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So 01.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

FAHRENHEIT 9/11

R: Michael Moore / OmU


Michael Moore – Erfolgsregisseur des Oscar prämierten BOWLING FOR COLOMBINE, Bestsellerautor, Dirigent eines Millionenpublikums und Liebling aller Kritiker der gegenwärtigen US-Administration – hat sich mit seinem neuen Film FAHRENHEIT 9/11 nichts Geringeres vorgenommen als (film-)politische Geschichte zu schreiben: indem er die Wiederwahl des amtierenden amerikanischen Präsidenten verhindert. Oder zumindest wesentlich zum Hinauswurf George W. Bushs aus dem Weißen Haus beiträgt. Filme zu machen heißt für Moore politisch zu handeln – und FAHRENHEIT 9/11 sowie die Geschichten rund um den Film stellen die Frage, ob Filme die Welt verändern können, mit neuer Eindringlichkeit.

Bekanntes
Bekannt ist: dass Moore in FAHRENHEIT 9/11 die geschäftlichen und privaten Verbindungen zwischen den Familien Bush und bin Laden sowie dem saudischen Königshaus aufzeigt; dass er die ständige Aushöhlung von Bürgerrechten durch den „Patriot Act” anprangert; dass er Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft direkt mit konkreten Auswirkungen ihrer Handlungen konfrontiert; dass er schier irrwitzige Fakten und zynische Reaktionen der Machthaber beleuchtet; dass er das offizielle Schüren von Angst genauso hinterfragt wie den Irak-Krieg; und: dass er den selbst ernannten „War President” Bush als Idioten darstellt.
Auch über die Hintergründe weiß man Bescheid: „Goldene Palme” für FAHRENHEIT 9/11 in Cannes; Disney untersagt den Vertrieb des Films, nur ein eingesprungener Independent-Verleiher, die kanadische Lions Gate, sichert den pünktlichen US-Start Ende Juni; Rekordeinspielergebnis am ersten Wochenende (21 Millionen Dollar – das ist doppelt so viel wie HARRY POTTER), obwohl der Film erst ab 17 Jahren freigegeben ist; Michael Moore am Cover von Time Magazine; wüste Attacken sowie wonniger Applaus: Polarisierung pur.

Unbekanntes
„Ich denke, dass Moore unbewusst den US-Präsidenten mehr unterstützt, als dass er ihm schadet.” Jean-Luc Godard scheint so darauf zu verweisen, dass das „Produkt Bush” auch von seinen Gegenbildern lebt, gerade aus der rüden Reduzierung auf ein schwarz-weiß gefärbtes Weltbild seine politische Kraft gewinnt. Und hat sich die von Moore angeprangerte Einfältigkeit von Bush nicht längst von einer politischen in eine mythologische Kategorie verwandelt, weil sie mittlerweile für selbstverständlich und „natürlich” gehalten wird, also weder hinterfragt noch kontextualisiert werden muss? Vielleicht ist sich Moore dessen auch bewusst, wenn er den Fehlleistungen Bushs überdies argumentativ zu Leibe rückt – denn ein „preaching to the choir”, ein bloßes Überzeugen der eigenen Anhängerschaft also, kann nicht sein Ziel sein, aber Bush 1000 Wählerstimmen in den umstrittenen „Swing States” kosten und so würde der Film dann doch in die Realität hineinwirken.
Eingedenk dieser Zielsetzung ist FAHRENHEIT 9/11 ein perfektes Beispiel für Agit-Prop-Kino: schon Lenin erkannte, dass man die Massen erst agitieren, aufbringen und reizen müsse, um sie für Propaganda empfänglich zu machen, um Meinungsänderungen herbeizuführen. Moore erreicht dieses Aufheizen der Stimmung (auf steigende Temperaturen bezieht sich schon der Titel des Films) vor allem durch eine virtuose Montage bereits vorhandenen Bildmaterials. Er ist der König des Archivs, seine Stärke die Herstellung eines neuen, aussagekräftigen Kontexts durch die Gegenüberstellung zweier Bilder bzw. Bildsequenzen. „Am Schneidetisch wird aus Gestammel Rhetorik”, sagte der deutsche Dokumentarist Harun Farocki vor Jahren, und Moore perfektioniert durch überwältigende Aneinanderreihung von „Fakten” die rhetorische Figur der Emphase, der leidenschaftlichen Beweisführung.
So wird FAHRENHEIT 9/11 zu einem Dokumentarfilm, der genau das erreicht, was diesem traditionell belehrenden Genre selten gelingt: in einer Art „Kino der Attraktionen” Unterhaltsames und Emotionelles zu vereinigen, gleichzeitig eine Beweisaufnahme vorzunehmen, Polemik und Journalismus zu verbinden sowie eine machthabende Elite frontal herauszufordern. Ob Moore dabei nur ein Spiegelbild von Bush bleibt, ob seine Bevorzugung des Konkreten gegenüber dem Abstrakten politisch nützlich sein kann oder ob Moore wirklich vereinfacht und bloß populistisch agiert – davon kann sich im Kino jede(r) selbst ein Bild machen.
(Jens Nicklas)
„Als ich mit Michael Moore auf der Bühne stand, wusste ich schon, dass all dieser politische Mist jetzt hochkommen würde. Ich flüsterte in sein Ohr und sagte: ’Ich will dir nur sagen, dass du die Goldene Palme keineswegs für deine politischen Ansichten bekommen hast. Du hast sie bekommen, weil es wirklich der beste Film war, den wir gesehen haben.’”(Quentin Tarantino)
„Der Film hat mich tief berührt. Ich habe im Kino noch nie so viel geweint. FAHRENHEIT 9/11 ist nicht nur sehr inspirierend und informativ, er beweist auch, dass die Menschen etwas verändern können.” (Madonna)
„Vielleicht werden wir auf die unglaublich erfolgreiche erste Woche von FAHRENHEIT 9/11 bald den gleichen Blick werfen wie heute auf die TV-Debatte zwischen John F. Kennedy und Richard Nixon. Nämlich als einen Moment, an dem wir zum ersten Mal das Potenzial eines Massenmediums erfassten – in diesem Fall: Film – die amerikanische Politik auf neue Art und Weise zu beeinflussen.“ (Richard Corliss, Time Magazine)

USA 2004; Regie und Buch: Michael Moore; Kamera: Mike Desjarlais; Schnitt: Kurt Engfehr, Christopher Seward, T. Woody Richman; Musik: Jeff Gibbs. (35mm – von Video übertragen; Farbe; Dolby SRD; 115min, englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mo 02.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

DUCK SOUP

DIE MARX BROTHERS IM KRIEG

R: Leo McCarey / OmU


„Der Krieg ist nicht mehr zu verhindern, ich habe schon seit einem Monat das Schlachtfeld gemietet.” In ihrer politischen Satire mit Kultstatus führen die Marx Brothers mit diabolischer Komik vor, dass Politiker nicht unbedingt gewählt werden, weil sie dazu qualifiziert sind, einen Staat zu führen; dass Länder, die sich ihrer Freiheiten rühmen, über Nacht Obrigkeitsstaaten werden können; dass die BürgerInnen der Welt ihr Wohl selbstsüchtigen, egoistischen Diplomaten anvertrauen müssen, die einen Krieg erklären, wenn sie persönlich beleidigt werden, und schließlich dass Kriege weniger mit Prinzipen als mit wirtschaftlichen Überlegungen zu tun haben.
Groucho Marx als Rufus T. Firefly ist der geborene Diktator. Er regiert den Operettenstaat Freedonia nicht, weil er davon profitieren würde, sondern weil er einfach glaubt, dass ein Land, das so unverantwortlich ist, ihn zu seinem Führer zu machen, auch den schlimmstmöglichen Herrscher verdient. Und durch ihn bekommen Gestalten wie Chico und Harpo Zutritt zu prunkvollen Plätzen, die sie verwüsten können. Der eine als Kriegsminister und Spion für die Gegenseite, der andere als stummer Wilder, als die personifizierte – und alles (!) fressende – Gewalt. Mit rüdem Humor, explosiver Respektlosigkeit und einer Portion Zynismus treiben die Brüder ihre Spielchen, die in erster Linie der eigenen Unterhaltung im muffigen Alltag von Freedonia dienen.
Die Wertschätzung für die Marx Brothers ist seit den 60er-Jahren, als ihre Filme in den amerikanischen Universitäten wieder entdeckt wurden, kontinuierlich gestiegen. Die chaotische, anarchische Komik der Brüder passte ideal zur Aufbruchstimmung jener Jahre und verschaffte ihnen auch bei einer neuen Generation jenen Kultstatus, den sie sich bis heute erhalten haben. Kein anderes Komikerteam war je respektloser, aberwitziger und zeigte seine Verachtung für Autoritäten, Konventionen und Institutionen so unverhohlen und offen wie die Marx Brothers. Und DUCK SOUP wurde zum Lieblingswerk dieser neuen Generation glühender „Marxisten”. (nach: Stephan Gáspár)
„DUCK SOUP jongliert mit Logik und überwindet die Schwerkraft, der Film ist respektlos, er ist lächerlich, er ist lustig, er ist wild, er ist dumm. Er ist eine Symphonie in Gag-Zeit. (Joe Adamson)” Und komponiert hat diese Symphonie mit Leo McCarey der beste Regisseur, den die Marx Brothers je hatten, und der Einzige, der klug genug war, ihre berüchtigten Wortspiele mit improvisierten Szenen und vor allem mit visuellen Gags auszubalancieren.

USA 1933; Regie: Leo McCarey; Buch: Bert Kalmar, Harry Ruby; Kamera: Henry Sharp; Musik: Arthur Johnston; DarstellerInnen: Groucho Marx (Rufus T. Firefly), Harpo Marx (Pinky), Chico Marx (Chicolini), Zeppo Marx (Lt. Bob Roland), Margaret Dumont (Gloria Teasdale) u.a.; (35mm; 1:1,37; Schwarzweiß; 70min; amerikanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Di 03.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

MODERN TIMES

MODERNE ZEITEN

R: Charles Chaplin / OmU


MODERN TIMES ist Chaplins letzter Film mit der Figur des Tramp. Zum letzten Mal stemmt sich Chaplin gegen das neue Medium des Tonfilms. Chaplin mimt zwar einen singenden Kellner, aber er singt nur einen Kauderwelsch von Nonsense-Worten. Es mag heute anachronistisch anmuten, aber der Film wurde in Deutschland und Italien wegen „kommunistischer Tendenzen” verboten und erregte Anstoß bei der nordamerikanischen Filmindustrie. MODERN TIMES ist jedoch ein satirischer Angriff auf die Technisierung unserer Welt, die Standardisierung des Menschen und die Unterdrückung des Individuums.

USA 1935; Regie: Charles Chaplin; (s/w; 89min, Stummfilm vertont).


