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TAXI

TAXI TEHERAN

R: Jafar Panahi

Stellen wir uns vor, dass Jafar Panahi, der iranische Regisseur, der im Jahr 2010 in seiner Heimat mit einem 20-jährigen Berufsverbot belegt wurde, jetzt als Taxifahrer arbeitet. Schließlich muss man ja Geld verdienen. Er fährt also durch Teheran und sammelt Fahrgäste ein: einen Mann, der die Hinrichtung von Dieben fordert, eine Lehrerin, die dagegenhält – schließlich würden Diebe ja aus Not handeln. Ein Schwarz­händler mit einer Tasche voller verbotener Filme; ein Mann, der nach einem Motorradunfall unbedingt noch schnell sein Testa­ment ablegen will; eine Menschenrechtsanwältin, die von einer Klien­tin erzählt, die – so wie die Heldin von Panahis Film OFFSIDE – ein Fuß­ballspiel besuchen wollte.
Nie wird es langweilig im Taxi, das nacheinander zum Schauplatz eines Krimis, eines Dramas, eines Thrillers, einer Komödie wird. Der Re­­­­gisseur lehnt das Geld ab, das die Kunden ihm geben wollen, denn das Taxifahren ist natürlich nur ein Vorwand für einen Film, den Panahi trotz aller Verbote gedreht hat. Mit einer kleinen Kamera auf dem Armaturenbrett, die mal auf die Straße, mal auf die von Laiendarstellern gespielten Fahrgäste, mal auf den Fahrer gerichtet ist. Ein Film voller Widerspruchsgeist und Witz, weshalb man kaum anders kann, als an die gespitzten Bleistifte von Karikaturisten zu denken.
Ende Januar hat Panahi in einem Statement verkündet, dass ihn nichts davon abhalten könne, weiterhin Filme zu machen. Seit das Berufsverbot verhängt wurde, hat er schon drei Filme auf USB-Sticks aus dem Land geschmuggelt und in Cannes und Berlin gezeigt. Nach THIS IS NOT A FILM und CLOSED CURTAINS, die vor allem vom beklemmenden Gefühl des Hausarrests erzählten, wirkt TAXI TEHERAN wie ein vitaler und befreiender Akt des Widerstands. Und man erfährt quasi im Vorbeifahren viel über das iranische Leben, über hanebüchene Restriktionen – vor allem aber auch darüber, wie sie an jeder Stra­ßenecke unterwandert werden. Dabei wird das Auto zu einer Blase der Freiheit, in der alles möglich ist und alles ausgesprochen werden kann. (nach: sueddeutsche.de)
- Goldener Bär, Berlinale 2015

Iran 2015; Buch, Regie, Kamera, Schnitt, Ton & Mitwirkender: Jafar Panahi; (DCP – von Video übertragen; 16:9; Farbe; 82min; ORIGINALFASSUNG – in Farsi – MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).


  
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