Filmklassikerabend zur „Münchner Gruppe” Mit einer Einführung durch Frank Göhre und Torsten Stegmann
Die „Münchener Gruppe” war Mitte der 1960er-Jahre ein Zusammenschluss von FilmemacherInnen (Eckhart Schmidt, Roger Fritz, Martin Müller, Maran Gosov, May Spils) gegen die verstaubte Konvention. Sie orientierte sich bspw. an der französischen Nouvelle Vague (Godard, Truffaut, Rivette) und produzierte zuerst kollektiv ihre ersten Kurzfilme. In diesem Abendprogramm sind der neue Film ZEIGEN WAS MAN LIEBT von Torsten Stegmann, Frank Göhre und Borwin Richter, der Schwabinger Film ZUR SACHE SCHÄTZCHEN von May Spils, sowie zwei Kurzfilme der Regisseurin aus den Jahren 1966/67, MANÖVER und DAS PORTRAIT. May Spils ist übrigens die erste Frau der Nachkriegsgeneration, die Regie führte.
ZEIGEN WAS MAN LIEBT
Filmemachen, leidenschaftlich, mit vollem Risiko: Die „Münchener Gruppe” machte sich in den Siebzigern daran, das deutsche Kino zu revolutionieren, mit wenig Budget und viel Experimentiergeist. Das „Bungalow” neben dem Kino „Türkendolch” war eins der Schwabinger Treffpunkte dieser Gruppe, die sich vom Geist der Nouvelle Vague und dem US-Kino inspirieren ließ. Iris Berben, Star der Münchner Filmer, nimmt in diesem Dokumentarfilm mit auf die Zeitreise – ein wilder Trip, gespickt mit Kurzfilmausschnitten und Interviews mit den Gallionsfiguren einer Kino-Ära, die bis heute nachwirkt.
D 2016; Regie: Frank Göhre, Borwin Richter & Torsten Stegmann; Drehbuch: Frank Göhre (Konzept), Torsten Stegmann (Konzept), Borwin Richter (Konzept); Kamera: Roland Bertram; Schnitt: Elmar Podlasly; Ton: Giuseppe Gagliano; Mit: Iris Berben, Dominik Graf, Klaus Lemke, Werner Enke, May Spils, Rudolf Thome; (DCP; Farbe; 84min).
DAS PORTRAIT
Vom Scheitern eines künstlerischen Schöpfungsaktes: Trotz kunstgeschichtlicher Instruktionen aus dem Off scheitert eine junge Frau daran, ihr Selbstporträt zu malen. Gleichwohl reiht sie sich in eine Phalanx weiblicher Ikonen ein – von Mona Lisa bis Brigitte Bardot.
BRD 1966; Regie: May Spils; Drehbuch: Werner Enke, Joachim Wedegärtner, May Spils; Kamera: Gerhard Fromm, Peter Rohe; Schnitt: Jutta Brandstaedter; DarstellerInnen: Werner Enke, May Spils; (DCP – von 35mm übertragen; Schwarzweiß; 10min).
MANÖVER
Montagmorgen, 7 Uhr – sicherheitshalber klingeln gleich drei Wecker hintereinander. Trotzdem wird der junge Mann (Werner Enke) erst wach, nachdem die junge Frau (May Spils) den Briefträger bittet, ihm einen Boxhieb zu verpassen. Während sie ihm weitere Anpassungsgesten abverlangt, zeigt der Langschläfer Leistungsbereitschaft nur in der Badewanne: bei der „Weltmeisterschaft im Grimassenschneiden” und bei ihrer Umfunktionierung zu einer Schwimmbadbahn.
BRD 1967; Regie & Drehbuch: May Spils; Kamera: Hubs Hagen; Schnitt: Jutta Brandstaedter; DarstellerInnen: Werner Enke, Henry van Lyck, May Spils; (DCP – von 35mm übertragen; Schwarzweiß; 10min).
ZUR SACHE SCHÄTZCHEN
Martin lebt mit seinem Freund Henry in Schwabing gelangweilt, aber munter in den Tag hinein. Neuer Schwung kommt in ihren Alltag, als sie Barbara begegnen und Martin ganz nebenbei beträchtlichen Ärger mit der Polizei bekommt. Sein enormes Desinteresse an der Aufklärung eines Einbruchs macht ihn für die Ordnungshüter schwer verdächtig. Es folgen Martins anarchistisch verschlafene Lebensweisheiten, die Annäherung an Barbara, eine Verhaftung, ein Striptease auf der Amtsstube und gehörige Verwirrung seitens der Staatsgewalt. Am Ende zückt der Beamte „in Notwehr” seine Dienstwaffe.
BRD 1968; Regie: May Spils; Script: Halinka Drumm; Drehbuch: May Spils, Rüdiger Leberecht, Werner Enke; Kamera: Klaus König; Schnitt: Ulrike Froehner; Ton: Clemens Brendel, Horst Weiser; Musik: Kristian Schultze; Gesang: Kerry & Kaye; DarstellerInnen: Werner Enke (Martin), Uschi Glas (Barbara), Henry van Lyck (Henry van Busch), Rainer Basedow (Wachhabender), Inge Marschall (Anita), Helmut Brasch (Viktor Block), Joachim Schneider (Wachtmeister), Fritz Schuster (Bettler), Johannes Buzalski (Voyeur), Horst Pasderski (Filmproduzent), Edith Volkmann (Hausmeisterin), Martin Lüttge (Dichter im Fahrstuhl), Erwin Dietzel (Zoo-Wärter), Li Bonk (Bonks Sekretärin) u.a.; (35mm; Schwarzweiß; 80min).
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