cinematograph 

Museumstraße 31   T 0 512 560470  50

leokino

Anichstraße 36   T 0 512 560470

filme des open air kino
im zeughaus   2003  


2020 | 2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | 2014 | 2013 | 2012 | 2011
2010 | 2009 | 2008 | 2007 | 2006 | 2005 | 2004 | 2003 | 2002 | 2001
2000 | 1999 | 1998 | 1997 | 1996 | 1995


Do 31.07.2003 Open Air Kino im Zeughaus

Josef Hader – LIVE: „PRIVAT”

Kabarett

R: Wer? Stoanscheißer Koarl! / OmU




filmstill
filmplakat

Fr 01.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

RAVIOLI

R: Peter Payer / OmU


RAVIOLI ist – trotz seines Hauptdarstellers – kein Kabarettfilm. Soviel sei schon einmal vorweggenommen – obwohl als Vorlage Dorfers aktuelles Kabarett-Programm heimat.at fungierte.
Heinz Hoschek kehrt zurück in die leerstehende Wohnung seiner Eltern. Dort – zwischen Donauland-Vorschlagsbänden, großgemusterten Vorhängen und einem ziemlich verstimmten Klavier übt er die hohe Kunst des Scheiterns. Die Mutter ist gestorben, der Vater im Pflegeheim. Hoschek selbst, ehemals Bankfilialleiterstellvertreter, hat seinen Job verloren und seine Ehe ist gescheitert. Kein Zweifel: Der Mann ist ein „Untergeher”.
„Wenn der Weg das Ziel ist – ist dann das Ziel weg? Und ist Optimismus nur eine Form von Informationsmangel? Vielleicht denkt sich uns nur wer ... es gibt so Kranke.” So und so ähnlich sind die Fragen und Überlegungen des Heinz Hoschek, auf die er meist keine Antworten weiß und die ihn auch nicht weiterbringen. In seiner Einsamkeit erinnert er sich zurück an längst vergangene Tage: Ferien am Meer, Geburtstagsfeiern, Schul- und Studienzeit, Verlobung.
Unter dem Einfluss von Alkohol und Valium verliert Hoschek immer mehr die Fähigkeit, zwischen Wirklichkeit und Phantasie zu unterscheiden. Er erhält Besuch von allegorischen Figuren wie dem „Tod” oder dem „Geist der 70er Jahre” (Günther Paal – staubtrocken und todernst) aber auch von der höchst realen Nachbarin, die seine Jugendliebe war. Da Hoscheks Sehnsüchte dem Wasser gehören, rafft er sich noch einmal auf, geht auf Jobsuche und wird … Bademeister.
Alfred Dorfer: „Was uns interessiert hat, ist ein in ganz Europa derzeit durchaus aktuelles Thema: Wie geht es Menschen, die von ihren sozialen Möglichkeiten her an den Rand der Gesellschaft gedrängt sind und deren soziale Schwierigkeiten dann auch mit privaten Schwierigkeiten einhergehen? Allein in Österreich leben mehr als 950.000 Menschen an der Armutsgrenze. einen sozialkritischen Film zu machen – das war unser Anliegen.”

Österreich 2003; Regie: Peter Payer; Buch: Alfred Dorfer; Kamera: Thomas Prodinger; Musik: Lothar Scherpe, Peter Herrmann; DarstellerInnen: Alfred Dorfer (Heinz Hoschek), Gertraud Jesserer (Mama Hoschek), Branko Samaovski (Papa Hoschek), Günther Paal (Geist der 70er / Tod), Michou Friesz (Karin Weichselbaumer), Isabella Richtar (Petra Hoschek) u.a.; (35mm; Farbe; 79min).


filmstill
filmplakat

Sa 02.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

ELLING

R: Petter Næss / OmU


Elling und Kjell Bjarne heißen die beiden Helden, die in Petter Næss' Tragikomödie gemeinsam eine Wohnung in Oslo beziehen. Auf Probe, denn sie wagen nach zwei Jahren Psychatrie ihren ersten Ausflug in die „Realität”. Streng beäugt von ihrem Sozialarbeiter. Elling verbrachte den Großteil seiner 40 Jahre unter der Obhut der dominanten Mutter. Mit Nachdruck pflegt er seine Angstneurosen und scheut jeden Kontakt zur Außenwelt. Der impulsive und herzensgute Gemütsmensch Kjell verfolgt neben permanentem Essen noch ein anderes Ziel: endlich einmal Sex mit einer Frau zu haben. Bevor Elling und Kjell im Abenteuer „Alltag” ihr ganz persönliches Glück finden, müssen noch unzählige Hindernisse überwunden werden, oder, wie es Elling ausdrückt: „Es gibt Menschen, die sich auf Skiern zum Südpol wagen, und ich brauche all meinen Mut, um auf dem Weg zur Toilette ein vollbesetztes Restaurant zu durchqueren”SchauspielerInnen, Drehbuch, Inszenierung – es gibt keine Disziplin, in der ELLING das Publikum nicht verzaubert. Ruhig, mit einem wunderbaren Sinn für die Stolpersteine, die sich die Figuren durch ihre verschiedenen Komplexe in den Weg legen, gelingt Næss das Kunststück aus einer oft erzählten Story, den menschlichen Kern herauszuschälen und ihn neu zu verpacken. Mit seiner schnörkelosen, lakonischen Sichtweise hebt sich ELLING wohltuend von den unzähligen Hollywoodfilmen ab, in denen sich Schauspieler in „exotischen” Krankenrollen ihre Oscarreife erspielen. ELLING brachte es allein in Norwegen auf 800.000 ZuschauerInnen (bei vier Millionen EinwohnerInnen!) und war für den Oscar nominiert. (nach: www.cineman.ch; Klaus Kirschner; Norbert Raffelsiefen;)Petter Næss: „Diese Jungs haben keine diagnostizierte Krankheit. Ihr Problem ist, dass sie über keinerlei soziale Erfahrung verfügen. Niemand gab ihnen je die Gelegenheit, sich zu beweisen oder hatte gar Vertrauen in sie. Für mich war es wichtig, Möglichkeiten und menschliche Qualitäten von Personen zu zeigen, die man augenscheinlich nicht von ihnen erwarten würde.”„Endlich einmal eine Außenseiter-Komödie, die wirklich komisch ist, weil sie traumhaft sicher Marotte und Märchen, Wahn und Wirklichkeit mischt. (...) Niemals macht ELLING seine Figuren lächerlich, so oft er ihre Absonderlichkeit auch mit der Realität kollidieren lässt. Immer nimmt ELLING Verschrobenheit als normal hin. Genau daraus entsteht diese wie hingetupft wirkende, leichthändige, heitere Verzauberung des Abenteuers „Alltag”, in der sich die Zerbrechlichkeit der beiden bisweilen so robust erscheinenden Freunde spiegelt.” (N. Wehrstedt)

Norwegen 2001; Regie: Petter Næss; Buch: Axel Hellstenius; Kamera: Svein Krøvel; Musik: Lars Lillo Stenberg; DarstellerInnen: Per Christian Ellefsen (Elling), Sven Nordin (Kjell Bjarne), Per Christensen (Alfons Jørgensen), Jørgen Langhelle (Frank Åsli), Marit Pia Jacobsen (Reidun Nordsletten) u.a.; (35mm; 1:1,66; Farbe; Dolby SR; 90min; norwegische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN und DEUTSCH SYNCHRONISIERTE FASSUNG).


filmstill
filmplakat

So 03.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

SIE HABEN KNUT

R: Stefan Krohmer / OmU


Politik ist mit Sicherheit das letzte, was Ingo und Nadia an einem Winterwochenende 1983 in ihren Köpfen haben. Der Aufenthalt in der Skihütte soll vielmehr dazu dienen, ihre Beziehung zu kitten. Doch bevor es dazu kommen kann, fällt eine Horde von Urlaubern bei ihnen ein, allesamt politisch aktive Freunde von Nadias Bruder Knut. Knut selbst wurde angeblich eben verhaftet, und das vermeintliche Schicksal des Abwesenden – wird er gerade verhört, droht gar Einzelhaft? – bestimmt den Tagesablauf der anderen. Beziehungskrisen, Betroffenheitsrhetorik, Machtspiele unter Posthippies und seltsame Konflikte im Niemandsland der Tiroler Berge sind die Folge.
Mit seiner Mischung aus trockenem Humor, Alltagsgeschichte und intimer Handkamera-Ästhetik gelingt Krohmer ein ironischer Blick auf die Generation der politisierten Alternativbürger der frühen 80er-Jahre.

Deutschland/Österreich 2003, Regie: Stefan Krohmer; 107min


filmstill
filmplakat

Mo 04.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

DAS MÄDCHEN AUS DER STREICHHOLZFABRIK

TULITIKKUTEHTAAN TYTTÖ

R: Aki Kaurismäki / OmU


Eine junge Arbeiterin in einer finnischen Streichholzfabrik träumt von der großen Liebe und einem besseren Leben, wird aber schließlich bitter enttäuscht und rächt sich gnadenlos an ihrer patriarchalischen Umwelt.
Ein konzentriert und formal sehr konsequent entwickelter Film, der einmal mehr die trostlose (finnische) Realität zum Thema hat und der lakonisch und mit schwärzestem Humor die Unmöglichkeit eines erfüllten Lebens angesichts einer lieblosen Umwelt reflektiert. Der dritte Teil von Kaurismäkis sozialkritischer „proletarischer Trilogie” erzählt das Drama einer geschändeten Kreatur und zeigt ein Opfer, das zur Täterin wird – eine erbarmungslose und mörderische Groteske.

Finnland 1989, Regie: Aki Kaurismäki; (70min, finn OmU).


filmstill
filmplakat

Di 05.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

SAVING GRACE

GRASGEFLÜSTER

R: Nigel Cole / OmU


Grace Trevethan (Brenda Blethyn) musste sich nie um so banale Dinge wie Geld kümmern und konnte sich immer den schönen Seiten des Lebens zuwenden, wie zum Beispiel der Orchideenzucht. Als ihr Mann John aus dem Flugzeug springt, ohne einen Fallschirm zu benützen, hinterlässt er allerdings ein Erbe, auf das Grace gerne verzichtet hätte: eine Mätresse und einen Schuldenberg. Auf dem stattlichen Landsitz in Cornwall liegt eine riesige Hypothek, die Bank drängt zur Zahlung, und der Scheck für Aushilfsgärtner Matthew platzt.
Doch Matthew hat noch ganz andere Sorgen. Seine Marihuanastauden, die er heimlich im hintersten Winkel des Pfarrhofes züchtet, werfen kaum Ertrag ab, sehr zum Verdruss des Dorfarztes, Matthews bestem Kunden. Matthew beschließt, sich mit seinem „Marihuana-Problem” vertrauensvoll an Grace zu wenden. Und nach anfänglichem Zögern erkennt diese das kommerzielle Potential der professionellen Marihuanazucht. Kurzerhand wird die Orchideen-Sammlung aus dem Gewächshaus verbannt, und die Dorfbevölkerung darf sich allabendlich über seltsame Veränderungen rund um das Glashaus freuen.
Von der feinen Lebensart zum unkonventionellen Gelderwerb: Getränkt mit typisch britischem Humor und geprägt von einer unglaublichen Liebe für schräge und exzentrische Typen, ist SAVING GRACE eine Komödie in der Spielart von GANZ ODER GAR NICHT und
WAKING NED DEVINE – Brit-Com in bester Tradition! (nach: Film Review; www.filmladen.at)
„Brenda Blethyn ist das Herz des Films. Wenn die Lady in den besten Jahren mit ihrem Adlatus erstmals Marihuana raucht und kichernd neue Bewusstseinsdimensionen erreicht, mit der Ex-Rivalin die Sexpraktiken des Verstorbenen durchhechelt, als Landpomeranze in London langhaarige Typen mit subversivem Gehabe ihren Stoff anpreist, muss man mehr als schmunzeln. Wenn dann vor dem Gewächshaus Gangster, Schuldeneintreiber und Polizei aufeinandertreffen und alles sich in wunderbar stimulierendem Rauch auflöst, verblüfft die fast paradiesische Leichtigkeit dieser Posse, die souverän die schwierige Gratwanderung zwischen Komik und Klamauk schafft. Und nach dem überraschend märchenhaften Ende fühlt man sich in Beststimmung.” (Blickpunkt Film)
„Mit SAVING GRACE setzt sich die Reihe britischer Überfliegerkomödien fort.” (Queer Review)

Großbritannien 2000; Regie: Nigel Cole; Buch: Mark Crowdy, Craig Ferguson; Kamera: John de Borman; Musik: Mark Russell; DarstellerInnen: Brenda Blethyn (Grace), Craig Ferguson (Matthew), Martin Clunes (Dr. Bamford), Tcheky Karyo (Jacques), Jamie Foreman (China), Bill Bailey (Vince), Valerie Edmond (Nicky), Tristan Sturrock (Harvey), Clive Merrison (Quentin), Leslie Phillips (Vicar) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 94min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN). Sundance Filmfestival 2000 Audience Award Filmfest München 2000 High Hopes Award.


filmstill
filmplakat

Mi 06.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

WANTED

R: Harald Sicheritz / OmU


Der Unfallchirurg Thomas Reiter zieht sich freiwillig in eine geschlossene Anstalt zurück, weil er sich dem Alltag nicht mehr stellen will. Probleme löst er in seiner Vorstellung – einer Western-Phantasie. Ein Pfarrer wird von seinen besorgten Eltern beauftragt, ihren Sohn in die Wirklichkeit zurückzuholen. Als Thomas ihn auffordert, ihm in seine Welt des Westerns zu folgen, erkennt der Pfarrer, dass diese Realitätsflucht nicht frei von Faszination ist.
„Da hat also jemand Schwierigkeiten mit seinem Leben und flüchtet sich in eine einfache Welt. Der Western steht für etwas, er steht für Vereinfachung. Es gibt Gut und es gibt Böse, also ziemlich klare Richtlinien. Für mich war das der klarste Sprung für einen, dem die Realität zu komplex ist.” (Alfred Dorfer)

Österreich 1999; R: Harald Sicheritz; B: Alfred Dorfer; D: Alfred Dorfer, Michael Niavarani, Eva Billisch, Roland Düringer, Elke Winkens, 89min, 1:1,85, Farbe


filmstill
filmplakat

Do 07.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

Y TU MAMÁ TAMBIÉN

... MIT DEINER MUTTER AUCH!

