinton (Penny), Julie Delpy (Sherry), Christopher McDonald (Ron), Chloë Sevigny (Carmens Assistentin) u.a.; (35mm; Farbe; Dolby SRD; 105min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mi 16.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

SOMMER VORM BALKON

R: Andreas Dresen


Ein Sommer in Berlin. Katrin (Inka Friedrich) und Nike (Nadja Uhl) wohnen in einem alten Mietshaus. Nike hat einen Balkon, Katrin einen Sohn, Ronald fährt einen Truck, Tina ist Kellnerin, Oskar und Helene sind alt und allein. Ob mitten im Leben oder fast am Ende, sie alle fragen sich: Dauert die Liebe? Oder ist sie nur ein Botenstoff im Hirn, der kommt und geht? Es wird gelebt und geliebt, und es ist immer noch Sommer in Berlin.
Mit präzisem Blick und Liebe zu den Figuren erzählt Andreas Dresen die Geschichte zweier Freundinnen. Zwischen Himmel und Erde sitzen sie auf dem Balkon und blicken auf das bunte, schwierige Dasein, in dem die richtigen Männer oft die falschen sind und in dem man besser durchkommt, wenn man nicht nur schön ist, sondern auch stark.
Mit liebevollem Blick beobachtet der Film seine Figuren, lässt sie nie aus den Augen, lässt ihnen aber genug Raum zum Nachdenken und -leiden, ohne den Zuschauer mit aufgedrückten Emotionen überwältigen zu wollen. So zurückhaltend wie der Film seine Geschichte erzählt, so endet er auch. Keine überwältigenden Änderungen sind passiert, das Leben hat sich nicht komplett geändert, aber das tut es in der Realität ja auch nicht. Nike und Katrin haben wieder zueinander gefunden, haben ein bisschen Lebenserfahrung mehr gesammelt, manche gute, manche schlechte Erfahrung gemacht, das Leben geht weiter, auch wenn der Film vorbei ist. Für gute 100 Minuten hat man nicht mehr getan als zwei ziemlich normalen Menschen beim Leben zugesehen, sie normale Situationen und Probleme durchleben sehen, aber das hat mehr berührt, als die meisten vermeintlich ‚größeren’ Filme. (nach: Michael Meyns; www.programmkino.de; www.berlinonline.de)
Andreas Dresen: „In diesem Film fängt es an allen Ecken mit Einsamkeit an. Die Figuren treffen sich von Zeit zu Zeit, um sich ein bisschen Wärme zu geben. Deshalb hat der Film für mich etwas Hoffnungsvolles. Jemand hält einen. Aber nur für den Augenblick. Es ist hart genug durchzukommen. Alle Figuren müssen sich jeden Tag zum Abend hin retten. Es ist schwer, dann noch Energie zu haben für jemand anderen, oder eine Arbeit mit Leidenschaft zu machen. Wir erzählen vor einem harten sozialen Hintergrund.”
„Dresen bringt uns in seinem Sommerstreifen immer wieder zum Lachen, doch der Film wäre keine echte Dresen-Komödie, wenn dieser nicht ein bitterer Beigeschmack von Einsamkeit und Tristesse untergemischt wäre. Denn Dresen ist bekannt dafür, die Leute in den Vordergrund zu rücken, die nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Er macht es seinen Figuren nicht einfach, doch am Ende zeigt er, dass sie nicht immer nur Verlierer sind und es irgendwie schaffen, durchzukommen. … Eine witzig-charmante Komödie der Extraklasse.” (Katrin Knauth)

Deutschland 2005; Regie: Andreas Dresen; Buch: Wolfgang Kohlhaase; Kamera: Andreas Höfer; Musik: Pascal Comelade; DarstellerInnen: Nadja Uhl (Nike), Inka Friedrich (Katrin), Andreas Schmidt (Ronald), Vincent Redetzki (Max), Traute Höss (Chefin Agentur), Stephanie Schönfeld, Christel Peters u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 107min).


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Do 17.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

NATHALIE…

NATHALIE – WEN LIEBST DU HEUTE NACHT?

R: Anne Fontaine / OmU


++++++ Bonustrack: SAN, in Anwesenheit der Regisseurin, Mexiko 2004; Regie: Analeine Cal y Mayor; (DVD; Farbe; 12min; spanische ORIGINALFASSUNG MIT ENGLISCHEN UNTERTITELN).
++++++
Nachdem Catherine entdeckt, dass ihr Ehemann Bernard eine Affäre hat und ihn zur Rede stellt, erklärt dieser, es sei (insbesondere für Männer) nur normal, wenn man nach diversen Ehejahren mal „auswärts isst”. Doch für Catherine stellt dieser Vertrauensbruch eine tiefe Verletzung dar. Hier beginnt die Geschichte zweier Frauen. Catherine engagiert die Prostituierte Marlene, um als Nathalie für Catherine die intimsten Geheimnisse von Bernard zu erforschen. Mit dieser ungewöhnlichen Aktion sprengt die Hauptfigur den Kreis aus Eifersucht und Verletzung, in dem sie die Affäre ihres Mannes zu einem Prüfstein eigener Wünsche und des eigenen Begehrens macht. Eine Dreiecksgeschichte mit unerwarteten Wendungen, die insbesondere durch die schauspielerische Starpräsenz begeistert.

Frankreich 2004; Regie: Anne Fontaine; Buch: Anne Fontaine, Jacques Fieschi, nach der Vorlage von Philippe Blasband; Kamera: Jean-Marc Fabre; Musik: Michael Nyman; DarstellerInnen: Fanny Ardant (Catherine), Emmanuelle Béart (Marlene/Nathalie), Gérard Depardieu (Bernard), Wladimir Yordanoff (Francois), Judith Magre (Mutter), Rudolph Pauly (Sohn), Evelyne Dandry (Barbesitzerin) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 105min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Fr 18.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

HABANA BLUES

HAVANNA BLUES

R: Benito Zambrano / OmU


Musik in Havanna ist mehr als „Buena Vista Social Club”. Neben Cha-Cha-Cha, Guajira oder Mambo rappt, rockt und jamt heute eine junge, pulsierende Szene. Auch Ruy und Tito träumen vom musikalischen Durchbruch. Allerdings wird bereits die Aufnahme ihrer Demo-CD zum zeitraubenden Abenteuer. Und ihr erster Auftritt droht an der kubanischen Mangelwirtschaft zu scheitern. Als Talentscouts eines spanischen Plattenlabels auftauchen, sehen die beiden die Chance ihres Lebens.
HABANA BLUES des spanischen Regisseurs Benito Zambrano zeigt ein junges Kuba mit einer quirligen Musikszene, in der die aktuellen Rhythmen der Welt den Takt angeben. Die Ausgelassenheit bei Rap, Hip Hop, Hard Rock und Heavy Metal macht die zum Überleben notwendige Improvisation nicht vergessen. Sie ist aber eine aufregende Alternative zum allzu gern gepflegten Lamento. (nach: Presseheft; www.filmladen.at)
Benito Zambrano: „Wir zeigen in HABANA BLUES die inoffizielle Musik, die Musik, die wirklich von unten kommt, die keine Subventionen erhält, keine Unterstützung. Der Hip-Hop, die Underground-Gruppen und damit die Jugend beherrschen die Straße, und sie setzen sich bewusst von Son und Salsa ab. Das sind Musiker, die wirklich für ihre Träume arbeiten, die nur für die Musik leben, nicht von ihr.”
„Vor ein paar Jahren begeisterte Benito Zambrano mit SOLAS, einem Film über ein Putzfrauenleben in Sevilla. HAVANNA BLUES fällt konventioneller aus, aber auch hier ist die Kunst politisch. Stellt sie doch all die Fragen, die Kubanern heute auf den Nägeln brennen. Auf Kuba, so lässt es sich zusammenfassen, kann man nicht leben. Aber woanders schon gar nicht.” (Irene Genhart)
„Die melancholische Komödie lebt von der Präsenz und dem Drive der Musik. Dabei vermittelt sie ein eindringliches Bild vom alltäglichen Leben auf Kuba fern aller Postkartenidylle.” (film-dienst)

