STALKERR: Andrej Tarkovskij Ähnlich wie in Soljaris benutzte Tarkovskij in seinem letzten in der Sowjetunion gedrehten Film eine Science-Fiction-Vorlage (die Erzählung „Picknick am Wegesrand“ von Arkadij und Boris Strugackij), um bewegende gesellschaftliche und ethische Fragen aufzuwerfen. Der Stalker, ein Abenteurer und „Missionar“, sieht seine Lebensaufgabe darin, andere Menschen in die sogenannte „Zone“, ein abgegrenztes, nach einer Katastrophe unbewohnbares Gebiet, zu führen. Eine solche Reise ist verboten und gefährlich – beides Gründe, warum die Ehefrau ihren Mann von seinem Vorhaben abbringen will. Doch der Stalker tritt ohne Rücksicht auf seine Frau und seine behinderte Tochter gemeinsam mit einem Schriftsteller und einem Wissenschaftler die Reise an. Ihr Ziel ist ein geheimnisvolles „Zimmer“, in dem die geheimsten Wünsche erfüllt werden sollen. Doch die Dreiergruppe kehrt nach Hause zurück, ohne das Zimmer betreten zu haben. Sowohl der Schriftsteller, als auch der Wissenschaftler scheitern an fehlendem Mut und Glauben. Erschöpft und völlig entmutigt kommt der Stalker zu Hause endlich zur Ruhe. Der Film endet mit der opferbereiten, aber auch lebensbejahenden Aussage seiner Frau zur Dialektik von Leiden und Glück: „Wenn es in unserem Leben keinen Kummer gäbe, wäre es nicht besser… nein, schlechter wäre es, weil es dann auch kein Glück gäbe und auch keine Hoffnung“.
STALKER ist zweifelsohne der bekannteste, am meisten besprochene und am stärksten zum Kult erhobene Film des russischen Regisseurs. In der in den Figuren angelegten symbolischen Verschränkung der Eckpfeiler der modernen Zivilisation – Religion, Kunst und Wissenschaft – sowie in der eindringlich gestalteten Vision vom Ende eines auf Industrialisierung und Militarisierung ausgelegten Fortschrittsdenkens traf der Film wie vielleicht kein anderer den Nerv der späten 1970er Jahre: die Angst vor einem Atomkrieg, die aufkommende Ökologie-Bewegung, die Kritik am Fortschrittsdenken und den postmodernen Leitgedanken vom Ende der Geschichte. Als sich wenige Jahre nach Fertigstellung des Films die Reaktorkatastrophe von Černobyl’ ereignete, erschienen die Ruinenlandschaften der „Zone“ wie eine Prophezeiung. UdSSR 1979; Regie: Andrej Tarkovskij; Drehbuch: Arkadij und Boris Strugackij, nach Motiven der Erzählung „Picknick am Wegesrand“ von Arkadij und Boris Strugackij; Kamera: Aleksandr Knjažinskij; Musik: Ėduard Artem’ev; DarstellerInnen: Aleksandr Kajdanovskij (Stalker), Alisa Frejndlich (Frau des Stalker), Anatolij Solonicyn (Schriftsteller), Nikolaj Grin’ko (Wissenschaftler), Nataša Abramova (Tochter des Stalker) (DCP – von 35mm transferiert; 1:1,37; Farbe; mono; 155min; russische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN)
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