R: Alfonso Cuarón / OmU


Die beiden Jugendlichen Tenoch (Diego Luna) und Julio (Gael Garcia Bernal) gehören mehr oder weniger (Tenoch mehr, Julio weniger) zur mexikanischen Oberschicht. Gerade haben sie ihre Freundinnen in den Urlaub verabschiedet, schon jagen sie neuen Eroberungen nach. Sie vertreiben sich die Zeit auf Parties, kiffen und reden ständig über Sex. Auf Chilango, dem Slang von Mexiko City, lassen sie einen wahren Rap an witzigem und geschmacklosem Gerede los. Allmählich zeigt aber sich, dass Tenochs und Julios Leben keineswegs so unbeschwert ist, wie ihre Aktivitäten glauben machen wollen. Als sie sich mit der 28jährigen Luisa (Maribel Verdú) zu einem Ausflug an den Strand Boca del Cielo („Himmelsmund”) aufmachen, ahnt man schon, dass ihre Coolness, ihr Machismo und ihre unzertrennliche Freundschaft oft nur Fassade sind. Nichts von diesem Gehabe wird die Reise heil überstehen.
Nach AMORES PERROS (in dem G. G. Bernal bereits eindrucksvoll sein Talent bewiesen hat) ist Alfonso Cuaróns Film ein weiterer sehenswerter Beweis für das gegenwärtige kreative Potential Mexikos. Cuarón verbindet Roadmovie und Entwicklungsgeschichte zu einer wundersamen Tragikomödie. Am Rande der Straße liegt ein Mexiko, mit dem die drei im Auto scheinbar wenig zu tun haben, ein Mexiko der Armut, der Mysterien und des drohenden Todes. Mit jeder von der Off-Stimme erzählten Geschichte – etwa von verunglückten Hühnertransporten oder Fischern, die zu Putzpersonal werden – erkennt man auch die Probleme der Hauptfiguren, die beispielhaft für die Probleme der mexikanischen Gesellschaft sind.
(nach: SZ 5.2.02; www.filmszene.at; www.zeit.de)
„Wunderbar warmherziges, witziges, wahrhaftiges und auch melancholisches bis märchenhaftes Roadmovie quer durch Mexiko ... die poetische Coming-of-Age Geschichte um ein leidenschaftliches Liebes-Dreieck mit den zwei Jungmimen Diego Luna und Gael Garcia Bernal, die sich für ihre Leistung in Venedig den Marcello-Mastroianni-Preis teilen durften.”
(Blickpunkt Film)
„Was Alfonso Cuarón hier gelungen ist, ist in seiner unwiderstehlichen Natürlichkeit so echt, dass sich jeder (ehemalige) Teenager dieser Welt darin wiederfinden wird, und insgesamt beinahe die Essenz des Coming-of-Age Films.” (F.-M. Helmke)
Ausgezeichnet in Venedig mit dem Preis für das beste Drehbuch und dem Marcello-Mastroianni-Preis für die besten Nachwuchsdarsteller.

Mexiko 2000; Regie: Alfonso Cuarón; Buch: Carlos Cuarón, Alfonso Cuarón; Kamera: Emmanuel Lubezki; Musik: Liza Richardson, Annette Fradera; DarstellerInnen: Maribel Verdú (Luisa Cortés), Gael Garcia Bernal (Julio Zapata), Diego Luna (Tenoch Iturbide), Diana Bracho (Silvia Allende de Iturbide), Emilio Echevarría (Miguel Iturbide) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 105min; spanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


filmstill
filmplakat

Fr 08.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

KOMM SÜSSER TOD

R: Wolfgang Murnberger / OmU


Krieg zwischen den Rettungsvereinen. Da ist das große Blutvergießen fast Ehrensache. So wird der Rettungsfahrer Brenner von seiner Vergangenheit eingeholt. Von seiner Vergangenheit als Detektiv.
Die Rettung ist eine blutige Branche. Dazu kommt noch der beinharte Konkurrenzkampf zwischen Rettungsbund und Kreuzrettern. Da werden Patienten beklaut, Blutbankchefs zur Ader gelassen und Rettungsfahrer kunstvoll eliminiert. Brenner interessiert das alles nicht, und eben deshalb verwickelt er sich und andere in die Sache.

Österreich 2000; Regie: Wolfgang Murnberger; Buch: Wolfgang Murnberger, Wolf Haas, Josef Hader, nach dem gleichnamigen Roman von Wolf Haas; DarstellerInnen: Josef Hader, Simon Schwarz, Barbara Rudnik, Michael Schönborn, Nina Proll u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; 90min).


filmstill
filmplakat

Sa 09.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

BELLA MARTHA

R: Sandra Nettelbeck / OmU


Küchenchefs, sagt man, sind cholerisch, tyrannisch und arrogant. Sie schuften in der Hitze wie Malocher, setzen divenhaften Ehrgeiz in die Kreation aufwändiger Kunstwerke und müssen deren respektlosen Verzehr durch die Kundschaft verkraften. Sandra Nettelbeck kostet in ihrem Kinodebüt das tragikomische Reich hinter der klappernden Küchentür eines Restaurants, die Sinnlichkeit, Geschäftigkeit und Hektik hochgezüchteter Kochkultur aus.
Alles beginnt auf der Couch eines Analytikers. Martha Klein (Martina Gedeck) wurde von ihrer Chefin zwangsweise zum Psychiater geschickt. Die begnadete Star-Köchin eines Hamburger Nobelrestaurants gerät nämlich in Rage, wenn Gäste es wagen, sich über ihre Kreationen zu beschweren. Kulinarischen Banausen knallt sie schon mal ein blutig-rohes Steak samt Messer auf den weiß gedeckten Tisch. Doch der Therapeut kriegt auch kaum mehr aus Martha heraus als ihr Lieblingsrezept für geröstete Täubchen. Marthas einzige Art, mit der Außenwelt zu kommunizieren, läuft über lukullischen Perfektionismus. Als sie nach dem Unfalltod ihrer Schwester deren achtjährige Tochter Lina bei sich aufnehmen muss, wird das bisher noch recht übersichtliche Leben der Meisterköchin um einiges komplizierter. Zudem bringt der neu eingestellte Pasta-Koch Mario ihre Küchenherrschaft ins Wanken.
Von Beginn an ist klar, dass BELLA MARTHA nicht die rohe Küchenwirklichkeit dokumentieren, sondern ein Märchen mit Happy End erzählen will. Selten jedoch sah man die Berufswelt der Protagonisten mit so viel Lust aufs handwerkliche Detail dargestellt. Alle, die am Herd stehen, mussten bei dem Koch Rocco Dressel einen Kochkurs absolvieren. Mit ihm wurde jede Bewegung in der Küche einstudiert. (nach: epd Film; www.tagesspiegel.de; www.cityinfonetz.de)
„Es ist beeindruckend, wie einfühlsam und echt die graduelle Annäherung von zwei grundverschiedenen Welten nahe gebracht wird, als Martha ihrer Nichte nach einem Schicksalsschlag beizustehen hat. Die nicht kindgerechte Welt der Profiköchin und die des trauernden Kindes beginnen sich positiv zu beeinflussen – kein erzieherisch gereckter Zeigefinger, keine Vereinfachungen, kein Vertuschen von Trauer und Schmerz, kein Überspielen von Konflikten zwischen Erwachsenen und Kind und gerade deshalb mit viel Gefühl und Überzeugungskraft.” (Thomas Gerstenmeyer)
„Auch wenn die Regisseurin zum Schluss die heile Welt etwas exzessiv zelebriert, Marthas Geschichte ist ein mit Ernst und doppelt so viel Humor erzähltes Frauenschicksal, das sich eher an der unkonventionellen Art einer Bridget Jones als an der süßlichen Romantik Amélie Poulains orientiert. Und das ist für einen deutschen Film schon etwas Besonderes.” (Gerda Wurzenberger)

Deutschland 2002; Regie und Buch: Sandra Nettelbeck; Kamera: Michael Berti; Musik: Keith Jarrett, Arvo Pärt; DarstellerInnen: Martina Gedeck (Martha Klein), Maxime Foerste (Lina), Sergio Castellitto, Sibylle Canonica, Katja Studt u.a.; (35mm; Farbe; 106min).


filmstill
filmplakat

So 10.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

LENINGRAD COWBOYS GO AMERICA

R: Aki Kaurismäki / OmU


„Irgendwo in der Tundra, im Niemandsland, haust die schlechteste Rock’n’Roll-Band der Welt – mit gigantischen Haartollen Marke ‚Rückenwind’, spitzen Schnabelschuhen und schwarzer Kleidung zwar perfekt gestylt, doch ohne Publikum und ohne die geringste kommerzielle Chance. So beschließen die Musiker, ihren Nationalstolz zu begraben und in die USA zu gehen, wo die Leute jeden Mist fressen. Der Film erzählt die Geschichte ihrer Reise über den Ozean und durch den Kontinent, eine Geschichte von verrufenen Kneipen und anständigen Leuten im Hinterhof der ‚Hamburger’-Generation.” (Aki Kaurismäki)
Ein schräges Road-Movie mit unzähligen witzigen Szenen und Einfällen, das die filmischen Vorbilder parodiert und romantisierende Amerika-Träume zunichte macht.