Spanien/Kuba/Frankreich 2005; Regie: Benito Zambrano; Buch: Benito Zambrano, Ernesto Chao; Kamera: Jean Claude Larrieu; DarstellerInnen: Alberto Yoel García Osorio (Ruy); Roberto Sanmartín (Tito); Yailene Sierra (Caridad); Cao Uriza (Alex) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 110min; spanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Sa 19.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

LOS LUNES AL SOL

MONTAGS IN DER SONNE

R: Fernando León de Aranoa / OmU


Eine Hafenstadt im Norden der spanischen Atlantikküste. Die großen Zeiten der Schiffsindustrie sind vorbei. Die Werften liegen verlassen in bester Küstenlage. Bulldozer rollen an, um Platz zu schaffen für rentable Neubauten. Für die Werftarbeiter hat längst ein anderes Leben begonnen. Aber Santa und seine ehemaligen Kollegen nehmen jeden Tag die Fähre über die Bucht.
LOS LUNES AL SOL erzählt aufrichtig, berührend, mit großer Sensibilität und Zärtlichkeit und immer wieder umwerfend komisch von Freundschaft und Solidarität in schwierigen Zeiten. Von Menschen, die sich ihren Witz und ihre Würde nicht nehmen lassen und auf ihrem Recht bestehen, glücklich sein zu wollen. Eine intelligente, warmherzige Tragikomödie über den täglichen Kampf gegen Windmühlen und den unbändigen Willen, nicht klein beizugeben. Auf dem Filmfestival San Sebastian als Bester Film und beim Spanischen Filmpreis Goya in fünf Kategorien ausgezeichnet, avancierte Fernando León de Aranoas LOS LUNES AL SOL zum Sensationserfolg in Spanien.
Fernando León de Aranoa: „Der Erfolg im Kino war so groß, dass viel über den Film und das Thema der Arbeitslosigkeit gesprochen wurde. Ab einem bestimmten Moment kam der Film nicht nur im Feuilleton, sondern auch in der politischen Berichterstattung und in den Talkshows vor. Natürlich kann ein Film das Problem der Arbeitslosigkeit nicht lösen, aber ich glaube, er hat dazu beigetragen, dass eine Debatte entstand.“
„Ein Arbeitslosen-Drama, das so aussieht, als hätte es Ken Loach mit viel Tequila inszeniert, oder als sei die englische Arbeitslosen-Posse GANZ ODER GAR NICHT noch einmal mit reichlich Tabasco gewürzt worden – mit wunderbaren Dialogen und einer szenischen Gestaltung, die souverän den weiten Spagat zwischen Humor und Tragik leistet.“
(Berliner Morgenpost)
„Das Wunderbare an diesem Film ist seine Gültigkeit, dieser Humor in melancholischen aber niemals sentimentalen Momenten der Niederlage. Diese Verlierer muss man einfach lieben!“ (AZ München)
„Ein filmisches Wunder! Ganz ernst und doch federleicht. Höchst amüsant und plötzlich wieder todtraurig. Eine emotionale Achterbahnfahrt, nach der man erschöpft und doch glücklich ist.“ (ND)
„Immer wieder überrascht die Leichtigkeit, mit der Fernando Leóns Film brillant zwischen Komödie und Drama wechselt und Situationen von umwerfender Komik schafft.“ (El Periódico)
„Ein großartiger Film, von befreiender Kraft und umwerfendem Charme!“ (El Pais)
Fernando León de Aranoa: „Ich denke, dass die Hoffnung auch im Humor steckt, im Widerstand der Figuren gegen den Verlust ihrer Identität. Ich glaube, das muss auch so sein. Wir sind alle ein wenig zur Hoffnung verpflichtet.“

Spanien 2002; Regie: Fernando León de Aranoa; Buch: Fernando León de Aranoa, Ignacio del Moral; Kamera: Alfredo Mayo; Musik: Lucio Godoy; DarstellerInnen: Javier Bardem (Santa), Luis Tosar (Josè), Nieve de Medina (Ana), Fernando Tejero (Lázaro), Aida Folch (Nata) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 113min; spanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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So 20.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

LES TRIPLETTES DE BELLEVILLE

DAS GROSSE RENNEN VON BELLVILLE

R: Sylvain Chomet / OmU


Ein Radrennfahrer wird während der Tour de France gekidnappt und nach Amerika entführt: Das ist nicht der Plot eines Thrillers, sondern der eines ebenso verschrobenen wie virtuosen Animationsfilms aus der Feder des Franzosen Sylvain Chomet.
Champion ist ein kleiner melancholischer Junge, der von seiner Großmutter, Madame Souza, adoptiert wurde. Als Madame Souza seine Begeisterung für den Radsport entdeckt, lässt sie Champion ein hartes Training absolvieren. – Die Jahre vergehen. Champion ist ein Rad-As geworden und nimmt an der Tour de France teil. Doch während des Rennens wird er von zwei mysteriösen Männern in Schwarz entführt. Madame Souza und ihr treuer Hund Bruno machen sich auf die Suche nach ihm.
Ihre Nachforschungen führen sie auf die andere Seite des Ozeans bis zu einer Riesenstadt namens Belleville. Hier begegnen sie den „Tripplettes von Belleville“, exzentrischen Musicalstars der Dreißigerjahre, die Madame Souza und Bruno unter ihre Fittiche nehmen. Dank Brunos Spürsinn nehmen sie die Fährte von Champion auf. Doch um ihn zu befreien, müssen sie sich mit einem mächtigen Gegner anlegen: der französischen Mafia, die mit dem entführten Radprofi teuflische Pläne verfolgt.
Wer Zeichentrickfilme mag und einmal abseits der altbekannten Weiden von Disney grasen möchte, der ist bei diesem französischen Meisterwerk gut aufgehoben. LES TRIPLETTES DE BELLEVILLE ist ein burlesker Leckerbissen voller detailreicher Hintergründe und überspitzter Charakterisierungen, ein Comic-Strip für Kinofans, die subtilen Humor lieben. (nach: Presseheft; www.lestriplettesdebelleville.com)
„In liebevoll nostalgischen Bildern entfesselt Regisseur Sylvain Chomet ein humorvolles Comic-Abenteuer, nimmt altbekannte Klischees aufs Korn und überzeichnet die Trickfilm-Charaktere. Nicht unbedingt ein Film für das ganz junge Publikum, aber eine echte Alternative für diejenigen, denen die Werke der Disney-Schmiede zu weichgespült erscheinen.“ (Stuttgarter Zeitung)
„Es ist die Summe aller Eindrücke, die bei diesem abendfüllenden Animationsfilm mit Hilfe neuester 3D-Techniken verblüfft. Zurecht konkurrierte BELLEVILLE bei der Oscar-Vergabe mit FINDET NEMO um den besten Animationsfilm. Schade, dass der Underdog dem großen Fisch nicht die Show gestohlen hat. Verdient hätte er es.“ (Thomas Volkmann)
„Ohne Zweifel einer der schönsten und originellsten Zeichentrick-filme der letzten Jahre.“ (Andreas Maurer)
„Wenn Jacques Tati, dem Chomet hier immer mal wieder Reverenz erweist, jemals Zeichentrickfilme gedreht hätte – so in etwa würden sie aussehen!“ (Frank Geissler)