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Mi 04.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

DIE GESCHICHTE VOM WEINENDEN KAMEL

R: Byambasuren Davaa, Luigi Falorni / OmU


Im weiten Süden der Mongolei, in der unwirklichen Landschaft der Wüste Gobi, kommt ein kleines, weißes Kamel zur Welt. Die Mutter, geschwächt und verstört von der schmerzhaften Geburt, verstößt ihr Junges. Ohne die nahrhafte Muttermilch scheint das Kalb, das sich seiner Mutter immer wieder verzweifelt nähert, dem Tod geweiht. In ihrer Not erinnern sich die Hirtennomaden an ein uraltes Ritual: Ein Musiker aus der fernen Stadt soll mit den magisch-himmlischen Klängen seiner Geige die Kamelmutter zum Weinen bringen und so ihr Herz erweichen. Das Wunder geschieht: Die Mutter bricht in Tränen aus, ihr Junges darf säugen und ist gerettet.
Byambasuren Davaa: „Ich habe das als kleines Kind gesehen, und es ist mir immer stark im Gedächtnis geblieben. Wenn ich an Kamele denke oder an die Wüste Gobi, kommt sofort dieses Bild.“
Die Geschichte von der durch Musik umgestimmten Kamelmutter gehört in der Mongolei zum traditionellen Legenden-Schatz. Es kommt immer wieder vor, dass ein Kamel sein Fohlen verstößt, deshalb ist das musikalische Ritual unter den Nomaden nicht in Vergessenheit geraten. Die Mongolin Byambasuren Davaa und der Italiener Luigi Falorni haben sich für ihren Abschlussfilm an der Münchner Filmhochschule für dieses Projekt zusammengetan und sie hatten Glück: Sie fanden eine Nomadenfamilie, bei deren Kamelherde tatsächlich das Musikritual benötigt wurde.
Byambasuren Davaa: „Im Moment wird das Nomadenleben in der Mongolei noch akzeptiert. Aber nach der Wende ist die Zahl der Nomaden schnell gesunken. Es ist auch ein Generationenkonflikt – die Jüngeren wollen alle in die Stadt, Coca Cola trinken und Gameboy-Spielen. (...) Deshalb ist das, was ich in meinem Film erzähle, für mich als Mongolin auch so wichtig – in zehn oder zwanzig Jahren finden wir diese Geschichte vielleicht nicht mehr.“
Das Interessante an dem Film ist, dass man DIE GESCHICHTE VOM WEINENDEN KAMEL für ein Märchen halten mag, dass es tatsächlich aber ein Dokumentarfilm ist, der eine wahre Begebenheit erzählt. Und so hat der Film den unwiderstehlichen Charme einer wunderbar beiläufigen Beobachtung: Man schaut und schaut, ohne eigentlich zu wissen warum, bis sich aus dem Gesehenen eine Handlung herausschält, die sich als herzerweichende Geschichte entpuppt. (nach: www.kamelfilm.de)
Luigi Falorni: „Abgesehen von der Kuriosität, ein von Musik gerührtes Kamel in Tränen zu sehen (...) war es das Universelle an diesem Thema, das mich besonders interessierte. Es ist die Geschichte einer Rettung, die Stoff für weit mehr als eine schiere ethnographische Beobachtung bietet. Das kleine ausgehungerte Kamel ist jeder von uns: entfremdet, stets auf der Suche nach Geborgenheit und Zugehörigkeit.“
„Dieses moderne mongolische Märchen über eine Kamelmutter, die ihr Junges verstößt, ist einzigartig, rührend, interessant, spannend, kurz: sehenswert.“ (Süddeutsche Zeitung)

Deutschland/Mongolei 2003; Regie und Buch: Byambasuren Davaa und Luigi Falorni, nach einer Idee von Byambasuren Davaa und Batbayar Davgadorj; Kamera: Luigi Falorni; DarstellerInnen: Janchiv Ayurzana, Chimed Ohin, Amgaabazar Gonson, Zeveljamz Nyam u.a.; (35mm, von Viedeo übertragen; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 87min; mongolische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Do 05.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

ELLING

R: Petter Næss / OmU


Elling und Kjell Bjarne heißen die beiden Helden, die in Petter Næss' Tragikomödie gemeinsam eine Wohnung in Oslo beziehen. Auf Probe, denn sie wagen nach zwei Jahren Psychatrie ihren ersten Ausflug in die „Realität”. Streng beäugt von ihrem Sozialarbeiter. Elling verbrachte den Großteil seiner 40 Jahre unter der Obhut der dominanten Mutter. Mit Nachdruck pflegt er seine Angstneurosen und scheut jeden Kontakt zur Außenwelt. Der impulsive und herzensgute Gemütsmensch Kjell verfolgt neben permanentem Essen noch ein anderes Ziel: endlich einmal Sex mit einer Frau zu haben. Bevor Elling und Kjell im Abenteuer „Alltag” ihr ganz persönliches Glück finden, müssen noch unzählige Hindernisse überwunden werden, oder, wie es Elling ausdrückt: „Es gibt Menschen, die sich auf Skiern zum Südpol wagen, und ich brauche all meinen Mut, um auf dem Weg zur Toilette ein vollbesetztes Restaurant zu durchqueren”SchauspielerInnen, Drehbuch, Inszenierung – es gibt keine Disziplin, in der ELLING das Publikum nicht verzaubert. Ruhig, mit einem wunderbaren Sinn für die Stolpersteine, die sich die Figuren durch ihre verschiedenen Komplexe in den Weg legen, gelingt Næss das Kunststück aus einer oft erzählten Story, den menschlichen Kern herauszuschälen und ihn neu zu verpacken. Mit seiner schnörkelosen, lakonischen Sichtweise hebt sich ELLING wohltuend von den unzähligen Hollywoodfilmen ab, in denen sich Schauspieler in „exotischen” Krankenrollen ihre Oscarreife erspielen. ELLING brachte es allein in Norwegen auf 800.000 ZuschauerInnen (bei vier Millionen EinwohnerInnen!) und war für den Oscar nominiert. (nach: www.cineman.ch; Klaus Kirschner; Norbert Raffelsiefen;)Petter Næss: „Diese Jungs haben keine diagnostizierte Krankheit. Ihr Problem ist, dass sie über keinerlei soziale Erfahrung verfügen. Niemand gab ihnen je die Gelegenheit, sich zu beweisen oder hatte gar Vertrauen in sie. Für mich war es wichtig, Möglichkeiten und menschliche Qualitäten von Personen zu zeigen, die man augenscheinlich nicht von ihnen erwarten würde.”„Endlich einmal eine Außenseiter-Komödie, die wirklich komisch ist, weil sie traumhaft sicher Marotte und Märchen, Wahn und Wirklichkeit mischt. (...) Niemals macht ELLING seine Figuren lächerlich, so oft er ihre Absonderlichkeit auch mit der Realität kollidieren lässt. Immer nimmt ELLING Verschrobenheit als normal hin. Genau daraus entsteht diese wie hingetupft wirkende, leichthändige, heitere Verzauberung des Abenteuers „Alltag”, in der sich die Zerbrechlichkeit der beiden bisweilen so robust erscheinenden Freunde spiegelt.” (N. Wehrstedt)

Norwegen 2001; Regie: Petter Næss; Buch: Axel Hellstenius; Kamera: Svein Krøvel; Musik: Lars Lillo Stenberg; DarstellerInnen: Per Christian Ellefsen (Elling), Sven Nordin (Kjell Bjarne), Per Christensen (Alfons Jørgensen), Jørgen Langhelle (Frank Åsli), Marit Pia Jacobsen (Reidun Nordsletten) u.a.; (35mm; 1:1,66; Farbe; Dolby SR; 90min; norwegische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN und DEUTSCH SYNCHRONISIERTE FASSUNG).


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Fr 06.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

KOPPS

KOPS

R: Josef Fares / OmU


Das Verbrechen kennen die Kops von Högsboträsk nur aus dem Kino. Statt fliehender Verbrecher jagen die Ordnungshüter in ihrem kleinen, sauberen schwedischen Dörfchen höchstens einmal eine entlaufene Kuh. Ansonsten steht ihnen alle Zeit der Welt für Brautschau und Backkünste, für Strickarbeiten und Kartenspiele, für die Träume vom Kino und die Alpträume des ehelichen Zusammenlebens zur Verfügung.
Für den fantasieüberschäumenden Benny (gespielt vom diesjährigen „European Shooting Star” Torkel Petersson) mit seinen grandiosen Actionfilm-Kenntnissen gerät jede noch so lächerliche Polizeiaktion zum spektakulären Großeinsatz. Seine Kollegen plagen derweil andere Probleme: Agneta findet ihren Busen zu klein und ihren Gatten Lasse zu leidenschaftslos. Jacob hätte gern mehr Glück in der Liebe. Doch bei seinen Treffen auf Kontaktanzeigen scheitert er an den inquisitorischen Fragen seiner „blind dates“ oder verwechselt die Damen gleich gänzlich.
Eines Abends scheint er überraschenderweise sogar Glück zu haben, als sich eine nette Unterhaltung ergibt und er mit Jessica ein Wiedersehen am nächsten Abend vereinbart. Doch seine vermeintliche Herzdame entpuppt sich am nächsten Morgen auf der Wache als Kollegin vom fernen Hauptquartier, die nur gekommen ist, um die Polizeidienststelle Högsboträsk zu schließen – es gibt hier einfach zu wenige Verbrechen für sechs vollbeschäftige Polizisten.
Nach reiflicher Überlegung entwickeln die Ordnungshüter einen genialen, gleichwohl nicht ganz legalen Plan. Erst wird der lokale Penner mit etwas Schnaps zum Ladendiebstahl überredet. Bald findet sich wüstes Graffiti an den idyllischen Hauswänden. Im Wald erschrecken plötzlich Schreie und Schüsse die Bürger. Dass eines Nachts noch die örtliche Würstelbude in die Luft fliegt, bereut die Staatsmacht zwar zutiefst („Wo sollen wir den jetzt essen?”), andererseits riecht das Verbrechen stark nach Mafia.
Regisseur und Drehbuchautor Josef Fares (JALLA! JALLA!) beweist auch in seinem zweiten Spielfilm, dass er ein wunderbares Gespür für „kleine” Geschichten und komische Zwischentöne besitzt. Erneut stürmte er mit seinem Film die schwedischen Kinocharts. Seine KOPS gerieten so erfolgreich, dass Hollywood prompt ein Remake mit Adam Sandler plant.
(nach: epd Film 11 2003; www.programmkino.de; www.cineclub.de)

Schweden 2003; Regie: Josef Fares; Buch: Josef Fares, Mikael Hafström; Kamera: Aril Wretblad; Musik: Daniel Lemma, Bengt Nilsson; DarstellerInnen: Fares Fares (Jacob), Torkel Petersson (Benny), Göran Ragnerstam (Lasse), Sissela Kyle (Agneta), Eva Röse (Jessica), Christian Fiedler (Folke), Erik Ahrnbom (Hakan) u.a.; (35mm – Blow Up von 16mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 90min; schwedische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


Sa 07.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

ÜBERRASCHUNGSFILM


Die ersten 10 BesucherInnen, die am Samstag, den 7.8.2004, sich gerne überraschen lassen und zum Einlassbeginn (20.00 Uhr) eine Kinokarte erwerben, bekommen an der Zeughausbar einen Gratis-Drink.




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So 08.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

MONSIEUR IBRAHIM ET LES FLEURS DU CORAN

MONSIEUR IBRAHIM UND DIE BLUMEN DES KORAN

R: François Dupeyron / OmU


Monsieur Ibrahims Geschäft in der Rue Bleue hat quasi Tag und Nacht geöffnet. Schließlich ist Monsieur Ibrahim Araber, und wie er selber sagt, bedeutet das in seiner Branche weniger die Bezeichnung der Herkunft als vielmehr: nachts und auch am Sonntag geöffnet. Für den jungen Moses ist der Laden tägliche Anlaufstelle. Nirgendwo lassen sich Konservendosen besser klauen als in Monsieur Ibrahims vollgestopftem Reich.
Die wenigen Sätze, die die beiden anfangs miteinander wechseln, wachsen sich bald zu tiefsinnigen Gesprächen aus, denn Monsieur Ibrahim erweist sich als Kenner des Lebens. Er ist so ganz anders als Moses’ depressiver Vater, der von der Vergangenheit heimgesucht wird, sich dem Leben verschließt und in Büchern vergräbt. Jude sein, sagt er eines Tages zu Moses, bedeutet Erinnerungen zu haben. Schlechte Erinnerungen.
Monsieur Ibrahim aber lebt in der Gegenwart und er kennt das Geheimnis des Glücks. Mit Hilfe seiner Weisheiten, die er dem Leben und dem Koran entnimmt, eröffnet er dem jungen Moses eine neue Welt. Er steht ihm bei, wenn es um die ersten Liebeserfahrungen geht, er verrät ihm, wie man Brigitte Bardot eine Flasche Wasser überteuert verkauft, und er sensibilisiert den Jungen für die Freuden des Alltags.
Die Verfilmung des Bestsellers von Eric-Emmanuel Schmitt: Vor einer liebevoll gestalteten Retro-Kulisse des Pigalle-Quartiers im Paris der sechziger Jahre erzählt diese Parabel von einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen alt und jung, jüdisch und muslimisch. Als Comeback von Omar Sharif bejubelt, ist der Film aber vor allem ein gelassenes, verschmitztes Plädoyer für Toleranz und Großzügigkeit jenseits kultureller und religiöser Grenzen.
„Wie ein Märchen aus 1001 Nacht erscheint dieser anrührende Film gelegentlich, der nicht nur durch seine unpathetischen Lebensweisheiten, sondern auch durch sein detailverliebtes Zeitkolorit und seine Darsteller bezaubert. Der Film machte aber vor allem als Comeback von Omar Sharif Furore: Als majestätischer Prinz im Lebensmittelgeschaft und silberhaariger Patriarch mit Stoppeln und Kittelschürze, der mit einem Blick, einem verführerischen Lächeln den Zuschauer am Haken hat, dürfte er hier wohl seine beste Darstellung seit DOKTOR SCHIWAGO gegeben haben.“ (Birgit Roschy)
„Sharif, der alte Prinz, spielt hier mit einer bezaubernden Leichtigkeit – als sei ihm alles egal, als ginge es um nichts mehr außer ums Spiel an sich, und so gut wie als Monsieur Ibrahim war er schon lange nicht mehr.“
(Süddeutsche Zeitung)
„Es ist, als hätte Monsieur Ibrahim auf Omar Sharif gewartet.“
(Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Frankreich 2003; Regie: François Dupeyron; Buch: François Dupeyron, Eric Emmanuel-Schmitt, nach dessen gleichnamiger Erzählung; Kamera: Rémy Chevrin; Musik: Valérie Lindon; DarstellerInnen: Omar Sharif, Pierre Boulanger, Gilbert Melki, Lola Naynmark, Anne Suarez, Isabelle Adjani u.a.; (35mm; 1:1,66; Farbe; Dolby SRD; 94min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mo 09.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