Finnland 1989, Regie: Aki Kaurismäki; (78min, finn OmU).


filmstill
filmplakat

Mo 11.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

FAR FROM HEAVEN

DEM HIMMEL SO FERN

R: Todd Haynes / OmU


Ein Traum aus Technicolor, eine perfekt komponierte Sinfonie aus herbstlichen Farben, Kostümen und Dekors, die Harmonie signalisieren und doch nur blitzblanke Oberfläche sind. Eine vermeintlich makellose amerikanische Familie, deren adrette Fassade zunehmend Risse bekommt und unter dem gesellschaftlichen Druck zerbirst. Todd Haynes, Regisseur von VELVET GOLDMINE (1998), einer opulent durchgestylten Hommage an den Glam-Rock der Siebzigerjahre, erzählt in FAR FROM HEAVEN vom Zerbrechen einer Musterehe mit den Mitteln des Fifties-Melodrams.
Todd Haynes: „Während die 50er-Jahre-Melodramen in Stil und Look alles andere als realistisch sind, ist doch ihre emotionale Wahrheit erschreckend präzise.” Folglich inszeniert Haynes ein subversives Melodram in der Tradition von Douglas Sirk, dessen WAS DER HIMMEL ERLAUBT (1955) – in dem eine Witwe unter dem Druck der Gesellschaft auf die Liebe zu ihrem jungen Gärtner verzichtet – als Vorlage dient. Haynes führt den damaligen Konformismus verschärft vor, indem er ein Idealpaar mit Themen konfrontiert, die im damaligen Kino tabu waren: Rassismus und Homosexualität.
Die Dame des Hauses (Julianne Moore) verliebt sich nicht einfach in einen viel jüngeren Gärtner, vielmehr in einen Schwarzen (Dennis Haysbert), während der Ehemann (Dennis Quaid) dem Hochprozentigen anheim fällt, weil er die eigene Homosexualität nicht wahrhaben will. Als er seine Gefühle nicht mehr länger verleugnen kann, setzt er eine Kette von unheilvollen Ereignissen in Gang.
Konsequent überzeichnend und gnadenlos stilisierend greift FAR FROM HEAVEN die Klischees der Fünfzigerjahre auf und evoziert die Frage, ob wir von den grauen Zeiten von damals nicht längst schon wieder eingeholt worden sind.
(nach: Presseheft; www.concorde-film.de; Falter 11/03)
Todd Haynes: „Es mag schon etwas verblüffen, dass jemand heute [...] ein 50er-Jahr-Drama dreht und es ernsthaft und unironisch inszeniert. Denn die stärksten Melodramen haben keine Actionhelden und keine Bösewichte, in ihnen verletzen sich die Personen deshalb ungewollt gegenseitig, weil sie ihrem Verlangen folgen. Wenn man den Bildern einer scheinbar unschuldigen Zeit wie den Fünfzigern brisante Themen wie Rassismus und sexuelle Abweichungen hinzufügt, dann zeigt sich, wie brisant diese Themen heute geblieben sind, und wie viel wir in dem gegenwärtigen Klima unreflektierter Stabilität von dieser vergangenen Ära wiederfinden.”
Goldener Löwe Filmfestspiele Venedig, Publikumspreis für Julianne Moore als beste Schauspielerin.

USA/Frankreich 2002; Regie und Buch: Todd Haynes; Kamera: Ed Lachman; Musik: Elmer Bernstein; DarstellerInnen: Julianne Moore (Cathy Whitaker), Dennis Quaid (Frank Whitaker), Dennis Haysbert (Raymond Deagan), Patricia Clarkson (Eleanor Fine), Viola Devis (Sybil) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 107min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


filmstill
filmplakat

Di 12.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

DOWN BY LAW

R: Jim Jarmusch / OmU


Irgendwo in Louisiana: Der Möchtegern-Zuhälter Jack und der arbeitslose Diskjockey Zack landen in der Enge einer Gefängniszelle in New Orleans und öden sich an. Ein italienischer Tourist kommt hinzu, unbekümmert brabbelnd in einem halsbrecherischen Anfänger-Englisch: eine Nervensäge. Es gelingt ihnen die Flucht. Sie irren durch die wegelosen Sümpfe Louisianas, verfolgt von Bluthunden, umgeben von Krokodilen und Giftschlangen: ein Trio unterwegs ins Nichts.

USA 1986; Regie und Buch: Jim Jarmusch; Kamera: Robby Müller; Musik: John Lurie; Songs: Tom Waits; DarstellerInnen: Tom Waits (Zack), John Lurie (Jack), Roberto Benigni (Roberto), Nicoletta Braschi (Nicoletta), Ellen Barkin (Laurette) u.a.; (35mm; 1:1,85; Schwarzweiß; 106min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


filmstill
filmplakat

Mi 13.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

TANGUY

DER NESTHOCKER

R: Etienne Chatiliez / OmU


Tanguy, 28 Jahre alt, lebt immer noch bei seinen Eltern in einer eleganten, großzügigen Pariser Dachwohnung. Und fühlt sich so pudelwohl, dass er garantiert nicht vorhat, etwas daran zu ändern. Warum auch? Morgens bekommt er frisch gepressten Orangensaft serviert. Das Hausmädchen kümmert sich um seine Bügelwäsche. Und wenn er mal wieder einen weiblichen Übernachtungsgast mitbringt, strahlen seine Eltern um die Wette. Doch die Anwesenheit des altklugen, pedantischen Nesthockers wird für diese mehr und mehr zur täglichen Folter. Also beschließen sie, dem Sohn das Leben so schwer zu machen, dass er freiwillig auszieht.
Die beiden lassen sich allerhand Tricks einfallen, um ihrem Sohn das Leben zur Hölle zu machen. Zunächst eher zaghaft. Doch mit der Zeit entwickeln die schrecklichen Eltern nicht nur Talent fürs Gemeinsein, sie finden auch richtig Spaß am Piesacken. Wider Erwarten stellt sich das Unternehmen jedoch als extrem schwierig heraus. Tanguy ist wie eine Klette, die sich nicht abschütteln lässt.
Etienne Chatiliez: „Ich liebe es, über ernste Dinge mit einem Augenzwinkern zu sprechen. Im Grunde ist das der Kern jeder Komödie. Wenn man sich traut, laut auszusprechen, was viele denken, dann ist man beim Wesen der Komödie angelangt. Humor ist zwangsläufig gefährlich. (...) Mit Humor lassen sich harte Wahrheiten über sensible Themen gut vermitteln. Wenn man den Finger in Wunden legt und die Leute dabei zum Lachen bringt, hat man schon gewonnen.”
Etienne Chatiliez (DAS LEBEN IST EIN LANGER RUHIGER FLUSS, TANTE DANIELLE, DAS GLÜCK LIEGT IN DER WIESE) lässt in gewohnter Manier die Auseinandersetzungen präzise und zum Gaudium des Publikums eskalieren. Eine schwarze Komödie und eine Frontalattacke gegen die spießige Scheinheiligkeit bürgerlichen Familienlebens. (nach: www.filmladen.at)
„Chatiliez und Chouchan konfrontieren ihren Nesthocker mit Situationen, die beklemmend eskalieren. Dagegen wirkt DER ROSENKRIEG wie eine Friedensmission der Uno. Eine Gesellschaftskomödie, die ins Schwarze trifft!” (Elle)
„Sechs Jahre nach seinem bislang letzten Film präsentiert Etienne Chatiliez erneut eine unwiderstehliche Gesellschaftskomödie. (...) Ein Tip: Gehen Sie mit der ganzen Familie in diesen Film. Das wiegt jede Sitzung beim Familientherapeuten auf. Lustiger ist es ohnehin!”
(Studio Magazine)

Frankreich 2001; Regie: Etienne Chatiliez; Buch: Laurent Chouchant, Etienne Chatiliez, nach einer Idee von Yolande Zauberman; Kamera: Philippe Welt; Musik: Pascal Andreacchio; DarstellerInnen: Sabine Azema (Edith), André Dussolier (Paul), Eric Berger (Tanguy), Aurore Clement (Carole), Jean-Paul Ruve (Bruno), André Wilms (Der Psychiater) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 108min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


filmstill
filmplakat

Do 14.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

OPEN HEARTS

ELSKER DIG FOR EVIGT

R: Susanne Bier / OmU


Alles beginnt mit einem Autounfall. Ein junges Paar schaut optimistisch in die Zukunft, plant seine Hochzeit und auf einmal ereignet sich ein Unfall. Innerhalb eines Zeitraums von fünf bis sechs Wochen verändert sich das Leben der Protagonisten vollkommen.
OPEN HEARTS ist ein Film über Versprechungen, die wir nicht einhalten können, über eine Zukunft, die wir nicht planen können, über die plötzliche und unvorbereitete Konfrontation mit der Zerbrechlichkeit des Lebens. Auf einmal schnippt das Schicksal mit dem Finger und alles verändert sich schlagartig. Was passiert, wenn die Tragödie bei einer vollkommen normalen Familie Einzug hält? Wie reagiert sie und wie schaffen es die Familienmitglieder ihr Leben fortzuführen?
Susanne Bier hat einen Dogma-Film gedreht mit einem ausgesprochenen Gespür für Atmosphäre. „Die Qualität von Dogma liegt in der Authentizität. Ich benötigte weder Set noch Kostümdesigner. Nichts ist arrangiert – man dreht auf einer Straße mit Leuten in normalen Klamotten. (...) Wenn man nicht ständig die Lichteinstellung arrangieren muss, entsteht für dich als Regisseur eine phantastische Freiheit im Umgang mit deinen Schauspielern. Sie können sich vollkommen frei bewegen, ohne auf irgendwelche Scheinwerfer achten zu müssen.” (Susanne Bier)
Der Dokumentarstil, der den Dogma-Filmen eigen ist, wird hier gebrochen durch die dramatisch arrangierte Entwicklung der Geschichte. Dabei liegt Biers Interesse nicht bei den spektakulären Äußerlichkeiten der Tragödie sondern bei den Figuren und ihrem Handeln „danach”. „Die Zerbrechlichkeit des Lebens ist ein Thema, das mich immer schon sehr beschäftigt hat. Auffällig ist, dass sich seit dem 11. September die ganze westliche Welt dafür interessiert. (...) Modern ist die Naivität zu glauben, alles wäre kontrollierbar. Daher sind wir ziemlich schlecht vorbereitet, wenn etwas Unerwartetes eintrifft.”
Was ein deprimierender Film hätte werden können, wird belebt durch Humor und eine Herangehensweise, die die Beziehungen mit einer unsentimentalen Genauigkeit nachzeichnet. „Dogma darf Unterhaltung und Dramatik nicht vernachlässigen. (...) Ich würde sagen, dass Komödie der effektivste Weg ist, ernsthafte Wahrheiten zu vermitteln. Humor ist eine Möglichkeit, mit Trauer umzugehen – nicht, um dadurch Distanz zu schaffen. Im Gegenteil, Humor kann ein extrem wichtiger Weg sein, eine Beziehung zur eigenen Trauer zu halten.”
(nach: Blickpunkt: Film 49/02)
Nominierung für den Europäischen Filmpreis 2002.

Dänemark 2001; Regie: Susanne Bier; Buch: Janders Thomas Jensen, basierend auf einer Idee von Susanne Bier; Kamera: Pernille Bech Christensen; Musik: Per Streit; DarstellerInnen: Sonja Richter (Cecilie), Nikolaj Lie Kaas (Joachim), Mads Mikkelsen (Niels), Paprika Stehen (Marie), Stine Bjerregaard (Stine), Birthe Neumann (Hanne), Niels Olsen (Finn), Ulf Pilgaard (Thomsen) u.a.; (35mm – von Video übertragen; Farbe; Dolby SR; 113min; dänische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


filmstill
filmplakat

Fr 15.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

BLUE MOON

R: Andrea Maria Dusl / OmU


BLUE MOON ist ein Roadmovie, das auf eine Odyssee in den unbekannten Osten führt, in die Länder des ehemaligen Warschauer Pakts, über Lemberg bis nach Odessa zur legendären Freitreppe aus Eisensteins PANZERKREUZER POTEMKIN. In jene Welt von nebenan, die jahrzehntelang ihr Eigenleben und ihre bizarre Exotik hinter dem Eisernen Vorhang verborgen hielt.
„Blue Moon, you saw me standing alone. Without a dream in my heart, without a love of my own.” Für Jonny Pichler ist klar, dass mit diesen Zeilen nur er gemeint sein kann. Der stoische Geldbote ist ein Mann ohne Vergangenheit, für den Rettung einzig in der Zukunft liegen kann. Kein Wunder also, dass es für diesen Helden aus Austria kein Halten mehr gibt, als er der Frau seiner Träume in Gestalt eines Callgirls begegnet.
Wenig später reist er mit der geheimnisvollen Schönen, die sich Shirley nennt, in einem gestohlenen Gangsterauto via Osten. Bevor er sie richtig kennenlernen kann, verschwindet die rätselhafte Frau. Auf der Suche nach ihr findet er schließlich nur ihre Zwillingsschwester Jana. Und immer wieder werden seine Wege, die von nun an voller Gefahren, Grotesken und Geliebten sind, von dem gestrandeten Ostdeutschen Ignaz gekreuzt.
Es ist die Liebe, die Jonny Pichler vom sicheren Westen tief in den Osten Europas führt. Es ist die Zukunft, die Shirley in Hotelzimmern sucht und vor der Liebe davonlaufen lässt. Es ist die Vergangenheit, die die Taxifahrerin Jana im ukrainischen Lviv gefangen hält, und es ist das Geld, das den Kleinkriminellen Ignaz durch den Postkommunismus stolpern lässt.
Vieles von der kauzigen Atmosphäre des Films wird durch die beiden männlichen Hauptdarsteller bestimmt. Josef Hader spielt Jonny Pichler mit der nötigen Mischung aus trotzigem Draufgängertum und kindlicher Naivität. Detlev W. Buck gibt in der Rolle des flatterhaften Ignaz Kostproben seines knorrigen norddeutschen Humors.
Andrea Maria Dusl: „Ende 1989 fiel der Eiserne Vorhang. In der Nacht, in der die Grenzen aufgingen, setzten wir uns in den alten Mercedes meines Vaters und fuhren von Wien geradewegs nach Osten. Da war sie: eine komplett andere Welt. Anders als alles, was wir bisher gesehen hatten. Darüber musste ich einen Film machen. Über diese neue und andere Welt.” (nach: Norbert Raffelsiefen; filmladen; Viennale 2002)