Frankreich/Kanada/Belgien 2002; Regie, Buch, Storyboard, Graphik-Design: Sylvain Chomet; Art Director: Evgeni Tomov; Musik: Benoît Charest; (35mm; 1:1,66; Farbe; Dolby SRD; 80min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mo 21.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

GHOST DOG: THE WAY OF THE SAMURAI

GHOST DOG: DER WEG DES SAMURAI

R: Jim Jarmusch / OmU


Ghost Dog (Forest Whitaker) lebt über der Welt, gewissermaßen, unter Tauben, in einer Hütte, die er auf dem Dach eines verlassenen Gebäudes errichtet hat. Er ist ein professioneller Killer, der im Dunkel der Nacht verschwinden und sich unbemerkt durch die Stadt bewegen kann. Als Leitfaden dient ihm ein alter Text der japanischen Kriegerkaste – „Das Hagakure: Der Weg des Samurai”. Gemäß dem Kodex des Samurai steht Ghost Dog mit seinem Meister und Auftraggeber, einem Mafioso, der ihm einmal das Leben rettete, in einem unverbrüchlichen Treueverhältnis. Als der Mafia ein Fehler unterläuft, glaubt sie, ihren Auftragnehmer eliminieren zu müssen. Ghost Dog ist aber nicht nur ein Killer, sondern auch ein ausgebildeter Krieger – und dem ist die Mafia nicht gewachsen. Schließlich manövriert sich Ghost Dog jedoch in eine ausweglose Situation, da er das Treueverhältnis, das Herr und Vasall verbindet, nicht brechen kann.
Jarmusch erzählt die Geschichte, in der drei sehr unterschiedliche Welten aufeinandertreffen – Mafia, japanische Samurai und Hip-Hop – linear auf ihr zwangsläufiges Ende zu. Dennoch ist sie alles andere als simpel, sondern erweist sich als voll von erstaunlichen Kleinstgeschichten, verblüffenden Einfällen und wundersamen Charakteren mit merkwürdigen Hobbys: Ghost Dog kommuniziert mit seinem Boss ausschließlich via Brieftauben; sein „bester Freund” ist ein Französisch sprechender Eisverkäufer, den er nicht versteht. Die Mafiosi stehen auf Rap-Musik und Jarmusch läßt sie – wie etwa Valerio – die Zahnbürste schwingend zu einem Song von Public Enemy rappen. (aus arthaus infodienst und www.variety.com)
„Dank Jarmuschs einzigartigem Stil und seiner Wahl der Schauspieler ist der Film weit mehr als eine Gangstergeschichte. Whitaker, Regisseur von Filmen wie WAITING TO EXHALE und HOPE FLOATS, spielt die Rolle des Auftragsmörders überzeugend. Seine absolute Stärke liegt jedoch in seiner physischen Präsenz: ein \\\'gentle giant\\\' der den japanischen Kodex des Samurai mit dem eines Profi-Killers perfekt vereint.” (David Bourgeois)
„Vor allem ist GHOST DOG ein Film über die Kunst des Lesens – wobei die zwischengeschalteten Schrifttafeln mit den Anweisungen des Samurai die Erzählweise des Stummfilms zitieren. Stummgeschaltet sind auch absurd gewalttätige Zeichentrickfilme, denen die Mafiosi in stummer Bewunderung ständig im Fernsehen folgen. Naturgemäß lassen die Samurai-Exzerpte manchmal an die üblichen Rezepte östlicher Lebenshilfe denken, Jarmuschs Film ist eben auch in dieser Hinsicht ein ausgesprochen literarischer, schriftgläubiger Film. Und selbst die immer wieder fliegenden Tauben erscheinen im Sound der absolut hinreißenden Drum’n’Bass-Musik von RZA grandios.” (Brigitte Werneburg)
RZA, Mitbegründer der neunköpfigen New Yorker Hip-Hop Crew Wu-Tang Clan, ist ein Multitalent – Komponist, Produzent, Rapper, Performer und Filmemacher in einer Person. Seine erfrischend originelle Musik machte ihn weltweit bekannt. Die Musik für GHOST DOG ist sein erster kompletter Score für einen Spielfilm.

USA 1999; Regie und Buch: Jim Jarmusch; Kamera: Robby Müller; Musik: RZA; DarstellerInnen: Forest Whitaker (Ghost Dog), Jon Tormey (Louie), Cliff Gorman (Sonny Valerio), Henry Silva (Vargo), Isaach de Bankolé (Raymond), Victor Argo (Vinny) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 116min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Di 22.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

DON’T COME KNOCKING

R: Wim Wenders / OmU


Ein Mann mit Lederjacke, Sporen an den Stiefeln und der makellosen Haltung eines alten Cowboys reitet durch die berühmteste Westernlandschaft des Kinos. Howard Spence (Sam Shepard) ist kein Cowboy sondern ein abgetakelter Filmstar, und er reitet im Kostüm vom Set; reitet zu vertrauten Westernklängen, rastet, macht Feuer, tut, was immer im amerikanischen Kino den Ton für Aufbrüche gesetzt hat, und Wim Wenders und sein Kameramann Franz Lustig filmen das so, wie es immer war, das rote Licht, die menschenleere Weite, dazu Gitarrenmusik von T-Bone Burnett, die von Anfang an den Film mitträgt. Drei Jahre haben Sam Shepard und Wim Wenders am Drehbuch geschrieben, Szene für Szene, um schließlich weniger eine plotgesteuerte Story als einen Charakter auszuformen; Shepard spielt den Wenders-typischen Lonely Rider, der der Sinnlosigkeit seines Lebens entflieht und in der Familie Zuflucht sucht. Nur was, wenn man selber diese Heimat schon einmal zerstört hat? (nach: Die Welt; taz; Tagesspiegel; www.kino.de; www.programmkino.de)
„20 Jahre nach PARIS, TEXAS hat sich Wim Wenders wieder mit Sam Shepard zusammengetan, um eine bildgewaltige Expedition in den gar nicht so wilden Westen zu unternehmen. Zugleich eine Reise ins Ich eines abgehalfterten Cowboy-Stars, der plötzlich erkennt, dass sein Leben bislang wohl eher ohne ihn stattgefunden hat. Bisweilen existenzialistisch ernst, oft verblüffend komisch, vor allem aber mit unerwarteter Leichtigkeit gelingt Wenders ein vibrierendes Meisterwerk der emotionalen Art. Zeitlos, bewegend und ganz ohne verquastes Geschwätz – nach langer Durststrecke der große Wurf.” (Dieter Oßwald)
„Großartig hat Kameramann Franz Lustig diesen immer noch unermesslich weit erscheinenden Westen der USA von Nevada bis Montana fotografiert, die Atmosphäre seiner kulissenhaften Provinzstädte namens Butte oder Elko eingefangen, deren beste Zeiten lange hinter ihnen liegen. Hier, an den äußersten Enden seiner Wahlheimat Amerika, findet nicht nur Howard Spence, sondern auch der von den Höhen und Tiefen seiner Hollywood-Karriere geprägte Regisseur Wim Wenders zu alter Stärke, zu sich selbst zurück.” (Martin Rosefeldt)