RABBIT-PROOF FENCE

LONG WALK HOME

R: Phillip Noyce / OmU


„The policeman came and took us, Gracie, Daisy and me. They put us in that place. They told us we had no mothers. I knew they were wrong. We run away. Long way from there. We knew we find that fence, we go home.” (Molly Craig)
Jigalong, West-Australien, 1931. Konsequent verfolgt der Chief Protector of Aborigines A.O. Neville die australische Rassenpolitik. Deren Ziel ist es, alle Mischlingskinder von ihren Eltern zu trennen, um sie in staatlichen Heimen zu englisch sprechenden Hausangestellten und Farmarbeitern umzuerziehen. Opfer dieser Politik werden auch Molly Craig, 14 Jahre, ihre jüngere Schwester Daisy und ihre Cousine Gracie. Gewaltsam werden sie von ihren Müttern getrennt und in das weit entfernte Camp Moore River verschleppt. Molly beschließt, mit Daisy und Gracie aus dem Camp zu fliehen. 1.500 Meilen trennen sie von ihrem Zuhause. Die einzige Orientierung, die die Mädchen in der endlosen Weite Australiens haben, ist ein Zaun, der als Schutz vor Kaninchenplagen den gesamten Kontinent durchläuft, der „Rabbit-Proof Fence”. Doch den müssen sie erst finden. Verfolgt von der Polizei und dem erbarmungslosen Spurensucher Moodoo machen sich Molly, Daisy und Gracie auf den weiten Weg nach Jigalong.
Bis in die 70er Jahre erlaubte ein Gesetz, das „General Child Welfare Law”, Aborigine-Kinder, vor allem Mischlingskinder gewaltsam ihren Familien zu entreißen, um sie in staatlich oder kirchlich geführten Heimen umzuerziehen und ihre Assimilierung in die weiße Gesellschaft zu erzwingen. Ihnen wurde jeder Kontakt zu ihren Familien, zu ihrem Volk, zu ihrer Kultur untersagt. Ziel dieser Politik war es, ihren Aborigine-Rassenanteil von Generation zu Generation zu vermindern, um sie eines Tages in die weiße Gesellschaft, wenn auch auf unterster Stufe und als billige Arbeitskräfte, zu integrieren.
Den Anstoß zu LONG WALK HOME gab das 1996 erschienene Buch „Follow the Rabbit-Proof Fence” der australischen Autorin Doris Pilkington, in dem diese die leidvolle Lebensgeschichte ihrer Mutter Molly Craig dokumentiert und das mittlerweile Pflichtlektüre in australischen Schulen ist. Philip Noyce’s Verfilmung präsentiert sich als beeindruckende filmische Wanderung durch ein faszinierendes Australien, getragen von erstaunlichen Bildern des Kameramanns Christopher Doyle, der mitreißenden Musik von Peter Gabriel und nicht zuletzt der überzeugenden Performance der drei Hauptdarstellerinnen.
(nach: Presseheft; www.moviemento.at)
„Dieser wunderbar subtile und lyrische Film funktioniert auf verschiedenen Ebenen: als politisches Statement, als dramatischer Thriller und als Road-Movie. Das Ergebnis ist eine filmische Arbeit von höchster Qualität.” (Daily News South Africa)

Australien 2002; Regie: Phillip Noyce; Buch: Christine Olsen, nach dem Buch „Follow the Rabbit-Proof Fence” von Doris Pilkington; Musik: Peter Gabriel; Kamera: Christopher Doyle; DarstellerInnen: Kenneth Branagh (A.O. Neville), Everlyn Sampi (Molly), Laura Monaghan (Gracie), Tianna Sansbury (Daisy), David Gulpilil (Moodoo), Jason Clarke (Constable Riggs) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 94min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Di 10.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

SAVING GRACE

GRASGEFLÜSTER

R: Nigel Cole / OmU


Grace Trevethan (Brenda Blethyn) musste sich nie um so banale Dinge wie Geld kümmern und konnte sich immer den schönen Seiten des Lebens zuwenden, wie zum Beispiel der Orchideenzucht. Als ihr Mann John aus dem Flugzeug springt, ohne einen Fallschirm zu benützen, hinterlässt er allerdings ein Erbe, auf das Grace gerne verzichtet hätte: eine Mätresse und einen Schuldenberg. Auf dem stattlichen Landsitz in Cornwall liegt eine riesige Hypothek, die Bank drängt zur Zahlung, und der Scheck für Aushilfsgärtner Matthew platzt.
Doch Matthew hat noch ganz andere Sorgen. Seine Marihuanastauden, die er heimlich im hintersten Winkel des Pfarrhofes züchtet, werfen kaum Ertrag ab, sehr zum Verdruss des Dorfarztes, Matthews bestem Kunden. Matthew beschließt, sich mit seinem „Marihuana-Problem” vertrauensvoll an Grace zu wenden. Und nach anfänglichem Zögern erkennt diese das kommerzielle Potential der professionellen Marihuanazucht. Kurzerhand wird die Orchideen-Sammlung aus dem Gewächshaus verbannt, und die Dorfbevölkerung darf sich allabendlich über seltsame Veränderungen rund um das Glashaus freuen.
Von der feinen Lebensart zum unkonventionellen Gelderwerb: Getränkt mit typisch britischem Humor und geprägt von einer unglaublichen Liebe für schräge und exzentrische Typen, ist SAVING GRACE eine Komödie in der Spielart von GANZ ODER GAR NICHT und
WAKING NED DEVINE – Brit-Com in bester Tradition! (nach: Film Review; www.filmladen.at)
„Brenda Blethyn ist das Herz des Films. Wenn die Lady in den besten Jahren mit ihrem Adlatus erstmals Marihuana raucht und kichernd neue Bewusstseinsdimensionen erreicht, mit der Ex-Rivalin die Sexpraktiken des Verstorbenen durchhechelt, als Landpomeranze in London langhaarige Typen mit subversivem Gehabe ihren Stoff anpreist, muss man mehr als schmunzeln. Wenn dann vor dem Gewächshaus Gangster, Schuldeneintreiber und Polizei aufeinandertreffen und alles sich in wunderbar stimulierendem Rauch auflöst, verblüfft die fast paradiesische Leichtigkeit dieser Posse, die souverän die schwierige Gratwanderung zwischen Komik und Klamauk schafft. Und nach dem überraschend märchenhaften Ende fühlt man sich in Beststimmung.” (Blickpunkt Film)
„Mit SAVING GRACE setzt sich die Reihe britischer Überfliegerkomödien fort.” (Queer Review)

Großbritannien 2000; Regie: Nigel Cole; Buch: Mark Crowdy, Craig Ferguson; Kamera: John de Borman; Musik: Mark Russell; DarstellerInnen: Brenda Blethyn (Grace), Craig Ferguson (Matthew), Martin Clunes (Dr. Bamford), Tcheky Karyo (Jacques), Jamie Foreman (China), Bill Bailey (Vince), Valerie Edmond (Nicky), Tristan Sturrock (Harvey), Clive Merrison (Quentin), Leslie Phillips (Vicar) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 94min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN). Sundance Filmfestival 2000 Audience Award Filmfest München 2000 High Hopes Award.


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Mi 11.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

WHALE RIDER

R: Niki Caro / OmU


In einem Maori-Dorf an der neuseeländischen Küste wächst Pai unter der Obhut ihres Großvaters Koro auf. Das zwölfjährige Mädchen kämpft beharrlich um die Anerkennung durch ihren Großvater, der lieber unter den Söhnen der anderen Familien einen Nachfolger sucht, als die Bestimmung seiner Enkelin zur Führerin der Gemeinschaft zu akzeptieren.
WHALE RIDER ist ein bildgewaltiges Märchen, das vom Kampf eines jungen Mädchens um Liebe und Anerkennung erzählt, von enttäuschter Zuneigung und Verzeihung, von uralten Mythen in einer modernen Welt.

Pai(kea) ist die Tochter des erstgeborenen Sohnes von Koro, dem Patriarchen der Maorisiedlung Whangara an der Ostküste Neuseelands. Als traditionsbewusste Maori sieht sie sich als jüngste Nachfahrin von Kahutia Te Rangi, der der Legende nach auf dem Rücken eines Wals nach Neuseeland kam und das Volk der Te Tai Rawhiti begründete. Leider ist Pai „nur“ ein Mädchen. Schlimmer noch, sie lebt, während ihr Zwillingsbruder, der vermeintliche neue Häuptling, bei der Geburt starb. Dass die Zwölfjährige alle Fähigkeiten zu einem guten Stammesoberhaupt in sich vereinigt – Tapferkeit, Überzeugungskraft, Entscheidungsstärke und einen guten Draht zu den Mächten der Natur –, will Großvater Koro nicht sehen. So muss sich Pai gegen Koro und eine tausendjährige Tradition erst auflehnen, um ihre Bestimmung zu erfüllen.
WHALE RIDER, Neuseelands bisher erfolgreichster Film, ist die wohltuende Korrektur eines patriarchalen Heldenmythos, der auf wunderliche Weise Coming of Age-Geschichte, Familiendrama und Märchen verbindet. Gedreht wurde an Originalschauplätzen mit LaiendarstellerInnen in den Nebenrollen. In stimmigen Bildern und Dialogen skizziert Regisseurin Niki Caro das Nebeneinander von einem lethargischen Leben am Rande der weißen Gesellschaft und dem Versuch der Bewahrung überlieferter Traditionen. Caro hat sich bewusst für einen opulenten, internationalen Look entschieden – mit atemberaubenden Totalen, berauschenden Unterwasseraufnahmen und satten Farben: „So wie DAS PIANO damals die internationale Kinogängerschaft für die Westküste Neuseelands begeisterte, sollte WHALE RIDER die Ostküste attraktiv machen.“
Als Drehbuchvorlage diente ein Roman von Witi Ihimaera. „Niki hat eine wunderbare Transformation geschaffen“, sagt der neuseeländische Schriftsteller. „Sie modernisierte die Handlung außerdem so, dass sie auch weit über das Jahr 2002 hinaus ihre Gültigkeit behält. Denn es geht ja nicht nur um eine Gemeinschaft, die sich mit einem bestimmten Problem der Tradition und der Nachfolge konfrontiert sieht. Die Geschichte dreht sich auch um Frauen, und wie sie ihren eigenen Weg in der Gesellschaft finden und gehen müssen. Pai repräsentiert das prototypische junge Mädchen, das verzweifelt um Selbstbestimmung ringt um seinen eigenen Lebensweg in einer männerdominierten Welt zu finden.“
(nach: Presseheft; Hendrike Bake; www.newzealand.com)
„Malerisch und plastisch fotografiert, ist WHALE RIDER Kulturexpedition, Familien- und Emanzipationsdrama (...). Keisha Castle-Hughes ist eine Entdeckung wie einst die junge Winona Ryder.“
(www.kino.de)

Neuseeland/Deutschland 2002; Regie & Buch: Niki Caro, nach dem Roman von Witi Ihimaera; Kamera: Leon Narbey; Musik: Lisa Gerrard; DarstellerInnen: Keisha Castel-Hughes (Pai), Rawiri Paratene (Koro), Vicky Haughton (Flowers), Cliff Curtis (Porourangi), u.a.; (35mm; Cinemascope; Dolby Digital; 101min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Do 12.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