Österreich 2002; Regie und Buch: Andrea Maria Dusl; Kamera: Wolfgang Thaler; Musik: Christian Fennesz, Peter Dusl, Jurij Naumow; DarstellerInnen: Josef Hader (Jonny Pichler), Viktoria Malektorowitsch (Shirley/Jana Pieta), Detelv W. Buck (Ignaz Springer), Ivan Laca (Kovacic), Walter Grund (Taxifahrer) u.a.; (35mm; Farbe; Dolby SRD; 1:1,66; 90min; deutsch-englisch-slowakisch-ukrainische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


filmstill
filmplakat

Sa 16.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

ELVIS PRESLEY – LIVE IN LAS VEGAS 1970

R: Denis Sanders / OmU


Ein Muss für alle Elvis-Fans – eine Musikdoku, die nicht nur diejenigen fasziniert, die schon immer gewusst haben, warum ihre Eltern beim King plötzlich in rhythmische Hüftbewegungen verfallen. 1969, nach einer langen Phase als Filmstar in Hollywood, brachte Elvis Presley (endlich) sein Bühnen-Comeback durch. Der Film zeigt 1970 die Proben in Las Vegas, gipfelt in Zusammenschnitten seiner gigantischen Shows im August 1970 und fängt dabei die Atmosphäre der Konzerte ein: die Hitze der erotisch aufgeladenen Bühnenshow, die fast hysterische Hingabe des Publikums, die Spielfreude der Band, und natürlich Elvis himself.
Die 2001er-Version des Films ist neu geschnitten, erweitert und digital bearbeitet, so dass die Bilder noch mehr dem Rhythmus des King folgen. „There have been a lotta tough guys. There have been pretenders and there have been contenders. But there is only one King.” (Bruce Springsteen)

USA 1970/2001, Regie: Denis Sanders; 93min, engl OmU


filmstill
filmplakat

So 17.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

DER MANN OHNE VERGANGENHEIT

MIES VAILLA MENNEISYYTTÄ

R: Aki Kaurismäki / OmU


Eigentlich wollte der finnische Regisseur Aki Kaurismäki keinen Film mehr drehen. Aber jetzt hat er nach vierjähriger Pause in Cannes mit THE MAN WITHOUT A PAST (DER MANN OHNE VERGANGENHEIT) für eine beglückende Überraschung gesorgt und sich den Preis der Internationalen Jury sowie den Preis der Ökumenischen Jury geholt.
Am Bahnhof entsteigt abends einem Zug ein Mann (Markku Paltola) mit einem Koffer, der sich nach einer Weile am Rand eines Parks auf einer Bank ausruht. Im Schlaf wird er von Rowdys überfallen, halbtot geschlagen und ausgeraubt. Blutüberströmt schleppt er sich in die nahe liegende Bahnhoftoilette, wo seine Einlieferung ins Spital veranlasst wird. Dort wird er bald aufgegeben und für tot erklärt. Aber plötzlich richtet sich der Mann, der nicht nur seine Papiere, sondern auch die Erinnerung und das Gedächtnis verloren hat, wie einst Lazarus in seinem Bett auf, verlässt das Spital und findet sich bei Obdachlosen wieder. Bei der Heilsarmee erhält er zunächst warme Suppe, später auch Kleider, und lernt die Heilsarmee-Offizierin Irma (Kati Outinen) kennen.
(aus: www.medientipp.ch)
„ ‚Die Welt an sich und das Dasein ist sehr traurig´ sagt Aki Kaurismäki. Und weil das so ist, hat er beschlossen, seine Zuschauer mit einem Happy End zu belohnen. Das ist sehr freundlich von dem bärbeißigen Finnen, der sein Handy während der Pressekonferenz in den Mülleimer wirft, weil es überraschend klingelt. ‚Sonst ruft auch nie jemand an´, meint er grimmig, ‚warum dann jetzt?´ und als die versammelten Journalisten erheitert reagieren, fügt er hinzu: ‚So eine Reaktion erwartet man doch von mir, oder?´
So einen Film haben wir auch wieder von ihm erwartet. Er enthält all das, was schon DAS MÄDCHEN AUS DER STREICHHOLZFABRIK vor zwölf Jahren zu etwas ganz Besonderem machte. Kaurismäki ist ein Freund des finnischen Proletariats und in fast all seinen Filmen porträtiert er dessen Vertreter. Aber er ist ganz weit entfernt von dem sozialkritischen Realismus etwa eines Ken Loach. Seine präzisen, geschliffenen Charaktere bewegen sich in einer künstlichen, sehr atmosphärischen Welt. Dafür sorgen auch die Ausleuchtung, die Kadrage und die langen Einstellungen des Kameramannes Timo Salminen, der schon seit über zwanzig Jahren gemeinsam Filme mit dem Finnen realisiert.
Kaurismäkis Anliegen ist es, möglichst ökonomisch und effektiv zu arbeiten. Jede Szene wird gleich gedreht, es gibt kein Proben mit Schauspielern, ‚das Drehen ist die Probe´ meint Kaurismäki. Auch darüber, wie ein Charakter sein soll, diskutiert er lieber nach als vor dem Dreh. Doch für die Schauspieler scheint diese ungewöhnliche Arbeitsweise kein Problem zu sein. Kati Outinen – das Mädchen aus der Streichholzfabrik – hat in insgesamt zehn Filmen von Kaurismäki mitgewirkt.
In DER MANN OHNE VERGANGENHEIT darf sie ein Engel in doppeltem Sinne sein: Sie ist es, die dem Namenlosen Mann ohne Vergangenheit die Suppe in der Heilsarmee einschenkt, und sie ist es, die ihm die Liebe zeigt.” (www.arte-tv.com)
„In einem gewohnt ökonomisch-lakonischen Märchen von der Liebe erzählt Aki Kaurismäki die wundersame Geschichte von einem Mann ohne Gedächtnis, der in einem zweiten Leben das Glück in der Heilsarmee findet. Kinematografische Perfektion vom heiligen Trinker aus dem Norden.” (www.zisch.ch)
„Aki Kaurismäki zählt mit Pedro Almodóvar oder Nanni Moretti zu jenen Fortführern des europäischen Autorenkinos, die auch im Zeitalter der internationalen Ko-Produktionen ihre unverwechselbare Handschrift behalten haben. Kaurismäki hat sich als kritischer Chronist der finnischen Gesellschaft einen Namen gemacht. Sein Milieu ist das der klassischen Moderne, seine Geschichten spielen im Spannungsfeld von Arbeit und Ausbeutung, Macht und Korruption, Bürgertum und Proletariat.”
(www.tagblatt.ch)
„Mein Wunsch an Gott: ein Film nach einem Drehbuch von Aki Kaurismäki, unter der Regie von Takeshi Kitano und mit David Lynch als Produzent. (…) Oder dann doch zumindest: Möge dieser Finne noch möglichst lange saufen und über Festivalbühnen torkeln, damit Kino weiterhin Sinn macht!“ (Daniel Stapfer)
Aki Kaurismäki: „Ein namenloser Mann kommt in eine Stadt und wird im erstbesten Moment zu Tode geschlagen. Hier beginnt das epische Drama, der Film oder sollten wir sagen der Traum eines einsamen Herzens mit leeren Taschen unter dem großen Himmel unseres Herrn oder sollten wir sagen unter den Vögeln. (…) Mein letzter Film war Schwarzweiß und stumm, was klar für meinen Geschäftssinn spricht. (...) Kompromissbereit wie ich bin, habe ich beschlossen, eine Kehrtwendung zu machen und diesen Film zu drehen, der jede Menge Dialoge plus eine Vielfalt von Farben aufweist – ganz zu schweigen von anderen kommerziellen Werten.”

Finnland/Deutschland/Frankreich 2002; Regie: Aki Kaurismäki; Kamera: Timo Salminen; Musik: Jouko Lumme, Tero Malmberg; DarstellerInnen: Markku Peltola (M), Kati Outinen (Irma), Annikki Tähti (Heilsarmee Shop-Manager), Juhani Niemelä (Nieminen), Kaija Pakarinen (Kaisa), Sakari Kuosmanen (Anttila), Outi Mäenpää (Bankangestellter), Pertti Sveholm (Polizeiinspektor), Aino Seppo (M\'s Frau) u.a.; (35mm; Farbe; 97min; Dolby SRD; finnische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN). Auszeichnungen: Grand Prix du Jury, Cannes 2002


filmstill
filmplakat

Mo 18.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

LE MÉPRIS

DIE VERACHTUNG

R: Jean-Luc Godard / OmU


Vordergründig wird vom Scheitern einer Ehe erzählt: Während der Dreharbeiten macht der Produzent der Frau des Drehbuchautors eindeutige Avancen, denen dieser nicht vehement genug entgegentritt.
Regisseur Fritz Lang verfilmt für den amerikanischen Produzenten Jeremy Prokosch Homers „Odyssee”. Die beiden geraten in Streit. Der junge und mittellose Drehbuchautor Paul Javal (Michel Piccoli) soll das Drehbuch nach den Wünschen Prokoschs publikumswirksam umschreiben. Javals Frau Camille (Brigitte Bardot) ist von diesem Auftrag nicht begeistert. Die anfängliche Enttäuschung über die Käuflichkeit ihres Ehemannes steigert sich in Verachtung. Paul scheint angesichts Prokoschs unverhohlener Annäherungsversuche ihr gegenüber vollkommen ungerührt, mehr noch, er scheint Prokosch sogar zu ermutigen. Zu spät entschließt sich Javal, das Drehbuch doch nicht umzuschreiben. Sein leiser Protest kann Camille nicht mehr umstimmen, sie verlässt ihn.
„LE MÉPRIS ist ein einfacher Film ohne Geheimnisse, ein aristotelischer Film des äußeren Scheins, der in 149 Einstellungen beweist, dass im Kino wie im Leben nichts Geheimnisvolles ist, nichts was es zu erläutern gäbe, man braucht nur zu leben und zu filmen.”
„Der Roman von Moravia ist einer jener üblichen und hübschen Romane, wie man sie am Bahnhofskiosk ersteht, voller klassischer und veralteter Gefühle. (...) Aber mit dieser Art von Romanen dreht man oft schöne Filme.” (Jean-Luc Godard)
„Das Kino schafft für den Blick eine Welt nach unseren Wünschen.” (André Bazin).
„LE MÉPRIS ist die Geschichte dieser Welt.” (Jean-Luc Godard)
”Jean-Luc Godards Filmbilder sind Ikonen des 20. Jahrhunderts, geliebte Bilder, die man so wenig versteht, wie alles, dem man verfallen ist: Momente der Emanzipation und der Erregung, der Zärtlichkeit und des Schocks. Sie sind Kult und Kunst, Pop und Politik, ferne Erinnerung und Nahaufnahme, unverschämt erotisch und doch niemals obszön.” (Der Tagesspiegel)


„Die Verachtung” von Jean-Luc Godard:
Doppelbödig, so schön und sonnendurchflutet wie kein anderer seiner Filme