USA/Deutschland 2005; Regie: Wim Wenders; Buch: Sam Shepard, nach einer Geschichte von Sam Shepard und Wim Wenders; Kamera: Franz Lustig; DarstellerInnen: Sam Shepard (Howard), Jessica Lange (Doreen), Tim Roth (Sutter), Gabriel Mann (Earl), Sarah Polley (Sky), Eva Marie Saint (Howard's Mutter) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 122min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mi 23.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

GEGEN DIE WAND

R: Fatih Akin / OmU


Cahit, der lebensmüde Alkoholiker, und Sibel, das lebenshungrige Mädchen, begegnen einander in der Psychiatrie. Er hat seinen Ford Granada gegen die Wand gefahren, sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten, um ihrer traditionsverhafteten Familie zu entfliehen. Sie überredet ihn zu einer Scheinehe, er stimmt zu und fortan teilen die beiden eine Wohnung, aber nicht ihr Leben; bis sie sich ineinander verlieben, ohne es wahrhaben zu wollen. Dann erschlägt er im Affekt einen ihrer Liebhaber. Cahit geht für fünf Jahre ins Gefängnis, Sibel geht nach Istanbul. Nach der Haft reist er ihr nach, sie sehen sich wieder und es ist beinahe so, als könnte alles noch einmal von vorn anfangen.
Sieben Jahre nach KURZ UND SCHMERZLOS befindet sich Fatih Akin wieder in Höchstform. Nach den eher versöhnlichen Tönen von IM JULI und SOLINO kehrt der junge deutsch-türkische Regisseur in seinem vierten Film zur harten Sprache seines gefeierten Debüts zurück. Fernab jeglicher Multikulti-Romantik zeichnet er ein spannendes und authentisches Porträt des türkisch-deutschen Milieus, das von der Vertrautheit mit seinen Figuren und ihrem Alltag lebt. Darüber hinaus, und das macht Akin zu einer herausragenden Figur innerhalb der deutschen Filmszene, ist GEGEN DIE WAND ein Melodram von universeller Gültigkeit. Trotz der Verortung in einem klar begrenzten sozialen Milieu bieten die Charaktere genügend Raum für Identifikation. Und genau daraus und aus seiner Rauheit und Direktheit bezieht der Film seinen unwiderstehlichen Sog. Es ist die Liebe zwischen einer, die alles will, und einem, der mit allem abgeschlossen hat.
(nach: Presseheft; FAZ, 12.2.2004)
„Man kann von einem vielseitigen Filmemacher wie Fatih Akin schlecht erwarten, dass er sich immer mit dem deutsch-türkischen Culture-Clash beschäftigt, aber es ist doch großartig, dass er sich nach IM JULI und SOLINO nun erneut in dieses Spannungsfeld begibt. Niemand sonst kann das Milieu der deutschen Türken (oder türkischen Deutschen) so gut beschreiben wie er und erst recht niemand macht aus seinen Beobachtungen so wunderbares, großes Kino.“ (Sandra Vogell)
„GEGEN DIE WAND ist ein Film voller Feuer, dicht an den handelnden Personen orientiert. Und die schickt Akin auf Reisen, denn die Liebenden erkennen erst in der Distanz, was sie füreinander bedeuten. Es ist eine Katharsis, eine große blutige Läuterung, die sich der Filmemacher für seine Protagonisten ausgedacht hat.“ (www.kino-zeit.de)

Deutschland 2004; Regie und Buch: Fatih Akin; Kamera: Rainer Klausmann; DarstellerInnen: Birol Ünel (Cahit), Sibel Kekilli (Sibel), Catrin Striebeck (Maren), Meltem Cumbul (Selma), Güven Kiraç (Seref) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 123min; Deutsch-Türkisch). Ausgezeichnet mit dem Goldenen Bären der Filmfestspiele Berlin 2004 und mit dem Preis des Internationalen Verbandes der Filmkritik


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Do 24.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

MATCH POINT

R: Woody Allen / OmU


Soviel im Leben hängt vom Glück ab, man frage da nur einen Tennisspieler. Bleibt der Ball an der Netzkante hängen, gibt es zwei Möglichkeiten: Hat man Glück, springt er doch noch über das Netz und man macht den Punkt. Hat man Pech, fällt er ins eigene Feld zurück und man verliert den Punkt.
Glückliche Umstände stehen auch am Anfang der Geschichte von MATCH POINT: Der Ex-Tennisprofi Chris macht bei seiner Arbeit als Tennislehrer die Bekanntschaft von Peter Hewett, dessen reiche und einflussreiche Familie dem recht mittellosen Chris das Tor zu einem neuen Leben öffnet. Peters Schwester Chloe wirft ein Auge auf ihn und in kurzer Zeit protegiert ihn Vater Hewett in seinem Firmen-Imperium. Das neugefundene Leben unter den Schönen und Reichen könnte so unkompliziert sein, wäre da nicht Nola, die Verlobte von Peter.
Die US-amerikanischen Pingpong-Spielerin und erfolglose Schauspielerin kennt die Regeln des Aufsteigertums und weiß im Unterschied zu Chris, dass Emporkömmlinge nie alles haben können: das Geld, die große Liebe und die Zufriedenheit. Chris aber will die Möglichkeiten zum Glück maximal ausreizen, und als ihm das mit den Mitteln der Verdrängung nicht mehr gelingt, tut er es mit Gewalt. Der Blick Woody Allens gilt in MATCH POINT aber nicht nur dem Aufsteiger Chris und seinem moralischen Ringen mit ungewissem Ausgang. Er untersucht auch die geschlossene Gesellschaft, die Chris betritt, als er Chloe heiratet. (nach: www.filmszene.de, Die Welt, 14.5.2005, Hans-Georg Rodek, www.berlinonline.de)
„Der Film hebt an wie ein wunderbar federnd aktualisierter britischer Gesellschaftsroman, der vom Aufstieg eines ebenso armen wie hübschen Tennislehrers zum Upperclass-Businessman erzählt. Verwandelt sich mittendrin mit fast dokumentarischem Widerspiegelungsfuror in ein Ehebruch-Kammerspiel. Und landet ziemlich unversehens beim Polizeifilm.“ (Jan Schulz-Ojala)
Woody Allen: „MATCH POINT ist ein Film über das Glück. Über die Widersprüche von Ehrgeiz und Leidenschaft. Und über die Straflosigkeit. Ich bin persönlich kein Zyniker, aber es ist klar, dass es einen gewissen Zynismus in der Gesellschaft gibt und dass jedermann sich eines Tages Gedanken über die Ungerechtigkeit, über unbestrafte – sogar belohnte – Verbrechen machen sollte. Ich hatte die Idee einer Geschichte über dieses Thema und es schien mir, dass sie ein Echo in der Literatur des 19. Jahrhunderts fand, insbesondere mit ‚Schuld und Sühne‘.“
„Das Ende des Films wirkt in seiner atemberaubenden Bosheit zugleich so unvermeidlich, dass man sich gar keine andere Wendung vorstellen kann. MATCH POINT ist ein vergiftetes Geschenk, wie man es im Kino nur von den wirklichen Meistern bekommt.“ (Michael Althen)

USA 2005; Regie und Buch: Woody Allen; Kamera: Remi Adefarasin; Musik: Gaetano Donizetti, Guiseppe Verdi, Andrew Lloyd Webber, Carlos Gomes, Gioacchino Rossini, Georges Bizet; DarstellerInnen: Jonathan Rhys Meyers (Chris Wilton), Matthew Goode (Peter Hewett), Emily Mortimer (Chloe Hewett) Brian Cox (Vater Hewett), Scarlett Johansson (Nola Rice) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 123min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Fr 25.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