TODAS LAS AZAFATAS VAN AL CIELO

JEDE STEWARDESS KOMMT IN DEN HIMMEL

R: Daniel Burman / OmU


Teresa lebt in schwindelnder Höhe – in ihrem Himmel der pantomimischen Einlagen und der kleinen Tabletts mit den aufgetauten Speisen fühlt sich die Stewardess geborgen. Vor den Abgründen des Lebens auf der Erde fürchtet sie sich – dieser Welt voller Männer, Mutterschaft und Familie.
Sie bevorzugt die Flughäfen und das ewige Fliegen. Dort unten lebt Julián. Der junge Arzt ist gerade verwitwet und muss nach Ushuaia, der südlichsten Stadt auf der Erde, um ein Versprechen einzulösen. Hier will er die Asche seiner Frau verstreuen, ist dies doch der Ort, an dem sie sich das erste Mal begegnet waren. Auch seine Frau war Stewardess. Er weiß um die Liebe und den Schmerz und möchte sich in den Himmel flüchten – weit weg von diesem Erdenleben. Eine Frau, die nicht aus dem Himmel fallen, und ein Mann, der in den Himmel aufsteigen will. Eine unausweichliche Begegnung am Ende der Welt, wo Himmel und Erde in strahlendem Weiß verschmelzen, wo der Horizont die Vergangenheit ist.
(aus: Katalog Berlinale 2003)
„Daniel Burmans Erzählung ist reizvoll in verschiedener Hinsicht: Da wäre die phänomenale Landschaft des argentinischen Südens, die er in Cinemascope-Bildern sich ausbreiten lässt, da sind zwei nicht alltägliche Hauptfiguren, die eine Beziehung durchleben, die Zeit braucht. Da sind die Poesie, die in der eigenartigen Beziehung schwingt, und eine leise Melancholie des Ortes und der Begegnungen, in der Einsamkeiten offen liegen und innere Kräfte des Liebeslebens sich entfachen können. Es ist ein vermeintlich leichter Film über das Leben und das Fliegen von Gefühlen, ein Film aus dem Winter, der einen warm ums Herz werden lässt, ganz ohne aufdringlich zu sein. Ein Liebesfilm, der auch uns Raum zum Träumen lässt.“ (Walter Ruggle, trigon-film)

Argentinien/Spanien 2001; Regie: Daniel Burman; Buch: Daniel Burman, Emiliano Torres; Kamera: Ramiro Civita; Ton: Carlos Faruolo; Schnitt: Miguel Perez, Ana Díaz Epstein Ausstattung: Cristina Nigro; DarstellerInnen: Alfredo Caser (Julián), Ingrid Rubio (Teresa), Valentina Bassi (Lili), Emilio Disi (Lilis Vater), Norma Aleandro (Teresas Mutter) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby Stereo; 98min; spanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Fr 13.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

CASABLANCA

R: Michael Curtiz / OmU


Casablanca 1941. In Rick´s Café kreuzen sich die Schicksale europäischer Emigranten. Der Wissenschaftler Victor Laszlo versucht mit seiner Frau Ilsa mit falschen Pässen den Nazis zu entkommen. Einzig der Amerikaner Rick könnte helfen, doch dieser erkennt in Ilsa die ehemalige Geliebte wieder. Und so entsteht das Liebespaar der Filmgeschichte: Humphrey Bogart als gebrochener Held, der nur durch Zynisums überlebt, Ingrid Bergman als Frau, die zwei Männer liebt und sich nicht entscheiden kann.

USA 1942; Regie: Michael Curtiz; B: Julius J. Epstein, Philip G. Epstein, Howard Koch, nach dem Theaterstück „Everybody Goes to Rick´s“ von Murray Burnett und Joan Alison D: Humphrey Bogart, Ingrid Bergman, Paul Henreid, Conrad Veidt 104min, 1:1,33, Schwarzweiß, englische OmU


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Sa 14.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

BOM YEOREUM GAEUL GYEOUL GEURIGO BOM

FRÜHLING, SOMMER, HERBST, WINTER … UND FRÜHLING

R: Kim Ki-duk / OmU


Niemand ist immun gegen die Mächte der wechselnden Jahreszeiten und des jährlich wiederkehrenden Zyklus von Geburt, Wachstum und Verfall. Auch nicht der alte Mönch und sein Schüler, die sich eine Einsiedelei inmitten eines von Bergen umgebenen Sees teilen. Während um sie herum die Jahreszeiten ihren Lauf nehmen, ist jede Lebensphase der beiden Mönche von einer Intensität durchdrungen, die sie zu einer tieferen Spiritualität führt – und in eine Tragödie. Denn auch ihnen ist es nicht möglich, sich dem Strudel des Lebens zu entziehen, den Begierden, dem Leiden und den Leidenschaften, die von allen Besitz ergreifen: Als eine Frau die in sich geschlossene Welt betritt, macht der junge Mönch unter dem wachsamen Auge des alten Mönches die schmerzliche Erfahrung des Verlustes seiner Unschuld.
Kim Ki-duk (THE ISLE, BAD GUY), neben Jang Sun-woo der bekannteste und zugleich radikalste Regisseur des zeitgenössischen koreanischen Kinos, erzählt mit kraftvoll-ästhetischen Bildern und nur wenigen Worten eine Geschichte um Liebe, Leiden, Weisheit und Tod. Ein tief unter die Haut gehendes cineastisches Meisterstück. (nach: www.filmladen.at; epd Film 3/2004)
Kim Ki-duk: „Meine Absicht war es, Fröhlichkeit, Wut, Leid und Freude in unserem Leben im Laufe der vier Jahreszeiten und des Lebens eines Mönchs darzustellen. Es geht um die Bedeutung der Reife in unserem Leben, wie wir uns entwickeln, um die Grausamkeit von Unschuld, das Besessensein von Begierden und den Schmerz mörderischer Intentionen.”
„FRÜHLING, SOMMER, HERBST, WINTER ... UND FRÜHLING atmet den Geist des Buddhismus, wobei das Eingebundensein in einen größeren Zusammenhang in diesem Film nichts Gemütliches hat. Das Zyklische des Lebens kann ein großer Trost sein – hier aber ist die Unausweichlichkeit, mit der sich Erfahrungen wiederholen, ebenso Grund zur Verzweiflung.” (Martina Knoben)
„Die Jahreszeiten geben den Rhythmus dieses Lebens vor, sie sind Realität und Metapher zugleich, so wie alles in diesem Film gleichzeitig real und metaphorisch ist, der See, der nahe Wasserfall, die Berge, die Tiere, die Hütte und das Boot. Es ist eine Welt im kleinen, in der sich die Geschehnisse der großen Welt da draußen spiegeln, aber ins Zeichenhafte gewendet, wie die Wörter in einer Hieroglyphenschrift. Wer hier ankommt, hat die Dinge des Lebens hinter sich und wird sie doch nicht los.” (Andreas Kilb)
„Kim Ki-duk beweist, dass ein Film nicht schnell sein muss, um packend zu sein, und ruhige Bilder nicht notwendigerweise anstrengen. Die Gewalt, die seine vorherigen Filme dominierte, ist hier reduziert und außerhalb des filmischen Raumes angesiedelt, doch ihre Spuren zeigen sich deutlich im Geschehen.” (Svenja Alsmann)
Internationales Filmfestival San Sebastian 2003 (Publikumspreis)
verschiedene Preise beim Internationalen Filmfestival Locarno 2003

Korea/Deutschland 2003; Regie und Buch: Kim Ki-duk; Kamera: Baek Dong-hyun; Musik: Bark Jee-woong; DarstellerInnen: Oh Young-su (Der alte Mönch), Kim Ki-duk (Der reife Mönch), Kim Young-min (Der erwachsene Mönch), Seo Jae-Kyung (Der junge Mönch), Ha Yeo-Jin (Das Mädchen), Kim Jong-ho (Der Mönch als Kind) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 103min; koreanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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So 15.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

TODO SOBRE MI MADRE

ALLES ÜBER MEINE MUTTER

R: Pedro Almodóvar / OmU


Als Schauplatz für sein „Hohelied der Nächstenliebe” hat Kultregisseur Almodóvar Barcelona den Vorzug vor Madrid gegeben, einem quietschbunten Barcelona natürlich, wo Aberwitz und Zufall regieren, und Mütter, Prostituierte, Nonnen und Transvestiten Hand in Hand an der Großfamilie der Zukunft basteln, permanenten Schicksalsschlägen zum Trotz – oder gerade deshalb.
TODO ist nicht irgendein Film, das ist ein Trip auf den schmerzvollen Fährten der Liebe. Irritierend wie ein Spiegelkabinett und einfach wie die Melodie eines Ohrwurms. Es ist ein Versuch authentisch zu sein. Almodóvar mobilisiert dazu die letzten Mittel der Künstlichkeit.

Spanien/Frankreich 1999; Regie und Buch: Pedro Almodóvar; Kamera: Alfonso Beato; Schnitt: José Salcedo; Musik: Alberto Iglesias; DarstellerInnen: Cecelia Roth (Manuela), Eloy Azorin (Estéban), Marisa Paredes (Huma Rojo), Penélope Crúz (Schwester Rosa), Candela Pena, Antonia San Juan, Rosa María Sardá, Toni Canto u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 105min; spanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mo 16.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

LOST IN TRANSLATION

R: Sofia Coppola / OmU


Im noblen Park Hyatt Hotel in Tokio begegnen sich – an der Hotelbar – die beiden Amerikaner Bob und Charlotte. Er ein gemachter Schauspielstar, der für den Dreh eines lächerlichen Whiskey-Werbespots angereist ist, sie die junge Gattin eines gefragten Fotografen, der auf seinen Reisen nicht wirklich Verwendung für seine Frau hat. Bob und Charlotte sind verloren. Verloren in einer Stadt, deren Sprache sie nicht sprechen und deren Alltagsriten sie nicht begreifen. Hier, im Mikrokosmos ihres Hotels stellen sie fest, dass sie sich nicht nur in der Fremde sondern auch in einer deutlichen Lebenskrise befinden.
„Everyone wants to be found” weiß schon der Plakatslogan von LOST IN TRANSLATION zu suggerieren. Und tatsächlich haben sich hier zwei gefunden im gegenseitigen Einanderbrauchen, um der eigenen inneren Leere entfliehen zu können, zwei Seelenverwandte, die einander umkreisen, einander näher und näher und doch nie wirklich bis zum anderen kommen, während sie sich der Flüchtigkeit ihres gemeinsamen Glücks nur allzu bewusst sind.
Gemeinsam brechen die beiden schließlich aus dem sicheren Hafen ihres Hotels aus und erkunden die fremdartige Welt Japans. Tokyo erscheint wie eine Zauberwelt, hypermedialisiert, voller Spiegelungen, Displays, Leuchtreklamen und Virtual-Reality-Salons, in denen an Spielkonsolen angeschlossene Kids wilde Bewegungen vollführen. Diese exotische Fremde ist es auch, die für die erste Hälfte von LOST IN TRANSLATION der Ursprung des feinen und zielgenau treffenden Humors ist. Bereits der Titel des Films spielt mit der Erkenntnis, dass es in jeder Kultur und Sprache Dinge gibt, die sich nicht angemessen übersetzen lassen, die man als Außenstehender also gar nicht richtig verstehen kann. Und das ist auch nicht weiter tragisch, denn man kann immer noch Staunen – und Lachen.
Fast unmerklich versteckt Sofia Coppola die atmosphärische Kehrtwende zu einem ernsthaften Porträt der besonderen Beziehung zwischen Bob und Charlotte in einer Karaoke Szene, bei der man zuerst noch über den die Sex Pistols imitierenden Japaner lacht. Dann verlassen wir einen Film über Japan und betreten einen Film über zwei Menschen, die sehr ernsthaft über die Frage nachdenken, was es für sie tatsächlich noch geben kann. Und gleichzeitig wandelt sich der Ort, an dem alles anders ist, zu einem Ort, an dem alles anders sein kann, wo man einen gänzlich Fremden trifft und den Mut hat, sich diesem zu öffnen, eben weil er ein Fremder ist.
Wie bereits in THE VIRGIN SUICIDE erhöht Sofia Coppola den behutsamen Kitsch des Alltags auf unaufdringlich artifizielle Weise zur Schönheit des Films. Und auch hier steht das, was Englischsprachige mit „longing” bezeichnen, im Mittelpunkt: Sehnsucht – und damit verbunden die Unfähigkeit, sich zwischen Nähe und Distanz festlegen zu können. (nach: Viennale 03; www.evolver.at; www.filmszne.de; filmtagebuch.blogger.de)
Sofia Coppola: „Ich wollte zeigen, was ich an Tokio liebe, was ich bei einem Besuch dieser Stadt empfinde. Es geht um großartige, aber flüchtige Momente in unserem Leben. Sie sind nicht von Dauer, aber man erinnert sich daran, sie beeinflussen uns. Daran habe ich gedacht, darum genau ging es mir.”
„Getragen von seinen zwei gnadenlos brillant agierenden Hauptdarstellern, Sofia Coppolas eigenen ausgiebigen Erfahrungen als Japan-Reisende und ihrem unglaublich ausgeprägtem Sinn für Ästhetik ist LOST IN TRANSLATION ebenso komisch wie schmerzhaft ehrlich, ebenso schön wie faszinierend.” (F.-M. Helmke)
„Ein sehr, sehr großer Film, ein Film, das kann man einfach so sagen, der bleiben wird.” (Süddeutsche Zeitung)
„In der deutschen Synchronfassung des Films sind alle Zwischentöne dahin.” (Frankfurter Rundschau)