Jean-Luc Godards Kino besteht zu einem großen Teil aus verfilmter Filmkritik, und dafür hat er wohl kein prägnanteres Bild gefunden als die Anfangssequenz von „Le Mépris”. In einer einzigen langen Einstellung (die natürlich eine Verbeugung vor Orson Welles ist) sehen wir eine Kamerafahrt (wie in Welles „Touch of Evil”). Allerdings sehen wir bei Godard tatsächlich die Fahrt und nicht ihr Ergebnis, denn unsere Kamera schaut auf eine Kamera, die gerade den langsamen Gang einer jungen Frau aufnimmt.
So doppelbödig ist jede Einstellung in diesem Film, der an der Oberfläche Godards „einziges Zugeständnis an das Mainstream-Filmemachen“ (so Armond White) zu sein scheint. Die Filmproduzenten Carlo Ponti und Joseph E. Levine gaben ihm 1963 den Auftrag, Alberto Moravias Erzählung „Il disprezzo“ als Cinemascope-Produktion mit den Stars Brigitte Bardot und Michel Piccoli zu verfilmen. Zum Cinemascope-Format gibt Fritz Lang im Film (und natürlich in Cinemascope) gleich die vernichtende Kritik mit, es sei „am besten für Eisenbahnzüge und Schlangen geeignet.“ Und mit den Einstellungen von Brigitte Bardot waren die Produzenten schließlich so unzufrieden, dass sie Godard zwangen, noch zwei Nacktszenen mit ihr nachzudrehen, in denen man ihren Hintern zu sehen bekommt. Godard selber lässt den Superstar jener Zeit lieber Obszönitäten in die Kamera sagen oder Szenen aus seiner Ehe nachspielen.
Auf einer Ebene erzählt der Film von der Verachtung, die sich in Camille (Bardot) entwickelt, als sie erlebt, wie ihr Ehemann Paul (Piccoli), ein Drehbuchautor, sich von einem amerikanischen Filmproduzenten (Jack Palance) kaufen lässt, und wie er zulässt, dass dieser sich ihr aufdrängt. Godard ist aber die zweite Ebene viel wichtiger, in der es um das Filmprojekt geht: Homers Odyssee. Der Regisseur Fritz Lang spielt sich selbst als den Filmkünstler, der sich gegen die Banalisierung des klassischen Epos wehrt, und Godard zeichnet von ihm vielleicht das einzige ungebrochen respektvolle und liebevolle Porträt seines ganzen Filmwerkes (er selber spielt Langs Regieassistenten).
Der Produzent (Jack Palance) wird dagegen als bissige Karikatur von Godards eigenem Produzenten gezeigt. Dabei ist Godard oft ganz untypisch direkt und komisch, etwa wenn Palance in Diskussionen plötzlich seine angelesenen Weisheiten aus einem winzigen Notizbuch vorträgt. Godard hat also alles, was ihn beim Machen dieses Films beschäftigte, von seinen eigenen Beziehungsproblemen bis zum Ärger mit den Geldgebern, in den Film gepackt. Und so ist „Le Mepris“ vielleicht der radikalste „Film im Film“.
Das Wunderbare daran ist aber, wie leicht und unangestrengt sich all das zusammenfügt. So schön, so einfach, poetisch, traurig und sonnendurchflutet sieht kein anderer von Godards Filmen aus. Wirklich genießen kann man ihn deshalb nur im Kino und so ist diese Wiederaufführung (zum ersten Mal in der Originalfassung mit Untertiteln) sehr zu begrüßen.
(Wilfried Hippen, taz Bremen)


1963 holt Jean-Luc Godard Fritz Lang als Darsteller eines Regisseurs für seinen Film „Le Mépris“. Wider Erwarten mag Lang den Improvisateur Godard; Es gefällt ihm, seine Dialoge selbst zu erfinden. Lang spricht von dem „Nouveau Vague“, ein Irrtum, der Sinn macht: Das neue Undefinierbare. Lang inszeniert die „Odyssee“, Jack Palance spielt einen Produzenten, Michel Piccoli einen Autor, Brigitte Bardot dessen Frau. Drehort ist eine Architektur-Monomanie, die von Fritz Lang stammen könnte: die Villa von Curzio Malaparte auf einem Felsvorsprung über Capri. Lang, in dessen Filmen das Meer so gut wie nie vorkommt – Ausnahmen: „Moonfleet“ (1955) und „Harakiri“ – bewegt sich hier am Rande aller Diagonalen und Vertikalen.
Ein ziegelroter Bunker am Ende der Welt, das Dach, halb Freitreppe, halb Terrasse, eine „Topografie männlicher Kreativität“ (Werckmeister), „mein Porträt in Stein“ (Malaparte), „triste, dura, severa“. Wenn die Brandung gegen den Fels donnert, zittert das Haus. Der vereinzelte Einzelne, der sich verrannt hat an den äußersten Punkt, wo er auf die Gesellschaft und die Masse, auf die Geschichte und die Natur aus schrägen Winkeln seinen Blick wirft. Eine Geschichte um Kunst und Geld, um Liebe und Verrat, um Inszenierung und Selbstinszenierung, um Godard, Pirandello und Lang, um Aufklärung und ihre Dialektik. „Il faut souffrir“, sagt Lang einmal. Wenders nannte ihn seinen verpassten Vater. Lang reviewed by Godard. „Oft ist einem etwas fremd, weil es einem zu nah ist“, schreibt Wenders in einem Nachruf auf Lang.
(http://www.epd.de/film/2001/8lang.htm)


Fritz Lang spielt Fritz Lang, der auf Capri einen Film über Odysseus dreht, dessen sichtbar werdende Teile tatsächlich Fritz Lang gedreht hat, in Cinemascope und Farbe. Jean-Luc Godard spielt Jean-Luc Godard. Jack Palance spielt einen Hollywood-Produzenten, für den Langs Film „ins Stocken geraten“ ist und der sich benimmt wie Jack Palance. Brigitte Bardot erinnert an B. B., Michel Piccoli an Michel Piccoli, an Godard und an Dean Martin in Minellis „Some Came Running“, der nie seinen Hut abzunehmen plegt. Die Vorlage: Alberto Moravias Roman „Il disprezzo“. „Ein vulgärer und hübscher Bahnhofsroman, voll klassischer, altmodischer Gefühle trotz der Modernität der Gegebenheiten. Mit dieser Art von Literatur dreht man oft die schönsten Filme“. Zum Beispiel einen Film über die Verachtung, die denen gilt, die sich im und fürs Kinogeschäft prostituieren, auf dem „Markt, wo die Lügen gekauft werden“. Oder ein Melodram, das sich monumental kalt gibt und in dem die Personen ihr Undurchschaubarsein wie eine Oberfläche, eine Kleidung der Kamera präsentieren. Godard filmt, erstmals mit Millionenbudget. Das Ergebnis: opulente Askese. Die breitesten Bilder in Cinemascope. Ein Schwenk von Malapartes Haus der Treppen übers blaueste mediterrane Azur. Am Beginn eine gefilmte Filmkamera. Am Ende: der Tod, „der keine Lösung ist”, das Weiterfilmen. Eine Totale aus Himmel und Meer. Blau in Blau. Godards Stimme: „Silence!“
(aus: Österreichisches Filmmuseum; Oktober 1998)


„Die modernen Menschen und die alten Götter – (...) dies wirkt mehr wie eine eigens arrangierte, denn als eine bedeutungshaltige Parallele. Und sie ist wohl besonders dadurch geschwunden, daß der Film, wie man ihn hierzulande sieht, keine Szenen aus Fritz Langs Odysseus enthält, die nach Godards Idee in seinem Film sich hätten ausnehmen sollen wie Szenen von Eisenstein in einem Film von Rouch. Nur Statuen sind geblieben. Athene und Poseidon, die Beschützerin und der Widersacher von Odysseus, gipsern, angemalt und etwas verloren. Aber Godard liebt wohl die alten Götter, wie er jenen liebt, den er als ihren Vertreter erscheinen läßt, den alten, weisen Fritz Lang. Der emigriert ist und sich erinnert, wie man bei dem Wort Kultur nicht wie Prokosch das Scheckbuch, sondern den Revolver zog, Fritz Lang, dessen RANCHO NOTORIOUS Camille und Paul so gefallen hat, der aber M viel lieber mag, der nach Odysseus ,etwas sehr Schönes‘ machen will, der viel schweigt, der Dante, Hölderlin und Brecht zitiert und auch alle übrigen Sätze vorträgt, als wären es Zitate von Fritz Lang. Es ist ein sehr vielversprechendes Spiel (...), man möchte manches erhoffen davon, wenn es einmal intensiver, überlegter und produktiver betrieben wird als dies bei Godard jetzt der Fall ist. Die Weise des Zitierens, die einen so freundlich stimmt, die den Betrachter aufs Schönste veranlaßt, sich beständig umzustellen, immer wieder eine andere Denkhaltung einzunehmen - die Weise des Zitierens sollte die Blicke nicht trüben für die Dürftigkeit des Zitierens. Denn mit dem Hölderlin etwa, der laut Godard keine Bedeutungen gesucht habe, da ist es eben so eine Sache. Daß Hölderlin keine Bedeutungen gesucht habe, wie beispielsweise Leo Krell sie haben will, mit dessen Literaturgeschichte seit Jahren an Höheren Schulen die Liebe zur Literatur bekämpft wird, darüber ist nicht zu reden. Auch darüber kann man sich einigen, daß besser als ein ruinöses und schiefes Verhältnis, bei Krell und Prokosch, immer noch ein so völlig unbefangen-ahnungsloses ist wie bei Godard. Es fragt sich nur, ob Ahnungslosigkeit wirklich jene Alternative ist, als die sie in LE MÉPRIS erscheint. So ist LE MÉPRIS nicht der Film über Brigitte Bardot, über Mißverständnisse, über Fritz Lang, über Hölderlin, Odysseus und das Lieben, der es sein könnte, sondern fast nur ein Film über Godard. Seinem Romantisieren fehlt, um noch einmal Friedrich von Hardenberg zu zitieren, die beste Pointe: ,Verwandlung des Fremden in ein Eigenes, Zueignung ist also das unaufhörliche Geschäft des Geistes.“
(Helmut Färber in „Filmkritik“, 1965)

Frankreich/Italien 1963; Regie: Jean-Luc Godard, nach einem Buch von Alberto Moravia; Kamera: Raoul Coutard; Musik: Georges Delerue; DarstellerInnen: Brigitte Bardot (Camille Javal), Michel Piccoli (Paul Javal), Jack Palance (Jeremy Prokosch), Fritz Lang ( als er selbst), Giorgia Moll (Francesca Vanini) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; 105min; französische ORGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


filmstill
filmplakat

Di 19.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

BEND IT LIKE BECKHAM

R: Gurinder Chadha / OmU


Schnelles Dribbling, nach links antäuschen, über die rechte Seite ausweichen und ... Tor! Die 17-jährige Jess hat´s voll drauf. Beim Kicken im Park zeigt sie ihren Freunden, dass Fußball schon längst keine Männerdomäne mehr ist. Jess träumt davon, einmal an der Seite von David Beckham zu spielen. Jules – aufmerksam geworden auf die talentierte Jess – überredet sie zu einem Training bei ihrem Girls-Kickerclub.
Doch bei ihren indischen Eltern, einer gläubigen Einwanderer-Familie, kommt dieses männliche Hobby gar nicht gut an. „Kochen ist wichtiger”, meint die besorgte Mutter, die gerade die Hochzeit der älteren Tochter vorbereitet und auch bei Jess von einem indischen Schwiegersohn träumt. Auch der Vater stellt sich gegen die Fußballträume der Tochter, die weiterhin heimlich zum Training geht. Und dann findet ausgerechnet am Tag der Hochzeit ihrer Schwester jenes wichtige Fussballspiel statt, bei dem ein Talentsucher aus Amerika anwesend ist.
Charmantes Kino als Möglichkeitsform der Wirklichkeit: Der indischen Regisseurin Gurinder Chadha gelingt es souverän, alle drohenden Klischee-Klippen zu umfahren und dennoch Themen wie Rassismus, Religion, Frauenrolle und Generationskonflikte mit komödiantischer Leichtigkeit zu präsentieren.
Gerade als alle Welt im Weltcup-Fieber lag, da schlug Gurinder Chada die kollektive Phantasie mit ihrem Film BEND IT LIKE BECKHAM in Bann. In Großbritannien avancierte er zum Kinokassenschlager, bei der diesjährigen Cinema Expo in Amsterdam wurde er als „European Film of the Year” ausgezeichnet. Von der Kritik verglichen mit BILLY ELLIOT, EAST IS EAST und GANZ ODER GAR NICHT steht Chadars Film ganz in der Tradition des British feelgood-movie in seiner Bestform.
(nach: Holly Knill, nzoom.com; urbancinefile.com; Dieter Oßwald;
12. Welt Film Tage Thusis 2002)
Gurinder Chadha: „Als Filmemacherin möchte ich das Denken der Leute verändern. Die Geschichten, die ich sehe und erzählen möchte, teilen meine Sicht der Welt mit. Da ist eine Menge richtig und eine Menge falsch in der Welt. Mein Anliegen ist es, das Publikum an Orte zu führen, die ihm nicht vertraut sind. Mein Wunsch wäre allerdings, dass es, wenn es aus dem Film kommt, nicht die Differenzen sondern die Ähnlichkeiten zwischen uns allen feststellt. (...) Und was die Differenzen betrifft, so möchte ich, dass die Leute die Unterschiede schätzen und nicht fürchten. Dem komischen Element konnte ich einfach nicht widerstehen – ich musste mich manchmal selbst bremsen, weil ich überall einen Gag einbauen wollte.”