MAR ADENTRO

DAS MEER IN MIR

R: Alejandro Amenábar / OmU


Ramón Sampedro liebt das Meer. In seinen Träumen fliegt er über Berge und Küstenlandschaften und taucht ein ins blaue Wasser, das ihm vor 27 Jahren fast das Leben nahm. Damals hatte er einen Unfall, als er ins Meer sprang und auf dem Boden aufschlug. Seither ist er vom Hals abwärts gelähmt und wünscht sich nichts sehnlicher als zu sterben. Aber für den Tod würde er Hilfe brauchen – und die wird ihm versagt.
Selten hat ein Film in Spanien so heftige Diskussionen ausgelöst wie MAR ADENTRO, der sämtliche Publikumsrekorde brach und innerhalb von vier Monaten vier Millionen ZuschauerInnen in die heimischen Kinos zog. Der Film beruht auf dem authentischen Fall des Spaniers Ramón Sampedro. Nach einem Badeunfall gelähmt, lebte er fast 30 Jahre in totaler Abhängigkeit von der Hilfe anderer und kämpfte öffentlich für sein Recht auf einen selbst bestimmten Tod. 1998 ging sein sehnlichster Wunsch endlich in Erfüllung. Nicht nur sein couragierter Feldzug bis vor das Oberste spanische Gericht, sondern auch sein 1996 erschienenes Buch „Cartas desde el infierno“ (Briefe aus der Hölle), eine Sammlung persönlicher Briefe und Petitionen, lösten in seiner Heimat und über die Landesgrenzen hinweg hitzige Kontroversen aus.
Hochsensibel nähert sich der spanische Regisseur Alejandro Amenábar (THE OTHERS) einer Geschichte, die eigentlich nicht verfilmbar ist. Wie sollen die ZuschauerInnen zwei Stunden lang von einer Hauptfigur gebannt sein, die vom Hals abwärts nichts mehr bewegen kann und ans Bett gefesselt ist? Das Kunststück gelingt Amenábar voll und ganz, weil er mit Hauptdarsteller Javier Bardem (BEFORE NIGHT FALLS) einen absoluten Besetzungscoup gelandet hat: Der Mann, von seiner Familie und FreundInnen liebevoll umsorgt, versprüht allein mimisch und verbal soviel Energie, dass man mühelos nachvollziehen kann, wie die Frauen, die sich um sein Krankenbett scharen, ihm reihenweise verfallen. So scheinbar deprimierend das Thema ist, so positiv und lebensbejahend ist dieser Film. Denn dass Ramón sterben will, beeinträchtigt nicht seine Freude an Begegnungen und Gesprächen, seine (wunderbar verfilmten) Tagträume und seine unerschütterliche Selbstironie. (nach: FAZ 12.1.05; www.br-online; David Siems; Hilka Sinning)
„Die Zurückhaltung, die der Kamera mehr Beobachtung als Kommentar zuschreibt, hält DAS MEER IN MIR konsequent durch und erreicht ein kleines Kunststück: Theatralische Effekte werden trotz des Rührthemas so gut wie vermieden, der sehr wichtige Musikeinsatz bleibt zurückhaltend und doch poetisch wie der Rest der Handwerklichkeit auch. Immerhin geht es um die wesentlichen lyrischen Topoi, um Tod und Leben, im Zentrum das Meer als existentielle Metapher: Ankunft und Abfahrt, Geburt und Vergehen, Sehnsucht nach Weite und Freiheit gegenüber der Fessel des Bettes. (...) Die sinnbildliche Seite der Bilder beherrscht Alejandro Amenábar meisterhaft. Die in Venedig und bei den Golden Globes gefeierte Tragödie um Euthanasie ist aufwühlend, gnadenlos gut gespielt und kontrovers dadurch, weil DAS MEER IN MIR durchaus als ‚Propaganda’ für würdevolles Sterben durch die Hilfe anderer gewertet werden kann. Oder ganz anders. Ein wichtiger, unsentimentaler Film allemal.“ (Flemming Schock)
Oscar 2005 in der Kategorie „Bester Fremdsprachiger Film“.

Spanien 2004; Regie und Buch: Alejandro Amenábar; Kamera: Javier Aguirresarobe; Musik: Alejandro Amenábar in Zusammenarbeit mit Carlos Nuñez; DarstellerInnen: Javier Bardem (Ramón Sampedro), Belén Rueda (Julia), Lola Dueñas (Rosa), Mabel Rivera (Manuela), Celso Bugallo (José), Clara Segura (Gené) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 125min; spanisch-katalanisch-galizische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Sa 26.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI

R: Hans Weingartner


Weingartner bekam einen Anruf aus Paris von Thierry Frémaux, dem Festivalleiter von Cannes. Er habe den Rohschnitt des Films gesehen und sei begeistert. Er wolle den Film gern im Wettbewerb um die Goldene Palme zeigen, falls Weingartner sich durchringen könne, den Anfang etwas zu kürzen. Die meisten Jungregisseure der Welt hätten keinen Augenblick gezögert, aber Weingartner erklärte schlicht, das komme nicht in Frage – und überzeugte den Franzosen, den Film auch ohne Änderung zu akzeptieren. „Er ist ein sturer Bergmensch“, soll Frémaux hinter den Kulissen bemerkt haben, „aber das bin ich schließlich auch.“ Und so wurde, wie die Presse jubelte, ein 11-jähriger Bann gebrochen und endlich wieder ein deutscher Film in Cannes zum Wettbewerb zugelassen – sagen wir einmal ein deutsch-österreichischer, was den Vorarlberger Hans Weingartner eher kalt lässt. Das „Nationen-Tamtam” habe er beim Film noch nie verstanden.
Weingartners Film erzählt von drei jungen Menschen in Berlin, die nicht mehr ans Demonstrieren glauben, aber doch politisch aktiv werden möchten. Jan, Peter und Jules sind durchdrungen von einer unbestimmten Wut auf alles. Zu Hause in der WG wird über die Globalisierung, die Bonzen und die Verhältnisse überhaupt geschimpft. Nachts formieren sich die drei zu einer Art Individualguerilla, brechen in die Villen der reichen Zehlendorfer ein und arrangieren die Einrichtung zu antikapitalistischen Installationen: Möbeltürme im Wohnzimmer, Stereoanlage im Gefrierschrank, Porzellanfigürchen in der Kloschüssel. Zurück bleibt ein Zettel: „Die fetten Jahre sind vorbei“, unterschrieben mit „die Erziehungsberechtigten“.
Nach ein bisschen antikapitalistischem Spaß gerät das Trio aber ins Schlamassel. Die Dinge verkomplizieren sich, als Jule, Peters Freundin, sich in Jan verliebt. Eines Abends bricht Jan mit Jule in die Villa von Hardenberg ein, dem Mann für dessen Auto Jule durch einen Unfall 100.000 Euro abbezahlen muss. Als der Hausherr unerwartet auftaucht, wird er von den Dreien kurzer Hand in eine Tiroler Berghütte entführt. Es kommt zu einem Generationenclash zwischen den jungen Rebellen von heute und dem Millionär, der 1968 auch an den Studentenprotesten beteiligt und mit Rudi Dutschke befreundet war.
Die Dialoge werden bei Weingartner improvisiert. Oder er schreibt sie kurz vorher, arbeitet sie mit den DarstellerInnen um und dreht dann. Überraschend komisch und mit hervorragenden SchauspielerInnen verknüpft Weingartner in spannenden Gesprächen ein Porträt zweier Generationen mit einer Dreiecksgeschichte um zwei Jungs, die sich um ein Mädchen streiten. Der Film stellt Fragen über die Überlebensfähigkeit von Idealen und über die Schwierigkeit, heutzutage politisch zu rebellieren, wo mittlerweile sogar Che Guevara T-Shirts vom Establishment einverleibt worden sind. „Was früher subversiv war, kannst du heute im Supermarkt kaufen“, sinniert Jan.
(nach: www.sueddeutsche.de; www.kino-zeit.de; Sascha Rettig; Andreas Kilb; Hanns-Georg Rodek; Nicola Kuhrt)
Hans Weingartner: „Der Film hat viel mit den letzten zehn Jahren meines Lebens zu tun, in denen ich mehrfach versucht habe, politisch aktiv zu werden und mehrfach gescheitert bin. Ich wollte immer Teil einer Jugendbewegung sein, aber ich habe nie wirklich eine gefunden.“

Cine Tirol war bei der Produktion von DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI finanziell beteiligt. Einer der Drehorte im Film ist die Kotalm bei Achenkirch in Tirol.