USA 2002; Regie und Buch: Sofia Coppola; Kamera: Lance Acord; Musik: Brian Reitzell; DarstellerInnen: Bill Murray (Bob Harris), Scarlett Johansson (Charlotte), Giovanni Ribisi (John), Anna Faris (Kelly), Fumihiro Hayashi (Charlie) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 105min; englisch-japanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN). Oscar-Nominierung 2004: Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch, Bester Hauptdarsteller


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Di 17.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

BELLA MARTHA

R: Sandra Nettelbeck / OmU


Küchenchefs, sagt man, sind cholerisch, tyrannisch und arrogant. Sie schuften in der Hitze wie Malocher, setzen divenhaften Ehrgeiz in die Kreation aufwändiger Kunstwerke und müssen deren respektlosen Verzehr durch die Kundschaft verkraften. Sandra Nettelbeck kostet in ihrem Kinodebüt das tragikomische Reich hinter der klappernden Küchentür eines Restaurants, die Sinnlichkeit, Geschäftigkeit und Hektik hochgezüchteter Kochkultur aus.
Alles beginnt auf der Couch eines Analytikers. Martha Klein (Martina Gedeck) wurde von ihrer Chefin zwangsweise zum Psychiater geschickt. Die begnadete Star-Köchin eines Hamburger Nobelrestaurants gerät nämlich in Rage, wenn Gäste es wagen, sich über ihre Kreationen zu beschweren. Kulinarischen Banausen knallt sie schon mal ein blutig-rohes Steak samt Messer auf den weiß gedeckten Tisch. Doch der Therapeut kriegt auch kaum mehr aus Martha heraus als ihr Lieblingsrezept für geröstete Täubchen. Marthas einzige Art, mit der Außenwelt zu kommunizieren, läuft über lukullischen Perfektionismus. Als sie nach dem Unfalltod ihrer Schwester deren achtjährige Tochter Lina bei sich aufnehmen muss, wird das bisher noch recht übersichtliche Leben der Meisterköchin um einiges komplizierter. Zudem bringt der neu eingestellte Pasta-Koch Mario ihre Küchenherrschaft ins Wanken.
Von Beginn an ist klar, dass BELLA MARTHA nicht die rohe Küchenwirklichkeit dokumentieren, sondern ein Märchen mit Happy End erzählen will. Selten jedoch sah man die Berufswelt der Protagonisten mit so viel Lust aufs handwerkliche Detail dargestellt. Alle, die am Herd stehen, mussten bei dem Koch Rocco Dressel einen Kochkurs absolvieren. Mit ihm wurde jede Bewegung in der Küche einstudiert. (nach: epd Film; www.tagesspiegel.de; www.cityinfonetz.de)
„Es ist beeindruckend, wie einfühlsam und echt die graduelle Annäherung von zwei grundverschiedenen Welten nahe gebracht wird, als Martha ihrer Nichte nach einem Schicksalsschlag beizustehen hat. Die nicht kindgerechte Welt der Profiköchin und die des trauernden Kindes beginnen sich positiv zu beeinflussen – kein erzieherisch gereckter Zeigefinger, keine Vereinfachungen, kein Vertuschen von Trauer und Schmerz, kein Überspielen von Konflikten zwischen Erwachsenen und Kind und gerade deshalb mit viel Gefühl und Überzeugungskraft.” (Thomas Gerstenmeyer)
„Auch wenn die Regisseurin zum Schluss die heile Welt etwas exzessiv zelebriert, Marthas Geschichte ist ein mit Ernst und doppelt so viel Humor erzähltes Frauenschicksal, das sich eher an der unkonventionellen Art einer Bridget Jones als an der süßlichen Romantik Amélie Poulains orientiert. Und das ist für einen deutschen Film schon etwas Besonderes.” (Gerda Wurzenberger)

Deutschland 2002; Regie und Buch: Sandra Nettelbeck; Kamera: Michael Berti; Musik: Keith Jarrett, Arvo Pärt; DarstellerInnen: Martina Gedeck (Martha Klein), Maxime Foerste (Lina), Sergio Castellitto, Sibylle Canonica, Katja Studt u.a.; (35mm; Farbe; 106min).


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Mi 18.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

DOWN BY LAW

R: Jim Jarmusch / OmU


Irgendwo in Louisiana: Der Möchtegern-Zuhälter Jack und der arbeitslose Diskjockey Zack landen in der Enge einer Gefängniszelle in New Orleans und öden sich an. Ein italienischer Tourist kommt hinzu, unbekümmert brabbelnd in einem halsbrecherischen Anfänger-Englisch: eine Nervensäge. Es gelingt ihnen die Flucht. Sie irren durch die wegelosen Sümpfe Louisianas, verfolgt von Bluthunden, umgeben von Krokodilen und Giftschlangen: ein Trio unterwegs ins Nichts.

USA 1986; Regie und Buch: Jim Jarmusch; Kamera: Robby Müller; Musik: John Lurie; Songs: Tom Waits; DarstellerInnen: Tom Waits (Zack), John Lurie (Jack), Roberto Benigni (Roberto), Nicoletta Braschi (Nicoletta), Ellen Barkin (Laurette) u.a.; (35mm; 1:1,85; Schwarzweiß; 106min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Do 19.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

TANGUY

DER NESTHOCKER

R: Etienne Chatiliez / OmU


Tanguy, 28 Jahre alt, lebt immer noch bei seinen Eltern in einer eleganten, großzügigen Pariser Dachwohnung. Und fühlt sich so pudelwohl, dass er garantiert nicht vorhat, etwas daran zu ändern. Warum auch? Morgens bekommt er frisch gepressten Orangensaft serviert. Das Hausmädchen kümmert sich um seine Bügelwäsche. Und wenn er mal wieder einen weiblichen Übernachtungsgast mitbringt, strahlen seine Eltern um die Wette. Doch die Anwesenheit des altklugen, pedantischen Nesthockers wird für diese mehr und mehr zur täglichen Folter. Also beschließen sie, dem Sohn das Leben so schwer zu machen, dass er freiwillig auszieht.
Die beiden lassen sich allerhand Tricks einfallen, um ihrem Sohn das Leben zur Hölle zu machen. Zunächst eher zaghaft. Doch mit der Zeit entwickeln die schrecklichen Eltern nicht nur Talent fürs Gemeinsein, sie finden auch richtig Spaß am Piesacken. Wider Erwarten stellt sich das Unternehmen jedoch als extrem schwierig heraus. Tanguy ist wie eine Klette, die sich nicht abschütteln lässt.
Etienne Chatiliez: „Ich liebe es, über ernste Dinge mit einem Augenzwinkern zu sprechen. Im Grunde ist das der Kern jeder Komödie. Wenn man sich traut, laut auszusprechen, was viele denken, dann ist man beim Wesen der Komödie angelangt. Humor ist zwangsläufig gefährlich. (...) Mit Humor lassen sich harte Wahrheiten über sensible Themen gut vermitteln. Wenn man den Finger in Wunden legt und die Leute dabei zum Lachen bringt, hat man schon gewonnen.”
Etienne Chatiliez (DAS LEBEN IST EIN LANGER RUHIGER FLUSS, TANTE DANIELLE, DAS GLÜCK LIEGT IN DER WIESE) lässt in gewohnter Manier die Auseinandersetzungen präzise und zum Gaudium des Publikums eskalieren. Eine schwarze Komödie und eine Frontalattacke gegen die spießige Scheinheiligkeit bürgerlichen Familienlebens. (nach: www.filmladen.at)
„Chatiliez und Chouchan konfrontieren ihren Nesthocker mit Situationen, die beklemmend eskalieren. Dagegen wirkt DER ROSENKRIEG wie eine Friedensmission der Uno. Eine Gesellschaftskomödie, die ins Schwarze trifft!” (Elle)
„Sechs Jahre nach seinem bislang letzten Film präsentiert Etienne Chatiliez erneut eine unwiderstehliche Gesellschaftskomödie. (...) Ein Tip: Gehen Sie mit der ganzen Familie in diesen Film. Das wiegt jede Sitzung beim Familientherapeuten auf. Lustiger ist es ohnehin!”
(Studio Magazine)

Frankreich 2001; Regie: Etienne Chatiliez; Buch: Laurent Chouchant, Etienne Chatiliez, nach einer Idee von Yolande Zauberman; Kamera: Philippe Welt; Musik: Pascal Andreacchio; DarstellerInnen: Sabine Azema (Edith), André Dussolier (Paul), Eric Berger (Tanguy), Aurore Clement (Carole), Jean-Paul Ruve (Bruno), André Wilms (Der Psychiater) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 108min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Fr 20.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

CALENDAR GIRLS

R: Nigel Cole / OmU


Ältere Damen, die Marmelade einkochen, sind nichts Besonderes. Frauen, die sich nackt für einen Kalender fotografieren lassen, auch nicht. Aber ältere Damen, die sich beim Marmelade einkochen nackt für einen Kalender fotografieren lassen, und das alles für einen guten Zweck – das ist etwas Besonderes.
Das Spannungsfeld zwischen retuschierter Illusion und molliger Realität ist Thema von Nigel Coles Komödie CALENDAR GIRLS. Im Mittelpunkt steht ein dörflicher Frauenverein, der sich für den alljährlichen Benefizkalender etwas Besonderes ausgedacht hat: Statt der ewigen Landschaftsbilder sollen ausgerechnet Aktaufnahmen der nicht mehr ganz taufrischen Vereinsmitglieder endlich Bares in die Kasse fließen lassen.
Reife Hausfrauen als Pin-ups: Eine hübsche kleine Geschichte erzählt der britische Regisseur Nigel Cole (SAVING GRACE) in seinem zweiten Spielfilm, eine Geschichte, die überdies den Sympathiebonus besitzt, wahr zu sein. In Yorkshire ließen Frauen für einen Kalender tatsächlich die Hüllen fallen, um Kasse zu machen fürs lokale Spital. Der Erfolg war enorm, der Kalender ein Renner und die Frauen plötzlich Berühmtheiten. Nigel Cole machte aus dieser Vorlage einen jener typischen englischen Filme, die mit bemerkenswerter Leichtigkeit zwischen komödiantischen und berührenden Momenten wechseln und begeistern. (nach: Presseheft; NZZ vom 12.09.2003)
Nigel Cole: „Mir sagt die Mischung aus Drama und Komödie zu. Und das ist es auch, was SAVING GRACE und CALENDAR GIRLS gemeinsam haben. Mir gefällt es einfach, andere Menschen zum Lachen oder Weinen zu bringen. Tief im Herzen bin ich wohl ein Softie. Ich werde leicht sentimental, aber das ist mir dann so peinlich, dass ich die Wirkung mit einer Pointe abschwäche. Die romantische Komödie ist ein Genre, bei dem man sich beides erlauben darf.”
„Schon mit SAVING GRACE hat Regisseur Cole einen Publikumsliebling in die Kinos gebracht, der eine reife Frau mit Schmiss unkonventionelle Wege beschreiten ließ. Auch CALENDAR GIRLS ist ein klassischer ‚Crowd Pleaser’ mit dem Herzen auf dem rechten Fleck, überaus sympathischer Besetzung und wohldosiert kecken Gags.” (Simon Kern)
„CALENDAR GIRLS revolutioniert das Striptease-Genre, weil die Ladys in ihrer ganzen Durchschnittlichkeit ein natürliches Schamgefühl und eine reizende Unschuld behalten haben. Das ist das Frische in der Präsentation des schon ein bisschen Verlebten. Kommt hinzu, dass die zwei Hauptdarstellerinnen Helen Mirren und Julie Walters mit jugendlich zu nennendem Schalk und Übermut durch die Szenerie wirbeln.” (Andreas Vogel)