Regie: Gurinder Chadha; Buch: Paul Mayeda Berges, Guljit Bindra, Gurinder Chadha; Kamera: Jong Lin; Musik: Craig Pruess; DarstellerInnen: Parminder Nagra, Keira Knightley, Archie Panjabi, Shaheen Khan, Jonathan Rhys Meyers, Kulvinder Ghir, Keira Knightley, Juliet Stevenson u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe, Dolby SRD; 112min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


filmstill
filmplakat

Mi 20.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

HIMALAYA

HIMALAYA – L’ENFANCE D’UN CHEF

R: Eric Valli / OmU


Der französische Fotograf Eric Valli hat den Salzkarawanen im Nordwesten Nepals bereits prachtvolle Bildbände und zwei Dokumentarfilme gewidmet. Nun hat er sie auch zum Thema seines ersten Spielfilms gemacht. HIMALAYA erzählt in beeindruckenden Cinemascope-Bildern die abenteuerliche Geschichte zweier Karawanenführer, deren Ausgang das Schicksal der gesamten Talschaft entscheiden wird.
Ein verlorenes Dorf im Nord-Westen des Himalaya, 5000 Meter über dem Meeresspiegel. Der charismatische, alte Karawanenführer Tinlé trauert um seinen älteren Sohn, der in den Bergen verunglückt ist. Der Dorfälteste weigert sich, die Führung der Yak-Karawane dem jungen Karma zu überlassen, den er beschuldigt, für den Tod seines Sohnes verantwortlich zu sein. Doch der hitzige Karma geht selbstbewusst seinen eigenen Weg. Er trotzt den Orakeln der Schamanen und Tinlés Zorn und wagt es, vor dem rituellen, von den Göttern vorherbestimmten, Datum mit seiner Karawane aufzubrechen. Im Süden tauscht das Volk der Dolpo-Pa ihr Salz gegen Getreide. Die jungen Männer des Dorfes folgen Karma, während die alten auf Tinlé und die Götter vertrauen.
Vallis Hommage an das Volk der Dolpo-Pa ist eine gelungene Mischung aus Dokumentation, Fiktion und Abenteuerfilm, verpackt in beeindruckende Bilder der tibetischen Berglandschaft und der Menschen, die dort leben. Sein Vorhaben, beim Erzählen der Geschichte des Karawanenführers so nah wie möglich an der Realität zu bleiben, ist Valli absolut gelungen. (nach: NZZ, 20.8.1999; Votiv 376; epd Film 1/2000; Skip; Der Standard, 5.4.2000)
Karma Tensing Nyima Lama: „Dieser Film ist eine Geschichte des Willens, des Durchhaltevermögens, der Toleranz, der Courage, der Würde und des Zusammenhalts. Ohne diese Werte kannst du im Dolpo nicht überleben. Es war wichtig, diesen Film zu machen, bevor unsere Kultur verschwindet und dahinschmilzt wie Schnee in der Sonne.”

Frankreich/Schweiz 1999; Regie: Eric Valli; Buch: Eric Valli, Olivier Dazat; Kamera: Jean-Paul Meurisse, Eric Guichard; Musik: Bruno Coulais; DarstellerInnen: Thilen Lhondup (Tinlé), Lhapka Tsamchoe (Pema), Gurgon Kyap (Karma), Karma Tensing Nyama Lama (Norbou), Karma Wangiel (Tsering/Pasang) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 110min; tibetische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


filmstill
filmplakat

Do 21.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

THE HOURS

R: Stephen Daldry / OmU


Stephen Daldry: „Es ist das Heldentum im Leben dieser drei Frauen, das mich im Grunde an der Geschichte anzog. Vielleicht sind ja die kleinen Auseinandersetzungen, Hürden und emotionalen Schwierigkeiten, mit denen sie sich herumschlagen in der Küche, im Garten oder im Schlafzimmer, ebenso heroisch wie es ist, Berge zu erklimmen oder Kriege zu gewinnen. Oft werden die Heldentaten im Leben von Frauen unterschätzt oder von denen der Männer in den Hintergrund gedrängt. Dabei sind ihre Kämpfe ebenso grundsätzlich und mindestens genauso wichtig.”
THE HOURS verknüpft die Lebensgeschichten dreier Frauen aus unterschiedlichen Epochen: einer Lektorin im heutigen New York (Meryl Streep), einer Hausfrau und Mutter im Los Angeles der fünfziger Jahre (Julianne Moore) und der britischen Schriftstellerin Virginia Woolf (Nicole Kidman), die in den zwanziger Jahren in der Nähe von London ihren berühmten Roman „Mrs. Dalloway” schreibt.
Drei Frauen, drei Zeitperioden und drei Geschichten fließen ineinander, gleiten untrennbar gekoppelt durch THE HOURS. Jede ist mit den beiden anderen wie Glieder einer Kette verbunden; gemeinsam ist den Frauen das Gefühl, ihr Leben für einen anderen Menschen gelebt zu haben. Zuguterletzt wird ein großartiges Stück Literatur ihr Leben unwiderruflich verändern.
Inspiriert von Virginia Woolfs „Mrs. Dalloway” (1925) schrieb Michael Cunningham seinen Roman „The Hours” (1998), der als literarische Meisterleistung gewürdigt wurde. David Hare adaptierte den Bestseller als Drehbuch und Stephen Daldry (BILLY ELLIOT) versammelte mit Meryl Streep, Julianne Moore und Nicole Kidman ein hochkarätiges Ensemble, um ein brillantes Drama zu inszenieren.
(nach: www.thehours.de; Der Standard, 10.02.2003)
David Hare: „Mich faszinierte die Strategie, drei Geschichten zu erzählen, ohne dass der Leser zunächst versteht, auf welche Weise sie miteinander verbunden sind. Aber Michael (Cunningham) schafft es, das Interesse wach zu halten, obwohl der Leser nicht weiß, wie sich am Ende alles zusammenfügen wird. (...) Wenn dann schließlich die Zusammenhänge klar werden, stellt sich tiefe Befriedigung ein.”
„Der Film ist wie auch der Roman eine tiefsinnige Betrachtung über persönliche Bindungen, menschliche Entwicklungsmöglichkeiten und den schwer fassbaren Traum vom Glück. THE HOURS ist scharfsichtig ... großartig geschrieben und gespielt.”
(Stephen Holden, The New York Times)
„Einer der wichtigsten Filme des Jahres. Anspruchsvolle Kinogänger werden die Minuten zählen, bis THE HOURS in die Kinos kommt.”
(Gene Shalit, Today Show)
„Ein unvergesslicher, wundervoll gespielter, akribisch inszenierter Blick auf das Leben. Dieser Film nimmt einen von Anfang bis Ende voll in Anspruch. Man kann seinen Blick nicht von der Leinwand abwenden. THE HOURS ist ein Kunstwerk.” (Larry King)

USA 2002; Regie: Stephen Daldry; Buch: David Hare, nach dem Roman von Michael Cunningham; Kamera: Seamus McGarvey; Musik: Philip Glass; DarstellerInnen: Meryl Streep (Clarissa Vaughan), Julianne Moore (Laura Brown), Nicole Kidman (Virginia Woolf), Ed Harris (Richard), Toni Collette (Kitty), Claire Danes (Julia), Jeff Daniels(Louis), Stephen Dillane (Leonard Woolf) u.a.; (35mm; Farbe; Dolby SRD; 114min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


filmstill
filmplakat

Fr 22.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

INDIEN

R: Paul Harather / OmU


Dass man Heinzi Bösel und Kurt Fellner, Inspektoren des Hotel- und Gaststättengewerbes, für eine Überprüfungstour gemeinsam durch die tiefste österreichische Provinz schickt, scheint kein glücklicher Einfall ihrer Dienststelle zu sein. Die beiden gehen sich vom ersten Augenblick gehörig auf die Nerven. Der schlampige Vielraucher und wortkarge Schnitzelfan Bösel, kleinbürgerlich bis zum Exzess, ist hilflos dem Redeschwall des vom unverdauten Yuppie-Zeitgeist gestreiften jungen Ehrgeizlings Fellner ausgesetzt. Doch allmählich raufen sich die gegensätzlichen Männer zusammen. Es entsteht eine zunächst ruppige Freundschaft, die selbst der Intensivstation standhält, als Fellner unheilbar an Krebs erkrankt.
„Die beiden Ritter von der grausligen Gestalt sind auf einer Art Gralssuche, die wir alle kennen. Wir fragen uns nach dem Sinn des ganzen alltäglichen Wahnsinns und finden ihn nicht.” (Alfred Dorfer)

Österreich 1993, Regie: Paul Harather; Buch: Josef Hader, Alfred Dorfer, Paul Harather; DarstellerInnen: Josef Hader (Heinzi Bösel), Alfred Dorfer (Kurt Fellner), Maria Hofstätter (Kirchnerwirtin), Roger Murbach (Kirchbergwirt), Ursula Rojek (Kellnerin), Karl Markovics (Kirchingerwirt) u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; 90min).


filmstill
filmplakat

Sa 23.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

HABLE CON ELLA

SPRICH MIT IHR

R: Pedro Almodóvar / OmU


Nach seinem ersten Oscar für ALLES ÜBER MEINE MUTTER hat Pedro Almodóvar nun seinen vierzehnten Spielfilm ins Kino gebracht.
Gleich zu Beginn von HABLE CON ELLA öffnet sich der Vorhang zu einer Bühne, über die zwei elfengleiche Tänzerinnen in weißen Gewändern schweben – eine Sequenz aus Pina Bauschs „Café Müller”. Im Publikum sitzen zwei Männer, überwältigt von der ergreifenden Darbietung. Sie sitzen zufällig nebeneinander und kennen sich noch nicht. Beningo, der junge Krankenpfleger, beobachtet verstohlen, wie der andere, Marco, Journalist und Schriftsteller, seinen Emotionen durch Tränen freien Lauf lässt.
Monate später treffen sie sich wieder: In der Klinik, in der Beningo arbeitet. Marco wacht am Bett seiner Geliebten Lydia, einer Stierkämpferin, die während eines Kampfes lebensgefährlich verletzt wurde und ohne Bewusstsein ist. Beningo kümmert sich bereits seit Jahren um die ins Koma gefallene Tänzerin Alicia, in die er schon lange vor deren tragischem Autounfall heimlich verliebt war. Die Anarchie der Leidenschaft kommt nicht immer wie ein geballter Revolutionszug daher. Sie kann auch nahezu unscheinbar die Rituale des Alltags zunichte machen und distanzierte Professionalität durch bedingungslose Intimität ersetzen.
Gleichzeitig erzählt HABLE CON CELLA eine Geschichte über die Freundschaft zweier Männer. Wie kleine Seelenlandschaften spiegeln ihre Gesichter Emotionen wider, deren Macht sie sich nicht entreißen können. Mit vorsichtigen Schritten und leisen Tönen, wie man sie erst seit wenigen Jahren von Almodóvar kennt, webt er die zarten Bande zwischen den beiden so unterschiedlichen Männern.
Aber es geht auch um die Kraft der Gefühle und die Einsamkeit, die sich breit macht, wenn es niemanden gibt, der bereit ist, die Bewegungen im Innern der Seele mit einem zu teilen. HABLE CON ELLA ist ein Film über Kommunikation und Nichtkommunikation, über Monologe, die wirkungsvoller sind als Dialoge, über das Kino als Konversationsthema, über Freude am Erzählen, über Worte als Waffen gegen die Einsamkeit.
Pedro Almodóvar: „Die Einsamkeit ist etwas, das alle Protagonisten in dem Film gemeinsam haben. Alicia und Lydia sind auch einsam. Und Katerina, die Ballettlehrerin. Und Alicias Vater, obwohl er wahrscheinlich eine Affäre mit seiner Sprechstundenhilfe hat. (...) Und der Stier bleibt einsam in der riesigen Arena zurück, als die lebensgefährlich verletzte Lydia ins Krankenhaus abtransportiert wird. Man könnte meinen Film auch ‚Einsamkeit, vermute ich‘ betiteln.”

