HEDI SCHNEIDER STECKT FESTR: Sonja Heiss „Wir können ja einen Tag glücklich sein und dann sofort wieder unglücklich, dann nehmen wir uns nicht soviel vor.” – „Ja, ein Tag ist ja nicht so lang.”
Leicht und unbeschwert bewegt sich die junge Mutter Hedi Schneider (Laura Tonke) durchs Leben. Als sie auf dem Weg zur Arbeit im Fahrstuhl stecken bleibt, meistert sie die Situation wie vermeintlich alles in ihrem Leben: unbeschwert, verspielt. Über die Notrufanlage schäkert sie mit dem Mitarbeiter der Aufzugfirma, bestellt Burger und Pommes. Nach einem Tag im Reisebüro geht sie mit Freund Uli und Sohn Finn auf Faultierjagd im heimischen Garten.
Aus Komik wird bald Ernst, bitterer Ernst, wenn Hedi mit den Symptomen einer schweren Depression konfrontiert wird. Eine Panikattacke, bei der Hedi das Gefühl hat, einen Herzinfarkt zu bekommen, ist erst der Anfang. Es vergehen Wochen und Monate, in denen sie pflegebedürftig zu Hause bleibt, mal völlig lethargisch durch den Einfluss sedierender Tabletten, mal aufgedreht und euphorisch durch deren Kombination mit Alkohol, immer aber seltsam entrückt. „Mother’s Little Helpers” sollte der Film ursprünglich heißen, nach jenem Song der Rolling Stones, der vom Medikamenten-Missbrauch gelangweilter Hausfrauen erzählt.
Was als charmante Komödie beginnt, behält auch seinen sanft-ironischen Tonfall bei, wenn sich Hedi in ihrer Krankheit verliert. Die Betroffenheitsfalle umgeht der Film geschickt, weil es der Regisseurin gar nicht primär um die Geschichte einer Krankheit geht. Sie interessiert sich stattdessen dafür, was die Angststörung mit einer Beziehung macht, auf welche Probe sie auch den Partner stellt, was in diesem Dialog zwischen Hedi und ihrem Mann wunderbar zum Ausdruck kommt. (aus: spiegel.de) Norwegen/Deutschland 2015; Buch & Regie: Sonja Heiss; Kamera: Nikolai von Graevenitz; DarstellerInnen: Laura Tonke (Hedi Schneider), Hans Löw (Uli), Leander Nitsche (Finn), Margarita Broich (Hedis Mutter), Rosa Enskat (Psychiaterin), Urs Jucker (Therapeut),Fritz Roth (Notarzt), Simon Schwarz (Arne Lange), Jakob Bieber (Zooverkäufer), Kathleen Morgeneyer (Kollegin), Oliver Nitsche (Kollege) u.a.; (DCP; 1:2,35; Farbe; 92min).
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