Großbritannien 2003; Regie: Nigel Cole; Buch: Juliette Towhidi, Tim Firth; Kamera: Ashley Rowe; Musik: Patrick Doyle; DarstellerInnen: Julie Walters (Annie), Helen Mirren (Chris), Penelope Wilton (Ruth), Annette Crosbie (Jessie), Celia Imrie (Celia) u.a.; (35mm; Farbe; 108min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Sa 21.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

COFFEE AND CIGARETTES

R: Jim Jarmusch / OmU


1986 drehte Jim Jarmusch für die amerikanische TV-Show „Saturday Night Live” einen Kurzfilm: „Strange to Meet You” mit Roberto Benigni und Steven Wright, in dem der panisch überdrehte Koffein-Junkie Benigni am Schluss anstelle von Wright zum Zahnarzt geht. Die erste COFFEE AND CIGARETTES-Episode wurde zur Basis für ein Langzeit-Projekt von Jim Jarmusch: einer Reihe von Gesprächen über Kaffee und Zigaretten, thematisch und stilistisch verbunden zu einem Kinofilm, Variationen der Grundidee, durch wiederkehrende Bezüge, Witze und Metaphern verknüpft.
Steven Wright trinkt den Kaffee literweise vor dem Schlafengehen; Tom Waits raucht mit Iggy Pop eine Zigarette nach der anderen, weil er so stolz ist, das Rauchen aufgegeben zu haben; Steve Buscemi erzählt den Lee-Zwillingen von Elvis’ bösem Zwillingsbruder und Bill Murray trinkt den Kaffee gleich aus der Kanne.
Jim Jarmusch zelebriert in COFFEE AND CIGARETTES die große Kunst der kleinen Form. Er lässt seinen skurrilen Clan, befreundete Musiker und Schauspieler, in elf entspannten Episoden in Cafés und Kneipen quer durch die USA über Gott und die Welt und die kleinen Abhängigkeiten philosophieren, getragen von lakonischem Humor und einem großartigen Soundtrack, der von Funkadelic und den Skatalites über Iggy Pop bis zu Gustav Mahler reicht.
Auf den ersten Blick scheint COFFEE AND CIGARETTES ein Nebenprodukt zu sein. Doch der Film leuchtet ins Zentrum von Jarmuschs Schaffen, für das das Beiläufige so charakteristisch ist. Durch die Wiederholung erhalten die Episoden, die immer auch Liebeserklärungen an die Akteure sind, neue Bedeutung: Was aus einer Laune geboren ist, gewinnt den Charakter einer strengen Versuchsanordnung. Die Originale haben nichts von ihrem Charme verloren und die neuen Episoden können es mit den alten aufnehmen, ohne sich anzubiedern. Auch die Aneinanderreihung zu einem Langfilm funktioniert erstaunlich gut; statt dass sich die Episoden, wie oft in Kurzfilm-Zusammenstellungen, gegenseitig ausblenden, spielt COFFEE AND CIGARETTES wie ein Musikstück mit verschiedenen Variationen.
Das Highlight der Serie ist nach wie vor „Somewhere in California” mit Iggy Pop und Tom Waits (Bester Kurzfilm, Goldene Palme, Cannes 1993). Die beiden befreundeten Musiker treffen sich in einem Café und liefern sich ein cooles oberflächliches Gespräch, das von versteckten Angriffen, höflichen Unterstellungen und verletzten Eitelkeiten nur so brodelt.
„Nun, es geht um zwei oder drei Leute, die den beiden im Filmtitel genannten Abhängigkeiten verfallen sind. Aber Jarmusch macht daraus einen Hochgenuss, der sich vor einem abspielt, wie ein unvergessliches Konzept-Album.” (Rolling Stone)
„Der feinsinnige, bodenständig-coole Stil Jarmuschs´ durchdringt dieses poetisch-komische Bündel von elf Geschichten, mit deren Verfilmung Jarmusch 1986 begonnen hatte. Nun, es geht um zwei oder drei Leute, die den beiden im Filmtitel genannten Abhängigkeiten verfallen sind. Aber Jarmusch macht daraus einen Hochgenuss, der sich vor einem abspielt, wie ein unvergessliches Konzept-Album. ... Jarmusch ist immer noch die personifizierte Indie-Seele.” (Rolling Stone)
„COFFEE AND CIGARETTES ist ein Vergnügen vom Anfang bis zum Ende.” (IndieWire)

USA 2003; Regie und Buch: Jim Jarmusch; Kamera: Tom DiCillo, Frederick Elmes, Ellen Kuras, Robby Müller; DarstellerInnen: Roberto Benigni, Steven Wright; Joie Lee, Cinqué Lee, Steve Buscemi; Iggy Pop, Tom Waits; Joe Rigano, Vinny Vella, Vinny Vella jr.; Renée French, E.J. Rodriguez; Alex Descas, Isaach de Bankolé; Cate Blanchett; Meg White, Jack White; Alfred Molina, Steve Coogan; GZA, RZA, Bill Murray; Bill Rice, Taylor Mead; (35mm; 1:1,85; Schwarzweiß; Dolby SRD; 96min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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So 22.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

HERR LEHMANN

R: Leander Haußmann


Berlin, Herbst 1989: Herr Lehmann ist Barkeeper in Kreuzberg und lebt in einer übersichtlichen, kleinen Welt voller Philosophen, Künstler und Biertrinker. Ein beschauliches und schönes Leben. Doch dann, kurz vor seinem dreißigsten Geburtstag, durchbricht eine unvorhersehbare Störung nach der anderen seinen geliebten Alltagstrott. Ein aufdringlicher Hund, der angekündigte Besuch seiner Eltern, die schöne Köchin Katrin, sein bester Freund Karl und ein bis dato unbekannter Kristallweizen-Trinker sorgen für Unruhe.
Während sich im Ostteil der Stadt und in der ganzen DDR große Umbrüche ankündigen, hat Herr Lehmann alle Hände voll zu tun, die an ihn herangetragenen Herausforderungen zu bewältigen. Und so kommt der 9. November: Karl wird verrückt und die Mauer fällt und das auch noch an Herrn Lehmanns dreißigstem Geburtstag: „Und wenn schon, was soll das heißen, die Mauer ist offen.”
Mit „Herr Lehmann” gelang Sven Regener, Sänger, Texter und Trompeter der Berliner Band „Element of Crime”, vor zwei Jahren ein erfrischendes Romandebüt, das zum Kultbuch avancierte. Leander Haußmann, einst jüngster Theaterintendant Deutschlands und mit SONNENALLEE (1999) auch als Kinoregisseur erfolgreich, entschloss sich nach der Lektüre sofort, das Buch zu verfilmen: „Mit Herrn Lehmann habe ich einen der seltenen Charaktere gefunden, die man unbedingt zum Leben erwecken muss. Das war mir schon nach den ersten fünf Seiten des Buches klar.”
„Man hält den Atem an, man ist verblüfft, man lacht sich schief.” (Die Zeit über Sven Regeners Roman)
„HERR LEHMANN ist der lang erwartete zweite Film von SONNENALLEE-Regisseur Leander Haußmann, eine gelungene Adaption des Bestseller-Romans, ein authentisches Portrait der Kreuzberger Szene kurz vor dem Mauerfall.” (www.cinema-arthouse.de)

Deutschland 2003; Regie: Leander Haußmann; Buch: Sven Regener, nach seinem gleichnamigen Roman; Kamera: Frank Griebe; Musik: Anita Lane, Bauhaus, Cake, Calexico, Element of Crime, Violent Femmes, Residents, Westbam u.a.; DarstellerInnen: Christian Ulmen (Herr Lehmann), Katja Danowski (Katrin), Detlev Buck (Karl), Janek Rieke (Kristall-Rainer), Margit Bendokat (Lehmanns Mutter), Adam Oest (Lehmanns Vater) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 105min).


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Mo 23.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

HIMALAYA

HIMALAYA – L’ENFANCE D’UN CHEF

R: Eric Valli / OmU


Der französische Fotograf Eric Valli hat den Salzkarawanen im Nordwesten Nepals bereits prachtvolle Bildbände und zwei Dokumentarfilme gewidmet. Nun hat er sie auch zum Thema seines ersten Spielfilms gemacht. HIMALAYA erzählt in beeindruckenden Cinemascope-Bildern die abenteuerliche Geschichte zweier Karawanenführer, deren Ausgang das Schicksal der gesamten Talschaft entscheiden wird.
Ein verlorenes Dorf im Nord-Westen des Himalaya, 5000 Meter über dem Meeresspiegel. Der charismatische, alte Karawanenführer Tinlé trauert um seinen älteren Sohn, der in den Bergen verunglückt ist. Der Dorfälteste weigert sich, die Führung der Yak-Karawane dem jungen Karma zu überlassen, den er beschuldigt, für den Tod seines Sohnes verantwortlich zu sein. Doch der hitzige Karma geht selbstbewusst seinen eigenen Weg. Er trotzt den Orakeln der Schamanen und Tinlés Zorn und wagt es, vor dem rituellen, von den Göttern vorherbestimmten, Datum mit seiner Karawane aufzubrechen. Im Süden tauscht das Volk der Dolpo-Pa ihr Salz gegen Getreide. Die jungen Männer des Dorfes folgen Karma, während die alten auf Tinlé und die Götter vertrauen.
Vallis Hommage an das Volk der Dolpo-Pa ist eine gelungene Mischung aus Dokumentation, Fiktion und Abenteuerfilm, verpackt in beeindruckende Bilder der tibetischen Berglandschaft und der Menschen, die dort leben. Sein Vorhaben, beim Erzählen der Geschichte des Karawanenführers so nah wie möglich an der Realität zu bleiben, ist Valli absolut gelungen. (nach: NZZ, 20.8.1999; Votiv 376; epd Film 1/2000; Skip; Der Standard, 5.4.2000)
Karma Tensing Nyima Lama: „Dieser Film ist eine Geschichte des Willens, des Durchhaltevermögens, der Toleranz, der Courage, der Würde und des Zusammenhalts. Ohne diese Werte kannst du im Dolpo nicht überleben. Es war wichtig, diesen Film zu machen, bevor unsere Kultur verschwindet und dahinschmilzt wie Schnee in der Sonne.”

Frankreich/Schweiz 1999; Regie: Eric Valli; Buch: Eric Valli, Olivier Dazat; Kamera: Jean-Paul Meurisse, Eric Guichard; Musik: Bruno Coulais; DarstellerInnen: Thilen Lhondup (Tinlé), Lhapka Tsamchoe (Pema), Gurgon Kyap (Karma), Karma Tensing Nyama Lama (Norbou), Karma Wangiel (Tsering/Pasang) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 110min; tibetische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Di 24.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

I CENTO PASSI

HUNDERT SCHRITTE

R: Marco Tullio Giordana / OmU


I CENTO PASSI ist die authentische Geschichte des Anti-Mafia-Aktivisten „Peppino” Giuseppe Impastato, der am 9. Mai 1978 ermordet wurde. Erst 18 Jahre danach wird Peppinos Tod auch offiziell zum Verbrechen erklärt.
„Marco Tullio Giordana erzählt hier nicht von der italienischen Mafia, sondern von der italienischen Familie. Das ist einerseits dasselbe. Andererseits betrachtet er nicht die Organisation, sondern die alltägliche Abhängigkeit. Peppino ist ein poetischer Quälgeist und couragierter Don Quichotte. Er hat den Kampf gegen die Mafia verloren, aber in seinem Tod doch noch gesiegt.” (Der Spiegel)

Italien 2000, Regie: Marco Tullio Giordana; 104min, ital OmU


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Mi 25.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