Spanien 2001; Regie und Buch: Pedro Almodóvar; Kamera: Javier Aguirresarobe A.C.E.; Musik: Alberto Iglesias; DarstellerInnen: Javier Cámera (Beningo), Darío Grandinetti (Marco), Leonor Watling (Alicia), Rosario Flores (Lydia), Geraldine Chaplin (Katerina Bilova), Caetano Veloso (Caetano Veloso), Pina Bausch (Pina Bausch), Mariola Fuentes (Rosa), Paz Vega (Amparo) u.a.; (35mm; 1:2,35, Farbe; Dolby; 116min; spanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


filmstill
filmplakat

So 24.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

BOWLING FOR COLUMBINE

R: Michael Moore / OmU


„Sind wir eine Nation von Waffennarren oder sind wir einfach bloß Narren?” fragt Amerikas führender Satiriker und sozialkritischster Dokumentarfilmer Michael Moore (ROGER & ME, 1989).
Im Zentrum von BOWLING FOR COLUMBINE steht das Schulmassaker an der Columbine High School in Littleton von 1999. (Titelgebend: Die minderjährigen Täter spielten gerne Bowling.) Wie in einem Kaleidoskop nähert sich Moore dem Thema Gewalt, einmal mehr mit dem Mittel des Interviews und, wie gewohnt, ohne Berührungsängste. Gleich zu Beginn eröffnet er ein Bankkonto – und erhält als Dankeschön-Prämie eine Waffe als Zugabe. In einen Supermarkt, der Munition an Jedermann verkauft, schickt er zwei Opfer des Schulmassakers, die noch immer die Kugeln in den Knochen haben und konfrontiert die beiden mit dem Geschäftsführer.
Moore lässt Angehörige des Oklahoma-Bombers ebenso zu Wort kommen wie den Shock-Rocker Marilyn Manson oder einen stumpfsinnigen Sheriff. Als Clou übertölpelt er Amerikas obersten Waffen-Propagandisten Charlton Heston und ertrotzt sich frech ein Interview mit dem rechten Oscarpreisträger. Und zwischen diesen Gesprächen immer wieder Montagen – zum Beispiel Videoclips über die aggressive Außenpolitik der USA, unterlegt mit „What a wonderful world”.
Michael Moore: „Machen Sie sich keine Sorgen, weil es bei Ihnen so viele McDonalds und amerikanische Filme gibt. Das ist ein Problem, aber es wird bei Ihnen keine amerikanischen Verhältnisse schaffen. Das passiert nur, wenn Sie genauso werden wie wir, in politischer und sozialer Hinsicht. Denn die amerikanische Moral lautet: Wenn du krank bist – Pech gehabt! Wenn du arm bist – selber Schuld! Wenn Sie so werden wollen, dann werden auch Sie viele Schießereien dieser Art in Ihrem Land erleben. Immer mehr Menschen werden sich bewaffnen, sie werden Angst haben und paranoide Zustände bekommen.”
Michael Moore findet Erklärungen, die weit in die Geschichte und Psyche der amerikanischen Nation hinein reichen und zugleich darüber hinausgehen. Moore ist ein linker Moralist, der sich selbst in die Recherche einbringt: BOWLING FOR COLUMBINE ist kein ausgewogenes Sowohl-als-auch-Stück, sondern radikal parteiergreifendes Kino, eine polemische Meditation über Gewalt, Waffenwahn und Angsthysterie in Amerika, ein Blick hinter die Kulissen und auf die Fehlleistungen einer aus den Fugen geratenen Gesellschaft. (nach: www.programmkino.de; www.mdr.de; www.hr-online.de; Viennale 2002; Dieter Oßwald; Günter H. Jekubzik)
„Moores Gespür für Satire und seine Hartnäckigkeit, die Mächtigen mit der hässlichen Wahrheit zu konfrontieren, machen BOWLING FOR COLUMBINE zu einem echten Erlebnis.” (Blickpunkt Film)

USA/Kanada/Deutschland 2002; Regie und Buch: Michael Moore; Kamera: Brian Danitz, Michael McDonough; Musik: Jeff Gibbs; DarstellerInnen: Michael Moore, George W. Bush, Charlton Heston, Marilyn Manson; Matt Stone, Dick Clark, John Nichols u. a. (35mm, von Video übertragen; 1:1,85; Farbe; Dolby; 123min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN). Sonderpreis der Jury, Filmfestival Cannes 2002


filmstill
filmplakat

Mo 25.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

GOOD BYE, LENIN!

R: Wolfgang Becker / OmU


Lenin ist von seinem Sockel gestiegen. Die Faust zum sozialistischen Gruß gereckt, schwebt er von einem Helikopter baumelnd ein letztes Mal durch die Straßen Berlins. Good Bye, Lenin! Welcome D-Mark. Es ist 1990, Wendezeit in Deutschland. In irrwitzigem Tempo wird der sozialistische Traum entsorgt.
Christiane Kerner hat von all dem nichts mitgekriegt. Acht Monate hat die überzeugte Genossin im Koma gelegen. Nun lebt sie auf einer kleinen sozialistischen Insel mitten im brodelnden Berlin, denn Christiane droht ein erneuter Herzinfarkt, sobald sie sich aufregt. Und nichts würde ihren Gesundheitszustand stärker in Gefahr bringen als Mauerfall und deutsche Einheit. Also lässt ihr Sohn Alex auf 79 Quadratmetern Plattenbau die DDR wieder auferstehen, mit Ständchen von den jungen Pionieren und allem Drum und Dran.
Was sich anhört wie eine deutsch-deutsche Komödie, ist auch eine, doch wie bei jeder wirklich guten Komödie ist der Stoff eigentlich zutiefst tragisch. Unbeschwerte Momente wechseln mit ernsten, stillen Augenblicken ab. Daneben trägt der Film eine Menge Archivmaterial aus der Zeit der Wiedervereinigung zusammen und lässt die Emotionalität dieses Ereignisses noch einmal spürbar werden. Die Verhältnisse in der DDR werden dabei weder glorifiziert noch verteufelt, Regisseur Wolfgang Becker (DAS LEBEN IST EINE BAUSTELLE) beobachtet legiglich den Mikrokosmos einer Hausgemeinschaft in Ost-Berlin, deren Mitglieder die Veränderungen ganz unterschiedlich aufnehmen.
(nach: www.welt.de; www.filmstarts.de; www.br-online.de;
www.artechock.de; www.moovienet.de)
Katrin Saß: „Natürlich kommen durch den Film Dinge wieder hoch, über die man lachen und schmunzeln kann, es kommen aber auch andere Sachen hoch, nämlich ungeheure Aggressionen. 1988/89 war ich in Leipzig. Und immer, wenn ich zur Probe musste, führte mein Weg an der Nikolaikirche vorbei. Irgendwann, eine Probe fiel aus, bin ich stehengeblieben, und habe zugeguckt, als eine Demonstration begann, dann bekämpft wurde. Es war ungeheuer. Ich habe nicht nur Gänsehaut gekriegt, ich habe einen solchen Hass gekriegt: Das ist alles wieder hochgekommen. Es stimmte alles. Dieses Buch von einem West-Autor traf nach 12 Jahren die Atmosphäre genau.”
Wolfgang Becker: „GOOD BYE, LENIN! ist eine Familiengeschichte mit ernstem Hintergrund. Einem jungen Mann steht durch den Mauerfall die Zukunft offen. Er kann plötzlich aus der Enge ausbrechen, die er vorher empfunden hat, und was tut er? Er entscheidet sich dafür, die DDR-Vergangenheit zu konservieren, weil er seine Mutter schützen will, die die Veränderungen der Gegenwart vermeintlich nicht aushalten würde. Wofür es nicht mal einen Beweis gibt. In meinem Film geht es eben auch um Lügen und Geheimnisse. (…) Unter anderem habe ich erfahren, dass es den Ostler nicht gibt: Die einen haben den Untergang der DDR als Verlust empfunden, die anderen nicht. Insofern hatte man die Freiheit, sich eine Ost-Identität zu imaginieren. Das haben wir im Film auch getan.”
„Wolfgang Becker ist ein wirklich herrlicher Film gelungen, dessen Drehbuch eine originelle Storyline zu einer niemals langatmigen Geschichte verdichten kann. Die komödiantischen Abschnitte treten dabei trotz ihrer Gelungenheit gegenüber den ernsten Aspekten in den Hintergrund, während der Film vor allem die Wiedervereinigung noch einmal auf überwältigend emotionale Weise ins Gedächtnis ruft.”
(Stephan Flory).
„Ein leichtes Spiel mit großen und kleinen Lügen. Kurz: ein gesamtdeutscher Genuss!” (ZDF Aspekte)

Deutschland 2003; Regie: Wolfgang Becker; Buch: Bernd Lichtenberg; Kamera: Martin Kukula; Musik: Yann Tiersen; DarstellerInnen: Daniel Brühl (Alex Kerner), Katrin Saß (Christiane Kerner), Chulpan Khamatova, Maria Simon, Florian Lukas, Alexander Beyer u.a.; (35mm; 1:1,85; Farbe; Dolby SRD; 121min).


filmstill
filmplakat

Di 26.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

THE GREAT DICTATOR

DER GROSSE DIKTATOR

R: Charles Chaplin / OmU


DER GROSSE DIKTATOR war der erste Film, in dem Charlie Chaplin sich der Tontechniken in ihrem Höchstmaß an Potential bediente, sowie der letzte in dem er sein berühmtes Tramp-Kostüm trug. Ausgangspunkt des Films ist die große Ähnlichkeit des paranoiden Diktators von Tomania, Adenoid Hynkel – eine offensichtliche Hitler-Parodie – mit einem schüchternen jüdischen Herrenfriseur im Ghetto. Beide Rollen werden von Charlie Chaplin verkörpert.
Nach einem Flugzeugabsturz im Ersten Weltkrieg leidet der Friseur an Amnesie und verbringt die nächsten 20 Jahre seines Lebens im Spital. Bei seiner Rückkehr ins Ghetto wird er mit Antisemitismus und den Kriegsvorbereitungen des größenwahnsinnigen Diktators konfrontiert. Während des Staatsbesuchs von Benzino Napoloni, dem Diktator von Bacteria, wird der Friseur verhaftet und in ein Lager interniert. Er schafft es jedoch mit seinem Freund Schultz nach Osterlich zu entfliehen. Als Hynkel mit seiner Armee in Osterlich einmarschiert, wird der Friseur mit Hynkel verwechselt, Hynkel wiederum wird von seinen eigenen Soldaten inhaftiert. Unwillig wird der Friseur vor eine Reihe von Mikrofonen gezerrt, es folgt eine Rede an die jubelnde Menge: Ermutigung der Verfolgten und ein universeller Aufruf um Frieden und Toleranz.
„Die Fähigkeit, das Abbild eines Objektes spontan und schnell wahrzunehmen – ohne es moralisch oder ethisch zu interpretieren, ohne zu spekulieren oder es zu verurteilen, es zu betrachten als lachendes Kind – dies ist es, das Chaplin hervorhebt, das ihn einzigartig und unnachahmlich macht.” (Sergei Eisenstein)

Charles Chaplin
1889 in London geboren, verbringt Chaplin seine Kindheit in Armut. Im Alter von 10 Jahren verlässt er die Schule, um als Mime im Britischen Vaudeville aufzutreten. 1910 reist er erstmals in die USA im Rahmen einer Tournee mit Fred Karno´s „Speechless Comedians”. 1913 tritt er Sennetts Keystone Studios in New York bei, und 1914 erfolgt bereits sein erster Filmauftritt in „Making a Living”. 1915 erscheint er erstmals in seiner erfolgreichsten Rolle: dem Tramp. Gemeinsam mit seinen Hollywood-KollegInnen Pickford, Fairbanks und Griffith gründet Chaplin die „United Artists”. Nach einer äußerst erfolgreichen und lukrativen Karriere wird Chaplin aus politischen Gründen in der McCarthy Ära der Wiedereintritt in die USA verweigert. Er übersiedelt in die Schweiz und betritt erst 1972 bei der Verleihung eines ihm gewidmeten Spezial-Oscars wieder Amerikanischen Boden. Von Königin Elisabeth II 1975 geadelt, stirbt Charlie Chaplin am 25. Dezember 1977. (aus: www.gartenbaukino.at)

