FANG DEN HAIDERR: Nathalie Borgers Die belgische Regisseurin Nathalie Borgers hat sie für FANG DEN HAIDER fast alle vor die Kamera bekommen: Haiders Mutter, Schwester, Mentorin, Schulterklopfer, Wegbegleiter, Beißhunde, Ergebene und Verehrer. Borgers hält eine ruhige und angenehme Distanz zu ihren Protagonisten und Protagonistinnen, führt sie nicht vor, lässt sie aber auch nicht aus. Die Dokumentation enthält ein bisschen mehr Ambivalenzen als zuvor gedacht, sie ist keine Abrechnung und nicht mit dem Etikett „linker Film” abheftbar. Alte Eindrücke, Geschichten und Ahnungen werden verschärft, erweitert, anders beleuchtet.
Und richtig spannend wird FANG DEN HAIDER dann, wenn es in das Persönliche und Psychologische geht. Haiders Mutter berichtet davon, dass ihr Sohn immer Schauspieler werden wollte. Haiders Nachbarin wiederum ist tatsächlich nach wie vor überzeugt, dass Haider der einzige Politiker in Österreich war, der niemals zuerst an sich, sondern immer an seine Bürger dachte.
Die Kamera begleitet die Reporterin bei ihren Recherchen, gibt zum Teil ihren Point of View wieder, sie kommentiert dazu den Rechercheprozess im Off. Allerdings, Borgers inszeniert sich nicht im US-Stil als eine „Woman on a Mission”, welche „die Wahrheit aufdeckt”.
Beim Publikumsgespräch nach der Vorführung auf der Diagonale in Graz unterstrich Borgers den provisorischen Charakter ihrer Arbeit, sie gab bei Weitem nicht vor, den „wahren Jörg” zu kennen. Was nimmt man daraus mit? Das „System Haider” dürfte – auch wenn es noch Jahre dauern wird – aufgeklärt werden. Das „Phänomen Haider” wird wohl nie ganz aufgelöst werden. Das bleibt beunruhigend – auch wenn Regisseurin Borgers das Diagonale-Publikum mit einem „Entspannt euch, und genießt den Film!” in die Vorführung schickte. (nach: profil.at; orf.at) Österreich/Deutschland 2015; Regie & Buch: Nathalie Borgers; Kamera: Helmut Wimmer; Musik: Thierry Zaboitzeff; Schnitt: Elke Groen; Mitwirkende: Peter Westenthaler (langjähriger Weggefährte Jörg Haiders), Hubert Gorbach (ehem. FP-Minister), Gerhard Dörfler (ehem. Kärntner Landeshauptmann), Heide Schmidt (Gründerin des Liberalen Forums), Ursula Haubner (Jörg Haiders Schwester), Stefan Petzner (Jörg Haiders „Lebensmensch”), Jörg Haider (He Himself) u.a.; (DCP; 1:1,85; Farbe; 90min).
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