HABLE CON ELLA

SPRICH MIT IHR

R: Pedro Almodóvar / OmU


Nach seinem ersten Oscar für ALLES ÜBER MEINE MUTTER hat Pedro Almodóvar nun seinen vierzehnten Spielfilm ins Kino gebracht.
Gleich zu Beginn von HABLE CON ELLA öffnet sich der Vorhang zu einer Bühne, über die zwei elfengleiche Tänzerinnen in weißen Gewändern schweben – eine Sequenz aus Pina Bauschs „Café Müller”. Im Publikum sitzen zwei Männer, überwältigt von der ergreifenden Darbietung. Sie sitzen zufällig nebeneinander und kennen sich noch nicht. Beningo, der junge Krankenpfleger, beobachtet verstohlen, wie der andere, Marco, Journalist und Schriftsteller, seinen Emotionen durch Tränen freien Lauf lässt.
Monate später treffen sie sich wieder: In der Klinik, in der Beningo arbeitet. Marco wacht am Bett seiner Geliebten Lydia, einer Stierkämpferin, die während eines Kampfes lebensgefährlich verletzt wurde und ohne Bewusstsein ist. Beningo kümmert sich bereits seit Jahren um die ins Koma gefallene Tänzerin Alicia, in die er schon lange vor deren tragischem Autounfall heimlich verliebt war. Die Anarchie der Leidenschaft kommt nicht immer wie ein geballter Revolutionszug daher. Sie kann auch nahezu unscheinbar die Rituale des Alltags zunichte machen und distanzierte Professionalität durch bedingungslose Intimität ersetzen.
Gleichzeitig erzählt HABLE CON CELLA eine Geschichte über die Freundschaft zweier Männer. Wie kleine Seelenlandschaften spiegeln ihre Gesichter Emotionen wider, deren Macht sie sich nicht entreißen können. Mit vorsichtigen Schritten und leisen Tönen, wie man sie erst seit wenigen Jahren von Almodóvar kennt, webt er die zarten Bande zwischen den beiden so unterschiedlichen Männern.
Aber es geht auch um die Kraft der Gefühle und die Einsamkeit, die sich breit macht, wenn es niemanden gibt, der bereit ist, die Bewegungen im Innern der Seele mit einem zu teilen. HABLE CON ELLA ist ein Film über Kommunikation und Nichtkommunikation, über Monologe, die wirkungsvoller sind als Dialoge, über das Kino als Konversationsthema, über Freude am Erzählen, über Worte als Waffen gegen die Einsamkeit.
Pedro Almodóvar: „Die Einsamkeit ist etwas, das alle Protagonisten in dem Film gemeinsam haben. Alicia und Lydia sind auch einsam. Und Katerina, die Ballettlehrerin. Und Alicias Vater, obwohl er wahrscheinlich eine Affäre mit seiner Sprechstundenhilfe hat. (...) Und der Stier bleibt einsam in der riesigen Arena zurück, als die lebensgefährlich verletzte Lydia ins Krankenhaus abtransportiert wird. Man könnte meinen Film auch ‚Einsamkeit, vermute ich‘ betiteln.”

Spanien 2001; Regie und Buch: Pedro Almodóvar; Kamera: Javier Aguirresarobe A.C.E.; Musik: Alberto Iglesias; DarstellerInnen: Javier Cámera (Beningo), Darío Grandinetti (Marco), Leonor Watling (Alicia), Rosario Flores (Lydia), Geraldine Chaplin (Katerina Bilova), Caetano Veloso (Caetano Veloso), Pina Bausch (Pina Bausch), Mariola Fuentes (Rosa), Paz Vega (Amparo) u.a.; (35mm; 1:2,35, Farbe; Dolby; 116min; spanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Do 26.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

THE BIG LEBOWSKI

R: Joel Coen / OmU


Lebowski, der sich ‚The Dude‘ nennt, und seine Freunde Walter, ein Vietnamkriegsveteran, und der etwas einfältige Donny hängen herum, spielen Bowling und gehen einander hin und wieder ziemlich auf die Nerven. Dude’s Lieblingsgetränk ist so trübe wie er selbst träge: White Russian – Wodka, Cachaca und Milch auf Eis.
Der Dude kennt keinen Ehrgeiz; Tatendrang ist ihm fremd. Und doch wird er zum unfreiwilligen Protagonisten einer Gangsterstory, die ausgerechnet ihn zum Handeln zwingt.
Der Dude ist nicht „The Big Lebowski”, teilt mit dem Multimillionär aber Vor- und Nachnamen. Das führt natürlich zu Mißverständnissen, und so pinkelt eines Tages ein Geldeintreiber fälschlicherweise auf den Teppich des „trägsten Menschen von L.A.”. Eine leichte Unruhe hält daraufhin Einzug in das stumpfe Abhängen; vor allem, als die Frau des Millionärs entführt wird und der Dude als Kurier bei der Lösegeldübergabe engagiert wird.

USA 1998; Regie: Joel Coen; Buch: Ethan Coen & Joel Coen; Kamera: Roger Deakins; Musik: Carter Burwell; DarstellerInnen: Jeff Bridges (The Dude), John Goodman (Walter Sobchak), Julianne Moore (Maude Lebowski), Steve Buscemi (Theodore Donald ‚Donny‘ Kerabatsos), David Huddleston (The Big Lebowski) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; 117min; englisch-deutsch-hebräisch-spanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Fr 27.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

PANE E TULIPANI

BROT UND TULPEN

R: Silvio Soldini / OmU


Ein kleines Malheur – und schon fährt der Bus mit der Reisegesellschaft weiter. Zurück bleibt Rosalba, Hausfrau aus Pescara. Ihr Mann und ihre beiden Söhne bemerken lange nicht, dass sie fehlt.
Rosalba hält Autos an, um nach Hause zu reisen. Einer der Fahrer fährt nach Venedig: Da war sie noch nie, morgen ist Sonntag – also, warum nicht? Sie sucht eine Bleibe für die Nacht und findet Fernando, einen romantischen Feingeist und Kellner (Bruno Ganz), der sie bei sich unterbringt. Am nächsten Tag findet sie sogar einen Job bei einem alten anarchistischen Blumenhändler.
Für Rosalba beginnt ein neues Leben, kurzfristig und vorübergehend, eine Auszeit, in der ihre Missgeschicke abnehmen und ihr Glück wächst. Sie findet eine neue Freundin, die Masseurin Grazia – und nichts kann die Idylle stören. Auch der Amateurdetektiv Constantino nicht, den ihr Mimmo hinterherschickt. Über alle legt sich der Zauber, der Venedig allgemein nachgesagt wird. Und die Gedanken an Mimmo verblassen.
In Italien hat BROT UND TULPEN die Herzen der ZuschauerInnen im Sturm erobert. Ein Überraschungshit, der auch mit neun „Davids” (die italienischen „Oscars”) dekoriert wurde. Erstaunlich ist dieser Erfolg, denn Silvio Soldinis Spielfilm ist eine klamaukfreie, sanft verzaubernde Komödie. (nach. epd Film 1/2001)
PANE E TULIPANI ist keine typische, klamottige Italo-Komödie, sondern bei allem Temperament und aller italianità ein ebenso freundliches wie bizarres Vergnügen mit wunderbar archaischen Momenten. (Blickpunkt Film)
„Soldini lässt Sehenswürdigkeiten und Gondoliere beiseite, er zeigt die verwinkelten Gassen und düsteren Kammern des Stadtlabyrinths als Seelenlandschaft der Erwartung. Rosalba sucht nach ihrer verloren gegangenen Lebensmelodie, und das rätselhafte, verwunschene Venedig hilft ihr dabei. Vielleicht kann man eine solch märchenhaft wahre Emanzipationskomödie nur in Venedig drehen.” (Rainer Gansera)

Italien 2000; Regie: Silvio Soldini; Buch: Doriana Leondoff, Silvio Soldini; Kamera: Luca Bigazzi; Schnitt: Carlotta Cristiani; Musik: Giovanni Venosta; DarstellerInnen: Giuseppe Batiston (Constantino), Antonio Catania (Mimmo), Bruno Ganz (Fernando), Licia Maglietta (Rosalba) u.a.; (35mm; Farbe; 118min; italienische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Sa 28.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

GOOD BYE, LENIN!

R: Wolfgang Becker / OmU


Lenin ist von seinem Sockel gestiegen. Die Faust zum sozialistischen Gruß gereckt, schwebt er von einem Helikopter baumelnd ein letztes Mal durch die Straßen Berlins. Good Bye, Lenin! Welcome D-Mark. Es ist 1990, Wendezeit in Deutschland. In irrwitzigem Tempo wird der sozialistische Traum entsorgt.
Christiane Kerner hat von all dem nichts mitgekriegt. Acht Monate hat die überzeugte Genossin im Koma gelegen. Nun lebt sie auf einer kleinen sozialistischen Insel mitten im brodelnden Berlin, denn Christiane droht ein erneuter Herzinfarkt, sobald sie sich aufregt. Und nichts würde ihren Gesundheitszustand stärker in Gefahr bringen als Mauerfall und deutsche Einheit. Also lässt ihr Sohn Alex auf 79 Quadratmetern Plattenbau die DDR wieder auferstehen, mit Ständchen von den jungen Pionieren und allem Drum und Dran.
Was sich anhört wie eine deutsch-deutsche Komödie, ist auch eine, doch wie bei jeder wirklich guten Komödie ist der Stoff eigentlich zutiefst tragisch. Unbeschwerte Momente wechseln mit ernsten, stillen Augenblicken ab. Daneben trägt der Film eine Menge Archivmaterial aus der Zeit der Wiedervereinigung zusammen und lässt die Emotionalität dieses Ereignisses noch einmal spürbar werden. Die Verhältnisse in der DDR werden dabei weder glorifiziert noch verteufelt, Regisseur Wolfgang Becker (DAS LEBEN IST EINE BAUSTELLE) beobachtet legiglich den Mikrokosmos einer Hausgemeinschaft in Ost-Berlin, deren Mitglieder die Veränderungen ganz unterschiedlich aufnehmen.
(nach: www.welt.de; www.filmstarts.de; www.br-online.de;
www.artechock.de; www.moovienet.de)
Katrin Saß: „Natürlich kommen durch den Film Dinge wieder hoch, über die man lachen und schmunzeln kann, es kommen aber auch andere Sachen hoch, nämlich ungeheure Aggressionen. 1988/89 war ich in Leipzig. Und immer, wenn ich zur Probe musste, führte mein Weg an der Nikolaikirche vorbei. Irgendwann, eine Probe fiel aus, bin ich stehengeblieben, und habe zugeguckt, als eine Demonstration begann, dann bekämpft wurde. Es war ungeheuer. Ich habe nicht nur Gänsehaut gekriegt, ich habe einen solchen Hass gekriegt: Das ist alles wieder hochgekommen. Es stimmte alles. Dieses Buch von einem West-Autor traf nach 12 Jahren die Atmosphäre genau.”
Wolfgang Becker: „GOOD BYE, LENIN! ist eine Familiengeschichte mit ernstem Hintergrund. Einem jungen Mann steht durch den Mauerfall die Zukunft offen. Er kann plötzlich aus der Enge ausbrechen, die er vorher empfunden hat, und was tut er? Er entscheidet sich dafür, die DDR-Vergangenheit zu konservieren, weil er seine Mutter schützen will, die die Veränderungen der Gegenwart vermeintlich nicht aushalten würde. Wofür es nicht mal einen Beweis gibt. In meinem Film geht es eben auch um Lügen und Geheimnisse. (…) Unter anderem habe ich erfahren, dass es den Ostler nicht gibt: Die einen haben den Untergang der DDR als Verlust empfunden, die anderen nicht. Insofern hatte man die Freiheit, sich eine Ost-Identität zu imaginieren. Das haben wir im Film auch getan.”
„Wolfgang Becker ist ein wirklich herrlicher Film gelungen, dessen Drehbuch eine originelle Storyline zu einer niemals langatmigen Geschichte verdichten kann. Die komödiantischen Abschnitte treten dabei trotz ihrer Gelungenheit gegenüber den ernsten Aspekten in den Hintergrund, während der Film vor allem die Wiedervereinigung noch einmal auf überwältigend emotionale Weise ins Gedächtnis ruft.”
(Stephan Flory).
„Ein leichtes Spiel mit großen und kleinen Lügen. Kurz: ein gesamtdeutscher Genuss!” (ZDF Aspekte)

Deutschland 2003; Regie: Wolfgang Becker; Buch: Bernd Lichtenberg; Kamera: Martin Kukula; Musik: Yann Tiersen; DarstellerInnen: Daniel Brühl (Alex Kerner), Katrin Saß (Christiane Kerner), Chulpan Khamatova, Maria Simon, Florian Lukas, Alexander Beyer u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 121min).