Weingartner, der vor seiner Ausbildung an der Kölner Hochschule für Medien Physik und Neurochirurgie studiert hatte, konnte bereits mit seinem Debüt DAS WEISSE RAUSCHEN (2002) zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Max-Ophüls-Preis, gewinnen. Nun, bei DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI, greift er auf das Modell seines Erfolgs zurück und beschränkt sich auch diesmal auf kleine Sets, setzt kaum künstliches Licht ein, arbeitet mit flexibler Digitaltechnik und richtet seine absolute Konzentration auf die Schauspieler.

„Eigentlich geht es in DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI um zwei urfranzösische Themen: erstens die Revolution, zweitens eine Dreiecksgeschichte. Kein Wunder, dass Cannes darauf angesprungen ist.“ (Hans Weingartner)

Deutschland/Österrreich 2004; Regie: Hans Weingartner; Buch: Katharina Held, Hans Weingartner; Kamera: Daniela Knapp, Matthias Schellenberg; Musik: Andreas Wodraschke; DarstellerInnen: Daniel Brühl (Jan), Stipe Erceg (Peter), Julia Jentsch (Jule), Burghart Klaussner (Hardenberg), Peer Martiny (Villenbesitzer), Petra Zieser (Villenbesitzerin)u.a.; (35mm – von Video übertragen; Farbe; Dolby SRD; 126min).


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So 27.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

DIARIOS DE MOTOCICLETA

THE MOTORCYCLE DIARIES

R: Walter Salles / OmU


Im Januar 1952 steigen zwei junge Argentinier in Buenos Aires auf ein altes Motorrad, um gemeinsam den südamerikanischen Kontinent zu erkunden. Der eine, Alberto Grando, ist Biochemiker, der andere, Ernesto Guevara de la Serna, studiert Medizin. Sein Porträt wird später, nach seinem frühen Tod, in allen Studentenbuden der westlichen Welt hängen, überschrieben mit seinem Kampfnamen Che Guevara.
Der Film von Walter Salles beginnt als großbürgerliche Idylle. Die beiden Freunde fahren zu einer Hazienda von Guevaras Verwandten, wo der schöne Ernesto seine Kusine bezirzt, bevor er mit Alberto weiterzieht, gebrochene Herzen und unhaltbare Versprechen hinterlassend. Doch je länger die Reise dauert, je tiefer die beiden in die Einöden und Urwälder Patagoniens eindringen, desto deutlicher erscheint die bittere Realität Südamerikas.
Es ist ein Kontinent der Armut, ein Reich der Tagelöhner und Kleinpächter, der entwurzelten Indios, der Klassenherrschaft und der Korruption. Man könnte das alles in prächtigen Farben schildern, aber Salles hat sich dafür entschieden, das allgemeine Elend nur am Rande aufblitzen zu lassen – in Standbildern beinahe, von Bauern und einfachen Arbeitern, die kurz in ihrem Tagesablauf innegehalten haben, um einfach in die Kamera zu blicken. Dabei stellen sie ihre wettergegerbten Gesichter zur Schau, von denen jedes auch ohne Worte eine Geschichte erzählt.
Als die beiden Reisenden mit einem Boot zu einem Arbeitsaufenthalt zu der im Herzen des Amazonas gelegenen Lepra-Kolonie aufbrechen, hat sich ihre Einstellung ihren Mitmenschen und ihrer Umwelt gegenüber bereits grundlegend verändert. Entgegen der Anweisungen der Nonnen, die das Sanatorium leiten, mischen sie sich unter die Kranken. An seinem 24. Geburtstag entschließt sich Ernesto, den Amazonas zu durchschwimmen, um am anderen Ufer mit den Lepra-Kranken zu feiern.
THE MOTORCYCLE DIARIES überblendet zwei verschiedene Erinnerungen, die geschönte, nachträglich überhöhte des Berufsrevolutionärs Che Guevara (aus seinem Buch „Reisenotizen“) und die authentischen Tagebuchaufzeichnungen seines Freundes Alberto Granado.
Walter Salles: „Von allen Autoren, die ich im Vorfeld getroffen habe, hatte José die genaueste Vorstellung, worum es in diesem Drehbuch gehen sollte. Was ihn interessierte, war, diesen einzigartigen Charakteren, diesen Ikonen, menschliche Züge zu verleihen. Es geht um acht ausschlaggebende Monate im Leben dieser jungen Männer, in denen sie mit einer Realität konfrontiert waren, die sich komplett von der unterschied, die sie von ihrem städtischen Leben in Argentinien gewohnt waren. Eine Realität, die sie vor die Wahl stellte, welchen Weg sie einschlagen sollten. (...) DIARIOS DE MOTOCICLETA erzählt die Geschichte zweier junger Männer, deren Entdeckungsreise durch einen unbekannten Kontinent gleichzeitig zu einer Selbstfindungsreise wird. Zentrales Thema des Films sind die emotionalen und politischen Entscheidungen, die wir im Laufe des Lebens treffen müssen. Es geht außerdem um Freundschaft und Solidarität. Und schließlich darum, seinen Platz im Leben zu finden, einen, für den es sich lohnt zu kämpfen.“
Am Schluss dieser Reise steigt der junge Che – für immer verändert – in ein Flugzeug Richtung Heimat. „Ich werde über einiges nachdenken müssen“, meint er noch abschließend zu seinem Freund. Dass er das getan hat und was dabei herausgekommen ist, wissen wir.
(nach: Matthias Huber; Andreas Kilb)

Argentinien 2004; Regie: Walter Salles; Buch: José Rivera; Kamera: Eric Gautier; Musik: Gustavo Santaolalla; DarstellerInnen: Gael García Bernal (Ernesto Guevara), Rodrigo de la Serna (Alberto Granado), Mía Maestro (Chichina Ferreira); (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 125min; spanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mo 28.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