USA 1940; Regie, Buch, Produktion: Charles Chaplin; Kamera: Karl Struss, Roland Totheroh; Musik: Meredith Willson; DarstellerInnen: Charles Chaplin, Jack Oakie, Reginald Gardiner, Paulette Goddard, Henry Daniell, Billy Gilbert, Grace Hayle, Carter de Haven, Maurice Moskovich, Emma Dunn u.a.; (35mm; 1:1,37; Schwarzweiß; 124min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


filmstill
filmplakat

Mi 27.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

LE FABULEUX DESTIN D’AMÉLIE POULAIN

DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE

R: Jean-Pierre Jeunet / OmU


„Das Märchen von der bezaubernden Amélie ist eine perfekt designte Bilder-Droge, die heftigste Glücksgefühle beschert. Jeunet, dessen Schule Cartoons und Animationsfilme waren, bedient sich virtuos der Clip-Ästhetik und bearbeitet den Zuschauer mit einem Stakkato an witzig-kuriosen Einfällen, mit präzis getimtem Augenzwinkern im Zehntelsekunden-Takt. (...) Jeunet überrascht mit einer rummelplatzfröhlichen Idylle, nachdem er in DELICATESSEN, DIE STADT DER VERLORENEN KINDER und seiner Hollywoodexkursion ALIEN – DIE WIEDERGEBURT durch apokalyptische Szenarien streifte. Nach Monstern kreiert er nun eine Glücksfee und verwandelt Klaustrophobie in Lebensfreude.” (Rainer Gansera in: epd Film 8/01)
Amélies Erscheinung – Kulleraugen, Ponyfrisur schüchtern-verschmitztes Lächeln – ist das Inbild der romantischen Chanson-Französin; ihr melancholisches Ambiente ist ein Café in Montmartre. Eifersüchtige Liebhaber, gescheiterte Genies und sehnsuchtskranke Hypochonder bevölkern dieses skurrile kleine Universum. Sie alle tragen schwer an ihrem Schicksal, während die liebenswerte Kellnerin Amélie silberne Tabletts an ihre Tische trägt. Amélie ist eine Träumerin, aber sie hat einen wachen Blick. Und als sie eines Tages beschließt, als gute Fee in das Leben ihrer Mitmenschen einzugreifen, weiß sie genau, was sie zu tun hat: Sie schickt einen Gartenzwerg auf Weltreise, sie zaubert jahrzehntelang verschollene Liebesbriefe herbei, sie wird Schutz- und Racheengel in einer Person. Als sie sich jedoch in Nino verliebt, weiß sie nicht, wie sie sich selbst zum Glück verhelfen soll. Mit tausend Dingen bezaubert sie Nino aus der Ferne, doch mutig aus dem Schatten ihrer Fantasie zu treten, ist ihre Sache nicht – bis man ihr auf die Sprünge hilft. (nach: epd Film 8/01 und Presseheft)
„Im Zeitraffer werden die Figuren charakterisiert, nach einem Muster, das Jeunet schon im Kurzfilm FOUTAISES durchgespielt hat: Trick- und einfallsreich wird eine Liste ihrer Vorlieben und Abneigungen bebildert. (...) Amélies Vater hasst es, wenn im Schwimmbad die Badehose an den Beinen klebt, und liebt es, in seinem Werkzeugkasten peinlichste Ordnung zu halten. Amélies Mutter liebt die Kostüme der Eiskunstläufer und hasst es, wenn die Haut in der Badewanne schrumpelig wird. (...) Jeunets Film ist ein Meisterstück poetisierender Rhetorik, rasant wie eine Karussellfahrt, süß wie Zuckerwatte, bunt wie eine Postkarte. Ein Vergnügen, dem man sich nicht entziehen mag, das aber nicht vergessen lassen sollte, dass im Herzen von Jeunets Rhetorik die Mechanik des Auflistens und des kauzigen Einfalls sitzt.” (epd Film 8/01)
„Audrey Tautou ist wahrscheinlich die strahlendste Erscheinung, die seit Juliette Binoche im französischen Kino gelandet ist.” (Süddeutsche Zeitung)

Frankreich 2001; Regie: Jean-Pierre Jeunet; Buch: Guillaume Laurant, Jean-Pierre Jeunet; Kamera: Bruno Delbonnel; Musik: Yann Tiersen; DarstellerInnen: Audrey Tautou (Amélie), Mathieu Kassovitz (Nino), Rufus (Raphael Poulain), Lorella Cravotta (Amandine Fouet), Claire Maurier (Suzanne) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; Dolby SRD; 120min; französische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


Do 28.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

Alfred Dorfer: „MIX. Das Beste aus 4 Programmen” – LIVE!

Kabarett


Samt GUNKL & DIE BÖSEN



filmstill
filmplakat

Fr 29.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

BLACK CAT, WHITE CAT

SCHWARZE KATZE, WEISSER KATER

R: Emir Kusturica / OmU


Nie wieder wollte er einen Spielfilm drehen, doch dann besann sich der von der Kritikerschelte an seinem letzten Film UNDERGROUND entnervte Regisseur Emir Kusturica eines besseren: Aus einem Dokumentarfilmprojekt über das Leben von Zigeunern wurde SCHWARZE KATZE, WEISSER KATER, eine übermütige, an den Ufern der Donau angesiedelte Burleske und ein farbenprächtiges, von Thierry Arbogast (DAS FÜNFTE ELEMENT) mit wunderschönem Licht fotografiertes Fest der Lebensfreude. Der Film knüpft an Kusturicas TIME OF THE GYPSIES an und verbindet traditionelle Slapstick- und Screwball-Elemente mit der Western-Ästethik eines Sergio Leone. Das Ergebnis ist eine turbulente, mitunter schwarze Komödie aus dem „Wilden Osten“, eine von faszinierenden Typen (statt Stereotypen) bevölkerte Hommage an das alte Hollywood-Kino (CASABLANCA) und ein virtuoser Film über die Leichtigkeit des Seins, angesiedelt in einem nicht allzu fernen Armenhaus Europas, wo alle Welt mit D-Mark bezahlt und das Recht des Stärkeren gilt.
Emir Kusturica: „Ich hatte das Bedürfnis, einen Film zu machen, der therapeutisch wirken und nicht etwas beschwören sollte, was verlorengegangen ist. (...) Nach UNDERGROUND brauchte ich eine Pause, auch vom Bürgerkrieg. Der beste Ort, um sich auszuruhen und sich zu finden, ist für mich die Welt der Zigeuner. Ihr Respekt vor den Zyklen der Natur, ihre Mystik und Spiritualität, die ihnen erlaubt, eine viel undramatischere Linie zwischen Leben und Tod zu ziehen als wir in unseren durchtechnologisierten Kulturen, das alles ist mir ein befreiendes Exil geworden.“

Deutschland/Frankreich/Jugoslawien 1998; Regie: Emir Kusturica; Buch: Gordan Mihic; Kamera: Thierry Arbogast; Musik: Nelle Karajlic, Vogislav Aralica, Dejan Sparavalo; DarstellerInnen: Bajram Severdzan (Matko), Srdan Todorovic (Dadan), Branka Katic (Ida), Forijan Ajdini (Zare), Ljubica Adzovic (Sujka), Zabit Memedov (Zarije), u.a.; (35mm; Farbe; 130min; ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


filmstill
filmplakat

Sa 30.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

GOSFORD PARK

R: Robert Altman / OmU


Wir schreiben das Jahr 1932 in England. Der neureiche Widerling mit angeheiratetem Titel Sir William McCordle (Michael Gambon) und seine gelangweilte Gattin Lady Sylvia (Kristin Scott Thomas) haben zu einem Jagdwochenende auf ihrem Landsitz geladen. Mit von der Partie sind Aristokraten aus der näheren Verwandtschaft, die mit ihren Bediensteten anreisen. Filmstar-Cousin Ivor Novello (Jeremy Northam) ist ebenfalls vor Ort und hat Gäste aus Hollywood mitgebracht, die die schichtspezifischen Gepflogenheiten aufwühlen. Die Jagdgäste kommen an, dinieren, parlieren, gehen zur Jagd, dinieren und parlieren wieder und reisen ab. Dazwischen, von Altmans Regie fast zur Beiläufigkeit tiefgekühlt, geschieht ein Mord, der die Polizei auf den Plan ruft, doch auch deren Ermittlungen schlagen kaum nennenswert Wellen im Geplätscher von Salon-Smalltalk und Küchengeflüster.
Mit der Murder-Mystery geht Altman spielerisch um, lässt mit dem Inspektor einen unfähigen, aber witzigen Ermittler mit Monsieur-Hulot-Habitus auftreten, der – solidarisch mit Altman – an der Überführung des Täters nicht sonderlich interessiert ist. Was den 76-jährigen Regiealtmeister wirklich interessiert sind die verborgenen Parallelen zwischen Ober- und Unterschicht, die er mit sezierendem Blick und hintergründiger Ironie aufdeckt. Da sehen wir, wie das Personal den Herrschaften die Tafel deckt und sogar die Position von Geschirr und Besteck an jedem Platz penibelst nachgemessen wird, werden Zeugen, wie die Gäste mit versteckten Rangeleien um die besten Plätze buhlen – und finden am Mittagstisch der Dienstboten beinahe die gleichen hierarchischen Rituale wieder. Hinter der Maskerade wird deutlich, dass die einstige soziale Trennungswand nicht nur sexuell längst eine poröse Membran geworden ist. Das Personal ist die Adresse für Privates und Intimes, ihm gegenüber öffnen sich Ladies und Lords, während sie untereinander verbales Gift versprühen und das Gesicht zu wahren versuchen. Finanziell mag „unten” von „oben” abhängig sein, emotional und in der Bewältigung des Lebens aber ist „oben” von „unten” abhängig. (nach: Blickpunkt Film; Andrea Bleuler; Ulf Frimmo)
Robert Altman: „Wir haben uns eine sehr verkrustete Gesellschaft ausgesucht, aber gerade das ist ja so spannend, denn wenn dort etwas aufreißt, gehen die Risse sehr tief.”
„Einmal mehr zeigt sich Altman als Meister seiner Zunft, wenn es darum geht, eine schier unüberschaubare Schar von Figuren und Handlungssträngen souverän zu führen. Jede von ihnen hat ausreichend Spielraum, sich zu einem nachvollziehbaren Charakter zu entwickeln. Eine Regieleistung, die umso höher zu bewerten ist, da die Dreharbeiten beinahe ‚Dogma’-artig unkonventionell waren: Chefkameramann Andrew Dunn ließ ständig zwei Kameras laufen, ohne dass die Darsteller wussten, ob und bei welcher davon sie gerade im Bild waren. Statt auf ein Zeichen hin ihre Rolle in einer bestimmten Szene zu spielen, mussten sie ständig diese Figur sein – was wesentlich zur Dynamik des Films beiträgt.” (Ulf Frimmo)

Großbritannien/USA/Deutschland 2001; Regie: Robert Altman; Buch: Julian Fellowes; Kamera: Andrew Dunn; Musik: Patrick Doyle; DarstellerInnen: Michael Gambon (Sir William McCordle), Kristin Scott Thomas (Lady Sylvia McCordle), Eileen Atkins (Mrs. Croft), Bob Balaban (Morris Weissman), Alan Bates (Jennings), Stephen Fry (Inspektor Thompson), Derek Jacobi (Probert), Helen Mirren (Mrs. Wilson), Ron Webster (Constable Dexter) u.a.; (35mm; Farbe; 137min; englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


filmstill
filmplakat

So 31.08.2003 Open Air Kino im Zeughaus

ZORBA THE GREEK

ALEXIS SORBAS

R: Michael Cacoyannis / OmU


Basil hat auf Kreta ein Stück Land mit einem verlassenen Braunkohlebergwerk geerbt, mit dem er nun sein Glück versuchen will. Bei der Anreise trifft er auf Sorbas, der ihm Hilfe anbietet bei seiner Unternehmung. Doch das Bergwerk ist nicht mehr abbaufähig, ebenso schlägt der Versuch, eine Seilbahn zur Förderung von Baumstämmen zu errichten, fehl. Statt darüber zu trauern, lehrt Sorbas Basil „seinen”“ Tanz, den Sirtaki.
Ursprünglich tanzten den Sirtaki die Metzger von Byzanz. Dieser Tanz gewann in der Schlusssequenz von ZORBA THE GREEK dramatische Symbolkraft. Auch heute noch atmet die vom Klang der Buzuki geprägte „Alexis-Sorbas”-Musik die Frische der Authentizität.

USA/GR 1964; Regie & Buch: Michael Cacoyannis, nach der Romanvorlage „The Life and Times of Alexis Zorba” von Nikos Kazantzakis; Kamera: Walter Lassally; Musik: Mikis Theodorakis; DarstellerInnen: Anthony Quinn (Alexis Zorba), Alan Bates (Basil), Irene Papas (Witwe) u.a.; (DCP; 1:1,66; Schwarzweiß; Mono; 142min; englische ORGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


 

 

filme des open air kino im zeughaus   2003  


2021 |
2020 | 2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | 2014 | 2013 | 2012 | 2011
2010 | 2009 | 2008 | 2007 | 2006 | 2005 | 2004 | 2003 | 2002 | 2001
2000 | 1999 | 1998 | 1997 | 1996 | 1995


OA Archiv



Open Air Kino im Zeughaus

31. Juli bis 31. August 2003








Bei jedem Wetter!