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So 29.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

L’AUBERGE ESPAGNOLE

BARCELONA FÜR EIN JAHR

R: Cédric Klapisch / OmU


Ein Passagierflugzeug hebt von der Piste ab und bleibt in der Luft stehen. Da meldet sich ein Sprecher aus dem Off. „Hier”, sagt er, „hat alles angefangen. Oder eigentlich doch nicht.” Die Stimme gehört Xavier, dem Erzähler und Hauptdarsteller. Eigentlich, erinnert er sich, hat alles viel früher begonnen, damals nämlich, als ein redseliger Bürotyp ihm, dem 25jährigen Pariser Wirtschaftsstudenten, eine Stelle im Finanzministerium versprach, vorausgesetzt, er beherrsche die spanische Sprache. Und so hetzt Xavier durch ein kafkaeskes Labyrinth von einem Universitätsbüro ins andere, auf der Jagd nach den nötigen Formularen und Bestätigungen, um mit dem Austauschprogramm „Erasmus” nach Barcelona zu kommen.
Mit einem fulminanten Start, garniert mit Tricks und teils im Zeitraffer mit einer Fast-Forward-Tonspur, stimmt Cédric Klapisch (CHACUN CHERCHE SON CHAT) auf die amüsante Betrachtung der Ereignisse eines Studentenjahres in der pulsierenden mediterranen Metropole ein. Xavier ist ein durchschnittlicher, eher bürgerlicher Franzose. Einer, der Probleme zu regeln hat – mit seiner Familie, seiner Identität, seiner Sexualität, seiner Freundin, die er in Paris zurück lässt. Er landet in Barcelona in einer chaotischen siebenköpfigen Wohngemeinschaft, die eine Art Europäische Union als Mikrokosmos ist, ein Schmelztiegel von Nationalitäten, Mentalitäten und Persönlichkeiten. In einem babylonischen Sprachengewirr aus Dänisch, Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch und Spanisch lernt Xavier vor allem Eines: was er vom Leben erwartet.
Cédric Klapisch: „Xavier sehnt sich nach einer gewissen Logik, nach einer gewissen Kontinuität, und gleichzeitig lernt er, mit seinem diskontinuierlichen Leben zu leben. Der Film erzählt, wie man in einer Welt ohne Zusammenhang zurechtkommen kann – in Harmonie mit dem Chaos. (...) Der Film versucht, die Menschen zum Lachen zu bringen und fordert sie auf: ‚Macht das aus eurem Leben, worauf ihr Lust habt.‘”
Nicht weniger ungezwungen als die Atmosphäre in der WG ist auch das Drehbuch: Dramaturgisch total undiszipliniert werden die Episoden als Patchwork aus einzelnen Teilen aufgereiht. Fröhliche Plauderei herrscht vor, wobei lediglich Xaviers Erzählerstimme synchronisiert, das multikulturelle Studententreffen aber im Original belassen wurde. Neben Jungstars wie Audrey Tautou, Romain Duris und Judith Godrèche überrascht vor allem das Talent Cécile De France, die Xavier als Lesbe in der Liebeskunst instruiert. (nach: www.programmkino.de; Andrea Bleuler; Bruno Amstutz)
„Cédric Klapisch ist es wie schon in seinen vorangegangenen Filmen gelungen, einen einfachen Gedanken zu einer originellen Geschichte auszuweiten und trotz des Humors und der oft ironischen Akzentuierung den ernsthaften Gehalt nicht außer Acht zu lassen. (...) So gut sich Auslandssemester im Lebenslauf machen, so wertvoll die Erfahrungen für die eigene Entwicklung sind, es gibt da noch etwas, was diese Komödie so ansprechend macht: Sie erzählt vom Miteinander in Europa, von Aufbruch und Gemeinschaft.” (www.programmkino.de)

Frankreich 2002; Regie und Buch: Cédric Klapisch; Kamera: Dominique Colin; Musik: Loïc Dury; DarstellerInnen: Romain Duris (Xavier), Judith Godrèche (Anne Sophie), Audrey Tautou (Martine), Cécile de France (Isabelle), Kelly Reilly (Wendy) u.a.; (35mm, von Video übertragen; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 122min; französisch-spanisch-englisch-katalanisch-dänische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Mo 30.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

LE FABULEUX DESTIN D’AMÉLIE POULAIN

DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE

R: Jean-Pierre Jeunet / OmU


„Das Märchen von der bezaubernden Amélie ist eine perfekt designte Bilder-Droge, die heftigste Glücksgefühle beschert. Jeunet, dessen Schule Cartoons und Animationsfilme waren, bedient sich virtuos der Clip-Ästhetik und bearbeitet den Zuschauer mit einem Stakkato an witzig-kuriosen Einfällen, mit präzis getimtem Augenzwinkern im Zehntelsekunden-Takt. (...) Jeunet überrascht mit einer rummelplatzfröhlichen Idylle, nachdem er in DELICATESSEN, DIE STADT DER VERLORENEN KINDER und seiner Hollywoodexkursion ALIEN – DIE WIEDERGEBURT durch apokalyptische Szenarien streifte. Nach Monstern kreiert er nun eine Glücksfee und verwandelt Klaustrophobie in Lebensfreude.” (Rainer Gansera in: epd Film 8/01)
Amélies Erscheinung – Kulleraugen, Ponyfrisur schüchtern-verschmitztes Lächeln – ist das Inbild der romantischen Chanson-Französin; ihr melancholisches Ambiente ist ein Café in Montmartre. Eifersüchtige Liebhaber, gescheiterte Genies und sehnsuchtskranke Hypochonder bevölkern dieses skurrile kleine Universum. Sie alle tragen schwer an ihrem Schicksal, während die liebenswerte Kellnerin Amélie silberne Tabletts an ihre Tische trägt. Amélie ist eine Träumerin, aber sie hat einen wachen Blick. Und als sie eines Tages beschließt, als gute Fee in das Leben ihrer Mitmenschen einzugreifen, weiß sie genau, was sie zu tun hat: Sie schickt einen Gartenzwerg auf Weltreise, sie zaubert jahrzehntelang verschollene Liebesbriefe herbei, sie wird Schutz- und Racheengel in einer Person. Als sie sich jedoch in Nino verliebt, weiß sie nicht, wie sie sich selbst zum Glück verhelfen soll. Mit tausend Dingen bezaubert sie Nino aus der Ferne, doch mutig aus dem Schatten ihrer Fantasie zu treten, ist ihre Sache nicht – bis man ihr auf die Sprünge hilft. (nach: epd Film 8/01 und Presseheft)
„Im Zeitraffer werden die Figuren charakterisiert, nach einem Muster, das Jeunet schon im Kurzfilm FOUTAISES durchgespielt hat: Trick- und einfallsreich wird eine Liste ihrer Vorlieben und Abneigungen bebildert. (...) Amélies Vater hasst es, wenn im Schwimmbad die Badehose an den Beinen klebt, und liebt es, in seinem Werkzeugkasten peinlichste Ordnung zu halten. Amélies Mutter liebt die Kostüme der Eiskunstläufer und hasst es, wenn die Haut in der Badewanne schrumpelig wird. (...) Jeunets Film ist ein Meisterstück poetisierender Rhetorik, rasant wie eine Karussellfahrt, süß wie Zuckerwatte, bunt wie eine Postkarte. Ein Vergnügen, dem man sich nicht entziehen mag, das aber nicht vergessen lassen sollte, dass im Herzen von Jeunets Rhetorik die Mechanik des Auflistens und des kauzigen Einfalls sitzt.” (epd Film 8/01)
„Audrey Tautou ist wahrscheinlich die strahlendste Erscheinung, die seit Juliette Binoche im französischen Kino gelandet ist.” (Süddeutsche Zeitung)

Frankreich 2001; Regie: Jean-Pierre Jeunet; Buch: Guillaume Laurant, Jean-Pierre Jeunet; Kamera: Bruno Delbonnel; Musik: Yann Tiersen; DarstellerInnen: Audrey Tautou (Amélie), Mathieu Kassovitz (Nino), Rufus (Raphael Poulain), Lorella Cravotta (Amandine Fouet), Claire Maurier (Suzanne) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 120min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


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Di 31.08.2004 Open Air Kino im Zeughaus

GEGEN DIE WAND

R: Fatih Akin / OmU


Cahit, der lebensmüde Alkoholiker, und Sibel, das lebenshungrige Mädchen, begegnen einander in der Psychiatrie. Er hat seinen Ford Granada gegen die Wand gefahren, sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten, um ihrer traditionsverhafteten Familie zu entfliehen. Sie überredet ihn zu einer Scheinehe, er stimmt zu und fortan teilen die beiden eine Wohnung, aber nicht ihr Leben; bis sie sich ineinander verlieben, ohne es wahrhaben zu wollen. Dann erschlägt er im Affekt einen ihrer Liebhaber. Cahit geht für fünf Jahre ins Gefängnis, Sibel geht nach Istanbul. Nach der Haft reist er ihr nach, sie sehen sich wieder und es ist beinahe so, als könnte alles noch einmal von vorn anfangen.
Sieben Jahre nach KURZ UND SCHMERZLOS befindet sich Fatih Akin wieder in Höchstform. Nach den eher versöhnlichen Tönen von IM JULI und SOLINO kehrt der junge deutsch-türkische Regisseur in seinem vierten Film zur harten Sprache seines gefeierten Debüts zurück. Fernab jeglicher Multikulti-Romantik zeichnet er ein spannendes und authentisches Porträt des türkisch-deutschen Milieus, das von der Vertrautheit mit seinen Figuren und ihrem Alltag lebt. Darüber hinaus, und das macht Akin zu einer herausragenden Figur innerhalb der deutschen Filmszene, ist GEGEN DIE WAND ein Melodram von universeller Gültigkeit. Trotz der Verortung in einem klar begrenzten sozialen Milieu bieten die Charaktere genügend Raum für Identifikation. Und genau daraus und aus seiner Rauheit und Direktheit bezieht der Film seinen unwiderstehlichen Sog. Es ist die Liebe zwischen einer, die alles will, und einem, der mit allem abgeschlossen hat.
(nach: Presseheft; FAZ, 12.2.2004)
„Man kann von einem vielseitigen Filmemacher wie Fatih Akin schlecht erwarten, dass er sich immer mit dem deutsch-türkischen Culture-Clash beschäftigt, aber es ist doch großartig, dass er sich nach IM JULI und SOLINO nun erneut in dieses Spannungsfeld begibt. Niemand sonst kann das Milieu der deutschen Türken (oder türkischen Deutschen) so gut beschreiben wie er und erst recht niemand macht aus seinen Beobachtungen so wunderbares, großes Kino.“ (Sandra Vogell)
„GEGEN DIE WAND ist ein Film voller Feuer, dicht an den handelnden Personen orientiert. Und die schickt Akin auf Reisen, denn die Liebenden erkennen erst in der Distanz, was sie füreinander bedeuten. Es ist eine Katharsis, eine große blutige Läuterung, die sich der Filmemacher für seine Protagonisten ausgedacht hat.“ (www.kino-zeit.de)

Deutschland 2004; Regie und Buch: Fatih Akin; Kamera: Rainer Klausmann; DarstellerInnen: Birol Ünel (Cahit), Sibel Kekilli (Sibel), Catrin Striebeck (Maren), Meltem Cumbul (Selma), Güven Kiraç (Seref) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 123min; Deutsch-Türkisch). Ausgezeichnet mit dem Goldenen Bären der Filmfestspiele Berlin 2004 und mit dem Preis des Internationalen Verbandes der Filmkritik


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Mi 01.09.2004 Open Air Kino im Zeughaus

ZORBA THE GREEK

ALEXIS SORBAS

R: Michael Cacoyannis / OmU


Basil hat auf Kreta ein Stück Land mit einem verlassenen Braunkohlebergwerk geerbt, mit dem er nun sein Glück versuchen will. Bei der Anreise trifft er auf Sorbas, der ihm Hilfe anbietet bei seiner Unternehmung. Doch das Bergwerk ist nicht mehr abbaufähig, ebenso schlägt der Versuch, eine Seilbahn zur Förderung von Baumstämmen zu errichten, fehl. Statt darüber zu trauern, lehrt Sorbas Basil „seinen”“ Tanz, den Sirtaki.
Ursprünglich tanzten den Sirtaki die Metzger von Byzanz. Dieser Tanz gewann in der Schlusssequenz von ZORBA THE GREEK dramatische Symbolkraft. Auch heute noch atmet die vom Klang der Buzuki geprägte „Alexis-Sorbas”-Musik die Frische der Authentizität.

USA/GR 1964; Regie & Buch: Michael Cacoyannis, nach der Romanvorlage „The Life and Times of Alexis Zorba” von Nikos Kazantzakis; Kamera: Walter Lassally; Musik: Mikis Theodorakis; DarstellerInnen: Anthony Quinn (Alexis Zorba), Alan Bates (Basil), Irene Papas (Witwe) u.a.; (DCP; 1:1,66; Schwarzweiß; Mono; 142min; englische ORGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


 

 

filme des open air kino im zeughaus   2004  


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Open Air Kino im Zeughaus

1. August bis 1. September 2004








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