THE CONSTANT GARDENER

R: Fernando Meirelles / OmU


Es beginnt mit einem Abschied. Der am UNO-Hochkommissariat in Kenia stationierte britische Diplomat Justin Quayle sagt seiner Frau Tessa Lebewohl. Diese steigt mit ihrem Kollegen in ein Flugzeug, das sie aufgrund einer Recherche ins Landesinnere bringen soll. Tage später wird Tessa tot aufgefunden. Die Todesumstände deuten auf ein Beziehungsdelikt hin, alle verdächtigen den afrikanischen Arzt, mit dem sie im Jeep auf Safari unterwegs war und der verschwunden ist. Aber dann entdeckt ihr Mann Hinweise darauf, dass ihr soziales Engagement, das ihm immer etwas peinlich war, einem medizinischen Skandal gegolten hat, einem Komplott, in das außer höchste diplomatische Kreise in London auch mächtige Pharmakonzerne verwickelt sind.
Regisseur Fernando Meirelles, der mit dem atemberaubenden Ghetto-Drama CITY OF GOD auf einen Schlag berühmt wurde, setzt hier mit meisterhaftem Gefühl für Tempo und Schauspielführung eine Buchvorlage von Thriller-Altmeister John le Carré um. Le Carrés literarisches Terrain ist seit jeher die Intrige, und was bei Meirelles’ Umsetzung nach und nach entsteht, ist auch eine Liebesgeschichte, die vollendet, was in der jungen Ehe der beiden Protagonisten nur ein Versprechen gewesen war.
Wie schon in CITY OF GOD arbeitet Meirelles mit dem Kameramann César Charlone zusammen, der es exzellent versteht Nuancen einzufangen, den Bildern eine fiebrige Intensität mitzugeben. Im starken Kontrast zu den Szenen in Afrika, stehen Aufnahmen von den Räumlichkeiten britischer postkolonialer Macht, den Clubs Londons, den farblosen Büros der Diplomatie. Eigentlich sollte Justin hier zu Hause sein, sich mit den (ungeschriebenen) Regeln und Gebräuchen der Diplomatie auskennen, mehr und mehr realisiert er jedoch, wie fern ihm diese Welt ist. Je mehr er sich mit Tessas Welt beschäftigt, versucht ihren Wegen zu folgen, um so ihrem Mörder auf die Spur zu kommen, um so stärker ist er angewidert von Korruption und menschenverachtendem Profitdenken, vor allem aber sieht er sich in seiner Liebe zu Tessa mehr bestärkt, als zu Lebzeiten.
(nach: www.cineman.ch; FAZ; www.programmkino.de)
Ralph Fiennes: „Hitchcock hat einmal gesagt, man solle das Publikum nicht allzu gut informieren, in der Art wie der Film gedreht wird. In THE CONSTANT GARDENER ist die Schnittwahl manchmal direkt brutal; dadurch soll der Plot vorankommen, aber es dient eben auch dem Geheimnis.“

Großbritannien/Deutschland/Kenia 2004; Regie: Fernando Meirelles; Buch: Jeffrey Caine, nach dem gleichnamigen Roman von John Le Carré; Kamera: César Charlone; Schnitt: Claire Simpson; DarstellerInnen: Ralph Fiennes (Justin Quayle), Rachel Weisz (Tessa Quayle), Danny Huston (Sandy Woodrow), Hubert Kounde (Arnold Bluhm), Pete Postlethwait (Lorbeer) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 128min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Di 29.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

SÅ SOM I HIMMELEN

WIE IM HIMMEL

R: Kay Pollak / OmU


Als Kay Pollaks letzter Film LOVE ME am 28.2.1986 in Schweden anlief, wurde Premierminister Olof Palme nach dem Kinobesuch ermordet. Pollak konnte diesen Schock nicht verwinden, 18 Jahre lang drehte er keine Filme mehr. Mit WIE IM HIMMEL feiert er nun ein Comeback sondergleichen: In Schweden avancierte der Film zu einem der erfolgreichsten Kinofilme aller Zeiten.
Mitten in einem Sinfoniekonzert erleidet der Stardirigent Daniel Daréus einen Herzinfarkt. Er zieht sich in das Dorf seiner Kindheit im Norden Schwedens zurück, wo er eher widerwillig die Leitung des Kirchenchores und die damit verbundene Kantorenstelle übernimmt. Daniels besondere Methode, jedes Chormitglied ernst zu nehmen und seinen/ihren je individuellen Ton herauszufinden, setzt ungeahnte Energien frei und verleiht den SängerInnen ein bislang unbekanntes Selbstwertgefühl. Eine Reihe gruppendynamischer Prozesse setzt sich in Gang – Gefühle werden geäußert, lange verdrängte Wahrheiten ausgesprochen. Letztlich kann auch Daniel sich dieser Dynamik nicht entziehen.
Kay Pollak gelingt es, einen großen dramaturgischen Bogen zu schlagen: von Daréus’ Vorgeschichte, erzählt in einer filmisch brillanten Montagesequenz, bis zum bewegenden Finale, einer Apotheose der Musik. Eingewoben in dieses Gerüst sind eine Fülle kleiner Geschichten: Sie erzählen etwa von der Kassiererin Lena, deren Freund eine Familie in der Stadt hat, was alle außer ihr selbst gewusst haben, oder vom geschäftstüchtigen Arne, der den dicken Holmfried ein Leben lang gehänselt hat, bis dieser sich nun zu wehren lernt.
(nach: www.epd.de; www.berlinonline.de; Josef Engels)
„Vor der Kulisse einer Landschaft von karger Schönheit entfaltet Pollak eine comédie humaine, ein Panorama menschlicher Leidenschaften und Schwächen, aber auch liebenswürdiger Skurrilitäten. (...) WIE IM HIMMEL lässt die Utopie von der völkerverbindenen Kraft der Musik für einen Moment Wirklichkeit werden.“ (Raimund Gerz)

Schweden 2004; Regie: Kay Pollak; Buch: Anders Nyber, Ola Olsson, Kay Pollak; Kamera: Harald Gunnar Paalgard; Musik: Stefan Nilsson; DarstellerInnen: Michael Nyqvist (Daniel), Frida Hallgren (Lena), Helen Sjöholm (Gabriella), Lennart Jähkel (Arne), Niklas Falk (Stig) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 132min; schwedisch-italienisch-englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mi 30.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

MILLION DOLLAR BABY

R: Clint Eastwood / OmU


Frankie Dunn ist ein Urgestein des Boxens, fast sein gesamtes Leben hat er als Trainer und Manager von Boxlegenden im Ring verbracht. Eine Karriere voller Höhepunkte, doch sein Privatleben ist eine Katastrophe. Mit seiner eigenen Tochter hat er sich vor Jahren bereits überworfen und deshalb keinerlei Kontakt mehr zu ihr. Dementsprechend zurückgezogen lebt er auch; gemäß seinem Credo als Trainer, dass es das allerwichtigste ist, dass die eigene Deckung stimmt, lässt er kaum jemanden an sich heran, nur der Ex-Boxer Scrap darf sich sein Freund nennen.
Eines Tages taucht unvermutet Maggie Fitzgerald in Frankies Box-Zentrum auf und obwohl er zunächst ablehnt, sie zu trainieren, überzeugt ihn schließlich Maggies Beharrlichkeit. Wie Frankie hat sie sich aus zerrütteten Verhältnissen hochgekämpft. Aus dem Kampf der beiden miteinander wird mehr und mehr eine Freundschaft, die sich schnell zu einer Art Ersatzfamilie entwickelt, mit der Frankie und Maggie die (inneren) Verwundungen ihrer jeweils eigenen Familie kompensieren können. Allerdings ahnen beide noch nicht, dass der Kampf, auf den hin sie trainieren, einer um Leben und Tod sein wird.
Natürlich – ein Boxerfilm unter der Regie von Clint Eastwood, das ist im ersten Moment nicht gerade das, was ein Cineasten-Herz höher schlagen lässt. Doch Eastwood läuft hier zu ungeahnten Höhen auf: Er inszeniert ein gefühlvolles Drama, das mit einem bemerkenswerten Twist aus dem Boxerdrama eine emotional stimmige und berührende Geschichte macht. Ein echtes Stück klassisches Hollywood-Erzählkino, das es heute in dieser Form kaum mehr gibt.
Schon seit den Gründertagen des amerikanischen Kinos hat der Boxsport in Hollywood Tradition. Bereits Charlie Chaplin, Buster Keaton und Stan Laurel stiegen in den Ring, rund zwanzig Jahre bevor der Film Noir die faszinierende Mischung aus Erfolg, Kampf, Geld und Schmerz unter die Lupe nahm.
Seither haben Stanley Kubrick, John Huston und Martin Scorsese ihre jeweiligen Boxfilme gedreht, und nun widmet sich auch der alte Haudegen Eastwood diesem archaischen Thema. Das Boxmilieu zeigt Eastwood dabei schmucklos, die Trainingshalle, in der der Putz von den einst weiß getünchten Wänden bröckelt, hat schon bessere Tage erlebt. Mit seinem langsamen Erzählfluss und ruhigen, oft dunklen Bildern inszeniert MILLION DOLLAR BABY keine schlichte Aufstiegsgeschichte, sondern ist vielmehr ein Film geworden über gewonnene und verlorene Kämpfe, über den einen Kampf zuviel, den mancher führt, ein Film über Gefühle und ein großartiges Schauspielermovie. Denn was Hilary Swank, Clint Eastwood und Morgan Freeman hier vorführen ist Schauspielkunst der Spitzenklasse.
(nach: www.kino-zeit.de, www.programmkino.de)

