A BIGGER SPLASHR: Luca Guadagnino Es könnte alles so schön sein. Endlich Urlaub auf einer kleinen italienischen Insel vor Lampedusa, endlich keine Auftritte und keinen Stress mehr, endlich clean und nicht im Drogenrausch: Rockstar Marianne und ihr Freund, der Dokumentarfilmer Paul, wollen nur ihre Ruhe haben. Marianne muss sich ohnehin schonen; die Tour hat ihre Stimme kaputt gemacht, sie darf auf keinen Fall sprechen, sonst ist ihre Karriere vorüber.
Doch dann kommt ein Anruf. Es ist Harry, der durchgeknallte, zugekokste Ex-Liebhaber und Ex-Manager von Marianne. Schon mit dem ersten Wort, dem ersten Schritt zerstört Harry die Ruhe und jegliches Zen-Gefühl. Er hat sich selbst eingeladen – und seine Tochter Penelope, von der bisher noch niemand etwas wusste, gleich mit. Und so pinkelt Harry erst einmal gegen einen Grabstein, zerrt die verdutzten Freunde in ein Restaurant und quartiert sich gemütlich in deren Villa ein, die er mit viel Alkohol und Essen auffüllt.
Das Setting sowie die von Manipulation, Verlangen und erotisch aufgeladener Langeweile geprägte Grundstimmung von A BIGGER SPLASH machen deutlich, was hier gespielt wird: die Adaptierung des Klassikers SWIMMING POOL aus dem Jahre 1969, damals mit Alain Delon und Romy Schneider. So wie damals lebt auch A BIGGER SPLASH vor allem von den schauspielerischen Leistungen des hochkarätigen Ensembles, von den Nuancen, die die HauptdarstellerInnen in ihren Rollen entdecken und sichtbar machen.
Doch 2016 ist nicht 1969. Und so wird Sexualität in A BIGGER SPLASH weniger repressiv inszeniert; vielmehr geht es um Anerkennung im Beruf und vor allem um die eigene finanzielle Absicherung. Und schließlich gibt es, man befindet sich immerhin vor Lampedusa, einen kleinen filmischen Moment, der das Bild der reichen und gelangweilten weißen Menschen mit jenem des Flüchtlings konterkariert. Ein Moment, der subtil politisiert und A BIGGER SPLASH eine zusätzliche Dimension gibt. (nach: film-zeit.de; programmkino.de)
Frankreich/Italien 2015; Regie: Luca Guadagnino; Buch: David Kajganich; Kamera: Yorick Le Saux; Schnitt: Walter Fasano; DarstellerInnen: Tilda Swinton (Marianne), Matthias Schoenaerts (Paul), Ralph Fiennes (Harry), Dakota Johnson (Penelope) u.a.; (DCP; 1:1,85; Farbe; 124min; englisch-italienische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).
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