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FUOCOAMMARE

R: Gianfranco Rosi

Gianfranco Rosi ist nach Lampedusa gefahren, um einen zehnminütigen Kurzfilm zu drehen, entstanden ist ein Film, der 108 Minuten dauert und dafür hat er sich fast ein Jahr Zeit gelassen. Rosi erzählte schon Geschichten am Rande der römischen Autobahnumfahrung in seinem mit dem „Goldenen Löwen” in Venedig ausgezeichneten Film SACRO GRA (2013). In FUOCOAMMARE erzählt er Geschichten von Menschen, die am Rande der gestrandeten Flüchtlinge auf der Mittel­meerinsel Lampedusa leben. Es sind Fischer, die auch vom Wetter abhängig ihren kargen Alltag verdienen müssen. Sie haben nicht viel zu tun mit den Flüchtlingen. Wie überall trennen die Behörden behutsam Menschen, die nicht zusammengehören. Das größte Problem ist die Kommunikation. Selbst der Arzt braucht Übersetzer um mit den fremden Patienten sprechen zu können. Rosi verzichtet auf jeglichen Kommen­tar und erzählt seine Geschichte über Lampedusa aus der Sicht des 12-jährigen Fischerbuben Samuele. Seine Wege kreuzen sich mit denen der Flüchtlinge nur einmal im Hafen als er beim Rudern zwischen zwei Rettungsboote gerät und selbst gerettet werden muss. Ansonsten lässt der Regisseur den Buben herumstrolchen und beobachtet ihn bei Kriegsspielen. Da wird der Dokumentarfilm zum Spielfilm. Draußen die Kriegsschiffe, deren Besatzungsmitglieder große Unfähigkeit beweisen beim Retten der noch nicht Gestrandeten. Ein Hilferuf via Funk wird Englisch beantwortet, was die gerade Ken­tern­den nicht verstehen. Rosi schockt mit Bildern von Sterbenden. Die An­kom­menden auf der „Insel der Hoff­nung” sind nicht in der Lage ihre Geschichten zu erzählen und es ist eben kein Film über deren Geschichten, sondern ein Film über jene, für die der Flüchtlingsstrom zur Normalität geworden ist. In dieser Zeit, in der uns die Beschneidung der eigenen Freiheit mehr belastet als die Not von Menschen, die alle Gefahren auf sich nehmen, um einem unhaltbaren Zustand zu entkommen, ist dieser Film Seismo­graph für das Zusammenleben. Rosi umschifft Binsenweisheiten, wie jene dass unsere Politik Schuld an der Katastrophe sei. Regisseur Rosi bezeichnet das aktuelle Flüchtlings­drama als größte Tragödie seit dem Holocaust. Darauf verweist auch der Titelsong des Films, der sich auf den 2. Weltkrieg bezieht. Tante Maria bestellt beim Moderator des lokalen Radios Peppino „Fuoco­ammare” um Gott zu besänftigen, dass er schönes Wetter schicke.
Rosi taucht die Insel in dumpfes Licht, eigentlich gibt es kein Licht im Film, außer dass manchmal ein Scheinwerfer den Blick eines Flücht­lings bestrahlt. Inzwischen bekämpft Samuele mit einer Stein­schleuder die Kriegsschiffe, ein Kampf David gegen Goliath und inzwischen scheitern viele Davids am Monster Meer. All denen widmet Rosi seinen Film. (Helmut Groschup in Dolomiten, 26.2.2016)
- Berlinale 2016: Goldener Bär

Italien/Frankreich 2016; Regie, Buch, Kamera: Gianfranco Rosi; Schnitt: Jaco­po Quadri; Musik: Stefano Grosso; DarstellerInnen/Mitwirkende: Samuele Pu­cil­lo, Mattias Cucina, Samuele Caruana, Pietro Bartolo, Giuseppe Fragapane, Maria Signorello, Francesco Paterna, Francesco Mannino, Maria Costa u.a.; (DCP; 1:1,85; Farbe; 108min; ialienisch-englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


  
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