USA 2004; Regie: Clint Eastwood; Buch: Paul Haggis, F.X.Toole; Kamera: Tom Stern; Schnitt: Joel Cox; Musik: Clint Eastwood; DarstellerInnen: Clint Eastwood (Frankie Dunn), Hilary Swank (Maggie Fitzgerald), Morgan Freeman (Eddie Scrap-Iron Dupris) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 132min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Do 31.08.2006 Open Air Kino im Zeughaus

BROKEBACK MOUNTAIN

R: Ang Lee / OmU


In dem Neo-Western BROKEBACK MOUNTAIN erneuert Ang Lee das amerikanische Freiheitsversprechen. Der meistgepriesene Film der Saison ist vielleicht auch der am gründlichsten missverstandene. Von einer „bahnbrechenden“, „revolutionären“ Liebesgeschichte schwärmten die amerikanischen Kritiker, von einem schwulen Western, der gegen die Grundregeln des machistischen Genres verstoße. In Wahrheit ist BROKEBACK MOUNTAIN nicht Antithese, sondern Renaissance des Westerns. Er lässt den Mythos vom starken Naturburschen wieder aufleben. Er weckt die alte Sehnsucht nach einem frontier-Dasein jenseits der auf Konvention gebauten Städte. Er feiert die menschenleere Landschaft der Rocky Mountains und sympathisiert mit dem Typus des Außenseiters, der nur in der Weltabgeschiedenheit des Outbacks glücklich wird, in den Grenzen der bürgerlichen Gesellschaft jedoch verkümmert wie ein eingesperrter Wolf. So bildet Ang Lee die zentralen Topoi des Genres beinahe sklavisch nach. Zugleich aber unterläuft er sie durch einen genialen Trick: Der taiwanesische Regisseur inszeniert die schwule Liebe als Gipfel des Nonkonformismus und erklärt sie damit zur naturgemäßen Passion des Westernhelden. (aus: DIE ZEIT 09.03.2006, von Evelyn Finger)

USA 2005; Regie: Ang Lee; Buch: Larry McMurtry, Diana Ossana; Kamera: Rodrigo Prieto; Musik: Gustavo Santaolalla; DarstellerInnen: Heath Ledger (Ennis Del Mar), Jake Gyllenhaal (Jack Twist), Michelle Williams (Alma Del Mar), Anne Hathaway (Lureen Newsome Twist) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 134min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITLEN).


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Fr 01.09.2006 Open Air Kino im Zeughaus

WALK THE LINE

R: James Mangold / OmU


Meistens schreibt Gott ziemlich lausige Drehbücher. In diesem Fall hat er sich jedoch unglaublich ins Zeug gelegt. Und Johnny Cash hat es verdient. Aufgewachsen auf einer kleiner Farm im ärmsten Teil von Arkansas, dort, wo die Weißen selbst ihre Baumwolle pflücken müssen, gehasst von seinem Vater, aufgestiegen zu den Großen von Rock ’n’ Roll und Country, gefallen durch Uppers und Downers und gerettet durch eine Liebe, die sonst nur das Märchen erlaubt.
Walk The Line ist der weiße amerikanische Traum in so reiner Form, wie es Ray, die Geschichte von Ray Charles, für den schwarzen Prinzen war. Stürzen, um aufzustehen, Schuld auf sich laden, um bereuen zu können und jene berühmte zweite Chance zu bekommen. Amerika liebt Verlierer, die gewinnen. (aus: DIE ZEIT)

USA 2005; R: James Mangold; 136min; engl OmU


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Sa 02.09.2006 Open Air Kino im Zeughaus

RAY

R: Taylor Hackford / OmU


Feinster Jazz gemischt mit der Lebensgeschichte eines der spektakulärsten Musiker des letzten Jahrhunderts: Ray Charles. Sein Kampf gegen die Rassentrennung kommt zwar nur am Rande des Films vor, dafür gibt es außer cooler Musik die Story seines Aufstiegs vom ländlichen Florida ins angesagte Seattle. Talent und harte Arbeit, Lebenserfahrung und Schicksalsschläge verarbeitet Ray Charles in seiner Musik – und wir erleben ihn, wie er sich abmüht seinen eigenen Stil zu finden, wie er soziale Widerstände überwindet und schließlich bei Atlantic Records einen Schallplattenvertrag bekommt. Wir begleiten ihn bei seinem triumphalen Weg zum gefeierten Weltstar. Doch es war nicht nur eine Zeit des Erfolgs und Ruhmes – auch zahllose Liebesaffären und Drogen spielten in seinem Leben eine große Rolle.

USA 2004; Regie: Taylor Hackford; 152min; engl OmU


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So 03.09.2006 Open Air Kino im Zeughaus

ZORBA THE GREEK

ALEXIS SORBAS

R: Michael Cacoyannis / OmU


Basil hat auf Kreta ein Stück Land mit einem verlassenen Braunkohlebergwerk geerbt, mit dem er nun sein Glück versuchen will. Bei der Anreise trifft er auf Sorbas, der ihm Hilfe anbietet bei seiner Unternehmung. Doch das Bergwerk ist nicht mehr abbaufähig, ebenso schlägt der Versuch, eine Seilbahn zur Förderung von Baumstämmen zu errichten, fehl. Statt darüber zu trauern, lehrt Sorbas Basil „seinen”“ Tanz, den Sirtaki.
Ursprünglich tanzten den Sirtaki die Metzger von Byzanz. Dieser Tanz gewann in der Schlusssequenz von ZORBA THE GREEK dramatische Symbolkraft. Auch heute noch atmet die vom Klang der Buzuki geprägte „Alexis-Sorbas”-Musik die Frische der Authentizität.

USA/GR 1964; Regie & Buch: Michael Cacoyannis, nach der Romanvorlage „The Life and Times of Alexis Zorba” von Nikos Kazantzakis; Kamera: Walter Lassally; Musik: Mikis Theodorakis; DarstellerInnen: Anthony Quinn (Alexis Zorba), Alan Bates (Basil), Irene Papas (Witwe) u.a.; (DCP; 1:1,66; Schwarzweiß; Mono; 142min; englische ORGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


 

 

filme des open air kino im zeughaus   2006  


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Open Air Kino im Zeughaus

4. August bis 3. September 2006








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